GTA 5 - Test (PC)
Letzte Runde, Jungs!
Na, hat ja gedauert. Anderthalb Jahre. Ein wenig strategische Revenue-Verteilung, oder? Das gleiche Spiel, dreimal verkauft, mehr als nur einer wird es wohl mindestens zweimal geholt haben? Nicht verkehrt für die Kasse. Aber ist es das wirklich? Ist es noch das gleiche Spiel? Oder ist es eine Art Kunstwerk, das in talentierten Händen weiterentwickelt wurde, bis es endlich den Grad der Perfektion erreichte, mit dem der Künstler zufrieden sein kann?
Ich halte beides für möglich, wohl auch gleichzeitig. Fakt ist jedoch, dass diese Version von GTA 5, solide Hardware oder besser vorausgesetzt, die ultimative ist. Bis die nächste Edition kommt. Auf was auch immer. Aber das kann wohl erst mal etwas dauern. Für den Moment und die auf ihn folgenden ein, zwei oder mehr Jahre ist dies das GTA, an das man sich erinnern soll, wenn man dann eines Tages je nach eigener Gefühlslage in Ehrfurcht, Verachtung, Bewunderung, Liebe, Hass, Enthusiasmus, Abscheu und/oder Verzückung über dieses kleine Ausnahmephänomen unserer Zeit spricht. Die Version, auf die wir uns besinnen können, wenn wir vergeblich versuchen, die schlecht portierte Mobile-Version zum zehnten Jubiläum mit Touch-Gesten auf einem Handy zu steuern. „Ach, hätte ich mir das hier gespart und einfach meine alte PC-Version noch mal angeworfen", werden wir dann sagen.
Bis dahin werden dann auch die mal eben 60 Gigabyte Download kein Thema mehr sein. Gut, wer die Discs jongliert hat, muss nur noch fünf Gigabyte patchen... Ich rege mich gar nicht mehr drüber auf. Jedenfalls nicht über ein einzelnes Spiel. Die Monster-Patches sind eine Gesamtsituation, die die letzten zwei Jahre vorsichtig gesagt aus dem Ruder lief. Und so schade es auch ist, dass GTA 5 nicht die rühmliche Ausnahme bildet: Allein ist es damit wahrlich nicht. Aber ist diese Hürde genommen und der doppelte Log-in überstanden - zumindest für Steam-Nutzer, der Rest muss sich „nur" in den Rockstar Social Club einloggen -, gibt es kein Desaster, wie es noch bei GTA 4 der Fall war. Zumindest für 99,9 Prozent der Spieler. Ein paar Problemchen sind wohl zu vermelden. Nichts Ernstes jedoch, die Down-Times der Server bei Rockstar reduzieren sich auch schon wieder drastisch, es läuft in den allerallerallermeisten Fällen einfach. So auch hier bei mir.
Da ich jetzt zum dritten Mal eine Kritik zu dem schreibe, was essenziell das gleiche Spiel ist, verweise ich an dieser Stelle einmal kurz auf den ursprünglichen Test, falls ihr mit der grundsätzlichen Spielwelt und der Story noch gar nicht vertraut seid. Daran hat sich nichts geändert. Um euch die Mühe zu sparen, auch noch den Test für PS4 und Xbox One im Detail zu studieren, hier ein paar der dort hinzugekommenen Features, die alle ihren Weg auf den PC fanden: Das wichtigste dürfte die Ego-Sicht sein. Das ist richtig, ihr könnt in einem GTA-Spiel das erste Mal konsequent und auch dafür angepasst und optimiert hinter die Pupillen der wechselnden Protagonisten schlüpfen und die Welt durch ihre Augen sehen. Und es ist glorreich. Dies war schon mit der verbesserten Grafik der neuen Konsolen nicht zu verachten. Mit den nun noch einmal höher aufgelösten Texturen, zusätzlichen Details und höheren Auflösungen - erneut, entsprechende Hardware vorausgesetzt - scheint es, als wäre das Spiel nie anders gedacht gewesen. Mit dabei sind auch all die alten Update-Inhalte wie neue Fahrzeuge, Tonnen an neuen Songs und Radiosender, die es auf der Last-Gen noch nicht gab, und andere, kleine, weniger relevante Inhalte im Solo-Spiel, die diese Version von der ursprünglichen abheben.
Was kam nun zusätzlich auf dem PC dazu? Erst einmal: Selbst wenn es nichts wäre, hättet ihr hier ein wunderschönes Monster von einem Spiel. Riesengroß, voller endloser Details und sogar mystischer Elemente, die verrückte Ufo-Jäger auf Berge hetzen und fabulieren lassen, ob der Sinn des Universums nicht im Code von GTA 5 steckt. Oder zumindest ein paar mehr Saurier. Selbst wenn es nur ein direkter Port der PS4-Version wäre, würde ich nicht wirklich meckern. Das Spiel ist zu gut dafür.
Aber Rockstar gab sich Mühe, war sich bewusst, dass auf 4K alles ein wenig anders aussieht und PC-Gamer eh anspruchsvoll sind, wenn es um Technik geht. Also mussten die Texturen noch mal ran, kleine Details in der Welt, am Straßenbelag, in den Hügeln, den Häusern und den schrulligen Bewohnern wurden noch einmal leicht gepusht und können nun mit den Besten konkurrieren. Es zeigt erst aus nächster Nähe manchmal ein wenig, dass da im Hintergrund nicht nur diese Straße, sondern nahtlos auch noch alle anderen simuliert werden müssen. Und das ist die wahre Stärke der Engine. Von etwas hochzuschauen, was aus der Nähe betrachtet schon gut aussieht, um dann aufzusteigen und das Ganze zu erfassen. Die Weitsicht allein ist es heute nicht mehr. Es ist die Weite der simulierten Welt, die es auszeichnet. Vom höchsten Punkt in der Ferne Lichter zu erspähen, die sich durch die Ausläufer der fernen Stadt schlängeln, mit dem Hubschrauber darauf zuzuhalten und wirklich dieses Auto bei seinem Weg folgen zu können. Das ist ein Grad der Illusion einer funktionalen Welt, die eigentlich ja nur komplette Show ist, der das Ganze hier zusammenfinden lässt.
Der Punkt ist natürlich, dass das in der Fassung, die wirklich die neuen Konsolen zumindest etwas alt aussehen lässt, auch mit dem Preis der Hardware verbunden ist. Mit einem schnellen i5, 12GB fixen RAMs, SSD-Installation und einer GTX 980 OC war dann alles anzumachen, und das auch auf WQHD, dem 4K des kleinen Mannes, überhaupt kein Thema. Lief mit immerhin noch 45fps, es auf 1080p zu reduzieren brachte die Rate dann über die magischen 60. Aber das Spiel ist gnädig. Auch ältere und sogar alte Hardware sollte keine Probleme haben, sofern ihr denn bei den in den Menüs lobenswerterweise zahlreichen einstellbaren Optionen realistisch rangeht. Zufällig trudelte heute die GTX 960 2GB ein, Nvidias aktuelles Mittelklassemodell, vergleichbar mit der GTX 770 oder HD 7990, und musste nur auf ein wenig MSAA und ein paar Ultra-Hochs verzichten, um sich auch in diesem Bereich zu bewegen. Selbst mit einer GTX 560 TI ließ es sich noch spielen. Es sah dann nur wenig besser aus als die Xbox-360-Version aber immerhin. Auch reichen schon 4GB RAM im Rechner solide aus, den Test mit zwei habe ich mir erspart, auch wenn es wohl theoretisch gehen soll. Also, auch kleinere Hardware bleibt nicht außen vor, der Segen des Fluchs eines „älteren" Spiels.
Nachdem es läuft, stellt sich die große Frage nach der Steuerung. Oder auch nicht. Wenn ihr ein Pad anschließt, dann läuft es halt wie gehabt. Das Spiel ist auch dafür gemacht, man merkt es an einigen etwas sperrigen Menüs, die für die Pad-Bedienung sinnvoll sind, aber mit Maus und Keyboard wohl besser gelöst hätten werden können. Als Trost bekommt ihr aber ein paar Tasten-Schnellfunktionen, die ich gerne als angeklebte Extratasten am Pad nutzen würde: Das Mausrad schaltet auch in GTA elegant die Waffen durch oder ihr nehmt die Zahlentasten, per Alt wird der Charakter innerhalb einer Mission direkt gewechselt - diese Kleinigkeiten machen das Spiel etwas geschmeidiger zu handhaben. Genau dieses Attribut fehlt dann leider bei der Steuerung der Fahrzeuge. Sind diese schon mit dem Analogstick des Pads manchmal etwas zickig, erfordert es mit den Tasten durchaus etwas Eingewöhnungszeit, und mit den Flugzeugen wird es endgültig fummelig. Geht alles, gibt Schlimmeres, aber das ist dann doch der Grund, warum ich trotz allem am Ende beim Pad bleiben werde. Man fährt eben viel Auto in GTA.
Der angekündigte Videoeditor ist eine echte Überraschung. Nicht nur, dass er tadellos funktioniert, das war absehbar, sondern dass er eine durchdachtere Benutzerführung hat als die meisten echten Videoeditoren, die man so aus dem Low-Budget-Bereich kennt. Aufgeräumt, verständlich und sogar voller sinnvoller Filter und Goodies, die euch helfen, schnell zusammen mit allen anderen die Bandbreiten der Welt und im Anschluss Youtube zu verstopfen. Es gibt natürlich eine direkte Anbindung und so könnt ihr euch schon mal auf eine Million GTA-V-Videos freuen. In der ersten Woche. Persönlich nicht meine Welt, aber wer gerne Geschichten aus der offenen Welt erzählt, kann hier endlos viel Zeit verbringen, von der keine Sekunde unnötig für eine schlechte Bedienung geopfert werden muss.
Auch GTA Online lief und läuft. Ich gehe mal davon aus, dass das weitestgehend so bleibt, zumal die erste Server-Sortierung ja hoffentlich schon durch scheint. Extra neue Zusatzinhalte für den PC gibt es nicht, aber die Heists, die ja erst vor Kurzem auf den Konsolen starteten, sind nun auch vom Start weg dabei. Was sie genauer sind, kann euch Sebastian besser verraten als ich.
So, fertig. Fantastisch. Immer noch, immer wieder. Jetzt darf es aber gerne wirklich bis zum zehnjährigen Jubiläum dauern, bevor ich wieder einen Test zu GTA 5 schreiben muss. Aber was soll es, das war es wert, die PC-Version ist das würdige Finale dieser Release-Odyssee. Es ist die beste Version eines der besten Spiele überhaupt. Die schönste Fassung der lebendigsten offenen Welt bietet euch die wildesten Sachen, die euch das echte Leben - oft genug aus gutem Grund - vorenthält. Eine nach wie vor elegante Handlung mit ein paar sehr cleveren Momenten - und ein paar sehr dämlichen, wobei die Sortierung Ansichtssache ist. Dazu Massen an sinnigen und unsinnigen Randbeschäftigungen, ein gewaltiger Online-Modus, ein tadelloser Schneideraum und eine insbesondere für ein so „altes" Spiel, aber auch generell beeindruckende Technik. GTA 5 war schon zuvor die Krone für mittlerweile fast zwei Jahrzehnte harte Entwicklerarbeit und diese PC-Fassung poliert diese noch einmal auf Hochglanz.
Danke, Rockstar, für all die schönen Stunden voller Spaß mit diesem Spiel und der ganzen GTA-Serie.
Und nun... übertrefft euch bitte selbst beim nächsten Teil. Weniger als das würde uns zutiefst enttäuschen und verärgern und wir müssten auf ewiglich GTA verdammen. Also, ganz entspannt ans nächste Projekt. Kein Druck.