Arkham Knight ist mein Liebling der Batman-Reihe - ist das so schlimm?
Es hat nicht den Stellenwert des ersten Teils, ist aber das rundheraus bessere Spiel.
Das kommt jetzt ein bisschen durch die Hintertür, aber nachdem ich in einem Anflug von Langeweile die jüngst in der Redaktion eingetrudelte Game-of-the-Year-Ausgabe von Arkham Knight noch mal eingelegt habe, beschleicht mich das Gefühl, dass dieses Spiel ein bisschen unglücklich - wenn auch angesichts des PC-Debakels vielleicht nicht zu Unrecht - in der Fan-Wahrnehmung unter die Räder gekommen ist. Tatsächlich ist es mit einigem Abstand mein Favorit der Reihe. Die Frage ist: Geht das nur mir so?
Klar, Arkham Asylum war für seine Zeit wegweisend, inszenatorisch wie auch in vielen Spielablaufaspekten. Aber es hatte auch einen gewaltigen Durchhänger in der Mitte und zwei miserable Bosskämpfe, wo eigentlich die Höhepunkte des Spiels hätten sein sollen. Und dann ist da noch der kleine, aber nicht zu verachtende Umstand, dass Batman in eingepferchten Anlagen für mich niemals so richtig funktionieren wird. Das genügt für einen erzählerischen Twist in der Mitte eines größeren, offeneren Spiels. Aber über zwanzig Stunden hinweg ist Batman ohne frei erkundbare Gotham-Skyline für mich irgendwie wie Spider-Man ohne Netzschwingerei.
Arkham City führte mir das vor Augen und wurde seinerzeit von mir gerade deshalb geliebt, auch wenn die Stadt nur von oben wirklich toll aussah und das Spiel sich stellenweise in seinen eigenen Story-Fäden verfing. Aber das war okay, weil das Spielen an sich, das Batman-Sein, eine Wonne war. Arkham Knights einziges echtes Problem - neben dem verhunzten Port auf den PC - war wohl... das Batman-Spiel, über dessen Namen ich jetzt geschlagene 90 Sekunden nachdenken musste: Arkham Origins. Ein Titel, der sich damit zufrieden gab, mehr von allem zu liefern, ohne die Reihe in irgendeiner Disziplin wirklich weiterzubringen (die Tatortuntersuchungen vielleicht), und überdies noch den gewohnten Feinschliff vermissen ließ. Ja, Origins ist schuld, dass die Freunde der Fledermaus schon skeptisch waren, als Knight herauskam.
Sicher, den Punkt, dass das Batmobil überstrapaziert wurde, lass' ich gerne gelten. Viel zu viele Panzerabschnitte nahmen ein bisschen das Besondere aus dem schicken Hybrid der Nolan- und Burton-Visionen des Gefährts, die Riddler-Strecken strapazierten in dem Umfang die Glaubwürdigkeit dieser speziellen Storyline. Und dass niemand der angefahrenen Schläger im Krankenhaus seinen Verletzungen erlag, redet sich wohl auch nur Batman ein. Aber für jede Stelle, an der es ein bisschen gezwungen implementiert wurde, gab es zwei, an der mir die Integration und das Wechselspiel mit Batman außergewöhnlich gut gefielen.
Ich meine, hey: Dieses Kraftbiest aus dem Dunst des nächtlichen Gotham herbeischlittern zu sehen, während die Gangster Reißaus nehmen, ist kein Anblick, der einen jemals kaltlassen wird. Manöver wie aus dem Cockpit zu schießen, sich ein Hochhaus hinaufzuziehen, um auf der anderen Seite wieder die Straßenschlucht hinunter und in den Fahrersitz zu poltern - wo passiert einem so was schon mal? Auch hier gilt: Das Batmobil ist so sehr Teil dieser Figur, dass im Rückblick auf den Rest der Serie sein Fehlen fast unerklärlich erscheint. Es ist ein ikonenhafter, selbstverständlicher Fortsatz Batmans, der einfach zu der Figur dazugehört.
Und dann erst die Geschichte. Nun gut, den Twist um den Arkham Knight sieht und hört man von Weitem herbeigaloppieren. Wie aber der zentrale innere Zwiespalt Batmans inszeniert wurde und sich auf sein Umfeld auswirkt (ich lehne mich hier ein bisschen ungelenk um etwaige Spoiler herum, ich weiß), das verschlägt einem die komplette Spieldauer hindurch wiederholt die Sprache. Alleine die Oracle-Szene ist ein Meisterstück visueller Narrative, mit Fingerspitzengefühl eingefangen, herzzerreißend geschrieben und mit schauspielerischen Leistungen vertont, die man nur von den Besten des Mediums bekommt. Dass es alles auf ein Ende hinausläuft, das man so von Rocksteady und Warner nicht erwartet hätte - den Grind gen Schluss für den "wahren Abspann" kehren wir mal geflissentlich unter den Teppich -, krönt eine der besten Videospielgeschichten, die man in dem Jahr erleben durfte.
Es gibt noch so viel mehr, was mir an Knight einfach so viel besser gefällt als am Rest der Serie. Die Kampagne fließt schöner vor sich hin und setzt Highlights an den richtigen Stellen. Stealth und Kämpfe sind nicht mehr so schablonenhaft getrennt und man bekommt häufiger die Gelegenheit, in eleganter gelöster Schleicherei das Monster aus dem Dunkeln zu sein und so allzu kernige Massenkeilereien zu umschiffen. Auch die Fights sind weniger zäh, weil man sie schneller beenden darf, und sehen dank eines athletischeren Helden noch eine Kante besser aus.
In Summe sind es diese Dinge, wegen denen Rocksteady, für mich, kein besseres Batman-Spiel gemacht hat als das letzte hier. Das ist mir erst mit diesem Jahr Abstand bewusst geworden. Nachdem ich 2015 alle drei Teile der Rocksteady-Reihe in kurzer Folge hintereinander weggespielt hatte, war ich zu dieser Feststellung irgendwie nicht in der Lage. Wie heißt es so schön? "Zu viel Vertrautheit schadet nur"? Das stimmt wohl auch für die Arkham-Batmänner und war irgendwo ein hausgemachtes Problem. Auch wenn der Abschied für mich fällig und ein gelungener war: Mit ein wenig Abstand trauere ich der Reihe schon ein bisschen hinterher. Bis einem Studio wieder so etwas gelingt, wird wohl noch einige Zeit ins Land ziehen. Wir werden sehen, was Insomniac im Spidey-Kostüm zu leisten imstande ist.
Womit wir wieder bei der Frage vom Anfang wären: Geht das nur mir so? Bin ich der eine Wahnsinnige, der Knight Asylum vorzieht? Lasst es mich in den Kommentaren wissen.