Radeon RX 5700/ RX 5700 XT: Fazit
Gute Produkte - aber sind sie ihr Geld wert?
Es ist eine Schande, dass die Geschichte von Navi so von Preis-Spielereien gestört wurde, denn was dem Produkt vielleicht in vorwärts gerichteter Innovation fehlen mag, macht es in Sachen Leistung wieder wett. Mit dem neuen Preis jedoch machen die AMD-Karten in der post-Super-Welt deutlich mehr Sinn. Die RX 5700 war immer als der Gegenpart zur RTX 2060 gedacht und mit dem neuen angeglichenen Preis haben die User eine echte Wahl. Die können zu einem Produkt greifen, dass eine verbesserte Performance und zwei Gigabyte mehr an Speicher bietet oder sie greifen zu der Turing-Architektur mit Next-Gen-Features wie dem Hardware-beschleunigten Raytracing. Es ist eine unumgängliche Entscheidung, denn wir wissen, dass die Raytracing-Features Teil der neuen Konsolen sein werden, aber dann sind im hier und jetzt die Vorteile der RX 5700 eben auch klar.
Mit etwa 400 bis 450 Euro ist die RX 5700 XT gut aufgestellt, wobei Nvidia mit dem Release der RTX 2060 Super AMD sogar einen kleinen Gefallen erweist. Die XT sollte immer gegen die RTX 2070 bestehen und die 2060 Super ist nicht so leistungsfähig. Es macht sich im Gameplay jetzt nicht so bemerkbar, aber es gibt halt ein paar Punkte in Richtung AMD ab und macht das Angebot interessanter. Jedoch, ähnlich bei Vega 56 gegen Vega 64, so viel trennt eine 5700 nicht von einer XT. Bei einigen Spielen bekommt ihr etwas für die etwa 50 Euro extra, bei anderen nicht wirklich.
Der Fokus auf den Konkurrenzkampf zwischen RX 5700 und Nvidias Super lenkt jedoch von ein paar beeindruckenden Leistungen ab, für die die Entwickler bei AMD Lob verdient haben. Es wurde in der Vergangenheit viel über die Limitierungen der GNC Architektur auf 64 Recheneinheiten oder 4096 Shader gesprochen. Ob diese Limitierungen noch für die Navi gelten oder nicht, wird man sehen, aber Äpfel-mit-Äpfel-Vergleiche zu früheren Produkten spielen scheinbar keine Rolle mehr. Die 12.7TF Vega 64 mag den vollen Satz an Recheneinheiten und mehr Speicherbandbreite haben, aber in Sachen Leitung liegen 7.5TF RX 5700 und 9.0TF RX 5700 XT vorn. Beeindruckend.
Es gibt damit auch Implikationen für die Next-Gen-Konsolen, die auf der gleichen Architektur basieren: Navi kann einfach nicht mit den aktuellen Maschinen in Sachen CU-Zähler oder Teraflops verglichen werden. AMD ist weiter und wir leben nun in einer Welt, in der 36 Recheneinheiten die 64 der Vega schlagen können. Und das sogar, bevor man die restlichen GNC-Verbesserungen dazu nimmt, die seitdem dazukamen. Denkt daran, dass die PS4 und Xbox One auf dem ursprünglichen Southern Islands Design basieren, das AMDs GNC Ära erst startete.
Zurück zu den Produkten an sich: Die Performance-Messwerte sprechen für sich und die Preisgestaltung ist nun in Ordnung. Aber am Ende herrscht der Eindruck vor, dass diese Architektur noch deutlich mehr zu bieten hätte. In bestimmten Situationen liefert die AMD-Architektur massive Performance-Vorteile gegenüber seiner allgemeinen Leistung. Die RX 5700 XT wurde als 2060 Super/2070-Wettbewerber vorgestellt, kann aber in bestimmten Spielen mit der 2070 Super in den Ring steigen. Schade, dass nicht mehr Spiele so gut performen, aber wiederum: Für Navis Einsatz in den neuen PlayStation- und Xbox-Konsolen gibt es ein paar positive Signale.
Aber im Hier und Jetzt bleibt es abzuwarten, ob die RX5700-Reihe Nvidia wirklich herausfordern kann. Die Preisanpassung war dringen nötig, aber AMD hätte aus der E3 mit etwas deutlich Ambitionierterem hervorgehen sollen. Selbst die Preisreduktion, die jetzt vorgenommen wurde, ist nicht wirklich umwälzend, was überrascht, weil das Unternehmen nach seinen Erfahrungen im CPU-Markt eigentlich weiß, wie man den Status Quo aufrüttelt. Ryzen bewies, dass man eine radikale Strategie braucht, um den Platzhirschen herauszufordern, aber so solide sie auch sind, die aktuellen Navi-Produkte sind gerade das nicht.
Wie schon bei der Radeon 7 war der Preis, mit Nvidias Obere-Mittelklasse-Produkten mitzuhalten, immense: Die RX 5700 bietet bessere Performance als die RTX 2060 und verbraucht wenig mehr Energie - in Sachen Effizienz ist das rote Team also wettbewerbsfähig. Aber wie schon in früheren GU-Generationen war dafür ein Sprung in Sachen Fertigungsprozess notwendig. Nvidia benutzt gewissermaßen einen verfeinerten 16nm-Prozess und war noch nicht gezwungen, auf 7nm runterzugehen. Auch die Probleme AMDs, am oberen Ende mitzuhalten, sind nicht gelöst. Das Unternehmen hat immer noch keine angemessen bepreiste Konkurrenzlösung für die 2070 Super und die RTX 2080 Ti bleibt am oberen Ende der Nahrungskette der unangefochtene King.
Licht und Schatten also, wenn es um die Navi-Produkte geht: Wenn man nicht an DXR-Features interessiert ist und sich sicher ist, dass Raytracing in der kommenden Generation an Spielen keine größere Rolle spielt, ist die RX 5700 kein schlechter Deal - sie ist offensichtlich schneller als die RTX 2060 und die zwei Extra-Gigabyte an GDDR6-Speicher mögen in 1080p und 1440p zwar begrenzten Echtwelt-Nutzwert haben. Aber sie helfen, die Karte zukunftssicher zu halten und sind eine nette Dreingabe. Die RX 5700 XT ist verglichen nicht ganz so attrtaktiv, aber schlägt sich definitive gut. Navi ist also nicht ganz so umstürzlerisch wie Ryzen, aber die Karten bieten ordentlichen Wert fürs Geld.
AMD Radeon 5700/ Radeon RX 5700 XT Analyse
- Einleitung, Hardware Überblick
- Assassin's Creed Odyssey/Unity, Battlefield 1 - Rasterisierung-Analyse, Teil 1
- Crysis 3, Far Cry 5, Ghost Recon Wildlands - Rasterisierung-Analyse, Teil 2
- Rise of the Tomb Raider, Shadow of the Tomb Raider, The Witcher 3 - Rasterisierung-Analyse, Teil 3
- Strange Brigade, Battlefield 5, Metro Exodus - Rasterisierung-Analyse, Teil 4
- AMD Radeon 5700/ Radeon RX 5700 XT - Fazit