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Armello ist ein gelungenes digitales Brettspiel, dem aber der Couch-Koop-Faktor fehlt

Game of Throne.

Videospielumsetzungen von Brettspielen gibt es mittlerweile viele. Carcassonne, Monopoly, Risiko und wie sie alle heißen. Was auf dem heimischen Tisch funktioniert, klappt in der virtuellen Welt nicht immer so reibungslos. Und in gewisser Weise geht dabei ein wenig der Reiz des Spielens mit realen, physisch fühlbaren Karten und Spielfiguren verloren. Den Weg einer Umsetzung ging League of Geeks mit Armello nicht, vielmehr ist es eine Eigenkreation, konzipiert als digitales Brettspiel.

Armello beweist, dass es ebenso ohne Vorlage möglich ist, ein solches Format aus dem Hut zu zaubern. Das Einzige, was dabei zu kurz kommt, ist der Couch-Koop-Faktor beziehungsweise das gemeinsame Spielen. Gegen andere menschliche Mitspieler tretet ihr ausschließlich online an, ansonsten ist es ein Spiel für euch allein. Was schade ist, denn im Grunde böte es sich für mehrere Spieler an, wenn es ein echtes Brettspiel wäre.

Das Problem: Armello nutzt Karten, zum Beispiel für Gegenstände und Zaubersprüche. Dinge, die zum Teil auf eure Gegenspieler Einfluss haben. Wäre es ein Brettspiel, säßen sich alle Mitspieler gegenüber und keiner schaut dem anderen in die Karten. Vor einem Bildschirm ist das schlecht möglich. Sämtliche Teilnehmer sähen, was der jeweils andere in der Hinterhand hat oder welche Karten die Spieler ziehen. Die Spannung wäre dahin. In Anbetracht dessen ist es schade und zugleich verständlich, dass Armello keine lokalen Multiplayer-Partien bietet.

Ist euch das Glück hold und ihr würfelt die richtigen Symbole, besteht ihr Kämpfe und Herausforderungen.Auf YouTube ansehen

Was den Spaß nicht schmälert, wenn ihr es alleine spielt. Ähnlich wie bei einem echten Spielbrett besteht die Spielfläche in Armello aus einzelnen, sechseckigen Feldern. Und die jeweiligen Helden in Form von Hase, Wolf oder Ratte sind die Spielfiguren. Der größte Unterschied zu einem echten Spielbrett ist, dass hier alles schick animiert und designt ist. Nutzt ihr bei einem realen Brettspiel noch eure Vorstellungskraft, übernimmt das hier die Konsole oder der PC für euch.

Vereinfacht ausgedrückt, geht es in Armello darum, euch den Thron zu sichern. Ein Fluch hat den König befallen, pro Tag verliert er ein Herz seiner Lebensenergie. Gleichzeitig schickt er seine königlichen Wachen durch das Land, die Dörfer terrorisieren und die Gegend patrouillieren. Ebenso lauern dort einige andere Kreaturen auf euch, ob verflucht oder nicht. Wie ihr den Thron erobert? Da gibt es mehrere Möglichkeiten. Zum Beispiel, indem ihr den König einfach umhaut. Was einfacher klingt, als es ist. Zum einen ist er stark und es ist nötig, eine Herausforderung zu bestehen, bevor es euch erlaubt ist, auf einem Feld neben ihm stehen zu bleiben.

Diese Herausforderung entscheidet sich durch das Würfelglück. Wie bei anderen Begegnungen, Kämpfen und Szenarien im Spiel legen die geworfenen Würfelsymbole fest, wie gut oder schlecht es läuft. Je mehr Würfel ihr habt, desto besser. Beeinflussen lässt sich das zum Beispiel durch einzelne Karten. Mein Glück war, dass ich in einer Runde zum einen ausreichend Würfel hatte, um die vier nötigen Symbole zu werfen. Zum anderen fügte mein Charakter durch eine spezielle Karte automatisch einen Schadenspunkt zu, bevor der eigentliche Kampf beginnt. Mit diesem Vorteil im Hinterkopf versuchte ich mein Glück, weil der König nicht mehr als ein Herz übrig hatte. Ab und an zahlt sich das Risiko aus.

Würfel und Karten haben Einfluss auf Angriff und Verteidigung.Auf YouTube ansehen

Eine weitere Möglichkeit, den Thron zu erobern, ist das Töten verfluchter Kreaturen und anderer Helden. Somit steigert ihr euer Ansehen. Bei jedem Tagesanbruch erlaubt das Spiel dem Teilnehmer mit dem höchsten Ansehen, sich für einen von zwei Erlassen des Königs zu entscheiden. Das hat unterschiedliche Auswirkungen. Möglich, dass dann weitere Feinde auf dem Spielfeld auftauchen. Oder andere Spieler verlieren Ansehen und geben es an einen einzelnen ab. Segnet der König das Zeitliche und ihr habt das meiste Ansehen, gehört der Sieg euch.

Während eurer Reise durch die Spielwelt sammelt ihr Karten, die euch verschiedene Vorteile bescheren oder Gegner beziehungsweise Mitspieler schwächen. Sterbt ihr, verliert ihr alle Karten, fliegt aber nicht aus dem Spiel. Ihr macht bei eurem Startpunkt weiter und habt weiterhin die Chance, das Land zu beherrschen. Ebenso verdient ihr euch neue Karten durch Quests. Die schicken euch in vielen Fällen über das halbe Spielfeld und am Ende besteht ihr eine Herausforderung - oder nicht. Es gibt dabei immer eine sichere Methode - mit geringerer Belohnung - und eine riskantere. Da spielt erneut das Glück eine Rolle. Wie gut eure Chancen stehen, zeigt euch das Spiel an.

Zudem ergeben sich je nach Feld, auf dem ihr euch befindet, Vor- und Nachteile. In Wäldern versteckt ihr euch und greift aus dem Hinterhalt an, Gebirge bieten zusätzlichen Schutz - benötigen aber zwei Aktionspunkte, um sie zu erklimmen. In Sümpfen verliert ihr einen Lebenspunkt, in Kultstätten heilt ihr euch, Dungeons bieten euch in den häufigsten Fällen eine Belohnung oder - wenn es schlecht läuft - transportieren euch woanders hin. Betretet ihr eine Siedlung, bringt ihr sie unter eure Kontrolle und verdient regelmäßig Gold. Das investiert ihr zum Beispiel in neue Karten. Je teurer, desto besser.

Das Ziel ist, der neue König zu werden.Auf YouTube ansehen

Armello spielt seine taktischen Karten geschickt aus. Der Reiz ergibt sich daraus, dass ihr nicht wisst, welche Karten eure Kontrahenten haben und ausspielen. Wer möchte, opfert Karten im Kampf, um seine Verteidigung oder den Angriff zu stärken. Es lohnt sich in jedem Fall, die Tutorials zu absolvieren, um einen Überblick über die ganzen Spielmechaniken zu erhalten. Danach geht es zügig ganz gut von der Hand.

Funktioniert ein Brettspiel alleine? Manche tun das. Armello ebenso. Es ein von Taktik und Glück geprägtes Spiel, bietet gleichzeitig Neues und Frisches, statt ein vorhandenes Spielkonzept in virtuelle Welten zu transferieren. Es ist ein Rennen um die Krone. Eines, bei dem nicht immer der schnellste oder aggressivste gewinnt. Geduld und eine gut durchdachte Taktik zahlen sich häufig genug aus. Alleine ist das alles ebenfalls reizvoll. Schade, dass es keinen Couch-Koop gibt, aufgrund der erwähnten Gründe ist es jedoch nachvollziehbar.


Entwickler/Publisher: League of Geeks - Erhältlich für: PC, PS4, Xbox One, Switch, Mobile - Preis: ca. 20 Euro - Erscheint am: erhältlich - Gespielte Version: Switch - Sprache: Deutsch - Mikrotransaktionen: nein


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