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Alt+F40: Warum Project Zomboid das beste Zombie-Spiel aller Zeiten ist – und das Steam Deck und ich gute Freunde werden

Folge 57 – Hilfe! Ich werde immer noch alt.

Hallo zusammen! Wie waren eure Wochen so? Meine waren dominiert von den üblichen Zipperlein eines 44-jährigen: Dauererkältet, belegte Stimme und der Klassiker: einmal schief gelegen, fünf Tage einen steckenden Schmerz zwischen Schulterblatt und Wirbelsäule. Der Kleine teilt mein Bett nur ungern mit mir, weshalb ich mit den 40cm Matratze auskommen muss, die er mir gönnt. Was soll ich sagen? Der Schwund ist real. Gestern als Gegenmaßnahme schwimmen gewesen mit dem Großen, der sich im Wasser erstaunlich lernresistent gibt, weil er – wie so oft – ein bisschen ängstlich ist, ihm Selbstvertrauen fehlt, das es leider nicht mal eben in Tüten zu kaufen gibt.

Ich denke, auch das ist eine Folge der Covid-Zeit: Man hat Aktivitäten und Kontakte runtergefahren, bis man mit allem wieder normal umgeht, dauert es ein Weilchen. Es wird schon werden. Was nicht wird, ist mein Rücken. Dem hat die Bewegung im Wasser gestern offenkundig gar nicht gutgetan. In diesem Sinne: Diese Kolumne wird ihnen präsentiert von Thermacare… Nur Spaß, wir werden natürlich nicht gesponsort (hey Thermacare, ihr wisst, wie ihr mich findet!).

Inhalt – Alt+F40, Folge 57


Project Zomboid ist genial, weil es seine Monster nicht zu Kanonenfutter degradiert

Ich glaube, ich habe noch nie ein Spiel wie Project Zomboid gespielt. Mehr noch als DayZ scheint es diesem ewigen Early-Access-Titel, der trotzdem wahnsinnig ausgereift wirkt, komplett egal, ob es euch Spaß macht, sich wieder und wieder von den Zombies fressen zu lassen. Es ist die wohl akkurateste Version dessen, was in einer echten Zombieapokalypse passieren würde: Ein hoffnungsloses Survival-Spiel, das schon zu Beginn die Karten auf den Tisch legt, als es euch mit der Zeile “This is how you die” in das Spiel entlässt.

Alles schön und gut. Aber was ist hinter euch los?

All die Videospielerfahrung versagt, sobald ein unaufhaltbarer Blob an Untoten von allen Seiten auf euch zu humpelt – Gewissheit, das Ding schon irgendwie zu schaukeln, schlägt schon nach den ersten Metern der ersten Anläufe in schöner Regelmäßigkeit in Panik um. Und was für eine Panik es ist! Denn in einem der größten Geniestreiche seht ihr trotz Draufsicht nur die Gegner, die eure Spielfigur auch sehen kann. Alles, was hinter dem Überlebenden passiert, der das große Pech hatte, an euch Anfänger zu geraten, wird einfach nicht abgebildet. Bis ihr euren Avatar umdreht. Das Resultat ist ein Spiel, in dem man von stetem Verfolgungswahn gepackt, unentwegt den Kopf kreisen lässt und sich kaum traut, stehenzubleiben.

Dann wiederum: Rennen ist auch keine Option, denn diese Sichtkegel-Regelung bedeutet natürlich auch, dass ihr auf einer kopflosen Flucht oft genug mehr neue Verfolger anlockt, die in toten Winkeln eines Hindernisses standen, das ihr fliehend passiert habt, als ihr abschüttelt. Die ersten Versuche sind wirklich unfassbar zermürbende, vor Angst fast lähmende Erlebnisse. Nicht zuletzt auch, weil Project Zomboid wirklich jeden Aspekt seiner untergegangenen Scheinrealität durchsimuliert.

Nach so einer Situation ist man trotzdem fast immer am Allerwertesten.

Ihr wollt in ein Haus einsteigen? Zertrümmert doch das Fenster! Und viel Glück, dass ihr euch beim Reinklettern nicht schneidet, eine Bandage improvisieren und beten müsst, dass sich die Verletzung sich nicht infiziert. Euer Charakter kann je nach Zustand beim Rennen sogar auf die Nase fallen. Ich habe selten ein Videospiel das Konzept “blöder Zufall” so gut ins Gameplay integrieren sehen, sein Regelwerk ist einfach auf so vieles eingestellt, dass es eine Freude ist, sich davon überraschen zu lassen – wenngleich oft genug zum fatalen Nachteil eures virtuellen Stellvertreters.

Manchmal spielt die verblüffende Logik des Spiels aber auch für euch. Ihr könnt Zombies umschubsen – und wenn ihr euren Avatar dann darauf parkt, kommt der auch nicht wieder auf die Beine. Und bevor ihr ein Haus lootet: Schonmal daran gedacht, die Vorhänge zuzuziehen, damit euch von außen kein vorbeistolpernder Gammelpeter sehen kann? Alles in allem rückt Project Zomboid bestens den Irrtum zurecht, dass Videospieler besser auf das Ende der Welt vorbereitet seien als der Rest der “Normalos”. Das weiß ich jetzt. Dann wiederum: Vielleicht stimmt es ja, nachdem ich ein paar Dutzend Stunden mehr Project Zomboid gespielt habe…

Gerade im Herbst ärgerlich: Da will man mal ein wenig Laub harken, da kommen auch schon die nervigen Nachbarn an den Zaun...

Das Wichtigste der Woche KW 44 – Alex Edition

In der Rotation: Nun, Symphony of War wäre wohl der größte Kandidat, den ich privat vor der Brust habe und zu dem ich auch noch etwas schreiben möchte, denn für Taktik dieser Sorte bin ich ein leichtes Opfer. Allerdings muss ich zuerst noch Tactics Ogre Reborn für den Test nächste Woche zocken. Bei der PC-Version von Sackboy warte ich gerade noch auf einen Patch, denn das läuft gerade nicht so rund. In Sachen Serien bin ich gerade mit The Bear auf Disney Plus durch, das mir wahnsinnig gut gefallen hat, mich aber auch wahnsinnig stresste.

So hübsch wie hier ist Symphony of War nicht immer. Im Gegenteil. Trotzdem ein tolles Spiel.

Musiktipp der Woche: Mal kein Musiktipp, aber ein Podcast-Tipp von mir wäre Knowledge Fight, zwei Typen, die sich mit Alex Jones befassen und sich in Form von gut recherchierten Kommentaren und Faktenchecks an dessen Äußerungen klemmen. Das ist zwar manchmal deprimierend, wenn man sich vor Augen hält, dass eine nicht gerade kleine Gruppe Menschen denkt, dieser dauerlügende und jüngst zu knapp einer Milliarde Schadensersatz verdonnerte Verschwörungstheoretiker läge oft genug richtig. Die meiste Zeit aber ist es verdammt lustig, wie Jordan Holmes und Dan Friesen seine Argumentations- und Denkweise zerlegen. Außerdem ist die Titelmelodie der Knüller. Hier ist sie – huch, jetzt ist es ja doch noch ein Musiktipp geworden.


Höhepunkt der Woche: Das ist seit zwei Wochen nun schon das Steam Deck – hatte ich erwähnt, dass ich eines bestellt hatte? – und obwohl ich aktuell noch mehr damit beschäftigt bin, mich zurechtzufinden, die Bibliothek zu sortieren und Sachen runterzuladen, als mit dem eigentlichen Spielen, ist mir jetzt schon eine Sache klar: Dieses Gerät und ich werden sehr, sehr gute Freunde werden.

Meins!

Es erinnert mich an meinen Erstkontakt mit SEGAs Nomad, jenen Handheld-Mega-Drive, der nur in den USA herauskam und den sich sowieso niemand leisten konnte, den man kannte. Das hat schon etwas Magisches, “vollwertige” Heimkonsolen beziehungsweise PC-Spiele auf einem tragbaren Spielegerät laufen zu sehen. Und nein, so ganz erzeugt die Switch nicht mehr denselben Effekt. Es ist etwas komplett anderes, wenn ein Resident Evil 3 Remake (obwohl angeblich nicht unterstützt) mit 60FPS über den Screen flutscht.

Vor allem das blitzschnelle Konfigurieren der flexiblen Steuerungsmöglichkeiten macht das unterwegs Zocken zu einem komfortablen Traum. Wenn man sein Preset erst einmal gefunden hat. Cool, dass das Steam Deck alle Anpassungen am Steuerungs-Layout – mit Gyro oder ohne und welche Tasten man auf die vier hinteren Buttons legen will – auf Spiel-für-Spiel-Basis speichert. Ich würde sagen, Valve hat das allermeiste richtig gemacht und wenn ich mich erst einmal ein wenig reingefuchst habe, dürfte es auch ein Leichtes sein, meine alte PS2-Sammlung hierauf zu digitalisieren. Denn es kann eigentlich nicht sein, dass ich Shin Megami Tensei Digital Devil Saga 2 schon seit 15 Jahren nicht mehr gespielt habe.

Problemlos gehaltene 60FPS bisher, dazu Gyro-Aiming. Sieht in Bewegung wirklich toll aus.

Einzig mit den Trackpads werde ich für mausbasierte Spiele wohl nicht so ganz warmwerden. Das ist einfach zu klein. Zumindest sehe ich es gerade so. Nun denn, letzten Endes spiele ich sowieso meistens rundenbasierte Strategie. So schlimm wird es schon nicht werden.


Mittelpunkt (!?) der Woche: Dank Steam Deck habe ich auch Elden Ring nach einer Weile des Herummäanderns in dieser hübschen Welt noch einmal von vorn angefangen. Aber ich fürchte, ich bin endgültig davon abgeprallt, was mich irgendwie traurig stimmt. Ich bin nicht ganz sicher, woran es liegt, aber es bekommt mich einfach nicht zu packen. Hat sicher auch mit der großen Offenheit zu tun – und damit, dass ich aktuell nicht in der Stimmung bin, mir von einem Spiel ständig den Hintern versohlen zu lassen. Ich werde darüber hinwegkommen, schätze ich.

So, und jetzt noch mal zurück, um die Gegenstände aufzuheben, die ich liegen ließ, um Munition mitzunehmen... Ansonsten ist Signalis aber ziemlich Klasse.

Und dann ist da noch Signalis, das mir zwar einige Freude bereitet, mich aber mit seiner Inventar-Beschränkung auf sechs Gegenstände ärgert. Ich weiß, was sie damit erreichen wollten, aber ich fühle mich trotzdem gegängelt. Die Gameplay-Überlegungen, die diese Limitation anstößt, waren die Mühen nicht wert, die sie nach sich ziehen. Vor allem nicht für jemanden wie mich, dessen freie Gaming-Zeit sich in immer engeren Grenzen bewegt. Mal schauen, wie weit ich noch komme…


Tiefpunkt der Woche: Die PlayStation VR wird 600 Euro kosten und ich schätze, das ist eigentlich schon in Ordnung so. Die Hardware ist exzellent und Sony einer der wenigen Hersteller, der das Format gut zu unterstützen weiß. Warum fühlt sich der hohe Preis dann dennoch nicht richtig an? Easy: In Zeiten, in denen die meisten Leute sich keine PS5 leisten oder eine bekommen können und die PSVR nicht abwärtskompatibel mit den Spiele-Bibliotheken derjenigen ist, die die Plattform treu unterstützt haben, wirkt ein Preis oberhalb der des Basisgeräts, irgendwie zu viel verlangt. Oder besser: an der aktuellen Situation vorbei. Das erste PSVR wirkte wie die Demokratisierung einer Darstellungsform, die sich sonst nur Gutverdiener mit entsprechenden Monster-PCs leisten konnten. Die neue Generation dagegen wird jetzt durch äußere Umstände zu einem Luxusprodukt.

Im Vergleich zu Valves Index sind die 600 Euro immer noch ein Kampfpreis. Es wäre trotzdem schön, wenn Sony noch ein bisschen mehr auf den Massenmarkt abzielen würde.

Das ist nicht Sonys Schuld, das Unternehmen wird das gut durchgerechnet haben. Aber es wirkt einfach nicht, als wäre dies gerade die Zeit für PSVR2. Als jemand, der Virtual Reality für ein spannendes Medium hält und dem Moment entgegensehnt, in dem es von der breiten Masse aufgenommen wird, macht mich das ein wenig traurig. Nun denn. Es kommen auch wieder bessere Zeiten – und damit auch hoffentlich endlich mehr VR für alle.

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