Das Keyboard 4 Professional - Test
Design kommt fast bis zum hochgesteckten Ziel und dann produziert es ein rotes Lineal.
Hey, mal kein Gamer-Keyboard. Jedenfalls nicht so richtig. Jedenfalls wird es vom Hersteller nicht als solches beworben, man sieht keine Roboter oder Muskelmachos mit Knarren auf der Website von Das Keyboard. Diese Leute sind Designer und die ganze Seite strahlt das aus. Kann das Produkt mithalten? Oh ja. Das Ding ist einfach... schön. Zumindest so schön, wie so ein Keyboard halt sein kann. Es hält sich nicht mit den martialischen Zeichen der ausufernden Gaming-Großschlachtschiffe auf, es begnügt sich nicht mit der kleinstmöglichen Bauweise, die gerade noch alle Tasten unterbringt und so gut in den Gamer-Koffer passt. Das Keyboard ist durchgetrimmt auf Eleganz.
Ob diese euch zusagt, dafür reicht ein Blick auf die Bilder des Das Keyboard 4 Professional. Meinen Geschmack trifft sie, aber viel wichtiger ist das Gefühl, wenn man schon das erste Mal das Keyboard in die Hand nimmt. Kaum ein Konkurrent fühlt sich so hochwertig an. Mit seinen 1,3 Kilo ist es nicht besonders schwer - für eine mechanische Tastatur -, aber gibt einfach diese Produkte, die ein Gefühl vor Wertigkeit ausstrahlen. Bei denen sofort klar wird, dass sich jemand Gedanken machte, nichts am Design dem Zufall überließ und ein Produkt abliefern wollte, mit dem er zufrieden und der Kunde glücklich sein kann.
Ist auch besser so, denn das gute Stück ist mit 170 Euro nicht gerade am unteren Ende derartiger Tastaturen angesiedelt. Um nicht zu sagen, dafür, dass die Tasten nicht beleuchtet sind, ist das eine ganz ordentliche Ansage. In diesem Segment findet man sonst nicht nur Licht, sondern auch Tonnen an Features. Das Keyboard dagegen knausert gerade mit diesen ein wenig.
Treiber gibt es nicht, da keine Sonderfunktionen über einen solchen zu belegen wären. Makrotasten sucht ihr vergeblich. Nicht mal das mit zwei Metern sehr lange Kabel ist schick textilumwickelt, was wirklich schade ist. Was es hat, das sind ein paar Media-Tasten unter seinem Designerschriftzug, darüber eine Sleep-Mode-Taste und dann ist da noch das niedliche Lautstärke-Regelrädchen, die allesamt auch brav ihren Windows-üblichen Dienst verrichten. An der Rückseite dahinter verbergen sich noch zwei sehr praktische USB-3.0-Anschlüsse, die sogar genug Strom für ein Gamepad liefern. Das war es dann auch schon. Bisschen wenig, oder?
Nun, wenn ihr auf Feature-Extras aus seid, dann ist das wirklich kein Keyboard für euch. Was nämlich seine Stärke ist, das ist die konsequente Fortsetzung des schlichten Designs und des geschliffenen Ersteindrucks: Mit Das Keyboard 4 arbeitet - und spielt - es sich einfach gut. Nachdem ich in den letzten Jahren zwei Dutzend oder mehr Keyboards hier stehen hatte, muss ich immer wieder mit Erstaunen feststellen, dass ich persönlich am besten mit denen klarkam, die nicht versuchten, etwas Gutes umzukrempeln. Ich bin offensichtlich sehr konservativ, wenn es um die Anordnung und die Form von Tasten geht, und viel konservativer als hier wird es nicht. Für die Beschriftung wählte man eine ganz klare, schnörkellose, moderne Schriftart, die jeden unterstützt, der beim Tippen aufs Keyboard guckt. Die Tippfläche selbst ist nicht angewinkelt - obwohl ich das zuletzt bei dem Bloody B540 durchaus schätzte - oder als Kuhle ausgeformt. Der Abstand ist nicht zu weit, nicht zu nah, er ist ideal.
Für den ebenso idealen Anschlag sorgen die praktisch standardmäßig verbauten Cherry-MX-Schalter. Mein Testmuster hat die braunen, etwas leiseren Schalter, es gibt wahlweise auch die schön klickenden blauen mit ihrem kurzen Weg zwischen Berührungs- und Funktionspunkt. Beides sind extrem belastbare und bewährte Schalter. Man kennt sie. Sie funktionieren. Ob ich das jetzt als psychoakustisches Erlebnis verkaufen würde, wie es die Website tut, da wäre ich mir nicht so sicher, aber zumindest gibt es kein leises Nachhallgeräusch, wie es bei den Schaltern in manchen Keyboards vorkommen kann. Vielleicht ist dafür ja auch die nicht aus Plastik, sondern mattem und einem Millimeter starkem Aluminium mit verantwortlich. N-Key-Rollover wird geboten, aber kein hundertprozentiges. Mehr als sieben Tasten registrierte Aqua's KeyTest nicht, was in dieser Preisklasse jetzt unerwartet war. Sicher, in der Regel reicht es noch, aber da ist die Konkurrenz weiter.
Wer beim Tippen nie auf die Tasten guckt, der kann sich alternativ auch Das Keyboard 4 Ultimate anschauen, den Ninja unter den Tastaturen. Komplett schwarz ohne Tastenbeschriftungen erfordert das Ding sichere Blindtipperei. Das liegt sicher nicht jedem. Aber cool sieht es aus und sonst ist es bei der Verarbeitungsqualität und Features identisch mit dem Professional.
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Das eine Feature, das mich leider in keiner Weise überzeugen konnte, gehört nur indirekt zu dem Keyboard. Es ist die Stützleiste an der Rückseite, die die Tastatur um vier Millimeter anhebt. Während Das Keyboard in seiner Verarbeitung als tadellos durchgeht, ist das rote Plastiklineal für den erhöhten Stand genau das: ein rotes, recht billig wirkendes Plastiklineal. Der Hersteller ahnte die Frage nach dem Warum und beantwortet sie mit einem „Warum nicht?". Nun, vielleicht, weil ihr ein perfektes Keyboard gebaut habt und es nun mit einem roten Stück Billigplastik verschandelt, das auf einem Holztisch fröhlich vor sich hin rutscht? Bei einem geringeren Stück Hardware darüber würde ich mich nicht mal so ärgern, aber es ist schade, dass der Wille zur Perfektion an dem roten Plastiklineal zu enden schien.
Ich gebe zu, dass der normale Spieler, der den nicht unverständlichen Wunsch nach Makro-Tasten und Beleuchtung für schummerige Gamer-Höhlen hegt, dazu noch echtes N-Key-Rollover sucht, mit Das Keyboard 4 gerade angesichts des mehr als stolzen Preises nichts anfangen können wird. Das gibt es andere, auch sehr hochwertige Tastaturen. Wer sich jedoch in das schlichte, geradlinige Design verlieben kann, der bekommt als Bonus eine tadellose Funktionsweise und Verarbeitung. Das Keyboard sieht gut aus, es fasst sich rundherum so an, auf ihm zu arbeiten ist ein Traum, und wenn jetzt die fünfte Iteration noch das rote Lineal verbannt oder zumindest der restlichen Qualität anpasst, dann sehe ich meinem für mich persönlich perfekten Keyboard entgegen. Bis dahin muss ich halt damit leben, dass meine Idealtastatur auf einem billigen Stück Plastik ruht. Ich denke, das kriege ich hin und außerdem, wie heißt es so schön: Irgendwas ist ja immer.
Wir bedanken uns bei getDigital für das Testmuster.