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Anno 1404

Ein Erbauer-Traum

Wir Anno'isten sind schon ein recht merkwürdiges Völkchen. Alle Jahre wieder halten wir den Atem an, durchforsten die Weiten der Internets und harren der unzähligen Bilder und Videos, die da von Entwicklerseite zu einem neuen Vertreter aus dem Anno'versum kommen mögen. Aber nicht, um wie Freunde anderer Genres jedes „Schauobjekt“ einfach nur ob seiner verbesserten Optik zu bewundern.

Nein, wir analysieren, rätseln, schlussfolgern. Könnte dieses und jenes Haus auf eine neue Zivilisationsstufe schließen? Und wieso sind sie anders angeordnet? Bedeutet der winzig kleine Arbeiter am Rande mit einem Apfelkorb im Arm, dass wir in Bälde Most produzieren? Hmmm, in der Leiste oben links ist neben Holz, Werkzeug und Steinen auch ein rosa-weißes Plättchen aufgeführt, Mosaiksteine sind also hier von großer Bedeutung. Unbedingt vormerken!

Natürlich soll das in keinem Fall aussagen, dass nicht auch wir uns von hübschen Gegenden, bis ins kleinste Detail ausgearbeiteten Bauten, physikalisch korrektem Rauch und realistisch anmutendem Wasser beeindrucken lassen. Und um das gleich vorweg zu nehmen: Das Wasser in Anno 1404 ist tatsächlich derart naturgetreu nachempfunden, dass man, zoomt man ganz nah heran und betrachtet für eine Weile, wie sich die Wellen an einem Strand, einem Riff, dem Schiffsbug brechen, den starken Wunsch verspürt, seine Koffer zu packen und gen Süden zu ziehen.

Ich gebe mich geschlagen: Es ist wirklich traumhaft schön.

Dennoch: Sobald die ersten Wohnhütten stehen, die Rädchen in den Produktionsstätten laufen, wird all das gnadenlos in den Hintergrund gedrängt, avanciert zum netten Beiwerk. Ubisoft weiß das, wir wissen es und auch Producer Christopher Schmitz nickte bei diesem Punkt zustimmend in unserem Interview zu Anno 1404.

Wir Anno'isten wollen schlicht das Pure, das Unverfälschte. Wir wollen werkeln, perfekte Wohnsiedlungen heranzüchten, möglichst jede Ressource selber an- und abbauen, uns bei der Verlegung der Wege und der Platzierung von notwendigen Gebäuden von nichts und niemandem ablenken lassen. Sprich: Das Gameplay bis zum letzten Programmcode auskosten und ausreizen. Und weil das so ist, möchte ich Euch in dieser Vorschau nicht damit langweilen, abermals alles ausführlich aufzubereiten, was bereits in unserer ersten Vorschau zu Anno 1404 besprochen wurde.

Konzentrieren wir uns lieber auf die harten Fakten, auf das, was eingefleischte Baumeister sowohl im Endlosmodus als auch in der Kampagne erwarten können. Kurzum: „Fünf neue Erkenntnisse aus Anno 1404“, bezugnehmend auf 30 Stunden mit 2 Endlosszenarien und 6 Kapiteln aus der Hauptstory.

1. Anno 1404 = 1701 am Anfang, 1503 am Ende

Anno-Veteranen erinnern sich: 1503 war ein Biest, das einem wirklich alles abverlangte. 1701 im Vergleich dazu ein zahmes Hündchen, dem man beizeiten einen Knochen hinwerfen musste, um wieder seine Ruhe zu haben. Der jüngste Spross der Serie, Anno 1404, beschreitet gekonnt den Mittelweg, scheut sich allerdings nicht davor, Euch in der letzten Zivilisationsstufe den Schweiß auf die Stirn zu treiben. Zu Beginn gibt sich Anno 1404 wie gehabt recht freundlich, lässt Euch in aller Seelenruhe Wohnbauten hochziehen, Wege verlegen, Markthäuser, Fischer – und Holzfällerhütten platzieren.

Genau aufgeschlüsselt: Die Einwohner-Stufen plus die Anzahl der Bettler.

Klopfen dann die ersten Bürger an, die Mannen der zweiten Zivilisationsstufe, seid Ihr – ebenfalls wie gehabt – genötigt, ein wenig für Unterhaltung (Schenke) zu sorgen. Und die Nahrung ausgewogener zu gestalten. Fisch war für die Bauern, Fisch und Brot muss es bei den Bürgern sein. Sobald sich die Patrizier ankündigen, geht es förmlich Schlag auf Schlag. Nahezu jedes Grundbedürfnis, ergo Kleidung, Nahrung, Glaube, spaltet sich weiter auf, verlangt nach mehr und mehr Vielfalt.

Nebst Wollbehang muss Lederkluft zur Verfügung stehen, Most ist nicht länger ausreichend als Getränk, Bier soll obendrein her. Und abseits von Fisch und Brot wünscht man sich zudem noch Gewürze aus dem Orient. Plus natürlich die Befriedigung zusätzlicher Bedürfnisse, die sich mit jeder Stufe einfügen. Besitz (Bücher) und Sicherheit (Wachtürme) beispielsweise. Obwohl Ihr in dieser Etappe bereits einige der umliegenden Inseln zu Euren Besitztümern zählt, um weitere, dringend erforderliche Ab- bzw. Anbau-Möglichkeiten zu schaffen, und aufgrund der Größe der Bevölkerung schon allerlei Mikromanagement betreibt, legt Anno 1404 mit den Adeligen noch eine erhebliche Schüppe Anspruch drauf – Anno 1503-Anspruch, um es genau zu sagen. Opernhäuser, Pralinen, Geschmeide und Co. sind passee, stattdessen müsst Ihr unter anderem Pelze anschleppen, die Ihr den Bären in ihren Höhlen abluchst, und auch gewährleisten, dass Ihr mehr und mehr Wohngegebenheiten für Bauern, Bürger und Patrizier schafft.