Alt+F40: Red Solstice 2 versteht was von Panik - und Death Trash was von Fleisch
KW 26/21: Vier Augen für ein Halleluja!
Es ist so weit, ich brauche eine Brille. Der Termin beim Optiker, den ich mir machte, weil Sachen im Nahbereich einen (Vorsicht, leichte Übertreibung) sengenden Schmerz zwischen den Augen verursachten, habe ich lange aufgeschoben, jetzt ist die fachfrauische Diagnose klar:
"Knick inna Optik!" Meine ich jedenfalls gehört zu haben. Lösung: Lesebrille, die ich heute Nachmittag aussuchen und bestellen werde. Bin gespannt, was das noch so alles ändert, wenn das Nasenfahrrad erst auf dem Riecher sitzt. Ich habe mir zum Beispiel bisher immer eingebildet, den PC-Monitor bestens sehen zu können. Aber ich habe den Verdacht, es war eben das: Einbildung. Vor allem latente Kopfschmerzen nach einem langen Tag am Rechner machen mit Blick auf die Diagnose Sinn. Ich freue mich mittlerweile drauf.
Inhalt
Red Solstice 2 und ich werden keine Freunde mehr. Mein Respekt ist ihm trotzdem sicher
Puh, ich habe lang gebraucht, bis ich zu Red Solstice 2 durchgedrungen bin. Immer wieder hat es nur für kurze Sessions gereicht, die mich letztlich so überforderten, dass ich keine Lust auf die nächste Runde hatte. Ich bin nicht mal sicher, ob das Spiel so viel dafürkann, aber so richtig Freunde werden wir wohl nicht mehr.
Viel hängt damit zusammen, dass ich nur alleine spielte, oder, wenn ich schaute, keine Mitspieler fand. Das Spiel ist ein widerliches Biest auf den ersten Blick, und das meine ich nicht mal als Beleidigung. Es wirkt feindselig auf eine Art, die fasziniert und herausfordert. Man ist sich fast sicher, man müsste Red Solstice nur von der richtigen Seite anpacken, dann würde es schon was werden mit uns beiden. Das liegt sicher auch daran, dass ich mit Spielen wie Syndicate groß geworden bin und echtzeittaktische Squad-Kontrolle aus erhöhter Perspektive von vorneherein eine gewisse Anziehungskraft auf mich ausübt. Aber hier sind nicht nur die Idee und der Ablauf komplex und das Spiel tierisch schwer. Auch das Interface ist irrsinnig sperrig.
Was wir hier haben, ist eine Mischung aus besagter Syndicate-artiger Action-Strategie - nur mit mehr Gadget-Einsatz und Interaktion mit der Karte - und einer Globalebene Marke XCOM, die immer neue Story- und Nebeneinsätze generiert. Die Missionstypen sind ein wenig wiederholungsanfällig, die prozeduralen Städte immer etwas zu ähnlich und die Art Direction ohne klar erkennbaren Stil. Doch das grundlegende Spielprinzip macht durchaus Laune, wenn man erst mal drin ist und den Stresslevel vertragen kann. Denn das kann Red Solstice 2 wirklich: Die Panik erzeugen, die ein Trupp Space-Marines empfinden muss, wenn hinter jeder Ecke der nächste schier endlose Schwarm Mutantenmonster warten könnte.
Hier lebt auch die teils verklausuliert wirkende Steuerung auf: Lasst ihr euren Kämpfer automatisch per Overwatch-Funktion schießen, damit ihr euch auf die Bewegung per Click-to-walk, Gadget-, Skill- und Sekundärwaffeneinsatz konzentrieren könnt? Oder zielt ihr manuell (in zwei verschiedenen Modi nur grob in die Richtung oder über den Lauf) für mehr Schaden und höhere Feuerrate? Es ist kompliziert, wenngleich trotzdem irgendwie gut und durchdacht. Dazu kommt neben dem übergeordneten Fortschritt durch Verbesserung eures Executors und eurer Soldaten ein MOBA-artiges Progressionssystem, mit dem ihr innerhalb der Missionen Dinge wie Crit-Rate, Heil-Effekte und eure ausgerüsteten Fähigkeiten steigert.
Alles das fällt an, während ihr auf der Karte nach Haupt- und Sekundärmissionen Ausschau haltet - teils unter Zeitdruck - und euch gleichzeitig dynamisch generierter Alien-Schwärme und wachsender Biokontamination mit allen möglichen Mitteln erwehrt, die oft genug nicht in euer Inventar passen. Es ist ... eine Menge. Ein Spiel, das alle Regler permanent auf elf dreht und bei dem ich mich - um bei der Aliens-Metapher zu bleiben - öfter wie Carter Burke fühlte anstatt wie eine Vasquez. (Nur eben ohne den Drang, meine Mitmenschen mit Alien-Parasiten zu infizieren.)
Ich kann mir gut vorstellen, dass Red Solstice 2 das Zeug zum Liebhabertitel hat, vor allem, wenn man es mit Freunden zu acht spielt - und es ein wenig ausgereifter ist. Aktuell plagen noch diverse Bugs das Spiel und die Art, wie die Progression im Multiplayer geregelt ist, ist für viele nicht vollständig zufriedenstellend. Zum Glück scheint Entwickler Ironward wirklich fleißig und reicht reichlich Patches nach. Ich muss schon sagen, eine Karte nach einer kompromisslosen Vernichtungsschlacht mit einer Atombombe zu "desinfizieren", dürfte einer der imposanteren Momente meines Spielejahres sein...
Ach, Red Solstice 2, ich weiß, wir sind nicht gut gestartet. Aber ich glaube, ich bin mit dir noch nicht fertig!
Weitere Notizen - KW 26/21
Text(e) in Arbeit: Da Martin heute ... indisponiert ist, schon mal von mir an seiner Stelle die Ankündigung seines baldigen Ender-Lilies-Tests. Da kommt was Großes auf euch zu, soll ich euch sagen. Von mir wird's unterdessen in Bälde Neues von Eldest Souls zu lesen geben. Und dann stehen noch meine Einlassungen zu Clap Hanz Golf auf dem Programm, das mich aktuell gut davon ablenkt, dass ich bei der Mustervergabe zu Mario Golf leer ausgegangen ist. Ich schreibe bald was dazu. Versprochen. Aber dazu müsste ich mal aufhören, zu spielen.
Musiktipp der Woche: Oceansize - Catalyst Die Band, die meinen Musikgeschmack in meiner Studienzeit maßgeblich geprägt hat und die ich heute immer noch wahnsinnig gut hören kann. Dicker Shoegaze-Prog aus Manchester mit drei Gitarren. Tolle Spannungskurven zwischen zärtlich-verträumten Melodien und brutaler Eskalation auf häufig Acht- bis Zwölf-Minuten-Songs. Hier mal mit der kompakteren Nummer, die mich damals umgepustet hat, als ich sie das erste Mal bei Charlotte Roches Fast Forward hörte. Unfassbare Live-Band auch, die es leider nicht mehr gibt, weil wohl einer in der Band das mit dem Rockstar-Dasein zu genau nahm. Malt schöne Bilder im Kopf, den man dazu auch gerne schütteln darf.
Höhepunkt der Woche: Heute in Bremen spontan einen Termin für Kreuzimpfung mit Biontech nach Astra Erstimpfung bekommen. Morgen gibt's den zweiten Pieks, was insofern toll ist, als dass ich früher fertig bin: Auf Astra hätte ich noch bis Ende August warten müssen. Jetzt bin ich Mitte Juli schon durchgeimpft und kann mich Anfang August an die Küste verziehen.
Ach, und die Demo zu Death Trash hätte ich wegen des dusseligen Namens beinahe nicht angefasst, bin jetzt aber sehr froh, dass ich mich doch durchgerungen habe und dann ein erstaunlich cleveres Action-RPG mit ruppiger, aber in meinen Augen wunderschön handgezeichneter Endzeit-Pixelgrafik. Spielt sich in positivem Sinne "alt", in der Hinsicht, als dass es ziemlich knifflig ist, von A nach B zu laufen, ohne zu sterben. Die Welt ist im Grunde Fallout, wenn statt der Atombombe ein lebendig gewordenes Meat-Patty von der Größe unseres Mondes mit der Erde kollidiert wäre. Die Menschen fristen seither - "behütet" von Robotern - ihr Dasein in unterirdischen Kolonien. Aus einer davon werdet ihr zu Beginn verbannt. Ekliger, fesselnder Kram, zu dem ihr euch am besten die Demo auf Steam anschaut!
Mittelpunkt (?!) der Woche: Die Aussicht, dass Nintendo weitere Minikonsolen machen will, bringt mich in eine Zwickmühle. Wir wissen alle, dass ich mir das nächste Ding kaufen werde, das da des Weges kommt. Die Dinger sehen einfach zu niedlich aus und geben einfach einen wahnsinnig guten Nostalgie-Kick. Gleichzeitig ist jetzt schon ausgemachte Sache, dass ich dann auf einem Haufen N64-Spiele sitzen werde, die kein menschliches Auge mehr angucken kann (oder gibt's dafür auch eine Brille?). Brauchen wir noch mehr Geräte in unserem Leben? Ich bin nicht sicher. Wo ich aber sicher bin: Wir brauchen definitiv mehr Games in Nintendo Switch Online. Da waren die letzten Neuzugänge an SNES-Spielen nicht gerade die Crème de la Crème.
Tiefpunkt der Woche: Abgesehen davon, dass Bill Cosby aus dem Knast ist und Britney weiter kein mündiger Mensch ist, war es keine allzu schlechte Woche. Einmal länger als 5:00 Uhr schlafen wäre mal wieder schön. Aber mit den Kindern ist ja "alles nur 'ne Phase".