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Armored Core 5

Kein Demon's Souls

Ich habe ja eigentlich gehofft, dass die Qualität von Demon's Souls auf die anderen Produkte von From Software abfärbt. Die Liebe zum Detail, das herrliche Art-Design und das durchdachte Spielprinzip waren Welten von den sonst eher durchschnittlichen Massenprodukten der Japaner entfernt. Ein echtes Kleinod japanischer Videospielkunst, das durch seine kompromisslose Härte und sein stets faires Gameplay Hundertausende weltweit in seinen Bann zog. Nachdem ich nun auf der gamescom einen Blick auf Armored Core 5 werfen konnte, bin ich zumindest zum Teil enttäuscht. Optisch ist die Mech-Simulation eine ganze Klasse schlechter als das Super-Rollenspiel.

Während das Design noch in Ordnung geht, sorgen verwaschene Texturen, eine miese Beleuchtung und unterirdische Spezialeffekte bei Grafik-Fetischisten für lange Gesichter. Das Spiel ist schlicht unansehnlich und wird damit einen großen Teil seiner potentiellen Kundschaft vergraulen. Zum Glück sieht es spielerisch etwas besser aus. Vor allem online geht die Armored-Core-Serie neue Wege und versucht sich an einem Konzept, das ich den Japanern so gar nicht zugetraut habe.

Den eigentlichen Story-Modus bekamen wir während der Präsentation übrigens nur kurz vorgeführt. Wie gehabt werdet ihr dort einer mehr oder minder spannenden Geschichte folgen, eure Mechs aufmotzen und mit bis zu zwei Spielern in großen Feldschlachten gegen die KI antreten. Mehr gab es an dieser Stelle aus den Entwicklern nicht herauszuholen. Man wollte sich hier ganz auf den ungewöhnlichen Mehrspieler-Modus konzentrieren, der nach Jahren der Abstinenz endlich mal wieder einen Commander zurück auf das Schlachtfeld holt.

Wenn ihr euch nämlich zu fünft in eine Online-Partie stürzt, übernimmt ein Spieler den Job des Operators. Dieser steigt nicht selbst in das Cockpit einer Kampfmaschine, sondern betrachtet das Spielfeld aus der Vogelperspektive. Er kann zu Beginn die Karte scannen und dann anschließend die besten Angriffsrouten festlegen. Die selbst generierten Wegpunkte werden dann bei den Piloten im HUD angezeigt. Zusätzlich flüstert euch der Commander auch noch Befehle über das interne Kommunikationssystem zu. Damit sollen das Teamwork verbessert und die zum Teil knackschweren Missionen einfacher werden. Denn ihr stürzt euch im Multiplayer nicht auf Computer-Ziele, sondern auf Basen, die von anderen Spielern per Map-Editor generiert werden.

Armored Core 5 - Trailer

Jeder Clan besitzt ein solches Hauptquartier, das durch Geschütztürme verteidigt wird. Eine Art Tower Defense gegen menschliche Spieler. Gelingt es euch, einen feindlichen Stützpunkt einzunehmen, wird dieser Erfolg in einer großen Übersichtskarte vermerkt. Versagt ihr, müsst ihr die Reparaturkosten für eure Mechs tragen. Gegen KI-gesteuerte Bots tretet ihr dabei aber nie an. Stattdessen warten insgesamt 70 Scharfschützen-, Raketenwerfer- und Nahkampf-Türme darauf, euch in die Mangel zu nehmen.

Deren Platzierung durch den menschlichen Clan-Leader ist dabei von entscheidender Bedeutung, weil alle Kanonen eine bestimmte Reichweite und einen festgelegten Angriffsvektor besitzen. Zu Mech-Schlachten kommt es nur, wenn der gegnerische Clan anwesend ist. Dann schlagt ihr euch mit feindlichen Kampfmaschinen herum und liefert euch harte Feuergefechte. Insgesamt also ein interessantes Online-Konzept, das aber noch kräftig in die Hosen gehen kann. Es erfordert nicht nur eine relativ große, sondern auch eine sehr aktive Community, die bereit ist, viel Zeit zu investieren. In Japan dürfte das kein Problem sein, schließlich lieben die ihre Mechs, im Westen sieht es dagegen nicht ganz so rosig aus. Abwarten.