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Anarcute - Test

Aufstand der Kuscheltiere.

Ein kleines, aber feines Gute-Laune-Spiel mit niedlichen Randalierern, das noch ein wenig technischen Feinschliff vertragen könnte.

Manchmal braucht man zwischen all den großen Triple-A-Spielen einfach mal einen kleineren Titel, mit dem man sich zur Abwechslung zwischendurch ein paar Tage lang beschäftigen kann. Genau in diese Kategorie passt das in dieser Woche veröffentlichte Anarcute. Entwickelt wurde das Projekt von einigen Studenten und staubte bereits vor der Veröffentlichung einige Auszeichnungen ab. Aber auch gerechtfertigt?

Nun, wer kann schon widerstehen, wenn einen ein paar putzige Tierchen mit Kulleraugen anstrahlen? Obwohl manche davon mitunter eher wie Kreaturen wirken, die man in einem Albtraum erwarten würde - pfui, Spinnen! Und das Spiel ist Schuld daran, dass ich ein paar Tage lang diesen eingängigen Song aus dem Hauptmenü im Ohr hatte, der gleich von Beginn an für gute Laune sorgt. Manchmal ließ ich sogar für 10 oder 15 Minuten nur das Menü auf dem Bildschirm, um im Hintergrund diese Musik laufen zu lassen.

Anarcutes Story ist schnell erklärt. Die Welt wird von der bösen Brainwash Patrol kontrolliert und ihr müsst sie mit euren tierischen Randalierern aus den vier Städten Miami, Paris, Tokio und Reykjavík vertreiben - und außerdem noch aus „Anarland". Zwischendurch gibt es ein paar nicht vertonte Zwischensequenzen, die zwar niedlich anzuschauen sind, aber einen echten Beitrag zur Geschichte leisten sie nicht wirklich. Ist aber auch egal, denn das Gameplay steht hier im Vordergrund.

Ihr vermöbelt alles, was nach Brainwash Patrol aussieht.Auf YouTube ansehen

In jeder der vier Städte müsst ihr erst mehrere verschiedene Stadtteile befreien, bevor ihr es schlussendlich mit einem Bossgegner aufnehmt und die Metropole befreit. Eure Gang steuert ihr dabei aus der Vogelperspektive und alle gleichzeitig mit dem linken Stick. In den meisten Stages vergrößert ihr Stück für Stück eure Gruppe, indem ihr auf den Maps verteilte Gleichgesinnte aufsammelt, die dann gemeinsam mit euch kämpfen. Mit ihnen müsst ihr dann nach und nach Flaggen erobern und alle Feinde besiegen, die sie bewachen.

Zwischendurch gibt es mal Missionen, in denen ihr nur ein Tierchen steuert und dabei langsamer, vorsichtiger und wohlüberlegter agieren müsst. Aber ganz egal, ob ihr nun alleine oder mit einer stetig wachsenden Gruppe unterwegs seid, ihr solltet immer auf eure Umgebung achten und sie zu eurem Vorteil nutzen. So könnt ihr ab einer bestimmten Gruppengröße beispielsweise ganze Häuser zum Einsturz bringen und damit nicht nur Gegner auf der anderen Seite zerquetschen, ihr werdet damit gleichermaßen die Scharfschützen auf manchen Dächern los.

Obwohl Anarcute anfangs den Anschein erweckt, als wäre es ein Spiel, das ihr mal eben locker durchspielt, bietet es doch eine gute, stetig steigende Schwierigkeitskurve. In den ersten paar Stages braucht ihr euch noch keine allzu großen Gedanken über euer Vorgehen zu machen, könnt euch auf eure Gegner stürzen und sie durch das Drücken der A-Taste vermöbeln, aber irgendwann kommt dann doch der Zeitpunkt, an dem das nicht mehr ausreicht. Dann müsst ihr die Sprints und Stampfer einsetzen oder mit den Objekten aus der Umgebung um euch werfen, die eure Mini-Armee automatisch aufhebt.

Mit der Zeit kommen immer neue Gegnertypen hinzu.Auf YouTube ansehen

Ihr müsst eure Umgebung genau im Auge behalten und euch anschauen, welche Gegner auf euch lauern, was dank der Kameraperspektive kein großes Problem ist. Das werden mit der Zeit nicht nur mehr, es kommen regelmäßig neue Typen hinzu, die eure tierischen Kämpfer auf unterschiedliche Art und Weise außer Gefecht setzen - von kugelschwingenden Polizisten bis hin zu Helikoptern. Alle von ihnen verfügen über verschiedene Fähigkeiten, stampfen zum Beispiel auf den Boden und beschädigen eure Revolutionäre um sich herum oder feuern Laserstrahlen ab. Ihr müsst erst mal herausfinden, wann sie anfällig für Angriffe sind und dann zuschlagen.

Auch eure eigenen Randalierer verfügen über gewisse Fähigkeiten. Manche davon bekommt ihr automatisch - etwa die Option, auf den Boden zu stampfen oder Häuser umzuwerfen -, andere müsst ihr über Upgrades freischalten und euch zwischen verschiedenen entscheiden, die ihr nutzen wollt. Verfügbar sind sie jedoch in den Missionen erst ab einer gewissen Größe eurer Gruppe, was euch wiederum dazu anspornt, eure Tierchen nicht zu verheizen, wenn ihr auf besagte Fähigkeiten nicht verzichten wollt. Taktik und kluges Vorgehen sind gefragt, wollt ihr möglichst effektiv sein.

Ein bisschen schade ist zwar, dass sich die Städte trotz gewisser Unterschiede alles in allem relativ ähnlich sehen, aber das gelungene Gameplay, das ständige Aufmerksamkeit von euch verlangt, lässt euch das weitestgehend vergessen. Dafür sorgen die immer neuen Gegner, die wiederum andere Strategien von euch verlangen. Immer wieder müsst ihr erst bestimmte Mengen von Tieren ansammeln oder euch Waffen von der Brainwash Patrol "leihen", um im Level weiter voranzukommen oder eure Gruppe noch weiter zu stärken - abseits der Hauptpfade findet ihr oftmals zusätzliche Verstärkung. Manche Durchgänge lassen sich etwa nur durch Explosionen öffnen, andere Hindernisse nur mit Lasern zerschneiden.

Zum Abschluss einer jeden Stadt erwartet euch ein Bossgegner.Auf YouTube ansehen

Habt ihr erst einmal alle Story-Level durchgespielt, was ungefähr zehn Stunden in Anspruch nehmen dürfte, könnt ihr noch versuchen, in allen Stages das bestmögliche Ergebnis zu erzielen, nämlich den S-Rang. Berücksichtigt wird dabei die Zeit, die Größe eurer Gruppe und die Zahl der erledigten Gegner. Darüber hinaus sammelt ihr auf eurem Weg durch die Städte immer wieder neue Tierarten ein, die euch im Kampf zur Seite stehen. Das ist aber ein rein optisches Gimmick und hat keinen spielerischen Einfluss.

Ein wenig getrübt wird der Spaß auf der Xbox One von einigen technischen Mängeln, die man mit etwas mehr Feinschliff hätte beheben können. Ab einer bestimmten Gruppengröße eurer Aufständischen leidet zum Beispiel die Framerate ein wenig, vor allem dann, wenn ihr die Kamera auf die höchste Stufe hinauszoomt. Als störender empfand ich aber das zugleich auftretende Tearing und in seltenen Momenten, zum Beispiel beim ersten Einsturz eines Gebäudes in einem Level (wenn auch nicht in allen), hing das Spiel für zwei, drei Sekunden, wobei das alles in Anbetracht der nicht gerade anspruchsvollen Technik des Spiels eigentlich nicht vorhanden sein sollte. Es wäre schön, wenn die Entwickler hier noch nachbessern.

Sind sie nicht niedlich? Zumindest alle außer der Spinne.

Anarcute ist nicht das umfangreichste Spiel, aber eines, das von der ersten Minute an Spaß macht und bis zum Ende durchgehend motiviert. Es ist ein Gute-Laune-Spiel für zwischendurch, das euch stets mit neuen Gegnertypen und Herausforderungen immer wieder aufs Neue auf die Probe stellt. Der Schwierigkeitsgrad steigt langsam, aber sicher von Level zu Level an und hinterlässt so bei jedem Abschluss einer Stage ein befriedigendes Gefühl. Kurz gesagt: Hinter Anarcute steckt mehr, als es das niedliche Äußere vermuten lässt. Wenn euch das 15 Euro wert ist, werdet ihr hier rund zehn Stunden lang (oder mehr, wenn ihr überall den höchsten Rang wollt) gut unterhalten.

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