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Ara: History Untold im Test - Civilization stößt es nicht vom Thron, aber es ist eine gute Alternative

Dennoch recht unterhaltsam.

Eine gute Alternative zu Civilization, die mit etwas mehr Optimierungen noch viel besser sein könnte. Schön detaillierte Welt, interessante Features und Flexibilität.

Civilization ist ein echter Platzhirsch im Genre der Rundenstrategie. Kann da überhaupt jemals jemand dran vorbei kommen? Spiele wie Humankind haben es versucht und nun schickt sich auch Ara: History Untold an, es zu versuchen. Mit Microsoft als starkem Partner im Rücken könnte das doch klappen, oder? Nun, eine Eins-zu-eins-Kopie von Civilization ist Ara definitiv nicht, aber das ist auch gut so. Gleichermaßen reicht es nicht aus, um Civilization vom Thron zu stoßen.

Wie historisch akkurat ihr dabei durch die Geschichte geht, das überlässt Ara euch. George Washington als Anführer und gleichzeitig Buddhist? Kein Problem. Der Vorteil dessen ist, dass euch das Spiel somit eigene Geschichten schreiben lässt. Anführer, Technologien und Nationen können gänzlich andere Kombinationen ergeben als in der Realität. Das macht hier mit den Reiz aus, wenngleich es nicht der einzig ansprechende Faktor ist.

Nicht nur für Fans

Ihr habt unbestreitbar Vorteile, wenn ihr euch schon gut im 4X-Genre auskennt. Denn in Bezug auf die Basics erfindet auch Ara: History Untold das Rad nicht neu. Ihr kümmert euch um die Verwaltung eurer Nation, expandiert mit der Zeit und befasst euch obendrein mit Dingen wie Religion, Forschung und Diplomatie. Und dazu gehört auch Krieg, wenn es denn unbedingt sein muss. Das hängt alles davon ab, wie ihr so spielt. Geht ihr selbst in jeder möglichen Situation aggressiv vor? Oder versucht ihr es friedlich und diplomatisch und greift nur im Notfall auf das Militär zurück? In dem Fall solltet ihr aber für alles gerüstet sein und es nicht vernachlässigen.

Alles in allem präsentiert sich Ara im Vergleich zu anderen Schwergewichten des Genres eher etwas leichter und weniger tiefgreifend. Was für Einsteigerinnen und Einsteiger natürlich von Vorteil ist, hier helfen euch umfassende Tutorials und Erklärungen gut weiter. Es mag nicht alles rund laufen (dazu gleich mehr), aber oftmals ist es ja so, dass sich 4X-Spiele mit der Zeit noch weiterentwickeln. Und das wird Oxide Games bei Ara sicherlich auch noch tun.

Wie gut funktioniert der Kern?

Allerdings bewegen wir uns im Hier und Jetzt, wie sieht es also spielerisch aus? Stück für Stück wächst und gedeiht eure Stadt und ihr könnt immer wieder umliegende Zonen für euch beanspruchen, damit das Stadtterritorium wächst. Die sind übrigens nicht wie Hexfelder gestaltet, sonern haben unterschiedliche Formen und Größen, vergleichbar mit unseren Bundesländern, wenn ihr so weollt. Das sind dann verschiedene Distrikte, in denen ihr Wohnhäuser, Betriebe und dergleichen baut. Je nach Region hat das auch Vorteile, wenn es etwa besondere Rohstoffvorkommen gibt, und manche Gebäude ergänzen sich gegenseitig. Später baut ihr obendrein verschiedene Wunder (die hier Triumphe heißen), wie etwa die Pyramiden oder das London Eye.

Wie ihr es aus dem Genre kennt, beginnt ihr mit eurer ersten Stadt. Ihr erkundet schrittweise die Umgebung, vergrößert euren Einflussbereich und lernt dann irgendwann andere Völker können. Das sind neben anderen großen Nationen auch kleinere Völker. Wenn ihr euch mit denen gut haltet, sind sie euch freundlich gesinnt und können sich euch sogar anschließend. Umgekehrt können sie euch aber vor Probleme stellen, wenn ihr es euch mit ihnen verscherzt.

So ziemlich alles, was ihr tut, beeinflusst euren Prestigewert. Und das Prestige bestimmt am Ende, wer den Sieg davonträgt. Wissenschaft, Religion, Bauwerke wie die Triumphe und andere Dinge tragen ihren Teil dazu bei, ebenso wie der Aufstieg in eine neue Ära. Natürlich könnt ihr euch ganz und gar auf bestimmte Bereiche fokussieren, aber das System ermöglicht es zugleich, sich im Spielverlauf anders zu orientieren, falls es erforderlich sein sollte.

Ara: History Untold - Screenshots

Schritt für Schritt durch die Geschichte

Das Spielgeschehen teilt sich in drei Akte auf, die jeweils in vier Ären unterteilt sind. Durch technologischen Fortschritt kommt ihr voran und eine Besonderheit des Spiels ist, dass am Ende eines Aktes die unwichtigsten Nationen am Ende der Prestige-Skala quasi verlieren und aus dem Spiel verschwinden. Sie sind nur noch ein Relikt der Vergangenheit. Das ist zugleich ein Ansporn für euch, am Ball zu bleiben. Wenn ihr es denn möchtet, ihr könnt es auf Wunsch deaktivieren.

Durch wegfallende Nationen entsteht aber auch eine gewisse Dynamik im Spiel. Plötzlich ist wieder mehr Spielraum vorhanden, ebenso wie Ressourcen, um die man sich dann mit anderen streiten kann. Interessante Idee, wenngleich es für manche zu hektisch sein könnte. Übrigens habt ihr immer mal wieder mit Entscheidungen zu tun, die ihr treffen müsst. Das gilt für eure eigenen Leute oder für kleine und größere Völker, mit denen ihr zu tun habt. Es sind verschiedene Ereignisse, wie gemeinsame Forschungen, Feste oder die Suche nach verschwundenen Bewohnern. Das kann euch Boni bescheren und gleichzeitig eure Beziehungen zu ihnen beeinflussen. Es bringt Abwechslung ins Spiel und verlangt regelmäßige Entscheidungen von euch, kann zugleich jedoch dabei helfen, bestimmte Parteien auf eure Seite zu ziehen.

Umso schwächer fällt dafür die Diplomatie aus. Die schönen animierten Avatare der Anführerinnen und Anführer kommen gar nicht so richtig zur Geltung, dafür mangelt es einfach an detaillierten Optionen beim Verhandeln. Klar, die Basics sind da, aber das ginge noch weit tiefgreifender. Und ich habe den Eindruck, dass die Sympathie untereinander viel zu schnell nach unten geht, wenn man mal etwas macht, was den anderen nicht so gefällt. Ein paar Ergänzungen und Optimierungen würden hier nicht schaden. Oberflächlich bleibt auch die Religion. Man sieht nicht wirklich viel von den Auswirkungen, wenn man zum Beispiel Missionare in die Welt schickt, auch diplomatisch wirkt es sich zumindest nicht sichtbar aus.

Der Kampf bietet interessante Ansätze, wenngleich es am Ende zumeist darauf hinausläuft, dass derjenige mit der größten Armee gewinnt. Ihr könnt aber zum Beispiel Einheiten in Formationen anordnen und so Boni erhalten, ebenso sind Fernkämpfer in der Lage, von angrenzenden Regionen aus auf Gegner zu feuern. Leider hat etwa das Terrain keinen echten Einfluss auf das Kampfgeschehen. Mit entsprechender Erfahrung können eure Truppen im Level aufsteigen, ein Upgrade auf einen moderneren Einheitentyp ist allerdings nicht möglich.

Hinzu kommt noch ein Crafting-System, bei dem zum Beispiel Schmiede oder Bäckereien zum Tragen kommen. Diese stellen Waren her, die ihr wiederum einsetzt, um einzelne Attribute einer Stadt vorübergehend zu erhöhen. So könnt ihr zugleich flexibel auf bestimmte Umstände reagieren, etwa wenn die Bevölkerung unzufrieden ist oder ein Angriff droht. In dem Fall lässt sich mit hergestellten Gütern die Zufriedenheit steigern oder die Stärke eurer Einheiten im jeweiligen Bereich boosten. Wenngleich das alles im späteren Spielverlauf etwas unübersichtlich ausfällt und stark ins Mikromanagement abdriftet.

Grafische Pracht

Spielerisch mag zwar nicht alles bestmöglich laufen, dafür beweist Oxide Games Liebe zum Detail und hat ein wirklich schön anzuschauendes Spiel abgeliefert. Eines, in dem man gerne nah heranzoomt, um sich all die Details anschauen zu können, die die Welt von Ara: History Untold zum Leben erwecken. Bewohnerinnen und Bewohner wandern durch die Städte oder beten Tempel an, Wildtiere streifen umher und Vögel fliegen durch die Luft. Gleichermaßen verursachen Belagerungen eine sichtbare Panik in der Bevölkerung.

Ähnlich läuft es in den Kämpfen ab, die komplett in 3D dargestellt werden. Wie gesagt, die Welt des Spiels wirkt dadurch schön lebendig und wenig statisch. Das hat allerdings auch seinen Preis, denn Ara hinterlässt doch einen recht anspruchsvollen Eindruck, was die Anforderungen anbelangt. Die Performance lässt zuweilen noch etwas zu wünschen übrig und könnte ein paar weitere Optimierungen vertragen.

Ara: History Untold - Fazit

Nein, es stößt Civilization nicht vom Thron, doch das war auf Anhieb nicht zu erwarten. Dennoch hinterlässt Ara: History Untold einen grundsätzlich guten bis sehr guten Eindruck. Es braucht noch ein paar Optimierungen an manchen Stellen, dann haben wir hier eine prima Grundlage und eine lohnende Alternative zu Firaxis' langjähriger Serie. Wenn ihr über ein paar Probleme hinwegsehen könnt oder einfach etwas wartet, bis Oxide Games noch weitere Verbesserungen vorgenommen hat, kann ich euch als Fan des Genres nur empfehlen, mal einen Blick auf dieses Spiel zu werfen. Und sei es nur aus dem Grund, um die schön gestaltete, interaktive Spielwelt zu erleben.

Ara: History Untold
PROCONTRA
  • Sehr schön gestaltete Spielwelt
  • Flexibilität bei den Nationen und ihrer Entwicklung
  • Einfacher Spieleinstieg
  • Vertrautes Spielprinzip für erfahrene Spieler
  • Interessante Features, die mehr Dynamik und Abwechslung ins Spiel bringen
  • Manchmal nicht komplex genug, an anderen Stellen zu komplex
  • Braucht noch etwas mehr Spielbalance
  • Performance könnte besser sein

Ihr könnt Ara: History Untold auf Steam und im Microsoft Store kaufen.

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