Diablo 3 Eternal Collection - Test: 60 Frames für vier Freunde
Looten allerorten.
Nach der epischen Breite der Landschaft in Red Dead Redemption 2 ist der direkte Wechsel zu den beengten Dungeons eines Diablo 3 schon eine Umstellung, noch dazu auf dem kleinen Screen der Switch. Aber ganz ehrlich: Weniger Spaß hatte ich eigentlich nicht. Das lässt sich schon daran ablesen, dass die nötige Spielzeit, um die Umsetzung korrekt einschätzen zu können, sicher weit unter dem liegt, was ich mit Blizzards nun Kleinstem zubrachte. Viele, viele Stunden wurden wieder mit Looten und Monster-Gemetzel gefüllt und wieder war es ein so reiner, einfacher Spaß.
Sicher, Diablo 3 kann ein komplexes DPS-Powergamer-Spektakel sein. Gerade im Höchstlevel-Multiplayer gehört hier eine Menge Optimierung und Erfahrung im Wechselspiel der Klassen dazu, um der dann schnell erdrückenden Macht der Horden Herr zu werden. Oder ihr stellt den Schwierigkeitsgrad eins oder zwei unter Normal - das ist nun wirklich nur für Leute, die nicht sicher sind, wie rum man die Switch hält - und metzelt gechillt immer mal wieder zwischendurch ein wenig weiter. Die Richtung ist dabei immer klar, ernstes Nachdenken weitestgehend optional, Ausrüstungs-Optimierung nur alle Stunde mal nötig. Dungeon-Crawling als Entspannungshilfe, Diablo 3 kann das auch sein, wenn ihr möchtet, dass es das ist.
Am Port selbst jedenfalls gibt es wenig auszusetzen. Sicher, der Detailgrad ist auf den großen Konsolen oder dem PC höher, das dürfte wohl niemanden erstaunen, aber eigentlich fällt das nur auf, wenn ihr die Switch gedockt habt und die 960p nicht mehr ganz zeitgemäß wirken. Auf dem kleinen Screen ist es trotz der niedrigen Auflösung von 720p ein wunderhübscher kleiner Crawler, mit vielen Lichteffekten und auch weil der Verlust der Details in der Screengröße sowieso kaum noch auffällt. Spielen tut es sich mit allem, was die Switch zu bieten hat, exzellent. Nun, fast. Es ist technisch möglich, dass zwei Leute mit einem Joy-Con-Set spielen, aber ich würde davon abraten. Die Dinger sind einfach zu klein, die Tastenbelegung zu fummelig. Als Notlösung während einer Zugfahrt geht das gerade noch durch, ist aber kein Vergleich zu einem vollen Set für einen Spieler oder gar einem Pro-Controller. Wenig überraschend, ich weiß.
Die weiteren Koop-Optionen hängen davon ab, wie viele Spiel-Module - oder natürlich Downloads (ca. 14 GB) - verfügbar sind. Habt ihr nur ein Spiel, dann ist es wie auf den anderen Plattformen, dass sich alle den Screen teilen. Habt ihr jedoch zwei, drei oder gar vier Mal eine Switch um euch herum, dann hat jeder seinen eigenen Screen, kann in der Spielwelt tun und lassen, was er möchte. Es ist fast schon eine Art Couch-Online-Koop. Echtes Online gibt es natürlich auch und zeigte sich von der technisch unspektakulären Seite. Funktioniert, läuft stabil. Außer der Voice-Chat, für den ihr natürlich Nintendos System direkt aus deren eigener Hölle nutzen müsst. Aber das kann man Diablo nur schwer ankreiden.
Ich war gespannt, ob die Switch die 60 Frames aufrechthalten kann, wenn später die Mobs größer werden und vier Spieler mit allen Effekten, die sie nur finden können, auf sie eindreschen. Was auch eine wirklich gute Ausrede war, um so viel Zeit mit dem Test zuzubringen. Das Ergebnis ist erstaunlich: Egal was auf dem Screen passierte, egal, wie viele Mitspieler dabei waren, jenseits von ein oder zwei nur Sekunden dauernden Netzwerk-Aussetzerchen, für die das Spiel wahrscheinlich nicht mal was konnte, lief es butterweich und das immer. Auch mit der reduzierten Auflösung ist das für ein kleines Handheld immer noch ziemlich beeindruckend. Denkt sich auch der Prozessor und zieht, wie es bei den größeren Spielen üblich ist, ordentlich Strom. Mehr als 2 bis 2,5 Stunden waren mit einer Akkuladung nicht drin.
Und einfach, um es adressiert zu haben: Es ist die teuerste Version. Für alle Inhalte, die es bisher gab, plus eine Ganondorf-Rüstung und ein Huhn als netten Begleiter - das zufällig immer mal wieder ein paar Gegner kurz in Hühner verwandelt - zahlt ihr 60 Euro, sonst gibt es nichts Neues. Die anderen Versionen der Eternal Collection sind etwas preiswerter, aber so ist das halt mit Modulen. Außerdem ist das auch weniger eine Preis-Leistung-Frage in dem Falle, denn Diablo 3 mit allen Inhalten, Ergänzungen und saisonalen Ereignissen kann euch locker in den dreistelligen Stundenbereich bringen. Ihr dürft als erfahrene Spieler auch direkt in den Abenteuer-Modus gehen - im Grunde die gleichen Gebiete mit anderen Herausforderungen und ohne die große Story. Alles ist vollständig offline spielbar, was unterwegs natürlich wichtig sein kann; es wurde an alles gedacht, was auf der "kleinen" Plattform wichtig ist. Das einzige, was auf meiner Wunschliste als unbearbeitet steht, ist die Synchronisation über verschiedene Plattformen hinweg, aber das war auch nicht zu erwarten.
Ansonsten ist es halt Diablo 3. Die Jahre konnten ihm nicht viel anhaben, es ist eines der relativ Zeitlosen. Auf der Switch hatte ich nicht weniger Spaß als zuvor auf der Xbox 360, dann später der Xbox One und schließlich schaute ich noch mal in die PC-Fassung rein und jede Version hat ihre Reize. Die großen Konsolen zeigen hübschere Höllen, am PC habt ihr die ganze Palette an Steuerungsoptionen, es gibt woanders einfachere Methoden des Online-Chats, aber die Switch-Version ist nun mal transportabel und besonders lokal-Koop-freundlich. Blizzard hat schon sehr viel Liebe hier investiert, die 60 Frames erhalten und vor allem das Spiel blieb frisch. Es spielt sich fantastisch, hat Tonnen von Inhalten, nette kleine Geschichten, sechs Jahre an Balance-Training. Mit ihm verfliegt die Zeit einer langen Reise ein wenig schneller, aus einer "nur einen Mob noch"-Runde wird ein Abend, mit Freunden auf der Couch eine lange Nacht. Viel mehr kann ein Action-Metzel-Loot-Dungeon-RPG der Welt nicht bieten.
Entwickler/Publisher: Blizzard / Activision - Erscheint für: Switch, PC, PS4, Xbox One - Preis: ca. 60 Euro (Switch) - Erscheint am: 2.11.18 (Switch) - Getestete Version: Switch - Sprache: Deutsch, Englisch und andere - Mikrotransaktionen: ja