Arma Reforger wird auch auf PS5 gut. Aber es hängt an Sony, ob es herausragend wird
Gebt euch einen Ruck, Sony!
Ich habe seit fast zehn Jahren kein Arma 2 mehr gespielt. Meine letzte DayZ Session ist vermutlich acht Jahre her und in Arma 3 habe ich mit gut 130 Stunden nur verhältnismäßig wenig Zeit verbracht. Und doch ist es bei Arma Reforger direkt wieder da: Das gute Gefühl, auf eine virtuelle Welt von Bohemia Interactive zu blicken. Ich weiß nicht, wie sehr ihr mit Arma vertraut seid, aber diese Landstriche wirken einfach natürlicher, lebendiger als alles, was ich in meinen über 30 Jahren als aktiver Videospieler erlebt habe – ironischerweise, ohne allzu viel tatsächliches Leben zu simulieren.
Dabei ist das nicht einmal genaugenommen fotorealistisch. Es gibt zum Beispiel genug Entwickler, die schärfere, plastischere Texturen erschaffen. Und doch entsteht hier ein einzigartiger Eindruck. Durch die Art, wie das Licht auf unterschiedliche Materialien fällt, wie Wolken sich zwischen Sonne und Objekt drängen und wieder verschwinden. Wie Bäume, Büsche und Gräser modelliert sind und wie sie sich im Wind wiegen. Wie Hügel, Täler und auch Mikroterrain wie Gräben und Buckel vor dem Auge des Spielenden dahinfließen. Ja, das wirkt einfach echt, auf eine Art, die andere Spiele nicht kennen.
Auf Xbox erstaunlich erfolgreich!
Nachdem Arma Reforger auch auf der Xbox draußen ist und sich dort großer Beliebtheit erfreut – Bohemia hatte vor Ort keine genauen Zahlen für mich, sprach aber davon, dass die Mehrheit der User auf der Xbox spielt –, lag eine PlayStation-Version nur nahe. Während eines Treffens auf der gamescom letzte Woche präsentierte der tschechische Entwickler zwar noch keinen konkreten Termin, wohl aber eine bereits sehr gut laufende Umsetzuung auf die Sony Konsole. Nicht ohne Stolz demonstrierte man mir die Implementation des DualSense Controllers. Daran gefiel mir insbesondere die Nutzung des Gyros, mit dessen Hilfe man beim Zielen kleinere Korrekturen durch Kippen vornehmen kann.
Außerdem kann man damit den Kopf des Soldaten, den man spielt, frei umkehrkreisen lassen, ohne Lauf- oder Zielrichtung zu verändern. Die adaptiven Trigger geben unterdessen am Punkt vor dem Abdrücken des Gewehrs authentisch Gegendruck, ist das Magazin leer, zieht man den Trigger jedoch ohne Widerstand zum Anschlag durch. Es steckt sicher noch mehr in dieser Steuerung, was mir in dem kurzen Hands-on durch die Lappen ging, aber das machte schon einen sehr durchdachten Eindruck.
Auch die Performance war erstaunlich hoch, auch wenn die Wolken bisweilen noch seltsam deformiert aussahen, was mein Vorspieler aber als bekannten Glitch bewertete, an dem gerade gearbeitet werde. Das hier lief definitiv nordwärts der 30FPS, und nah genug an den 60, dass mich diese Frühe Version optimistisch stimmte, hier weniger “jank” zu bekommen als das bei Arma in der Vergangenheit der Fall war.
Der große Haken an der Version für Sonys marktführende Konsole ist natürlich der, dass der PlayStation-Hersteller Mods nicht so liberal gegenübersteht wie etwa Microsoft. In der Xbox-Version muss man sich zwar mit dem konservativeren Controller abgeben, darf aber auch auf einen umfangreichen Pool an Modifikationen zurückgreifen. Und die sorgten in der Vergangenheit erst dafür, dass das Arma-Ökosystem ein so erfüllender Schauplatz für alles ist, was mit der Simulation von authentischen Gefechten zu tun hat. Was nicht heißen soll, dass der zentrale Spielmodus, Conflict, nicht schon viel von dem hat, was Fans der Reihe so an Arma lieben. Aber ohne Mods dürfte die Halbwertszeit von Arma Reforger auf der PS5 begrenzt sein. Laut Bohemia sei man derzeit in Gesprächen mit dem Plattform-Hersteller.
Hoffen wir also das Beste und Sony lockert für Bohemia seine Richtlinien so, wie das auch schon für Bethesda erfolgte. Denn dann wäre die in nicht allzu ferner Zukunft erscheinende PS5 Version von Arma Reforger vermutlich die beste Art, diese ebenso einladende wie komplexe Militärsimulation auf Konsole zu erleben.