Ankh: Kampf der Götter
Assils Meisterstück
Luxor? Genau, denn dort befindet sich ein Portal, das unseren Helden ins Reich der Götter führt. Luxor ersetzt damit gewissermaßen das aus den Vorgängern bekannte Kairo als Mittelpunkt von Assils Mission; Ihr verbringt mehrere Kapitel in den verschiedenen Vierteln der Stadt - inklusive einer Pyramide, die in ein Kasino umgewandelt wurde. Wie immer müsst Ihr zahlreiche Aufträge erledigen, für etliche Charaktere kleinen Arbeiten nachgehen und Euch auf diese Weise langsam zu Eurem jeweiligen Hauptziel vorarbeiten.
Seine wahre Stärke spielt Kampf der Götter überraschend aber nicht in dieser Weitläufigkeit aus, weil die Ketten der Linearität dafür zu eng anliegen: Die Reihenfolge, wie Ihr etwas erledigen müsst, ist stets klar festgelegt, zumal die einzelnen Abschnitte relativ kurz sind. Wie gut, wie intelligent das Rätseldesign tatsächlich ist, merkt Ihr daher vor allem, wenn die Situation den Spielraum - im wörtlichen Sinne - begrenzt.
Zum Beispiel gleich am Anfang in Assils und Tharas brennendem Haus: Dort findet Ihr Euch zu Beginn im obersten Stockwerk wieder, müsst Euch dann schrittweise nach unten vorarbeiten und naturgemäß stets auf sehr kleiner Fläche agieren. Ihr findet dadurch alle zur Lösung eines Puzzles notwendigen Gegenstände in ein, zwei Räumen und kommt trotzdem gewaltig ins Grübeln. Unter anderem, weil beide Charaktere zusammen arbeiten müssen und dabei ihren eigenen Willen zeigen. Assil etwa meidet jegliches Wasser wie die Pest, selbst wenn überall um ihn herum ein bedrohliches Feuer lodert. Ich habe selten so gute Rätsel in so kleiner Umgebung gesehen wie hier.
Noch schöner ist, dass es über das ganze Spiel hinweg keinen einzigen echten Aussetzer gibt, nichts Unlogisches - höchstens ein paar Rätsel, die diesen Namen nicht verdient haben: Eine Katze sitzt auf einem Baum über einem Swimming Pool. Neben dem Swimming Pool lehnt ein Kescher am Zaun. Wie bekommen wir die Katze jetzt wohl vom Baum? Hmm...
Aber das stellt, wie gesagt, die absolute Ausnahme dar. Denn ein Großteil der Rätsel ist nicht nur intelligent und fordernd, sondern zugleich frisch und erfrischend. Nur wenige hat man nahezu identisch schon in zig anderen Adventures gesehen. Gleiches gilt für die komplett neuen Locations, die darüber hinaus vor Anspielungen auf Vergangenheit und Gegenwart strotzen; Der Kampf der Götter ist das witzigste Ankh, keine Frage. Dafür sorgt auch die gewohnt gute Sprachausgabe, obwohl Thara anders klingt als in den Vorgängern. Warum auch immer.
Der einzige Bereich, in dem sich der Titel trotz einiger neuer Effekte nicht nennenswert von der Stelle bewegt, ist die Grafik. Die knallig-bunten Umgebungen können nicht über einen Mangel an Feinheiten hinwegtäuschen, der Charme der Figuren nicht über ihre kantigen Gliedmaßen. Doch man merkt jederzeit, dass Liebe in diesem Spiel steckt, und das entschuldigt zumindest für manche technische Schwäche.
Zum Abschluss kann ich mich nur wiederholen: Der Kampf der Götter ist das beste Ankh. Ein rundum schönes, faszinierendes, lustiges Spiel, das einfach von der ersten bis zur letzten Sekunde Spaß macht. Es ist nicht innovativ für Adventures im Allgemeinen, aber durchaus wegweisend für die Reihe an sich. Habt Ihr bisher nicht Bekanntschaft mit Assil und Thara gemacht, tut es jetzt - einen besseren Einstieg kann es kaum mehr geben!