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RiME - Test

Reise zur geheimnisvollen Insel.

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Malerisches und entspannendes Abenteuer in Cel-Shading-Grafik mit teilweise etwas leicht zugänglichen Rätseln. Aber jeder Menge Herz.

Der Mensch hat als Kind andere Ängste als als Erwachsener. Verloren zu gehen, nicht zu wissen, wo die Eltern sind, an einem unbekannten Ort aufzuwachen, das ist eine typische Kinderangst, die sich stark vor den Ängsten Älterer unterscheidet, die sich wiederum eher vor Jobverlust oder schlimmen Krankheiten fürchten. Der Protagonist von RiME ist ein kleiner Junge, vielleicht etwa acht Jahre alt. Er erwacht auf einer einsamen Insel, weiß nicht, wie er da hingekommen ist. Und doch akzeptiert er seine Situation mit Bravour. Er sitzt nicht in der Ecke und schreit nach seinen Eltern, sondern nimmt das Abenteuer an, das sich ihm da stellt, und er stürzt sich mit großer Passion in dieses Puzzle-Adventure.

Der Überblick über die Spielwelt von weit oben kann durchaus beeindruckend sein.

Puzzle-Adventure deshalb, weil die RiME-Insel nicht einfach nur ein lebloser Haufen Sand mit einer Palme drauf ist. Hier gibt es Ruinen, Statuen einer möglicherweise untergegangenen Zivilisation und magische Lichter, die durch die Gegend fliegen. Andere Menschen fehlen, niemand spricht mit euch, wenn ihr euch den Weg über die Insel bahnt. Genau genommen spricht niemand, auch nicht miteinander. Zudem gibt es keinerlei Bildschirmanzeigen, allein die Spielwelt kommuniziert mit euch. Und doch hat es Entwickler Tequila Works mit Bravour geschafft, euch das Wichtige mitzuteilen. Dafür sorgt beispielsweise ein kleiner Fuchs, den ihr gleich zu Beginn des Spiels trefft. RiME ist zwar recht linear konstruiert, aber kein einziger Schlauch, weshalb euer tierischer Helfer immer mal wieder Laut gibt, um zu signalisieren, wo ihr als Nächstes langgehen solltet.

RiME ist nicht, was häufig despektierlich "Walking-Simulator" genannt wird. Es gibt durchaus einige Gameplay-Elemente, vor allem in Form von Rätseln. Das Spiel ist in vier Teilbereiche aufgeteilt, die jeweils ein eigenes Rätseldesign haben - in jedem davon dürft ihr euch relativ frei bewegen. Zu Beginn geht es beispielsweise oft darum, die Teile alter Ruinen so in Szene zu setzen, dass sich von einer bestimmten Position aus betrachtet daraus perspektivisch ein Tor ergibt - das sich im Anschluss auch öffnet und euch somit Zugang zum nächsten Abschnitt gibt. Zwischendurch gibt es immer wieder kleine Kletteraufgaben, die mich ein wenig an das Besteigen der Aussichtstürme in den frühen Assassin's-Creed-Spielen erinnert haben. Greifbare Vorsprünge sind dabei mit einer weißen bis grünen Patina markiert, die mich ehrlich gesagt am ehesten an Taubenkot erinnert hat. Diese Assoziation habe ich glücklicherweise mit der Zeit vergessen und mich stattdessen daran erfreut, dass ich die Spielwelt gut lesen konnte.

Hier sorgt gerade eine leuchtende Kugel auf einem Sockel dafür, dass ein paar Plattformen nach oben fahren - aber auch wieder runter. Eine Lösung muss her.

Obwohl die Puzzlequalität durchaus gut ist, abwechslungsreich und kreativ: Eine echte Herausforderung sind sie nicht. Hat mich das gestört? Nein. Das Spiel fühlt sich im Grunde an, als rutschte man geschmeidig durch eine Reihe sehr liebevoll konstruierter Rätsel. RiME hat etwas, das ich sonst nur aus Spielen der Zelda-Reihe kenne. Ihr erkennt auf den ersten Blick, was ihr machen müsst, rätselt nicht, was das Spiel von euch will, sondern versucht herauszufinden, wie ihr das am besten macht. Jede Mechanik ist mehr oder weniger sofort begreifbar und fühlt sich schnell an, als hättet ihr sie schon jahrelang gelernt.

Das lässt wiederum sehr viel Raum, die malerische Grafik zu bewundern. Selbige ist in einem comichaften Cel-Shading-Look gehalten, der einigen gefallen mag und anderen nicht. Ich mochte die satten Farben, den teilweise etwas diffusen Lichteinfall und das Design der verwendbaren Objekte, die nach kurzer Zeit sofort als solche erkennbar sind. Manche davon könnt ihr aufnehmen und sie an anderer Stelle als Schlüssel verwenden, andere sind eher verspielter Natur. So nehmt ihr etwa eine Frucht von einem Strauch und lasst eine Herde Wildschweine hinter euch herlaufen, nur um ihnen dann wenig später beim genüsslichen Schmatzen zuzuschauen, wenn ihr das Obst wieder fallen lasst. Ebenfalls großartig in Szene gesetzt ist der orchestrale Soundtrack, der sich der jeweiligen Spielsituation anpasst und damit jene noch tiefer ins Spiel zieht, die bereit sind, zu erkunden und sich so richtig auf die Spielwelt einzulassen.

Kleine Kletterpassagen lockern den Weg von Rätsel zu Rätsel auf.

Trotz solcher Elemente wird schnell klar, dass bei RiME irgendwas nicht ganz mit den bekannten Naturgesetzen zugehen kann. Die Tageszeiten wechseln relativ schnell und auch nicht regelmäßig. Wo gerade noch Sonnenschein und Karibik-Feeling herrschte, ist auf einmal eine Wüste. Die Welt von RiME ist eine surreale und sie zu erkunden ist euer Ziel. Daher ist es beim Spielen auch ratsam, den Titel nicht als eine Reihe von Puzzles zu begreifen. Es lohnt sich stattdessen, die Spielwelt zu erkunden, und das nicht nur, weil sich hier und da ein paar Sammelgegenstände verstecken, sondern um tiefer in die Insel einzutauchen und kleine Details zu entdecken. Allerdings: Selbst wenn ihr das macht, werdet ihr vermutlich nicht mehr als etwa sechs bis höchstens sieben Stunden mit RiME verbringen. Die von den Entwicklern im Vorfeld angekündigten acht bis zehn Stunden waren womöglich etwas übertrieben.

Soviel ihr nämlich auf Entdeckungsreise geht, ihr dürft nicht auf irgendwelche Power-ups in der Höhle hinter dem Wasserfall hoffen. Die gibt es nicht. Es geht wirklich nur um die Befriedigung eures Entdeckergeists. Ihr kämpft in RiME niemals. Den wenigen gefährlichen Gegnern müsst ihr im Grunde nur geschickt ausweichen und selbst, wenn ihr mal sterben solltet, werdet ihr umgehend kurz vor dem Moment eures Todes wieder in Szene gesetzt. Die Entwickler wollen nicht, dass ihr euch durch die Spielwelt arbeitet, ihr sollt sie erleben. Manchmal wird sie dabei voller Fröhlichkeit inszeniert, an anderer Stelle wirkt sie gruslig. Das Gefühl, dass hier irgendwas nicht so ganz stimmt, hat mich nie verlassen.

Manchmal müsst ihr zu eurem Ziel schwimmen. Das kann der namenlose Protagonist aber glücklicherweise gut.

Ich muss ja zugeben, dass ich vermutlich sofort in Panik verfallen würde, wenn ich auf einer derartigen Insel strandete, mit einem dicken Gedächtnisverlust obendrein. Dass das den kleinen Jungen aus RiME nicht stört, hat mich irgendwie beeindruckt. Und sein Mut hat mich motiviert, diese Welt zu erkunden. Wenn er das kann, dann sicher auch ich. Die Rätsel mögen einfach sein, die Spieldauer nicht allzu lang, aber was hier zählt ist das atmosphärische Erlebnis. Und das ist so schön gestaltet und so durchdacht, dass ich RiME jedem ans Herz legen möchte, der einen Faible für Spiele wie Journey oder ABZÛ hat, aber auch allen, die Rätsel mögen und es dabei nicht schlimm finden, ab und an mit allzu leichten Erfolgserlebnissen belohnt zu werden. Das Schönste an RiME ist, wie es seine Geschichte erzählt. Völlig wortlos eben, nur mit ein paar Lichtern, einem Kind und einem Fuchs. Wer ein Herz hat, könnte am Ende sogar emotional gerührt sein.

Entwickler/Publisher: Tequila Works, QLOC/Grey Box - Erscheint für: PC, PS4, Xbox One, Switch - Preis: 34,99 Euro - Erscheint am: erhältlich - Getestete Version: PC - Sprache: deutsch - Mikrotransaktionen: Nein

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Markus Grundmann Avatar
Markus Grundmann: Seine ersten Videospiele konsumierte Markus auf dem Game Boy. Heute spielt er so ziemlich alles, bei dem er auf Knöpfe drücken kann – mit besonderer Vorliebe für Nintendo und extravagante Indie-Titel.

Informationen zu unserer Test-Philosophie findest du unter "So testen wir".

In diesem artikel

Rime

PS4, Xbox One, PC, Nintendo Switch

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