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Nacon Revolution Pro PS4 Controller - Test

Meine neue PS4-Hassliebe am USB-Port.

Versuchen wir die Frage, ob nun das PlayStation- oder Xbox-Setup der analogen Sticks eines Gamepads besser ist, außen vor zu lassen. Jeder hat dazu seine Meinung, es ist eine Frage der persönlichen Philosophie und meine eigene kenne ich genau: Xbox. Das macht für mich das Spielen an der PlayStation 4, einer Konsole, die ich sonst in jeder Hinsicht schätze, etwas anstrengend. Das und die Tatsache, dass Microsoft mit dem Xbox-Elite-Controller das vielleicht beste Stück Pad-Hardware aller Zeiten abgeliefert hat.

Bis Sony etwas Ähnliches baut - von mir aus auch mit ihrem Stick-Layout, aber bitte wenigstens mit einer nennenswerten Akkulaufzeit und nicht ganz so billig verarbeitet -, muss ich mich nach Alternativen umsehen. Eine davon kam kurz vor Weihnachten auf den Markt: der Nacon Revolution Pro Controller. Zumindest eines hat er schon mal mit dem Elite gemein: Seinen normalen Preis von etwa 110 Euro könnt ihr zumindest für den Moment vergessen. Er ist ausverkauft und bei Amazon müsst ihr aktuell etwa 250 Euro ausgeben, ein Preis, den bitte niemand dafür bezahlt. Ob er die 110 wert ist... Schauen wir mal.

Schick ist er ja und genauso schick ist auch seine Verarbeitung.

Erst mal ist das mit dem Akku kein Problem. Es gibt keinen. Der Revolution Pro kommt mit einem immerhin drei Meter langen, fest am Controller anschraubbaren und sehr stabilen Textilkabel daher. Die Ausrede dafür ist a) er wäre sonst noch teurer geworden, und vor allem b) es ist ein E-Sport-Controller. Als solcher darf er natürlich keinen Lag haben. Okay, kann man gelten lassen, aber ganz ehrlich, Optionen sind eine wunderbare Sache und der deutlich breiteren Masse ist der ohnehin kaum vorhandene Lag der normalen Controller ziemlich egal. Ein Pad über 100 Euro sollte kabellosen Betrieb nicht nur als Fiebertraum ferner Zukunftskostenoptimierung kennen.

Zumindest reichen die drei Meter für die meisten Couch-Konsole-Setups, notfalls muss eine USB-Verlängerung her. Ist der Controller angeschlossen, dürft ihr euch noch nicht auf die Couch fallen lassen, sondern müsst die PS4 an der Konsole direkt anschalten. Warum? Ist halt so. Die Konkurrenz von Razer macht es auch nicht besser - was mir jetzt nicht viel bringt, wenn ich auf den PS-Knopf drücke und nichts passiert. Das ist richtig, selbst das abgenuckelte PS-Pad, das bei der Konsole vor Jahren mal mitgeliefert wurde, bei dem sich die Sticks mittlerweile auflösen und die Rumble-Motoren Geräusche machen wie eine Schraube in einer leeren Blechbüchse, kann immer noch etwas, was diese teuren E-Sport-Monster nicht können.

Unten habt ihr die frei belegbaren - Makros gern gesehen - Zusatztasten und die Umschalter. In den Hörnchen finden die zusätzlichen Gewichte Platz und einen Headset-Anschluss gibt es natürlich auch.

Also, erst Konsole an, hinsetzen und dann... funktioniert der Revolution Pro tadellos. Und ja, sein Setup der Stick-Anordnung ist für einen Xbox-Layout-Liebhaber wie mich ein Genuss. Weitestgehend zumindest, es gibt noch genug zu kritteln, aber dazu gleich mehr. Erst einmal gibt es ein Lob für die Verarbeitung, die ist nämlich ausgesprochen hochwertig. Nichts wackelt, nichts knarzt, auch wenn man kräftig zupackt. Die Sticks haben eine tadellose Zentrierung und stabile Nullposition, selbst wenn man wild an ihnen herumzieht und sie zwei Wochen lang misshandelt. Ich gebe keine Garantie, ob das ewig so bleibt, aber der erste und zweite Eindruck sind hervorragend und sagen, dass das auch noch lange so bleiben könnte. Das digitale Kreuz ist trotz seiner seltsamen Tellerform ordentlich und für eine Runde Street Fighter reicht es auf jeden Fall, selbst wenn hier die Fight-Pads sicher nicht erreicht werden und es sich zwar anders - und definitiv hochwertiger - vom reinen Spielgefühl, aber nicht unbedingt besser als das PS4-Standardkreuz anfühlt.

Die Physik der Sticks lässt sich nicht ändern, aber Totzone und Ansprechpunkte lassen sich sehr präzise definieren.
Alle Tasten lassen sich bequem nach Wunsch umbelegen.

Der Nachteil der Sticks im Vergleich zum Elite-Controller ist, dass sie fest verbaut sind und es keine Wechsel-Sticks gibt. Sie sind länger als die des Standard-Controllers, was euch etwas mehr Spiel für mehr Präzision gibt. Für Shooter ist das wichtig, auch wenn man sich etwas daran gewöhnen muss, aber das Durchschnitts-Action-Adventure oder Rollenspiel braucht diese Präzision nicht und da macht sich die neue Länge mit der Zeit als eher anstrengend bemerkbar. Die Finger gehen weitere Wege und müssen sich mehr strecken, nach Stunden merkt man das. Die Lösung des Elite sind Wechsel-Sets für die Sticks mit unterschiedlichen Längen. Die des Revolution Pro ist, dass es keine Lösung gibt. Weder für Shooter noch für sonst etwas ist die asymmetrische Stick-Form oben gut. Die linke Kappe hat eine Vertiefung, die rechte ist mit einem eingravierten Logo nach oben gewölbt. Es gibt beide Philosophien, da es mehr Anhänger der Stick-Mulde gibt, soweit ich weiß. Es existiert meines Wissens keine Schule, die besagt, dass der eine Stick das eine und der andere das andere haben sollte. Zumal ich jetzt nicht sicher bin, wie das Logo in das ganze Design der Ergonomie passt.

Es ist viel Zeit in die Präzision der Sticks geflossen und in diesem Bereich glänzen sie ohne Frage. Ihr habt eine fast hundertprozentige Erfassung des gesamten Bewegungsfeldes bis in die letzten Kanten des Testvierecks, das ihr vielleicht von der Windows-Pad-Justierung kennt, und das bietet derzeit meines Wissens kein anderer Pad-Stick. Wiederum, definitiv ein Feature für den E-Sport-Bereich, beim Tomb-Raider-Spielen wird euch das nicht auffallen. Was für alle und vor allem E-Sport wünschenswert gewesen wäre, wäre ein verstellbarer physischer Widerstand der Sticks. Das haben nicht viele Pads, aber die, die es haben, genießen einen Bonus, der hier fehlt.

Was ihr bemerken werdet, ist die generelle Haptik. Fantastisch in der Hand liegt der Revolution Pro auf jeden Fall. Er will aber auch richtig gehalten werden. Die Trigger sind sehr ergonomisch geformt und ein eher lockeres Fläzen auf der Couch mit einem geneigten Pad wird bestraft, da die Zeigefinger eher die harte, vordere Kante des Triggers finden, statt gemütlich aufzuliegen. Also, richtig sitzen, Rücken gerade, Hände in den Schoß, Pad ausrichten, Haltung ist wichtig. Was die Trigger selbst angeht: ein Traum. Linearer Widerstand, nicht zu weich, genau richtig. Das gilt auch für die vier Face-Buttons, wobei sich diese nicht grundlegend vom PS4-Original unterscheiden. Bleiben erst mal noch der Start-Button und das Touchpad, beide etwas hochwertiger als beim Original, aber nicht grundlegend unterschiedlich. Die Symbolmaserung des Touchpads ist natürlich ein netter Designzug, wobei das eigentlich die Fläche gewesen wäre, um das Logo unterzubringen, nicht der rechte Stick. Der einzige nicht ganz durchdachte Button ist der Record-Knopf, der etwas zu nah hinter dem hohen linken Stick liegt und sich nicht ganz sicher erreichen lässt.

Auch die Totzonen der Trigger lassen sich exakter definieren als bei fast allen anderen Controllern auf dem Markt.
Cheater willkommen: Turnier-Fighter sind für Makros geradezu prädestiniert.

In den Griffhörnchen habt ihr Platz für jeweils bis zu zwei der mitgelieferten Gewichte. Zweimal 10, 14 und 17 Gramm sind mitgeliefert. Das heißt, dass ihr das Pad um etwa 60 Gramm schwerer machen könnt, womit es zumindest nach meinem Gefühl noch einmal besser in der Hand liegt. Auf der Rückseite habt ihr die Funktionsbesonderheiten. Dort liegen zwei Kippen, damit vier Buttons, die sich mittels der Software frei belegen lassen und auch Makros akzeptieren. Diese liegen sehr gut für die Mittelfinger erreichbar und haben einen klaren, angenehmen Microswitch-Druckpunkt. Sie sind nicht annähernd so überempfindlich wie die Wippen des Elite-Controllers und eignen sich zum Beispiel wunderbar, um die Stick-Knopffunktionen dahin auszulagern. Ein Knopf an der Unterseite schaltet vier Profile durch und ein Schalter wechselt zwischen dem Pro-Modus und dem Advanced-Modus.

Der Pro-Modus könnte auch einfach PS4-Modus heißen. Alle Tasten sind wie ein normaler PS4-Controller belegt, der Ring um den rechten Stick leuchtet rot, damit ihr das wisst. Schaltet ihr um, wechselt der Ring zu Blau und alle Funktionen sind genau so belegt, wie ihr das eingestellt habt. Womit wir bei der Software wären.

Die Software hat genau einen Nachteil: Um sie zu benutzen, müsst ihr das Pad an einen PC anschließen. Es gibt im Gegensatz zum Elite keine App für die PS4 selbst, was schade und vor allem ein wenig umständlich ist. Der Vorteil ist jedoch, dass die Software durchaus mächtig ist. Ihr habt vier Profile, in denen ihr die Tastenbelegung komplett - mit Ausnahme der PlayStation-Taste - umbelegen könnt. Egal was, egal wie, jeder Knopf kann woanders hin. Die Zentrierung und Beschleunigung der Sticks lässt sich anpassen, ebenso wie auch die Trigger-Wege und Aktionspunkte. Wenn ihr also einen sehr unruhigen Abzugsfinger habt oder einen bestimmten Punkt für das Gasgeben bei Drive Club erreichen wollt, könnt ihr das sehr fein einstellen. Ihr könnt bis zu vier Makros pro Profil definieren, was gewisse Street-Fighter-Cheater sicher freuen dürfte. Ich würde ja sagen, dass sie das nur für den Solo-Modus nutzen, aber dessen untote KI braucht wohl kaum solche Features. Dazu kommen noch allgemeine Dinge wie die Beleuchtung - lässt sich abschalten - und die Stärke des Rumble. Die vier Profile werden natürlich auf dem Controller gespeichert. Insgesamt mag ich die Software wirklich. Sie ist intuitiv, leistungsfähig und läuft stabil.

Offiziell wird der Revolution Pro am PC nicht unterstützt und es gibt auch keine Treiber von Nacon selbst. In Steam und Windows werden zwar die Sticks und Tasten erkannt, aber in den Spielen tut sich mit ihm leider nichts. Stecke ich zum DualShock um, funktioniert alles. Ohne Community-Arbeit wird das im Moment wohl eher nichts. Was gar nicht geht ist Mac und das geht mal gar nicht. Wenn ein Controller schon nur über den Rechner zu konfigurieren ist, dann sollte das auch alle Rechner betreffen.

Jetzt noch ohne Kabel, mit PS4-App, flexibel zu konfigurierenden Sticks und einem An-Taster für die Konsole, dann ist man nah am Optimum.

Tja, da habe ich nun meinen Elite für die PS4 und dann doch nicht. Es beginnt mit Kleinigkeiten wie der Tatsache, dass der PS-Knopf nicht die Konsole anschaltet, und geht über die etwas eigenwillige, unflexible Stick-Gestaltung bis hin zur Fesselung an das Kabel. Einige der Kritikpunkte aus dem Text werden den E-Sportler weniger stören. Aber mich. Ich bin kein E-Sportler. Ich bin ein dekadenter Gamer, der gerne etwas - oder auch deutlich mehr - für ein hochwertiges Spielgerät ausgibt, wenn die Verarbeitung und die Real-Life-Features es rechtfertigen. Ich bin nicht alleine. Die Verkäufe des Xbox Elite haben im Jahr 2016 deutlich angezogen - wohl auch, weil er 2015 durchgehend ausverkauft war -, und das war ausnahmsweise einmal kein E-Sport-Gerät. Nicht „nur" jedenfalls. Dinge wie das fehlende Anschalten per Pad und das Kabel trüben meine Freude am Nacon Revolution Pro massiv. Aber auch für den E-Sport sind Dinge wie fest definierte Sticks mit ihren seltsam asymmetrischen Kappen nicht ideal. Entweder es passt zu dem Spielstil oder nicht. Dazu kommt, dass der Revolution Pro nicht ohne Weiteres am PC betrieben und am Mac nicht mal konfiguriert werden kann.

Aber nicht alles ist schlecht, ganz im Gegenteil. Es ist zwar so, dass ich bei einem 100+-Euro-Premium-Controller hart im Detail nörgeln darf, doch das soll nicht verdecken, dass das immer noch ein hervorragendes Joypad ist. Die Verarbeitung macht einen ausgezeichneten Eindruck, die Stick-Anordnung ist ein Traum für alle Xbox-Pad-Fanatiker, die an der PS4 spielen wollen, und die Software mit all ihren Makros und Feinjustierungs-Features gehört zu den besten ihrer Art. Die Trigger wie auch die Sticks sind extrem präzise, das ganze Paket spielt sich einfach extrem gut und liegt in Sachen Haptik für mein Anti-DualShock-Gefühl um Längen vor dem PS4-Normal-Controller. Also ja, trotz allem wird der Nacon Revolution Pro den DualShock bei mir ablösen. Aber auf meinen PS4-Elite-Controller warte ich immer noch.

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