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Asterix & Obelix XXL 2 HD - Test: Wilde Zeiten waren es (auf der PS2)

Zwischen Genie und Wahnsinn liegt Las Vegum.

Akustisch wie visuell fast so einzigartiger wie reizvoller Misch-Masch, spielerisch ein für seine Zeit bestenfalls solides Action-Adventure.

Es ist ein Spiel, das es heute wohl nicht mehr so geben würde. Ein super-super-super-bekanntes Franchise, denn in Deutschland oder Frankreich konkurriert die Brand Recognition von Asterix nur noch mit den großen Automarken in Sachen Bekanntheit. Die Handlung ein Misch-Masch, der auf der einen Seite als Huldigung an die drogeninduzierten Visionen eines "Asterix erobert Rom" verstanden werden kann, auf der anderen eine Referenz-Sammlung aller frühen 2000er-Anekdoten ist. Darunter die Matrix, Splinter Cell (!), Mario Sunshine (!!), aber auch Pac-Man, Mortal Kombat (!!!) und so viele mehr.

Es ist zwar am Ende meist nur ein visuelles Namedropping, aber mit einer Bombe, die klar ein großer Bomberman-Kopf ist, eine Wand aus Tetris-Steinen in einem Asterix-Spiel aufzusprengen, das ist ... ungewöhnlich. Um es vorsichtig zu formulieren. Allein dafür bin ich sehr dankbar, dass dieser späte und entsprechend rare PS2-Titel nun in HD-Form vorliegt. Manche Dinge muss man im Leben nicht gesehen haben. Aber man fühlt sich trotzdem bereichert, wenn man es tat. Dieses komplette Chaos aus teils so originalem wie charmantem Asterix-Humor, Videospielhistorien-Chaos und komplettem Wahnsinn ist so eigen, dass ich nichts wirklich Vergleichbares kennen würde und das allein ist was wert.

Eine Mischung aus Tetris und Bomberman ... gab es da nicht mal was? Nein, war wohl doch nur XXL 2.

Es ist nur schade, dass ich das nicht über das Spiel selbst sagen kann, denn auch wenn es am Anfang alles unerwartet groß und komplex wirkt, am Ende ist es nur konfus angeordnete Routine. Diese läuft darauf hinaus, dass ihr in einen relativ offenen Bereich kommt, in dem ihr drei oder vier kleine Puzzles lösen müsst. Mal müsst ihr dafür den schmalen Asterix steuern, mal den starken, aber langsamen Obelix - ihr dürft jederzeit wechseln - und manchmal braucht ihr beide. Dann zum Beispiel, wenn Asterix in einer Gondel über ein Gebiet gezogen werden muss, um einen Schalter zu erreichen.

Dann wieder verschließt sich eine Tür und ein Zähler erscheint, der euch zeigt, wie viele Legionäre ihr plätten müsst. Und das ist oft genug eine knappe Zenturie - welche wohlgemerkt aus hundert Soldaten bestand. Hier geht ihr in den God-of-War-Kombo-Modus. Irgendwie, denn oft genug reicht Buttonmashing durchaus aus. Aber es ist schon aus Gründen der aufkommenden Langeweile gut, auch mal Soldaten mit Rammattacken zu betäuben, dann zu greifen und wie eine Peitsche zu schwingen. Hier kommen viel der gutmütigen Gewaltphantasien der Comics auf die beste Art durch. Auch Team-Attacken mit beiden Figuren sind möglich, bei denen ihr dann die armen Soldaten zwischen beiden Galliern jongliert. Das Kampfsystem ist nicht übertrieben komplex und es reicht sicher nicht für die absurde Masse an Gegnern aus, um alle davon für euch frisch zu halten, aber immerhin.

Zu viele Römer, immer wieder. Das brillante Comic-Duo Uderzo und Goscinny wusste schon, warum die Prügeleien nicht über fünf Seiten hinweg gingen.

Am wichtigsten sind die Spezialeinheiten wie eben der Sunshine-Mario-Soldat, der euch mit seinem Wasserwerfer aus dem Kampffluss reißt. Ein Ryu-Soldat wirft seine Hadoken. Ein Soldat mit einem Pac-Man-Schild, der auch noch nach euch schnappt, muss erst gezielt betäubt werden. Dazu kommen weniger auffällige Zenturions und Schildkämpfer, die alle ein wenig besondere Aufmerksamkeit brauchen. Und schließlich ist da noch der gelegentlich auftauchende Zaubertrank - natürlich nur für Asterix - der das Äquivalent einer Smartbomb darstellt.

Das ist alles nett, zumal es manchmal sogar Puzzles und Kämpfe kombiniert, aber selbst im Vergleich zu den alten God-of-War-Teilen spielt es sich alles andere als super-flüssig und vor allem Distanzen sind mitunter schwer abzuschätzen, gerade mit dem kleineren Asterix. Irgendwann hat man den Bogen raus, aber es fühlt sich immer wie das Lizenz-Spiel aus 2005 an, das es eigentlich ist. Da kann es dann doch nicht über seinen Schatten springen.

Dinge, die nur Asterix kann - weil Obelix als Kind in den Zaubertrank fiel.

Auch wenn sich Asterix & Obelix XXL 2 dabei alle Mühe gibt. Alle Objekte und Texturen wurden neu geschaffen, um es fast wie ein modernes Spiel wirken zu lassen, aber da gerade eine ganze Reihe anderer, teilweise noch ältere Titel - Shadow of the Colossus, Spyro, Crash, Resi 2 - diesen Trick anwenden, fällt hier öfters auf, dass hier nicht das ganz große Budget drinsteckte. Es reichte für ein paar nahtlose Ergänzungen, die das Spiel bereichern: Herausforderungen, Kombo-Boni und mehr. Das ist nett, aber die Kamera zum Beispiel kann ihre Ursprünge aus einer Zeit, in der diese nie ideal war, nicht verleugnen. Viele Umgebungen wirken sehr schlicht, manche Soundeffekte und Musikstücke wirken fast willkürlich ausgesteuert, sodass ich irgendwann einfach alles leiser drehte, weil ich keine Lust hatte, ständig die unterschiedlichen Lautstärken auszusteuern.

Und dann wieder, der Look ist eigen in all seiner Verrücktheit und seinen immer wiederkehrenden Anflügen von Farbenfrohsinn. Die Musik passt auf eine geradezu legendäre Art dazu. War die Mischung des Originals aus mal Techno, mal Breakbeats, mal Disturbed-Anflügen und immer wieder fast normalen Passagen schon eine für die Geschichtsbücher, dann legt diese neue - schlecht ausgesteuerte - Version mit geradezu befremdlichen Vokaleinlagen noch mal eins drauf. I love it! Vielleicht lassen sich die Probleme mit der Aussteuerung ja noch wegpatchen, lohnen würde es hier allemal.

Dinge, die nur Asterix kann - weil Obelix zu viele Wildschweine hatte.

Aber nicht alles lässt sich patchen. Asterix & Obelix XX2 ist ein altes Spiel und wird es immer bleiben. Die etwas konfuse Mischung aus unnötig verschachteltem Leveldesign, eigenwilliger Kamera, simplen Puzzles und immer wieder ein paar mehr Gegnern, als gut für das Spiel wäre, wird vom inhaltlichen, visuellen und akustischen Wahnsinn am Laufen gehalten, aber nur gerade so. Letztere Dinge sind zwar klar der Grund, warum ich meine Spielzeit hier nicht missen möchte und deshalb verstehe ich auch jede Nostalgie bei diesem Titel. So was wäre heute wohl nicht mehr möglich, schon allein, weil die Lizenzvergabe in Sachen Asterix mittlerweile etwas konservativer laufen dürfte. Das macht XXL 2 zu einem Spiel, das es als Mischung aus sehr punktuellem Zeitgeist und Freestyle-Design verdient hat, bewahrt zu werden. Aber für praktisch Vollpreis? Wenn ihr mutig genug seid und mit den spielerischen Verfehlungen einer anderen Zeit leben könnt, dann ja. Gebt euch das. So machen sie sie heute nicht mehr ...


Entwickler/Publisher: Microids / Ascaron - Erscheint für: Switch, PC, PS4, Xbox One- Preis: ca. 50 Euro - Erscheint am: erhältlich - Sprache: Deutsch, Englisch, Französisch - Mikrotransaktionen: Die goldene Rüstung für Idefix (just kidding) - Getestete Version: PC, Xbox One


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