Andro Dunos 2 – Test: Vielleicht besser als Teil eins, vielleicht auch schlechter. Auf jeden Fall richtig gut!
Ganz schön altmodisch.
Da ich nie ein Neo Geo mein Eigen nennen durfte, ging Andro Dunos Anfang der Neunziger glatt an mir vorbei. Immerhin wurde der Horizontal-Shooter ausschließlich auf der SNK-Konsole veröffentlicht. Umso besser und auch ungewöhnlicher, dass mehr als 30 Jahre später doch tatsächlich eine Fortsetzung herauskommt, die nicht nur auf PC, PlayStation 4 und Nintendo Switch läuft, sondern sogar als 3DS-Modul sowie für Dreamcast und Neo Geo erhältlich bzw. vorbestellbar ist.
In Anbetracht der betagten Plattformen wundert es dann auch nicht, dass sich das gesamte Geschehen in einem traditionellen Vier-zu-Drei-Rahmen abspielt, während der Rest des Displays von einem statischen Bild bedeckt ist. Das kann der Pixelkunst aber zum Glück nichts anhaben, wenn dicke Gegner zunächst unscheinbar im Hintergrund auftauchen, bevor sie aus der Tiefe des Raums in den Vordergrund zoomen, um sich in ihrer vollen Größe zu zeigen. Das ist nicht neu, aber eine gelungene Zeitreise in die Parallax- und Sprite-Vergangenheit, die Allister Brimble zudem mit einem schwungvollen Soundtrack begleitet.
Inhaltlich ist Andro Dunos 2 dafür eine sehr rudimentäre Angelegenheit: Man spielt den regulären Arcade-Modus und kann bereits abgeschlossene Levels direkt anwählen – das war's schon. Die Anzahl der fünf Continues lässt sich noch auf maximal neun erhöhen, der Schwierigkeitsgrad eine Stufe nach oben oder unten stellen und in Sachen Steuerung stehen verschiedene Voreinstellungen zur Verfügung. Nur frei belegen darf man die Tasten leider nicht.
Macht aber nichts; Andro Dunos 2 spielt sich trotzdem ganz vorzüglich. Als traditionelles Shmup verzichtet es dabei auf die Kugelwände eines Bullet-Hell-Shooters, schickt aber nicht weniger gefährliche Gegnerformationen sowie ein paar bissige Bosse ins Rennen. Man muss schon sehr genau darauf achten, weder das eigene Schiff noch die verschiedenfarbigen und besonders die langsam fliegenden Geschosse aus dem Blick zu verlieren. Ich weiß gar nicht, wie oft mir ein längst hinter dem Bildschirmrand vermutetes Projektil zum Verhängnis wurde! Sieben Levels lang geht das so, wobei die Feinde spätestens ab dem dritten Level aus allen Richtungen Druck machen.
Gerade für solche Situationen sind die vier Waffensysteme des eigenen Jägers allerdings wie gemacht, denn sie verfügen über jeweils eigene Kombinationen von Geschützen und Raketen. Über die Schultertasten schaltet man zwischen diesen Systemen durch und aktiviert so den satten Geradeausschuss, die etwas breiter gefächerten Salven, das Rundumfeuer oder die hauptsächlich nach hinten schießende Variante. Über Extras wertet man das gerade gewählte System zudem in mehreren Stufen auf und auch nach Abschluss jedes Levels investiert man von zerstörten Gegnern fallengelassene Punkte in Upgrades für Waffen, Raketen oder den Schild.
Der Clou ist aber erst der mächtige Hyper Shot, da er die Feuerkraft nicht nur um ein Vielfaches erhöht, sondern teilweise auch gegnerische Geschosse zerstört. Man muss mit seinem Einsatz ja nicht haushalten, sondern kann ihn erstaunlich häufig aktivieren, da er sich sehr flott von selbst auflädt. Während der kurzen Abklingzeit kann man zwar nur die Standardversion der entsprechenden Waffe nutzen, also die ohne jedes Upgrade, alle anderen Systeme stehen aber mit ihrer vollen Stärke zur Verfügung.
Mit alldem erreicht Andro Dunos 2 zwei Sachen, die sich verdammt gut anfühlen: Es gibt einem taktische Möglichkeiten an die Hand, mit denen man clever hantieren kann, und es macht das eigene Schiff sehr mächtig, ohne den Gegnern maßlos überlegen zu sein. Diese Mischung aus Herausforderung und Dopaminausschüttung geht voll auf, weshalb ich hier gerne um Punkte kämpfe.
Deshalb ist es aber umso ärgerlicher, dass nur die besten zehn Highscores ausschließlich lokal gespeichert werden. Weltweite Ranglisten hätten es zumindest auf Switch, PC und PS4 gerne sein dürfen. So ganz verstehe ich außerdem nicht, warum die Punkte nach dem Einsatz eines Continues einfach weiterzählen. Man verliert dann zwar eine gehörige Summe, doch dass ein Lauf ohne den Einsatz zusätzlicher Leben nicht wenigstens in der Highscore-Tabelle vermerkt wird, ist ein bedauerliches Versehen.
Andro Dunos 2 – Test-Fazit
Wie gesagt: In Sachen Umfang und Ausstattung hält sich Andro Dunos 2 ausgesprochen vornehm zurück. Wer nicht ständig denselben Arcade-Modus spielen möchte, um sich selbst zu verbessern oder irgendwann das 1CC zu erreichen, dem könnte schnell die Puste ausgehen. Wer einen ausgereiften Shooter sucht, der mit seinem flexiblen, teils sehr mächtigem Waffensystem punktet, ist hier allerdings genau richtig. Nun kann ich euch nicht sagen, ob Teil zwei seinem Urahn gerecht wird, da ich den Vorgänger nie gespielt habe. Ich kann lediglich zu Protokoll geben, dass der späte Nachfolger die Tradition guter 16-Bit-Action hervorragend fortsetzt!