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Ken Kutaragis Tokio Games Show Keynote

Wenig Neues.

Wenn der Boss von Sony Computer Entertainment vor die Weltpresse tritt, um über die Playstation 3 zu reden, kann alles passieren oder auch gar nichts. Ken Kutaragis heutige Ansprache im Rahmen der Tokyo Game Show trug den Titel „Next-Generation Entertainment Created by the PS3”. Klingt interessant. So interessant sogar, dass meine armen Kollegen deshalb schon um 10.00 Uhr Ortszeit in der International Conference Hall der Tokioter Makuhari Messe sitzen. Hier in Deutschland war es gerade mal 3 Uhr Morgens, doch was tut man nicht alles für seine Leser. Beenden wir das Vorgeplänkel und kommen wir gleich zum Eingemachten:

Der Saal ist nicht sonderlich groß und die Kohle für eine anständige Deko hat sich Sony auch gespart. Japanische und ausländische Journalisten warten also in einem eher schmucklosen Saal auf Kutaragi-san. Phil Harrison, der Executive Vice President von SCEE ist auch am Start. Lustig, wie der große Kerl immer all die Japaner um sich herum überragt, aber das nur so am Rande.

J-Pop-Tunes der schlimmsten Art dröhnen aus den Übersetzungs-Kopfhörern. Diese setzen wir notgedrungen auf, da wir kein japanisch verstehen. Von Minute zu Minute wird diese Musik schlimmer, doch wir können die Teile nicht ablegen, weil man ja nix verpassen will. Mit einigen Minuten Verspätung beginnt dann endlich die Präsentation. Der Raum wird abgedunkelt und ein TGS-Promovideo gezeigt. Zehn Jahre Tokyo Game Show? Das Jubiläum hätten wir ja beinahe vergessen. Wir werden darauf hingewiesen, dass während der Präsentation viel Work-in-Progress-Material zu sehen sein wird. Fotos sind daher nicht erlaubt. Mist!

Jetzt kommt Ken Kutaragi auf die Bühne und ein Trailer mit PS3-Spielszenen flimmert über die Leinwand. Als erstes ist Ridge Racer 7 zu sehen. Natürlich in HD-Qualität und auf jeden Fall grafisch der beste Teil der Serie. Vor allem die Streckenumgebung des Launch-Titels ist um einiges detaillierter.

Als nächstes steht AM2s Virtua Fighter 5 auf dem Programm. Viele der gezeigten Szenen hat man schon in anderen Trailern gesehen. Wieder tolle Umgebungen und Effekte. Sieht es besser aus als Dead or Alive 4 für Xbox 360? Ein wenig hübscher ist es schon, aber allzu groß sind die Unterschiede nicht.

Mobile Suit Gundam: Target in Sight! Ein Traum für Mech-Fans, mit riesigen Schlachtfeldern, realistischer Physik, schönen Lichteffekten und sehr detaillierten Roboter-Modellen. Was bei so einem Titel natürlich sehr erfreulich ist: Gebäude fallen realistisch in sich zusammen. Sehr angenehm!

Wie erwartet bekommen wir auch was von Final Fantasy XIII zu sehen. Eine Menge vorgerenderter Einstellungen der Levels und Charaktere. Danach kommen echte Gameplay-Szenen, die nicht viel schlechter aussehen als die Rendervideos. Ein paar Details weniger, aber immer noch eindrucksvoll, da sich eine Menge Gegner gleichzeitig auf dem Screen tummeln.

Die Trailer-Show endet. „Wie hat es Ihnen gefallen?“, fragt Kutaragi-san. Wir müssen zugeben, dass alles sehr hübsch aussah. Er erzählt über die Fortschritte in der Playstation-Familie. Wie sehr sich die technische Leistungsfähigkeit innerhalb der letzten zwölf Jahre doch verbessert hätte. Es folgt allgemeines Gelaber über Benutzeroberflächen und Controller. Kutaragi glaubt, dass die Computer-Entertainment-Industrie bisher aus zwei separaten Elementen bestand: Computer und Entertainment. Erst jetzt wären wir an einem Punkt, wo diese zwei Begriffe zu einer Einheit verschmelzen. Er spricht auch über PCs, die er anscheinend sehr mag, doch für Spiele wären die Kisten ungeeignet, weil zu aufwändig.

Er lenkt das Thema auf Network-Computer, die ja bereits vor einigen Jahren im Gespräch waren. PCs die über eine Netzwerkverbindung auf enorm leistungsfähige Super-Computer zugreifen. So stehen dem User enorme Ressourcen zur Verfügung, weil nicht der eigene PC die Hauptrechenarbeit übernehmen muss. Bisher war das nicht so praktikabel, da Netzwerke und Computer zu langsam waren. Das ist jetzt anders, sagt Kutaragi. So wären zum Beispiel Suchmaschinen nichts anderes als ein virtueller Zugang zu Supercomputern. Sogar mit einfachen Handys könne man auf diese unglaubliche Rechenpower zugreifen. Da hat er Recht, wenn man es nicht ganz so genau nimmt.

Plötzlich beginnt er über Satelliten-Karten zu schwadronieren, die man sich übers Internet reinziehen kann. Er meint wohl Sachen wie Google Earth und so weiter. Deren Nachteil wäre, dass sie nicht in Echtzeit dargestellt werden. Ob er heute wohl noch über PS3-Spiele spricht?

Ken Kutaragi erwähnt jetzt GMS (Global Mapping System). Dieses System soll Usern erlauben, Bilder und Daten ihrer Umgebung hochzuladen, um eine detaillierte Ansicht ihrer Umwelt zu erzeugen. Bereits vor einiger Zeit redete man ja schon davon, bei der Spielentwicklung echte Satelliten-Karten für die Spielumgebung zu nutzen.

Es folgt belangloses Blabla, doch dann wird’s wieder interessant: Die Gran Turismo-Macher mussten den Nürburgring besuchen, filmen und fotografieren, um diesen dann fürs Spiel nachzubauen. Genau so verhält es sich mit den Fahrzeug-Modellen. Dank GMS und den CAD-Daten der Autohersteller könne man sich diese mühselige Arbeit eigentlich sparen, meint Kutaragi. Das ist in der Tat ein cooler Ansatz.

Die Netzwerk-Architektur für PS3 wäre so offen, wie das Internet selbst. Kutaragi glaubt, dies sei lebenswichtig, um echte Innovationen und Ideen zu forcieren. Ob Kutaragi auch mal auf den Punkt kommen kann? Wir überlegen uns gerade, 90% seiner Rede unter den Teppich zu kehren, damit sich unsere Leser nicht zu Tode langweilen.

Die Menschen wollen aktiv an Inhalten und Dienstleistungen teilhaben und nicht bloß konsumieren, glaubt Ken Kutaragi. Dank digitalen Kameras wäre das zumindest schon teilweise Realität. Die Menschen würden ihre Fotos uploaden, andere daran teilhaben lassen und genau das sei ein großer Unterschied zu der Art und Weise, wie das Internet früher genutzt wurde.

Nachdem er sich noch über die Entwicklung von Speichermedien auslässt, erzählt der SCEE-Boss etwas über Spiele. Hurra! 15.000 Titel wären für PSone und PS2 erhältlich. Doch mittlerweile gäbe es klare Unterschiede zwischen Software, die sich verkauft und Software, die sich nicht verkauft. Ursprünglich ging es bei der Spielentwicklung um Abwechslung und Kreativität, doch mittlerweile verließe sich die Industrie zu sehr auf schnöde Fortsetzungen erfolgreicher Titel. Für Sony Computer Entertainment sei jetzt Innovation die Basis aller Gedanken. Ohne Innovation habe die Spieleindustrie keine Zukunft, prophezeit Kutaragi.

Die Hersteller müssten sich in Zukunft vor allem mit den Netzwerkfähigkeiten der Konsolen auseinandersetzen. Kutaragi sei mit der jetzigen Qualität der Online-Dienste nicht zufrieden, da diese nicht so verlässlich seien. Sogar die schnellste Internet-Anbindung sei langsamer als die interne Bus-Geschwindigkeit der zwölf Jahre alten PSone. Deshalb würden Sachen wie zum Beispiel Real Time Video über das Internet erst in Jahren Realität.

Genau aus diesem Grund sei die PS3-Hardware so notwendig. Auch wenn sie von vielen als Technik-Overkill angesehen wird, fügt er hinzu.

Er kommt auf Details der PS3-Online-Features zu sprechen. Diese erlaube volle Interaktion zwischen den Usern, um Informationen und Inhalte über das Internet auszutauschen. Alles was man dafür braucht, würde in der Konsole stecken. Aha! Das ist ja mal was völlig Neues!

Taataaaaa! Die PS3 ist nicht nur abwärtskompatibel. Sie erlaubt es uns online auf ältere Spiele zuzugreifen. Nicht nur alte Playstation-Titel, sondern auch Mega Drive- und PC Engine-Spiele. Welche Titel das genau sind und wie das Ganze preislich aussehen soll, wäre noch nicht entschieden.

Auch Videos werden über das PS3-Netzwerk erhältlich sein. Man will mit kürzeren Filmen anfangen und später auch längere Streifen anbieten. Wenn wir die Übersetzung des Dolmetschers richtig verstanden, können PS3-Users auch eigene Videos veröffentlichen. Quasi wie auf youtube.com.

Jetzt gibt es eine Lobhudelei über die Leistungsfähigkeit des Cell-Prozessors und wie man damit die Welt verbessern kann. Natürlich ohne relevante Fakten und Details zu nennen. Danach spricht er davon, wie User und Entwickler über das PS3-Netzwerk kommunizieren könnten. Spieler sollen dann eigene Inhalte uploaden, um den Entwicklern neue Ideen zu liefern, so Kutaragi. Hä? Das machen Spieler doch seit Jahren! Nennt man auch „Hass-Mails an den Kundensupport“.

Unser Tipp an Kutaragi-san: Mehr Spiele-Infos, echte Fakten und Spielszenen präsentieren. Dafür weniger Nostradamus-Orakel-Gechnatter! Doch da wir schon mal da sind, hören wir uns den Rest auch noch an. Glücklicherweise wird nun ein weiteres Video abgespielt.

Leider handelt es sich dabei um kein Spiel, sondern um eine Tech-Demo. Kann man am ehesten als virtuellen Afrika-Trip bezeichnen. Ein Haufen verschiedener Tiere bewegt sich absolut lebensecht durch die fantastisch in Szene gesetzte Wildnis. Als Techdemo ist das ehrlich beeindruckend, aber mit Spielen hat das in dieser Form nix zu tun.

Jetzt kommt bestimmt gleich was zu echten Spielen! Wir sind so aufgeregt. Moment mal? Was ist denn jetzt los? Arghh! Die Show ist vorbei! Das war alles? Wir versuchen uns gerade an eine Präsentation zu erinnern, die noch enttäuschender war als diese hier. Uns fällt auf Anhieb nichts ein. Ken Kutaragi beantwortet anscheinend ausschließlich die Fragen eines bestimmten japanischen Journalisten. Dieser ist wohl eher darauf aus, Kutaragis Herz zu erobern, weswegen sich das Interview als belangloses Geplänkel und Bauchpinselei entpuppt.

An einer Stelle will der Typ wissen, ob der PS3-Launch eventuell erneut verschoben wird. Kutaragi entschuldigt sich daraufhin für die Verschiebung. Man habe sehr hart gearbeitet und neue Dinge ausprobiert, was Probleme verursachte. Man würde sich jetzt darauf konzentrieren, einen pünktlichen Launch sicherzustellen, fügt er beschwichtigend hinzu. Ganz schön vage formuliert, aber daran könnte auch der Übersetzer Schuld sein. Außerdem äußert er sich zum europäischen Verkaufspreis. Der sei nur so exorbitant wegen dem hohen Euro-Wechselkurs und so weiter. Jetzt wissen wir endlich, wieso wir so viel hinblättern müssen!

Die Japaner haben da mehr Glück, denn dort wird zumindest die 20GB-Variante für nur umgerechnet 335 Euro auf den Markt kommen. Neben dieser Vorabpreissenkung gab man außerdem bekannt, dass die 20GB-Version nun doch mit HDMI-Anschluss ausgeliefert würde.

Insgesamt war Kutaragis Rede trotzdem sehr enttäuschend. Zum Glück haben wir auf der TGS noch genug Möglichkeiten, die neue Konsole in Aktion zu erleben. Es ist also noch nicht alles verloren!

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