Corsair RGB Gaming Keyboards im Test
Hier wird nicht gespielt, hier wird gearbeitet. Man will ja schließlich richtig spielen.
Nachdem sich die Corsair M65 RGB dank leistungsstarker Software und fairem Preis als kleiner Gewinner meiner jährlichen Mausparade entpuppte, nun das dazu passende Keyboard: Corsair K70 RGB. Kurz aber ein paar Worte zu den Varianten: Das K70 ist die Standard-Form mit einem numerischen Block. Das K65 verzichtet auf diesen, ist also etwas handlicher. Das K95 hat als größte Ausgabe nicht nur den numerischen Block, sondern auch noch einen stolze 18 Makrotasten großen Block auf der linken Seite, also für alle, die ein paar Zentimeter mehr Platz haben. Die Verarbeitung ist bei allen drei Varianten praktisch identisch, das Design und die Funktionen jenseits der Tastenblöcke auch. Es kommt also nur auf euren Bedarf nach diesen und den verfügbaren Schreibtischplatz an.
Beim Anschluss des M70 fallen ziemlich schnell zwei Dinge auf. Erst einmal ist das Keyboard im Gegensatz zu vielen anderen seiner Art relativ leicht (ca. 1,3 Kg). Mit "seiner Art" ist natürlich "mechanisch" gemeint, wie viele seiner Konkurrenten setzt Corsair auf die bewährten Cherry-MX-Switches, wahlweise in Rot, Braun und natürlich Blau. Übersetzt heißen diese Farben: "2 mm Anschlag, 4 mm Gesamtweg, linearer, durchgehender Widerstand, kein Klick", "Kein Klick, aber spürbarer Widerstand im Moment des Anschlags" und "deutlicher Widerstand beim Überwinden des Anschlagspunktes, hörbares Klicken". Alle drei Varianten nehmen sich nichts in ihrer praktisch endlosen Lebensdauer und Zuverlässigkeit, mehr als 50 Millionen Mal müsst ihr eine Taste erst mal drücken. Erprobte, nahezu ausfallsichere Technik.
Soweit also die verfügbare Vorauswahl, die ihr treffen müsst. Was ihr dann für einen durchaus stolzen Preis erhaltet - ca. 110 Euro für das K65, ca. 160 Euro für das K70 und ca. 190 Euro für das K95 - ist ein ganz interessanter Materialmix. Unten habt ihr ein eher unscheinbares, aber meinen eigenen, speziell entwickelten Neandertaler-Haltbarkeits-Tests nach robustes Plastik, das mitverantwortlich für das geringe Gewicht sein dürfte. Die obere Platte dann besteht aus ebenfalls leichtem, aber mehrere Millimeter dickem und vollkommen unflexiblem Aluminium, das Corsair als Flugzeugtauglich bezeichnet. Ich glaube ihnen dies und werde keine Tests für die Haltbarkeit bei minus 50 Grad in 10 Kilometer Höhe entwickeln. Sorry, reine Budget-Frage, ich würde ja auch gern. Vorn wird dann noch optional eine ebenfalls erstaunlich robuste Handballenablage nicht nur eingehängt, sondern auch noch per Magnet gehalten. Im Gegensatz zu einigen Konkurrenten, die an dieser Stelle gerne sparen, wirkt der Hand-Rastplatz bei den Corsairs wie aus einem Guss.
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Für das Wohlgefühl sorgt bei dieser eine angeraute Gummierung, die aber seltsamerweise an der eh recht spartanischen Unterseite fehlt, an den vier Füßen, um genau zu sein. Fahrt ihr alle vier - vorn und hinten - aus, dann hat das Keyboard keine Haftunterstützung mehr und wandert gern mal fröhlich davon. Wieder mal zwei Cent an der falschen Ecke gespart, gut nur, dass eh nur wenige alle vier Füße anklappen werden, die meisten dürften es bei den beiden hinteren belassen. Dann rutscht auch nichts. Die Tasten selbst sind, was die Cherry-Schalter angeht, eh über jeden Zweifel erhaben. Deren Oberfläche bevorzugt es ebenfalls matt, die Form ist relativ flach gehalten, ohne eine zu große Kuhle für die Fingerspitzen. Wer also gern mit Millimeterabstand die Finger über das Keyboard bewegt, wird hier nicht ausgebremst. Die Tasten selbst liegen oberhalb der Metallplatte, was die Reinigung extrem einfach macht. Ordentlich durchpusten reicht meistens, im schlimmsten Falle nehmt ihr alle Kappen ab und könnt so ordentlich durchschrubben.
An Sondertasten gibt es das, für das ihr bezahlt ab, sprich, wer das K95 hat, bekommt 18 belegbare Sondertasten, wer das nicht tut, findet eine komplett Normenkonforme 104er-Belegung vor sich, ganz ohne Fn-Taste, damit also auch ohne voreingestellte Doppelbelegung der F-Tasten. Alle Varianten, auch das kleine K65, haben allerdings einen hübsch eingefügten und extrem praktischen Multimedia-Block mit den Grundfunktionen Play, Pause, Stop, Vor und Zurück, sowie der Stummschaltung und einen Laustärkeregler. Alles, was man so braucht, hört man nebenbei Musik oder schaut einen Film.
Das erste große Sonder-Feature ist die bei mechanischen Keyboards noch nicht so durchgehend vorhandene Beleuchtung, die hier auch gemäß dem Zusatz "RGB" in allen Farbabstufungen des Regenbogens - oder zumindest etwa 16 Millionen davon - ausgeleuchtet werden kann. Praktisch im Dunkel und Halbschatten und hübsch anzuschauen. Das zweite ist der ebenfalls nicht ganz alltägliche echte n-Key Rollover. Das heißt ihr könnt alle 104 Tasten plus die vier Multimedia-Keys - beim K95 sogar 122, beim K65 natürlich abzüglich des Nummernblocks - drücken und auch der letzte Anschlag wird immer noch registriert. Dies konnte mit den üblichen Testprogrammen bestätigt werden, sodass MMO-Experten hier wirklich jede Taste nutzen können, wie es ihnen beliebt, auch weit über das menschliche Maß der zehn Finger hinaus.
Eine echte Besonderheit ist wie auch schon bei der M65 Maus die Corsair Utility Engine, die übrigens in einer Instanz beide Geräte abdeckt, getrennte Treiber sind also auch bei Corsair nicht nötig. Das macht das Ganze aber nicht weniger komplex, schließlich gilt damit auch hier, dass ein oder zwei Blicke in das fast 140 Seiten lange Handbuch nicht schaden können, um alles zu erfassen, was ihr hier einstellen könnt. Praktisch jede Variation von Beleuchtungen, Makros, Doppel-Makros, automatische Profil-Umschaltung und Funktionsumbelegungen lässt sich sauber in fein abgestimmten Profilen ablegen. Wenn ihr euch mit der Software befasst, werdet ihr kaum etwas finden, was ihr nicht nach eigenem Wunsch zurechtrücken könnt. Tut ihr das jedoch nicht, dann wird es schon schwierig auch nur das Farbschema zu ändern.
Mit weiteren Extras geizen alle Varianten des Keyboards. Es braucht zwar zwei USB-Ports, wahrscheinlich, um seine Beleuchtung mit Strom zu versorgen, aber bietet keinen USB-Hub im Gegenzug. Auch Media-Verkabelung mit zugehörigen Eingangs-Buchsen für Headsets oder ähnliche Bonus-Features sucht ihr vergeblich. Das einzige Feature, welches als unüblich bezeichnet werden kann, zeichnet das Corsair noch mehr als professionell durchdachtes Gerät aus. Auf der Rückseite findet ihr einen Bios-Switch dieser Schalter mit den Positionen 1, 2, 4 und 6 reguliert die Response-Zeit der Tasten. 1 Millisekunde, also die schnellste Reaktionszeit, ist das, was Spieler wollen, aber nicht immer das, was der Computer will, um euch in den Bios des Rechners beim Hochfahren zu lassen. Manchem Bios ist die 1 MS zu schnell, mit 6 gibt es jedoch keine Probleme. Lies sich hier sogar bei einem älteren ASRock austesten, funktioniert also wie gedacht. Nicht jeder wird das brauchen, aber wer es braucht, wird dankbar sein, dass es da ist. Und weniger dankbar, dass es im Handbuch, das sonst nichts auslässt, mit keinem Wort erwähnt wird.
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Das Corsair ist das ideale Keyboard für alle, die nichts den Vorsteinstellungen der Software überlassen möchten, sondern Farben und Funktionen bis ins Kleinste selbst definieren wollen. Die Kombination aus einem durchweg hochwertig verarbeiteten Keyboard, den bewährten Cherry MX, einem echtem n-Key-Rollover und der zwar nicht gerade intuitiven, aber dafür umso mächtigeren Software erfordert zwar von euch etwas mehr Entgegenkommen. Dann jedoch werdet ihr mit einem Keyboard belohnt, das in jeder Anwendung und in jedem Spiel automatisch genau das tut, was ihr ihm beigebracht habt und das sogar in 16 Millionen Farben. Habt ihr diese Ambitionen, sind auch die nicht gerade kleinen Preise von K65, K70 und K95 gerechtfertigt. Möchtet ihr dagegen eine Tastatur einfach aus der Packung nehmen, ein paar Sondertasten fertig definiert vorfinden und euch sonst nicht weiter damit befassen wollen... nun, dann sind die Corsairs wohl nicht ganz euer. Aber es muss ja nicht alles für jeden ideal sein, das gilt für Spiele wie auch für Hardware.