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Armored Core 6: Da steckt mehr Souls drin, als ich dachte

Heavy Metal.

Wenn der Tutorial-Boss mal wieder mehr Geduld erfordert, als die sonst gängigen Endbosse, dann wisst ihr, ihr habt es mit einem Soulsborn zu tun. Wenn das Spiel von From Software aber mit missionsbasierten Leveln und gigantischen Mechs auf euch wartet, dann fragt man sich, wie viel da wirklich noch vom großen Souls-Franchise drinsteckt. Davon durfte ich mich selbst bei Bandai Namco in Frankfurt überzeugen.

Vielleicht seid ihr ja große Armored Core-Fans und könnt den sechsten Teil, der dank der erfolgreichen Soulsborn-Spiele, zuletzt Elden Ring, mit einem noch nie für die Reihe dagewesenen Budget produziert wurde, kaum erwarten. Da der sechste Teil mein Einstieg ins AC-Franchise ist, kann ich da leider keine Vergleiche zur ganzen Reihe ziehen, für die ich nochmal ins Jahr 1997 zurückreisen müsste, aber ich habe immerhin ein wenig in den fünften Armored Core geschnuppert. Generell gebe ich aber gerne zu, dass ich als Mecha- und Kaiju-Fan Armored Core sogar etwas spannender finde, als die From-Software-Titel, die im Mittelalter-Fantasy-Setting angesiedelt sind.

Sind hier eigentlich alle Söldner?!

Manchmal unterstützen euch andere Mechs im Kampf gegen die vielen Konzerne. | Image credit: Armored Core 6, Bandai Namco, Eurogamer.de

Armored Core VI: Fires of Rubicon erzählt die Geschichte des Planeten Rubicon 3 auf dem eine seltsame Energiequelle gefunden wurde, welche die menschliche Technologie und Kommunikation enorm vorantreiben kann. Wie der Titel schon impliziert, ging der erste Versuch, die Materie in die Hände zu bekommen nach hinten los und sowohl Rubicon, als auch die umliegenden Himmelskörper endeten in einer Katastrophe voller Flammen. Etwa ein halbes Jahrhundert vergeht und die begehrte Energiequelle wird ein weiteres Mal entdeckt. Dieses Mal ist Rubicon 3 abgesichert, verseucht und eine Menge Konzerne haben ein Interesse an der wertvollen Materie. Mittendrin: Ihr, der Söldner "621", auch bekannt als Raven.

Rubicon 3 befindet sich also nun in einer Art Krieg. Ständig trefft ihr auf verfeindete Unternehmen, nicht-menschliche Organisationen oder werdet von einem Konzern angeheuert, um sie zu unterstützen. Witzig ist, dass sich eure Verbündeten dessen bewusst sind. Manchmal sind sie freundlich, oft gehässig. Das führt zu ein paar unterhaltsamen Dialogen, die diese Missionen etwas aufpeppen. Insgesamt seid ihr aber öfter alleine unterwegs. An eurer Seite steht Betreuer Walter, der euch mit Informationen, Missionen und Anleitungen versorgt. Bisher haben wir nicht viel mehr von der Geschichte gesehen, aber nach dem letzten Story-Trailer dürfe klar sein, dass die Geschichte, die Fired of Rubicon überspannt, durch einige Missionen hinweg präsent sein und einige Wendungen haben dürfte.

Größer, Schwerer, Weiter

Wenns ums Visuelle und die Atmosphäre geht, so haben mich die riesigen Maschinen und noch größeren Schauplätze total abgeholt. Der sechste Armored Core Teil wird sich nicht ganz so tiefgehend mit Mechs und jedem ihrer Teile auseinandersetzen, wie ein MechWarrior, weiß aber trotzdem, wie man das Gefühl erzeugt, in einem Roboter zu sitzen. Zumindest in den ersten Missionen. Hier fliegt und fahrt ihr mit eurer übergroßen Maschine durch mal mehr mal weniger zerstörte Städte und beeindruckende Landschaften. Durch die gezeigten Häuser, abgerissenen Autobahnen oder Bäume bekommt man schnell ein Gefühl dafür, wie riesig so ein Mech sein muss. Zusätzlich wirken eure Bewegungen, als würden sie von einer Schwere begleitet. Beispielsweise bemerkt man, sobald euer Roboter zunächst etwas träge, später immer schneller, losfliegt, wie viel Antriebskraft eure Turbinen aufbringen müssen, um so eine Masse nach oben zu bewegen.

Der Kampf in der Luft ist ein zentrales Element in Armored Core. Das bringt gut Abwechslung in die From-Software-Erfahrung, die für die Armored-Core-Reihe erstaunlich nah an die erfolgreiche Souls-Formel kommt. | Image credit: Armored Core 6, Bandai Namco, Eurogamer.de

Dieses Gefühl nimmt deshalb im Laufe des Spiels ab, weil ihr euren Mech im Verlauf ordentlich umrüsten könnt. Kopfteil, Ober- und Untergerüst, Energiereserven, Turbinen, Chips und natürlich Waffen werdet ihr konstant freischalten und mit dem Geld, was ihr aus Missionen erwirtschaftet, kaufen. So verbessert ihr euren Roboter nicht nur, sondern rüstet ihn nach euren eigenen Kampfvorlieben aus. Habe ich im Tutorial noch mit der Steuerung (und meinem nicht vorhandenen Skill) gehadert, habe ich meinen Mech in den weiteren Missionen so umgebaut, wie ich am liebsten spiele. In meinem Falle heißt das flink, mit möglichst viel Schaden, aber so, dass ich trotzdem noch ein bisschen was einstecken kann. Ihr könnt aber beispielsweise komplett auf Nahkampf, Fernkampf, DPS oder Tank setzen.

Das ist eine coole Spielerei, heißt aber nicht, dass die Bosskämpfe nach dem Tutorial ein Klacks sind. Die bleiben herausfordernd. Das bedeutet: Gegner beobachten, Muster lernen, Ausweichen, die Ausdauer des Gegners aufbrauchen und im richtigen Moment zuschlagen. Wenn nichts mehr geht, könnt und sollt ihr eure Ausrüstung überdenken. Solltet ihr mal keine Lust haben, euch in einen schweren Boss einzuarbeiten, könnt ihr auch alte Missionen wiederholen und so euren Mech nach und nach aufbessern, grinden eben.

Euer Roboter mag groß sein, doch oft setzten die Ziel-Objekte einen drauf. Armored Core 6 etabliert unfassbare Verhältnisse, sodass man sich schnell fragt, wie das nächste Level aussehen könnte. | Image credit: Armored Core 6, Bandai Namco

Die Größe spiegelt sich nicht nur in den Maschinen, sondern auch in den Gebieten wider. Hattet ihr im Vorgänger noch recht gradlinige Level, in denen die Vertikale zwar genutzt wurde, die Missionen generell aber linear blieben, so gibt es bei Fires of Rubicon genug Missionen, in denen ihr euch richtig austoben dürft. Einige Aufträge haben klar gekennzeichnete Ziele, die ihr auf unterschiedlichen Routen erreicht. Ob ihr dabei Fernkampf, Nahkampf oder sogar ein wenig Stealth wählt, bleibt euch überlassen. Interessant werden die Aufträge, in denen ihr eine Beschreibung erhaltet und dann einfach in das Gebiet geworfen werdet. Hier dürft ihr eure Herangehensweise frei gestalten, was echt Spaß macht. Ihr könnt zwar einfach durch die Mitte fahren und alles niedermetzeln, doch dieser Weg gestaltet sich meist sehr schwer. Denkt ihr euch selbst Routen aus und erforscht ein wenig die Gegend, entfalten sich anhand der Umgebung manchmal interessante Nebengeschichten und auch euer Feind wird deutlich leichter zu besiegen sein.

Anpassungsfähiges Metall

Die Entwickler wollen aber, dass ihr eure Anpassungsmöglichkeiten nicht nur aus Spaß nutzt: Manche Gegner erfordern besondere Geschütze. Der Juggernaut beispielsweise hat ein Schild, das jeglichen Frontalschaden verhindert. Er stellt sich auch gerne mal an Wände (grr!!), sodass man nicht an seinen Rücken kommt. Der vertikale Raketenwerfer mit seinen Projektilen, welche die Abwehrsysteme umgehen, wäre da offensichtlich von Vorteil. Habt ihr die Ausrüstung aber nicht in eurem Sortiment, weil das sonst nicht euer Spielstil ist, müsst ihr für diesen Boss ein wenig grinden, was anfangs schnell langatmig werden kann, weil euch noch nicht allzuviele Missionen zur Verfügung stehen. Zum Glück bringen Geschosse beim Verkauf wieder ordentlich Geld rein, sodass sich der einmalige Gebrauch nach einer nicht viel zu schmerzvollen Investition anfühlt.

Anpassungsfähig bis ins letzte Detail: Bei Armored Core 6 könnt ihr wirklich alles an eurem Mech nach Belieben gestalten. | Image credit: Armored Core 6, Bandai Namco

Anpassung heißt zudem, dass ihr eurem Metall jede Farbe geben könnt, die ihr wollt — an jedem einzelnen Teil. Dann wären da noch Sticker, die ihr ebenfalls vollständig selbst gestalten dürft. Wie im oben gezeigten Screenshot zu sehen, könnt ihr zusätzlich andere Veränderungen vornehmen. Eurer Fantasie sind wirklich keine Grenzen gesetzt. Zudem war ich überrascht über die Formen, die euer Mech annehmen kann. Von rund bis riesig, von Gundam bis EVA, ihr könnt theoretisch und mit ein wenig Mühe alle Roboter aus euren Lieblingsserien nachbauen. Aber Vorsicht: Natürlich wirken sich die verschiedenen Formen auch auf den Kampfstil aus.

Vom Äußeren abgesehen haben eure Mechs aber ein paar Einschränkungen, denn nicht nur das süße Söldnergeld soll als Motivation dienen, sondern auch eure Kampferfahrung. Je nach Mission werden nach und nach neue Geschütze, Einheiten oder Waffen freigeschaltet. Um sie zu erwerben, solltet ihr nicht nur auf Geld, sondern auch auf eure Tragkraft und Energiereserven achten, denn die gilt es gut zu managen. Wollt ihr schwere Kanonen tragen, dürft ihr nicht vergessen, das richtige Rückgelenk auszustatten. Dadurch verliert ihr ordentlich an Tempo und vielleicht solltet ihr auch auf eure Haltungsstabilität achten. Aber all das werdet ihr nach den ersten Ausrüstungs-Versuchen ganz intuitiv verstehen, denn Größe und Form verrät oft, welche Spezifikationen gefordert sind. Wie bereits erwähnt, solltet ihr hier allerdings ein nicht allzu kleinkariertes Management-System erwarten, Armored Core 6 geht an keiner Stelle in Richtung Simulation.

Ihr könnt in Armored Core 6 sogar ganz eigene Logos gestalten, die auf euren Mech geklebt werden. | Image credit: Bandai Namco, Armored Core 6

Insgesamt hat mir Armored Core 6 sehr viel Spaß gemacht, auch wenn ich hier und da einmal zu viel gestorben bin und mir der Grind nach passenden Waffen manchmal zu langatmig wurde. Gerade mit den zahlreichen Missionen im Hinterkopf, die ich noch nicht sehen durfte und auch weil ich in Bosskämpfen besser werden will, möchte ich unbedingt weiter spielen. Das ist also dieses From-Software-Gefühl, das man bekommt, wenn man glaubt, man lernt in ihren Spielen einen echten Skill. Was mir den Rest des Spiels aber wirklich schmackhaft macht, ist der Missionsaufbau: Ich freue mich darüber, dass ich jedes Level nach Laune wählen kann, ohne mich dabei durch eine offene Welt mit unerwarteten Gegnern zu bewegen oder in Hubs aufzuhalten, die mich immer wieder zu einem Lagerfeuer zurückdrängen, wenn ich mal etwas an meiner Rüstung anpassen will.

Armored Core VI: Fires of Rubicon erscheint am 25. August 2023 für PC, PlayStation 5, Xbox Series X/S, PlayStation 4 und Xbox One.

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