ScreamRide - Test
Vandalismus mit der Achterbahn.
Meine Achterbahn war gerade gegen ein Trägerelement gerast, ein ganzes Segment der Attraktion sstürzte daraufhin in sich zusammen und riss ein benachbartes Hochhaus mit in den Abgrund - es war dieser Moment, als ich merkte: ScreamRide macht Spaß. Das Spiel ist so eine Art spiritueller Nachfolger zu RollerCoaster Tycoon - anders als beim Klassiker geht es hier aber nicht so sehr darum, einen Achterbahnpark zu managen. Stattdessen darf der Spieler unter anderem selbst einsteigen und mitfahren, Turbos einsetzen und darauf achten, nicht von der Strecke zu fliegen. Das ist in späteren Levels nicht immer leicht: einige Stellen erfordern taktisches Bremsen, an anderen müssen die Wagen auf zwei Rädern herumbalanciert werden, weil plötzlich nur noch ein Schienenstrang vorhanden ist. Macht Spaß, ist wunderbar unkompliziert, rasant und eingängig.
Wer sich eher als Baumeister fühlt, wählt am besten den Ingenieur-Modus. Hier fährt die Achterbahn von allein und der Spieler muss aus einer vorgegebenen Anzahl von Elementen eine möglichst aufregende Strecke bauen. Die Steuerung fühlt sich dabei teils ein wenig umständlich an, nicht immer landet eine Schiene da, wo ich sie haben möchte.
Gar keine Achterbahn gibt's im Zerstörungsmodus, stattdessen werden Testpiloten in einer unzerstörbaren Glaskugel in Gebäude katapultiert, die dann im Idealfall effektvoll zusammenbrechen, unterstützt durch versteckten Sprengstoff. Die Maxime dieses Spielteils: Richte im Namen der Unterhaltung grenzenlose Zerstörung an! Freude machen die flächendeckenden Abrissarbeiten vor allem, wenn Kettenreaktionen entstehen - wenn ein Gebäude ein anderes umreißt, das wieder ein anderes zur Explosion bringt, das in eine Brücke stürzt, schnellt nicht nur die Punktzahl nach oben, sondern auch der Adrenalinpegel.
Abgerundet wird ScreamRide durch einen Sandbox-Modus. Hier gestaltet, fährt oder zerstört der Spieler nach Herzenslust selbst eine Achterbahn - neue Elemente lassen sich in den anderen Modi freischalten. Ein wenig fühlt sich das an wie früher bei SimCity, wenn ich erst in akribischer Kleinarbeit über viele Stunden hinweg meine Stadt aufgebaut habe, nur um anschließend diverse Naturkatastrophen darüberrauschen zu lassen und mit anzusehen, wie alles in den Abgrund gerissen wird. Mit dem Unterschied, dass ich bei ScreamRide die Zerstörung direkt selbst anrichte und nicht auf die Hilfe irgendwelcher Feuersbrünste, Überschwemmungen und Erdbeben angewiesen bin.
Eingebettet ist das Spiel in ein seltsam dystopisches Szenario, in dem ein Konzern aus unklaren Gründen daran arbeitet, mit großflächiger Zerstörung möglichst aufregende Unterhaltung zu bieten - richtig ernst nimmt sich ScreamRide dabei nicht und wirklich vertieft wird die Geschichte auch nicht. Im Vordergrund steht klar der ungefilterte Spaß am Achterbahnfahren und an der Zerstörung. Das zu inszenieren, ist den Entwicklern bei Frontier wirklich gelungen. ScreamRide spielt sich schön schnell, macht sofort Laune und entlockt mir zwar keine Schreie, dafür aber immer wieder freudige Lacher. Echte Spieltiefe bieten die drei Standard-Modi allerdings nicht, sie präsentieren sich eher wie arcadiges Trio aus Renn-, Puzzle- und Geschicklichkeitsspiel, garniert mit Explosionen.
Einzig der potente Sandbox-Modus fühlt sich an, als könne er auch auf lange Sicht motivieren, insbesondere, weil einmal erstellte Kreationen hochgeladen und mit dem Rest der Welt geteilt werden können. Auf Dauer ergibt sich so ein schier unerschöpflicher Vorrat an verschiedenen Strecken. Am Ende stellt sich die Frage nach dem Preis-Leistungs-Verhältnis: Achterbahnfans mit Freude an komplexen Level-Editoren mögen gerne die knapp 40 Euro investieren, die das Spiel derzeit kostet. Vielen anderen dürfte das Preisschild für ein kleines, unterhaltsames Achterbahnspiel für zwischendurch hingegen ein wenig zu hoch hängen.