Resident Evil 7: Verbotenes Filmmaterial 1 - Test
Klappe, die Zweite.
Das ging schnell. Bevor der Letzte überhaupt merken konnten, wie selbstbewusst Resident Evil 7 trotz modernisierter und Zombie-loser Marschrichtung seine Wurzeln wahrt, erscheint schon der erste DLC. Für PS4 jedenfalls, für Xbox One und PC ab dem 21. Februar. Was man als Hals über Kopf eingefädelte Nachklappaktion durchaus doof finden darf. Noch dazu mit dem Eindruck, dass hier nichts Relevantes passiert, was man im Hauptspiel nicht in Form eines VHS-Tapes hätte unterbringen können.
Die Found-Footage-Idee ist ja eine gute: Im Spielverlauf findet man Videoaufnahmen zum Teil wildfremder Leute, die es aus verschiedenen Gründen aufs Baker-Anwesen verschlug. Das optionale Nachspielen derselben schärft ein Verständnis für ihre Motivation und die der mordlüsternen Familie. Was man jetzt unter dem Titel "Verbotenes Filmmaterial" für zehn Euro herunterladen kann, ist genau das. Und damit war keine entsprechende Einbettung möglich?
Der im DLC spielbare Kerl namens Clancy würde vermutlich widersprechen, schließlich reicht ihm das zerwühlte Ehebett inmitten angelaufener Wandtapeten, auf dem er zu sich kommt. Nemesis Nummer zwei gleich hinterher: Marguerite und ihr Essen, das sie ihm auf einem Tischtablett anrichtet. Dieses Heranrücken an den intimsten unserer Lebensräume, den eigenen Körper, das Eindringenwollen darin, noch dazu mit einer Suppe aus Bäh und Würg, ist schon unangenehm genug. In VR, muss ich gestehen, ging mir das letzte Nacht stärker an die Nieren, als ich zugeben will.
Ich spielte im Sitzen, was zufällig Clancys Körperhaltung entspricht, als er da mit fixierter linker und schlaff auf der Bettdecke liegender rechter Hand in zwei mal drei Metern stockfleckiger Einzelhaft des Elternschlafzimmers die Augen öffnet. Beim zweiten ihrer geskripteten Besuche stellt ihm Marguerite einen neuen Topf hin. Unter dem Deckel dampfen... Dinge, vielleicht irgendwo herausgeschnitten, vielleicht von allein irgendwo abgefallen. Wer weiß das schon. Ich weiß nur, wie ekelig mir diese VR-Umgebung weismachen will, dass ich hier wirklich gerade den Löffel zum Mund führe, darauf etwas, das man im besten Fall als missratene, bedenklich eingefärbte Tortellini bezeichnen kann.
Zwischen Marguerites kurzen Stippvisiten kann sich Clancy im Zimmer frei bewegen, in Schubladen schauen, Uhrzeiger als Dietrich zweckentfremden, hässliche Gemälde an die richtige Position hängen, um mit dem daran gebundenen Stromkreis ein Buch zu öffnen. Die alltäglichen Dinge im Schlafzimmer, nehme ich an.
Capcom zieht die Waffen ein und den Ablauf zurück insofern, dass es keine Toten gibt, bis zum Ende nicht. Fortschritt erfolgt einzig durch Interaktion mit den Dingen im Schlafraum, die Kombinationen daraus und wie sie sich einspannen lassen in das Ziel, hier zu entkommen. Trotzdem, schrillt beispielsweise der Wecker los - was unweigerlich passieren wird -, schlägt Marguerite im Flur Alarm und ihr habt eine Minute Zeit, im Zimmer wieder alles in die Ursprungsform zu bringen. Sieht sie die Bilder in anderer Position hängen oder dass eure Handschelle geöffnet ist, geht sie auf euch los. Nach einem Fehler scheitert man noch nicht endgültig, gilt jedoch als angezählt. Bei mehrmaliger Fahrigkeit, die Spuren zu verwischen, war es das.
Und so wuchtet sich die Schlafzimmerepisode, bevor sie richtig begonnen hat, mit Müh und Not über die Eine-Stunde-Marke, das aber nur, wenn man sich mehrfach Missgeschicke erlaubt und von vorn beginnen muss. Zwischenspeicherpunkte gibt es keine. Wer kurz vor der Flucht von Mutter "Raupe aus dem Mund" erwischt wird, darf alles noch einmal tun. Nach ein paar Versuchen hat man man die Stolperfallen erkannt und rätselt sich binnen weniger Minuten aus der Gefangenschaft. Ungeachtet dessen, ob zehn Euro dafür nach einem angemessenen Preisschild klingen mögen, würde ich so etwas gern öfter sehen. In einem Nachfolger dann, den Capcom hoffentlich bereits eifrig plant.
Ein bisschen mehr Spiel fürs Geld steckt da schon drin. Vielleicht sogar viel Spiel, wenn ihr Survival-Modi mit Horde-Einschlag für die heißen Kohlen schätzt, auf denen man sich üblicherweise bewegt. Der zusätzliche Albtraum-Spielmodus sperrt euch in den Verarbeitungsbereich des Baker-Anwesens und lässt die Uhr runterticken. Bis 5 Uhr in der Früh müsst ihr überleben (in Realzeit etwa 25 Minuten), Schrottpressen anstellen und Bauteile herausnehmen, Waffen fertigen, Drahtfallen bestücken oder Selbstschussanlagen. Es ist ein treibendes Hin und Her ohne große Finessen, das mich gestern Nacht eine Weile lang wachhielt.
Der zweite Modus ist im Grunde nur ein Witz. Hinter "Ethan muss sterben" verbirgt sich das Härteste, was Resident Evil 7 zu bieten hat. Ihr startet außerhalb des Anwesens mit dem Ziel, Marguerite im Gewächshaus zu töten, ohne Waffen und sogar ohne den Schlüssel dorthin. Nachschub gibt es nur zufällig ausgewürfelt in Holzkisten, im Haus treiben sich mehr Molded herum, als man bislang auf einem Haufen antreffen konnte, Durchgänge sind gesperrt. Nach zwei Treffern war es das für euch. Hier nickt Capcom erkennbar in Richtung Dark Souls, wenn man im Neuversuch an der Todesstelle eine Engelsstatue mit der Gravur "Ethan Winters Lies Here - RIP" entdeckt.
Wie es nach dem Gewächshaus weitergeht, weiß ich nicht. Nicht mal, wie es darin aussieht. Auf dem Weg dorthin wurde ich immer umgeholzt und vollgekotzt. Oder beides nacheinander. Fast wie in einem echten Schlafzimmer.
Entwickler/Publisher: Capcom - Erscheint für: PC, PS4, Xbox One - Preis: 10 Euro - Erscheint am: 31.01 (PS4), 21.02 (PC, Xbox One) - Getestete Version: PS4 - Sprache: Deutsch, Englisch - Mikrotransaktionen: Nein