Nubert nuVero 30 Test - Bitte hereinspaziert in den Sound!
Eine ungewöhnliche Dipol-Box für ein etwas anderes Stereo-Erlebnis.
Man gönnt sich ja sonst nichts... Gleich vorweg, das sind passive Lautsprecher, bei denen ein Paar ungefähr 1.100 Euro kostet. Das ist ungefähr das Fünffache, was das übliche Elektromarkt-Soundbar-Set kostet, das Dreifache dessen, was eine gute Bose-Bluetooth-Rolle einem abfordert und das setzt auch noch einen entsprechenden Verstärker voraus. Wobei das jetzt nicht so das Problem ist, vor allem, wenn es keine Neuware sein muss, aber ja, wir reden hier von Stereo für echt viel Geld. Aber die nuVero 30 haben eine Eigenschaft, die ich unbedingt einmal intensiver testen wollte, auch in anderen Zusammenhängen als ihrer eigentlichen Bestimmung - und dieses Feature heißt Dipol.
Dipol-Lautsprecher - Was heißt das eigentlich?
Dipol-Lautsprecher sind eigentlich für Rear-Boxen in Heimkino-Setups gedacht. Und ja, die nuVero 30 sind eigentlich ein Paar-Surround-Lautsprecher in einem Setup, das als 5.1 mit ungefähr 7.000 Euro zu Buche schlägt. Oder mehr - oder weniger, nuVero in preiswert kostet wohl "nur" 4.500 Euro... - , die freundliche Hotline von Nubert wird euch da sicher gern beraten. Oder ihr geht mal vor Ort gucken, ist sicher schick da. Aber keine Sorge, es ist keine völlige Zweckentfremdung, die nuVero 30 sind von der Konzeption auch komplett als Regal-Stereo-Lautsprecher gedacht und das ist eine Anomalie am Markt.
Der einfachste Dipol-Lautsprecher ist ein Treiber, der in ein Brett eingesetzt wird und seinen Schall auch ungebremst nach hinten abgibt, ohne die Fokussierung einer geschlossenen Box um ihn herum. Es gibt auch Dipols mit zwei gleichwertigen Treibern, die in unterschiedliche Richtungen abstrahlen und bei denen sich dann das direkte Schallfeld überschneidet (Bipol) oder auch nicht (Dipol). Wie gesagt, im Heimkino-Bereich sind Dipols bei höherwertigen Anlagen die Regel, wer zum Beispiel in einem Raum ein echtes THX-Zertifikat haben will - Kinos in der Regel -, wird dafür Dipols nutzen.
Heim-Dipols sind normalerweise wenig anders als das, was man im Kino an den Seiten sieht: Eine abgekantete Box mit zwei Lautsprechern, die in unterschiedliche Richtungen gehen. Aber nicht nach hinten. Die nuVero sind etwas anders, vorn sind die Treiber eingefasst, aber die Abstrahlung nach hinten wird trotzdem in der Box gefangen und gedämpft und nicht nach hinten entlassen, wie es bei der Brett-Lösung der Fall wäre. Es gibt stattdessen einen eigenen identischen Hoch-Töner auf der Rückseite. Der Bass-Schall ist für das Ohr eh nicht ortbar, insoweit würde eine Extra-Abstrahlung nach hinten vielleicht mehr Bumms bringen, aber die Hörorientierung nicht beeinflussen.
Bevor es jetzt zur eigentlichen Box geht, muss ich kurz noch klarstellen, dass Dipol nicht teuer bedeutet. Nubert selbst zum Beispiel verkauft die nuBox 303, ein sehr solider Regal-Dipol-Lautsprecher, für bescheidene 179 Euro. Pro Stück, aber trotzdem ein echtes Preis-Leistungs-Wunder und ein Tipp am Rande, falls ihr ein paar wirklich gute, kleine Boxen für einen übersichtlichen Preis suchen solltet.
Nubert nuVero 30 - Die Verarbeitung? Was man von Nubert halt kennt.
Der nuVero dagegen fällt schon mal wieder durch etwas auf, das wohl alle besseren Regal-Lautsprecher auszeichnet. Wie zur Hölle kann eine so kleine Kiste so schwer sein? Fast 10 Kilo pro Lautsprecher bei einer Größe von 17 mal 30 cm in Breite und Höhe und einer Tiefe von 28. Mit dem Gitter vorn kommen noch mal ein paar Zentimeter dazu, aber auf das Gewicht hat dieses Metall-Mesh keinen Einfluss. Auch herzlich wenig auf den Klang, ist also (fast) reine Deko, wenn ihr es möchtet. Drei Farben sind verfügbar, klassisch schwarz und weiß und ein sehr seltsames Goldbraun. Befremdliche Farbe, auch wenn sie im echten Leben besser aussieht als auf den Bildern. Trotzdem nichts, was ich mir ins Haus stellen würde, aber erneut eine reine Frage des Geschmacks. Den Leute nicht haben, die Goldbraun kaufen (Sorry, sorry, sorry, konnte ich mir nicht verkneifen, aber ganz persönlich finde ich diese Farbe selten hässlich).
Also lieber weiß für mich - weil das Testmuster diese Farbe nun hat - und die Form der Box ist etwas untypisch für Nubert. Jeder andere Regallautsprecher ist rechteckig, praktisch, gut und nicht nur bei Nubert dominiert oft diese Kastenform. Die nuVero 30 jedoch haben eine breitere, leicht geschwungene Front-Segel-Platte, auf die hinten eine etwas schmalere, eigentliche Box folgt. Dies soll die Kantendispersion für Hoch- und Mittelbereich mindern, was es sicher rein physisch betrachtet auch tut. Wie relevant das am Ende praktisch ist, da bin ich mir im Vergleich zu einer planen Oberfläche wirklich nicht sicher. Alles ruht auf vier massiven Metallfüßen - abschraubbar und mit Filz gepolstert -, die die Box im Regal für das Auge leicht schweben lassen. Es ist ein nicht alltäglicher Look und einer, der wirklich schön aussieht, weshalb ich das auch so betone. Auch die bessere Hälfte meines Lebens, die definitiv mehr ein Auge für solche Ästhetik hat als meine eigene "Wenn es funktioniert, dann sieht es gut aus"-Mentalität, lobte den neuen Look. Schlecht für Leute, die der Philosophie der "Stealth-Upgrades" im Haushalt nachgehen und hoffen, dass der jeweils andere, nicht so Technik-orientierte Teil, die damit verbundene Geldausgabe gar nicht groß zur Kenntnis nimmt. Schönheit zieht nun mal Blicke auf sich und die nuVero 30 sind wohl so hübsch, wie eine Regalbox sein kann.
Was wiederum typisch für Nubert ist, das kennt man ja nach ein paar Tests und erwartet es einfach: Perfekte Verarbeitung. Hier ist keine Naht unsauber, keine Einfassung mit einem Extra-Millimeter Spiel belassen, die größere Frontplatte - glänzend lackiert - sitzt wie angegossen auf der hinteren, matt lackierten Box. Die kleinen, aber massiven Füße lassen die Box exakt ruhen und der Filz sorgt zumindest für minimale Abkoppelung. Wer mehr in der Richtung braucht, es gibt zig Methoden und Hilfsmittel, für fast jeden normalen Menschen ist diese Box "out of the Box" ideal. Ich persönlich hätte höchstens für das Deko-Mesh an der Front etwas feineres als dieses Metallsieb erhofft, das zwar auf mit Gummi gepufferten Stiften exakt und vor allem unempfindlich und isoliert gegen Schallschwingungen klapperfrei sitzt und hält, aber schön... im Auge des Betrachters nehme ich an. Ich denke es gibt der eigentlich recht handlichen, fast elegant schlank abfallenden Box einen grobschlächtigeren Look als ihr gut steht. Details, weiter.
Geht man um die Box und fängt vorne an, habt ihr einen asymmetrischen 26mm-Hoch-Töner. Asymmetrisch heißt, dass rechts und links nicht egal sind, da die Seidengewebekalotte ein wenig verschoben ist. Darunter kommen 150mm-Tief-Mittel-Töner aus Glasfasermembran in Sandwich-Bauweise. Zusammen habt ihr hier eine Nennbelastbarkeit von 150 Watt (210 Musikbelastbarkeit) mit einem Überlastungsschutz für die 4-Ohm-Impedanz. 48 Hz bis 25 KHz Frequenzbereich, wer es genau wissen möchte, und ein Wirkungsgrad von nicht 82,4, nicht 82,6, sondern exakt 82,5 dB. Steht zumindest drauf. In Wahrheit gibt es wohl einen 1dB-Toleranzbereich.
Auf der Rückseite habt ihr oben die Bassreflexöffnung und darunter sitzt noch einmal exakt der gleiche asymmetrische Hochtöner, den ihr auch vorn habt. Und darunter wird es spannender als zum Beispiel bei der preiswerten nuBox 303. Belässt diese es bei einem einzelnen Schalter zur Schaltung zwischen Dipol- und Direktabstrahlung, gibt es das bei der nuVero 30 auch. Und dann noch zwei Schalter extra. Der erste Große schaltet zwischen neutralem und reduziertem Bassverhalten um, etwas, das wie wir später sehen werden, in Mietswohnungen durchaus nach Einbruch der Dunkelheit eine Rolle spielen kann. Oder wenn man einen Subwoofer zusätzlich betreibt. Daneben gibt es den Höhenschalter, der brillant, neutral und sanft kennt. Auch dazu später mehr. Und schließlich kommt der Dipol-Schalter, mit dem ihr den hinteren Hochtöner komplett abschalten könnt. Diese Tasten lassen sich gut hinter der Box ertasten, ohne sie aus dem Regal holen zu müssen, aber nach ein paar Wochen hatte ich fast immer vergessen, welcher was tat, sodass ich meist fröhlich durchschaltete, bis ich endlich erreicht hatte, was ich wollte. Keine Ahnung, wie man das dezent besser hätte lösen können - eine Anleitung vorn draufzudrucken wäre nicht so schick gewesen -, aber so ist es nun einmal.
Das Anschlussterminal an der Unterseite zeigt sich Nubert-typisch. Ihr habt vier massive, vergoldete Schraubklemmen, die auch Leute beglücken, die unnötig viel Geld für wahnsinnig dicke Kabel ausgegeben haben, um wenige Meter zu überbrücken. Wer aber aus gutem Grund dicke Kabel kaufte, nämlich für lange Wege, kann zusätzlich das Bi-Wiring des Terminals nutzen, um Hochton und Tief-Mittel-Tonbereich vom Verstärker aus zu trennen. Wobei die Wissenschaft hier streitet, ob das irgendeinen Unterschied macht. Bei meinem Setup und meinen Ohren sicher nicht. Aber um es abzuschließen, nur weil man nicht immer unter die Box guckt, heißt es nicht, dass hier gespart wurde, alles an der Verarbeitung der Verschraubung und Einfassung der Klemmen wirkt wie für die nächsten Jahrzehnte gemacht.
Ein Blick ins Innere zeigt wenig Überraschungen, wenn man vorher schon mal in eine Nubert-Box geguckt hat, außer vielleicht, dass es in dieser Preisklasse alles noch einen winzigen Tick wertiger und für lange, lange Lebenszeit gebaut wirkt. Klare Kabelführungen mit hochwertigem Material und gerade genug Spiel, feste und saubere Lötpunkte, um diese Kabel mit den Dingen zu verbinden, an denen sie hängen sollen. Dämmwolle unterschiedlicher Materialen an den Seiten und im Inneren, nichts wirkt zufällig oder achtlos. Die dicken MDF-Platten wirken ebenfalls wie weit teurere Möbel gerne wären, aber nicht immer sind. Wer Boxen bauen oder gucken möchte, wie man es besser macht, sollte mal in Ruhe eine Nubert zerlegen.
Die Frequenzweiche mit den wichtigsten elektronischen Bauteilen ist ebenfalls eine Studie in Wertigkeit, jeder der Kondensatoren und Switches wirkt, als würde er dort im Jahr 2050, wenn die Box auf eBay als Retro-Nachlass verkauft wird, noch seinen Dienst wie am ersten Tag leisten. Die beiden identischen Hochtöner vorn und hinten bringen schon ordentlich Masse mit, aber das ist wenig gegen den massiven, kiloschweren Tief-Mittel-Töner, bei dem man, einmal entnommen, gut sieht, wie er aufgebaut ist. Das 15cm-Monsterchen ruht auf einem Aluminium-Korb und vor einer mit gut einem Zentimeter Luft in alle Richtungen versehene Schwingspule, bevor dann der massive Magnet folgt. Definitiv Boxen-Material oben aus dem Regal, wo das gute Zeug gelagert wird, sauber verarbeitet für zumindest eine kleine Ewigkeit.
Wie klingt es denn so mit dem Dipol?
Das Setup ist recht einfach: Man nehme einen ordentlichen Verstärker mit genug Power, in diesem Falle einen aufgearbeiteten Sony TA F870 ES aus den frühen 90ern, einen HiRes-Player mit solidem DA-Wandler - Pioneer N50-AE -, einen guten Phono-Verstärker mit Player dahinter - Pro-Ject DS2 und Thorens 203, für Blu-Ray schließlich noch ein Pioneer BDP-51FD - kein 4K, aber ausgezeichneter analoger Stereo-Ausgang - und fertig ist die nicht ganz preiswerte, aber schon sehr ordentliche Laube. Das beste Setup nützt aber nichts ohne gute Boxen, mit ihnen steht und fällt alle. Und da ich zuvor ein paar andere Nuberts dran hatte, war mein Leben nicht zu schlecht. Trotzdem, das Doppelte an Geld für die Boxen, bringt es den Sprung, der das rechtfertigt? Nun, mit Blick meine mittelfristige finanzielle Planung... leider ja.
Es ist immer wieder schlicht faszinierend, was aus einer guten Regal-Box mit kleinen Abmessungen für eine Power rauskommen kann. Ich hatte vor nicht zu langer Zeit hier die zigmal größeren Teufel Ultima 40 MK2 stehen. Viel, viel größer. Und ehrlich gesagt, ich bin mir nicht sicher, wer im schieren Power-Macht-Wettstreit gewinnen würde. Wahrscheinlich beim Hausabriss dann doch die Teufel am oberen Ende, aber auf dem Weg dahin, vorbei an allen selbst rücksichtlosen Lautstärken, können die winzigen nuVero 30 mithalten. Der Fairness halber: Sie sind zwar nur ein Drittel so groß, kosten als Pärchen aber auch dreimal so viel. Das Geld muss ja irgendwo bleiben. Aber wer sich Gedanken macht, ob die kleinen nuVeros für das viele Geld überhaupt laut genug werden können: Die 150 Watt sind nicht nur eine Zahl, das ist eine Kampfansage aus dem Bücherabstellplatz, die mehr als genug Druck mitbringt.
Der Wirkungsgrad der nuVero 30 ist allerdings relativ niedrig, man muss schon mehr aufdrehen, um auf den gleichen Geräuschpegel im Vergleich zu manch anderen Boxen zu kommen. Das könnte ein Problem bei schwachbrüstigen Verstärkern sein, wenn ihr richtig Krach machen möchtet, aber dann wiederum bietet eigentlich fast jeder bessere Verstärker die Leistung, die man braucht. Als Beispiel, für 500 Euro neu gibt es den Pioneer A-50 DA, 90 Watt an 4 Ohm, bei denen die Ohren abfallen, bevor man Anschlag erreicht. Selbst Pro-Jects niedliche Stereo-Box, 300 Euro neu, kommt auf 60 Watt, die für mehr als nur gehobene Zimmerlautstärke ausreichen. Gebraucht? Pioneer A-407R, 80 Euro Sofortkauf, 90 Watt pro Kanal bei 4Ohm. Also ja, etwas Power sollte hinter den nuVero 30 stehen, aber nicht so viel, dass es zu einem Problem werden würde. Und ich habe eine gute Ausrede, warum ich mir dieses Monster von einem Verstärker ins Regal gestellt habe.
Was aber wichtiger ist als reine Kraft, ist es, diese zu beherrschen, denn einfach nur laut können sie alle. Ich begann mit einem ganz klassichen Setup: Bass und Hochtöner auf neutral, Dipol aus. Nur zwei Boxen, eine Anlage und ein Sitzplatz am Ende des Stereodreiecks. Und... Wow. Absolut präzise Auflösung, komplexere Nuancen werden mühelos herausgearbeitet, die Bässe reaktionsschnell und punktgenau, die Mitten in einem klaren Verlauf dynamisch und fehlerfrei dargestellt, die Höhen so smooth und engelsgleich, dass es einem Tränen in die Augen treibt. Nun, nicht wirklich, aber ja, das war ein klares Upgrade im Vergleich zu den ebenfalls schon sehr guten nuLine 34. Eines, das einen Neukauf wert wäre? Nein... Soweit sind wir noch nicht. Noch. Aber trotzdem, das hier ist ein insgesamt phänomenaler Klang für das wenige an Platz, das dafür zu opfern ist.
Was vor allem erstaunt, ist, wie schnell diese Klangeigenschaften anspringen. Muss man bei niederen Regalboxen dieser Welt ein wenig aufdrehen, um volle Entfaltung zu genießen, liefern die nuVero auch bei geringen Laustärken ein volles Klangbild, saubere, präzise Bässe inklusive. Für eine große Standbox ist das nicht alltäglich, wenn doch halbwegs verbreitet. Für eine Regalbox? Ich weiß nicht, ob es ein Alleinstellungsmerkmal ist, aber viel Konkurrenz gibt es da nicht. Vielleicht ist das ja auch ein positiver Nebeneffekt des niedrigen Wirkungsgrades. Schließlich schicke ich bei Zimmerlautstärke ja schon deutlich mehr Power in Richtung der Boxen. Es ist großartig, dass die nuVero 30 daraus auch was machen. Von all den feinen Features dieser Lautsprecher ist dieses ehrlich gesagt eines meiner großen Favoriten. Ich kann all seine Qualitäten genießen, selbst wenn ich nur zart aufdrehe.
Dipol: Die Aufstellung ist eine Mischung aus Kunst und Wissenschaft
Und dann kam der Dipol. Bis dahin boten die nuVero 30 schon eine exzellente Räumlichkeit bei entsprechenden Aufnahmen oder Szenen. Präzise auf den Punkt wo nötig, weit und sauber gestaffelt wenn gefragt. Für so ein kleines Lautsprecher-Setup, 2.0 mit 2-Wege, absolut fantastisch. Aber dann legte ich den kleinen Schalter um und der rückseitige Hochtöner kam dazu. Das war der Moment, in dem ich wusste, dass es teuer für mich werden würde. Was jetzt folgt, ist absolut subjektiv und es wird genug Stereo-Puristen geben, die dem widersprechen, aber ich weiß, was ich mag. Und es ist genau das, was die nuVero 30 im Dipol-Betrieb bieten.
Zuvor war der Klang das, was man kennt. In sehr, sehr gut. Ihr sitzt vor dem TV oder der imaginären Bühne und lauscht. Das Umlegen des Dipol-Schalters ist ein Hineintreten in die Klangwelt. Es ist kein Surround, natürlich nicht, sondern der Stereo-Klang umgibt euch dreidimensional. Die diffuse Abstrahlung von der rückwärtigen Wand sorgt nicht für eine Klangverfälschung im eigentlichen Sinne, solange ihr nicht zu weit weg von der Wand seid. Bässe kommen genauso druckvoll, die Mitten genauso exakt wie zuvor und die Dynamik der Höhen bleibt unangetastet. Aber die gezielte Präzision auf den Stereo-Dreiecks-Punkt wird zum Teil aufgelöst und durch eine weitere Bühne und Fläche ersetzt. Es ist ein raumgreifenderes Klangerlebnis.
Die Aufstellung ist dabei nicht ganz einfach. Dieser Effekt nimmt dramatisch zu, wenn die Boxen sich von der Wand entfernen, bis zum Punkt, an dem sie frei im Raum stehen und der hintere Hochtöner sich ebenso frei entfalten kann wie sein Äquivalent vorn. Es gibt aber ein Minimum bei der Aufstellung nach hinten. Ich habe etwa 30 Zentimeter bis zur Wand, wobei das Regal nach hinten offen ist und etwa fünf Zentimeter Abstand von der Wand hat, sodass der Schall sich brechen und "verteilen" kann. Der Effekt ist deutlich weniger definiert als bei der freien Aufstellung, aber ich mag ihn.
Wer ein nach hinten geschlossenes Regal hat und die Box hat nach hinten nur ein paar Zentimeter, das bringt nicht viel, wenn es sich überhaupt bemerkbar macht. Das Regal fungiert dann unter Umständen sogar fast wie eine geschlossene Box, aus der um die Box herum ein um Millisekunden verzögertes Hochtonsignal "herausblutet" und mehr verfälschen als verbessern wird. Also, die theoretisch ideale Aufstellung ist frei im Raum, die für mich ideale ist eine recht eigene Regalsituation, die Box dagegen komplett einzubauen und nach hinten keinen Raum zu lassen, wird den Effekt killen. Aber wie gesagt, Puristen werden vielleicht selbst den Idealfall nicht so sehr lieben, aber dafür ist ja der Schalter da. Ein Griff und schon hat man die reine Stereo-Präzision zurück.
Und ja, nicht jedes Genre profitiert gleichermaßen von dem Dipol. Für Filme und Spiele ist er fantastisch, ich würde nie auf die Idee kommen, den Hebel zurückzulegen. Aber gerade bei elektronischer Musik bin ich noch etwas unentschlossen. Ich denke, dass mir das Direkte dieser Musik ohne den rückseitigen Speaker besser gefällt. Für Soundtracks, Rock, Metal und Klassik jedoch, da ist dieser imaginäre Schritt in den Sound hinein ein echter Gewinn. Für mich. Wenn ich irgendwas in 25 Jahren über HiFi gelernt habe, dann dass alles erlaubt ist, was einem gefällt - und mir gefällt Dipol-Sound. Wer dagegen argumentieren will, bitte, das wird meine Ohren kaum überzeugen, die hier den direkten Vergleich haben.
Wovon ich weniger überzeugt bin, das sind die Einstellungsoptionen für den Hochtöner. Neben neutral gibt es brillant und sanft und mit beiden konnte ich nicht wirklich etwas anfangen. Brillant betont mir die Höhen etwas zu sehr, löst sie fast ein wenig aus dem Klangbild heraus und drängt sie nach vorn. Je nach Musik kann das sogar bis ins Schrille abdriften. Sanft dagegen bewirkt das Gegenteil. Wo die Höhen eben noch mit reaktionsfreudiger, lebendiger Dynamik glänzten, nehmen sie sich nun zurück und sind... sanfter eben. In der Theorie sind diese Schalter auch weniger zum Herumspielen gedacht, sondern für bestimmte Wohnsituationen. Wer im Hörraum große Fensterflächen gegenüber der Boxen hat, wir vielleicht feststellen, dass der Schall sich an diesen anders bricht und hohe Töne klirren lassen können. Hier hilft das sanfte Setting. Seid ihr dagegen ein Freund von mittelalterlichen Wandteppichen und gewaltigen Plüschsofas, dann solltet ihr es mit Brillant versuchen. So oder so, ich könnte mir zumindest vorstellen, dass es jemanden bei sehr basslastiger Musik gefällt, wenn die Höhen einen Schritt nach vorn gehen. Vielleicht gefallen jemand anderem alte Rock-Aufnahmen besser, wenn die Höhen etwas weniger deutlich bleiben. Erlaubt ist, was gefällt.
Klangtests - Wie schlägt sich ein extra Hochtöner im echten Leben?
Für diese Tests habe ich mit dem Dipol-Schalter gespielt, aber was den Klang und Bass-Schalter angeht, bleiben diese fest in der neutralen Position. Ansonsten fange ich mal mit Film und Spiel an, weil ich hier die höchsten Erwartungen an die Räumlichkeitsvorteile der diffusen Abstrahlung hatte. Und ich sollte nicht enttäuscht werden. Wie gesagt, der Blu-Ray-Play hat einen analogen Stereo-Ausgang, die Xbox One und PS4 schloss ich mittels eines Cambridge DAC 100, einem einfachen D/A-Wandler, an. Wer einen Verstärker mit digitalen Eingängen nutzt, muss diese Extraschritte nicht gehen.
Fangen wir mit Thor 3 an, dem besten 80s-Buddy-God-Movie, der je gedreht wurde. Nach seinem einschläfernden Vorgänger, der nicht mal von Tom Hiddleston gerettet werden konnte, überzeugt der Super-High-End-Trash-Film auf der ganzen Linie, auch dank einer gewaltigen Klangkulisse. Egal ob hochfrequenter Kugelhagel, das tiefe Donnern des Hulk oder ein glorreich-bescheuerter Oneliner nach dem anderen, es ist eine Aufgabe, hier mitzukommen und die nuVero dürfen sofort zeigen, wie reaktionsfreudig vor allem ihr beachtlicher Bassbereich zu Werke geht. Schnelle Einschläge werden direkt platziert und der Dipol-Speaker ist eine willkommene Ergänzung, um die breite Dominanz der unteren Frequenzen in einigen Kampfszenen auszugleichen und euch gleichzeitig das Epos in der akustischen Breitwand erleben zu lassen. Sicher, ein großes 5.1-Set ist immer noch das Mittel der Wahl für einen solchen Streifen, bevorzugt mit Atmos, aber rein von der Power der Klanglieferung vermisse ich hier wenig. Gute Güte, ein Setup mit diesen Boxen als bescheidene Rear-Speaker... Nice. Nun, 7.000 Euro sind nicht so viel... betrachtet man das große Ganze... Nein! Böser Martin! Nicht drüber nachdenken.
Das komplette Gegenteil dieses Films und einer, wo sich die Frage nach Soundsystemen für den Preis eines nicht sehr gebrauchten Kleinwagens nicht stellt, ist Frost/Nixon. Der Film ist ein hervorragendes, wenn auch mit den historischen Details etwas freizügiges Stück junger Politikgeschichte und eine nostalgische Erinnerung an eine Zeit, als es noch relevant war, was ein Präsident sagte. Akustisch bunt gemixt, aber der Fokus liegt natürlich in erster Linie auf dem Dialog-Spiel von Langella und Sheen. Die Sprachverständlichkeit des Mitteltonbereichs der nuVero 30 ist dabei über alle Zweifel erhaben, spielt Nuancen perfekt aus und ist problemlos auch bei geringeren Laustärke verständlich. Ich hatte gar nicht so billige Center-Lautsprecher, die nicht so gut diese Disziplin absolvierten.
Schwenken wir zu Spielen und beim breitwandigen Epos God of War ergibt sich ein ähnliches Bild wie bei der deutlich weniger ernsten nordischen Film-Saga, die wir gerade hatten. Kratos' Basswucht wird auch bei moderaten Lautstärken nicht unter den Scheffel gestellt, sondern jeder Schlag registriert mit absoluter Präzision aus den Tieftönern. Gerade der Dipol schafft auch hier bei den weiten Landschaftseinstellungen viel Raum für den Klang, der einen immer wieder vergessen lässt, hier nicht mit einem Surround-System zu arbeiten. Natürlich nur so lange, bis man ein Surround-System nutzt, aber trotzdem, wer nur Platz oder Möglichkeiten für diese beiden Boxen hat, wird mit ihnen mehr als aus dem aufwändigen Sounddesign des Spiel ziehen können als mit so ziemlich jedem normalen Stereo-Setup.
Es ist spannend zu sehen, ob Dipol auch die Ortbarkeit von Sound verbessert. Ein gutes Stereo-Setup mit einem guten Sound-Mix kann dabei fast so gut funktionieren wie echtes Surround - fast, wirklich nur fast -, und bei Battlefield V und auch CoD. Black Ops 4 zeigte, dass Dipol zwar auch hier den Vorteil der flächiger aufgestellten Klangbühne bietet, aber für diesen speziellen Gaming-Punkt der akustischen Ortbarkeit des Gegners nicht viel zu bieten hat. Meine Befürchtung, dass Geräusche durch die diffuse Abstrahlung von der Wand eher noch undeutlicher werden, hat sich aber auch nicht bewahrheitet. Am Ende klingt es etwas besser - und es klingt eh schon fantastisch mit diesem Set -, aber spielerisch bringt Dipol nichts.
Wie klassisches Retro klingt? Ich versuchte es einfach mal mit der PC-Engine, weil die grad angeschlossen ist und... Wow. Wir hätten damals für diesen Sound getötet. Shadow of the Beast ist einfach nur... Wow. Sicher, leider bringt die Präzision der Boxen auch ganz gut heraus, dass diese Synth-Aufnahmen jetzt nicht direkt mit denen eines Jean-Michel Jarre vergleichbar sind, aber wenn die Melodien so viel besser sind wie beim CD-ROM-Beast, dann ist das nur ein kleiner Preis. Auch die Chiptunes aus R-Type umfließen einen förmlich, wenn der Dipol-Sound den Tönen eine Bühne gibt, die sie so auf einem reinen Stereo-Set nie hatten. Hier muss ich allerdings sagen, dass das hier das einzige Mal war, als ich die Hochtöner auf sanft umschaltete. Mit dem etwas weicheren Klang, der die zu scharfen Kanten aus manchem Chip-Fiepser nimmt, klingt es gleich noch mal besser.
Es geht damit auch zur Musik und bleibt ein klein wenig Retro. Gunship ist einer der erfolgreichsten Acts aus der jungen Synthwave-Szene und zwar insoweit, dass man ihr Werk nicht nur auf Bandcamp findet. Der hochmoderne Mix mit 80er-Einflüssen des aktuellen Titeltracks Dark All Day überzeugt nicht nur mit druckvollen Beats, sondern auch ausgedehnten Saxophon-Passagen des legendären Tim Capello. Wenn ihr nicht wisst, wer das ist, macht nichts. Man muss nicht jeden legendären Sax-Player kennen, der von den 70ern bis heute wenig ausgelassen hat. Seine Passagen kommen besonders beeindruckend aus den kleinen nuVero 30. Druckvoll, fast dreidimensional präsent im Dipol-Modus, scheint der Riese mitten im Raum zu stehen und sein Instrument zu schwingen. Hier profitiert die Musik von den Qualitäten der Boxen. Es gelingt, die unterschiedlichen Ebenen der Instrumentierung klar zu definieren, ohne dass etwas verloren ginge. Was bei einem Keyboard und einem Saxophon jetzt nicht sooo schwierig ist, aber hey, klingt klasse.
Ein Album, das noch sehr viel mehr retro sein dürfte, aber ein schönes Biest ist, wenn es um komplexe Soundstrukturen praktisch ohne nennenswerte Bässe geht, ist Pet Sounds von den Beach Boys. Eines von den Alben, die man zumindest einmal gehört haben sollte, aber nicht jedem gefallen müssen. Kennt hier jemand nicht? Macht nichts. Ist nur die Erfindung des Progressive Rock, nicht so relevant. So oder so, ich gönnte mir mal die Analogue-Productions-Aufnahme und ja, es ist ein spannendes Erlebnis, wenn man ein eigentlich vertrautes Album mal wirklich intensiv hört. Wirklich auf diese absurde Sammlung von Klängen zu achten, ein Theremin ist da irgendwo, Fahrradklingeln lange vor Queen und war das gerade ein bellender Hund? Auf was auch immer Wilson drauf war, als er das kreierte, die nuVero 30 geben sich mit sehr dynamischer, hoch aufgelöster Reaktionsfreude alle Mühe, nichts davon zu unterschlagen. Gleichzeitig bleibt jedoch die durchgehende Klangwärme des Albums erhalten, ohne ins Kalt-Analytische abzudriften. Man sagt ja, man kann mit gutem HiFi seine Lieblingsalben immer wieder mal neu erleben. Und da scheint schon was dran zu sein.
Um zum etwas aktuellen Progressive Rock überzuschwenken, Devin Townsends Higher ist ein schönes Beispiel für sinnlos verspielten und verkopften Metal, der zum Finale nichts auslässt. Chorartiger Gesang vom Irren selbst, Synth-Power, verschwurbelte Gitarren-Soli, harte Drum-Einschläge und irgendwo ist da wohl auch noch ne Message oder so. Und wieder, der Dipol dreht dieses Stück verfehlten Größenwahns noch mal auf 11 - ein Level, auf dem Townsend schon seit einer Weile zu leben scheint (gut für ihn). Auch so ist es schon dank der exakten und trotzdem nicht kalten Auflösung der nuVero 30 gut möglich, das Chaos um einen herum zu sortieren, die breitere Bühne wirkt hier Wunder bei der Entfaltung. Man muss halt nur ein wenig aufpassen: Schnell ist man ein wenig sehr viel lauter als man dachte, denn dank der ausgewogenen, fast schon analytischen Eigenschaften der Boxen fällt es einem gar nicht so auf, dass man die Zimmerlautstärke schon ein Weilchen hinter sich ließ.
Für den Soundtrack-Part müssen sich die nuVero 30 noch mal anstrengen. Nicht die große Leinwand ist gefragt, sondern das Subtile müssen sie herauskitzeln - und davon hat Funeral aus dem Hereditary-Soundtrack viel zu bieten. Ich kenne den Film nicht, klingt spannend genug, werde ich demnächst mal nachholen, aber der Soundtrack ist beängstigender als Silent Hill. Ja, ich habe es gesagt. Das hier ist der bessere super-creepy-Soundtrack. Tiefe, unregelmäßige und verstörende Basswellen, Sounds aus dem Nichts zwischen angedachten Melodiestrukturen, die sich nie entwickeln wie man denkt, schon gar nicht zu Melodien, scheint hier immer ein Monster unter schwarzen Wassern zu lauern, das einen akustisch umkreist. Und dank des Dipol-Sounds tun sie das in Perfektion. Diesem Soundtrack spielt die leichte Unschärfe des Diffus-Klangs voll in die Karten, während die Bassleistung keinerlei Probleme hat mit dem konstanten Unterton von Tod und Unheil mitzuhalten. Verstörende Klänge schleichen sich an euch heran, schwellen durch die absolut präzisen Mitten heran und entladen sich in dynamischen Hochton-Kaskaden und ihr wisst, dass ihr innerlich gerade vor Schreck gealtert seid.
In den letzten Monaten habe ich alles Mögliche, von allen möglichen Quellen - sogar Tape, ich Hipster, ich - auf diesen Boxen gehört und ich wurde nie, nicht ein einziges Mal enttäuscht. Sie machten mir mitunter leider manchmal schmerzlich die Unzulänglichkeiten meines Setups klar, zum Beispiel, dass ich für meinen zweiten Player mal eine bessere Cartridge bräuchte, aber so ist das nun mal mit guten Boxen an einem guten Verstärker, da kann man nichts machen. Insgesamt jedoch sind die nuVero 30 perfekte Boxen. Perfekt insoweit, als dass sie eine lebendige, ehrliche Abbildung einer ganzen Welt des Klangs durch das gesamte Klangspektrum hinweg in den Raum bringen und dies dank der Dipol-Technik mit einer immer präsenten Bühne, auf der sie Präzision, Dynamik und doch genug Wärme, um nicht zu analytisch zu wirken, ausleben. Es gab nichts, was diese Boxen nicht mit Bravour leisteten.
Was es noch gibt - Alternativen bei Front-Stereo-Dipol sind rar gesät
Das ist nicht so einfach, denn während es eine Vielzahl an Regal-Boxen, auch in dieser oder noch ganz anderen Preisklassen gibt, Dipol-Boxen sind jetzt nicht ganz so häufig zu finden. Sehr viele davon sind versetzt nach vorn abstrahlende Setups, die ausschließlich für rückwärtigen Surround-Support gedacht sind und nicht als Stereo-Setup geeignet sind. Quadrals Phase 16 wären so ein Kandidat, den man häufig in Surround-Komplettsets findet.
Ein offensichtlicher, direkt vergleichbarer Kandidat wäre natürlich das eingangs erwähnte Nubert Set nuBox 303. Zwei Stück davon kosten knappe 300 Euro, noch einen gebrauchten guten Stereo-Verstärker dazu und ihr habt ein sehr solides Dipol-Erlebnis für um die 400 Euro. Zum Vergleich: ein starker Verstärker mit passenden Klangeigenschaften plus die nuVero 30 kostet etwa 2.000. Klingt es fünfmal so gut? Nein, ich würde sagen zweieinhalbmal. Aber so ist HiFi halt, Preise steigen exponentiell zu Qualitätssprüngen. (Nubert nuBox 303 auf Amazon.de
Und sonst? Eher mau. In den USA und Japan gibt es weit mehr Konkurrenz, die hier aber schwer zu bekommen ist. In Europa scheint diese Kombination aus einer absolut validen, hochwertigen Stereo-Regalbox mit einem optionalen, rückwärtigen Hochtöner eine Anomalie zu sein, die nur Nubert ausgiebiger verfolgt. Wie schon gesagt, großartige Regalboxen sind kein Problem, KEF R300, etwa 800 Euro das Paar, tolle Boxen, wenn auch nicht ganz auf dem nuVero-Level. Ich hatte für ein paar Tage das Vergnügen mit einem Paar T+A Pulsar R 20. Fantastisch, im reinen Stereo würde ich diesem 1.300-Euro-Set den Vorzug geben, aber sie haben keine Dipol-Funktion.
Eine komplett andere Geschichte sind die Fontana Lautsprecher von Visaton, ebenfalls aus Deutschland. Die Säulen sind das Gegenteil von dezenten Regalboxen, sondern sind 360-Grad-Rundumabstrahler. Der Töner ist nach oben gerichtet und über ihm befindet sich ein Schallbrecher, der den Sound 360 Grad in alle Richtungen lenkt. Das Ergebnis ist wohl auch ein etwas diffuser, räumlicher Klang und preislich liegt das Paar bei auf den ersten Blick übersichtlichen 850 Euro. Dafür bekommt ihr aber nicht die fertige Box, sondern nur die Technik. Die Säule müsst ihr selbst bauen, ansonsten anfragen, was ein fertiges Modell kostet. In den Raum geraten: Es wird nicht wenig sein.
Nubert besetzt hier also zumindest in Europa weitestgehend allein eine interessante Nische.
Nubert nuVero 30 auf Amazon.de
nuVero 30 - Was mir im akustischen Leben noch fehlte.
Die nuVero 30 sind also nicht nur ausgezeichnet, sie sind auch relativ einmalig. Warum genau, das weiß ich nicht. Es könnte mit dem üblichen Purismus-Gedanken teureren HiFis zu tun haben, der inhärent Experimente in der alternativen Klangentfaltung abzulehnen scheint und diese auf das äußere Design reduziert. Etwas, bei dem die nuVero 30 höchstens für Nubert-Verhältnisse mutig sind. Nun, dieses klangliche Experiment hier hat für mich perfekt funktioniert. Die diffuse Abstrahlung des rückseitigen Hochtöners ist genau das, was noch fehlte. Diese Boxen schaffen es, dass die Box nur wenig an Präzision in der Klanggestaltung verliert, aber unglaublich viel an Räumlichkeit gewinnt. Es ist sicher eine Geschmacksfrage, das gebe ich gern und sofort zu. Aber es ist eine Frage, die sich für Stereo-Fans wie mich zu stellen lohnt. Und wer weiß, vielleicht beantwortet ihr sie auch wie ich.
Lassen wir mal den Dipol außen vor, dann präsentiert sich der nuVero 30 als fehlerfreier Lautsprecher. Okay, der Name der Serie gefällt mir nicht. nuVero, das klingt irgendwie wie das stilistische Ikea-Wasteland. Aber wenn das die größte Verfehlung ist... Ganz ehrlich, mir fällt nichts ein. Der Preis ist hoch, aber völlig angemessen. Das vordere Mesh könnte hübscher sein, okay. Ansonsten habt ihr hier die perfekte Verarbeitung eines Herstellers, der genau weiß, was er da tut und das nicht seit gestern. Die Klangeigenschaften als reine Stereo-Box sind überragend und bringen Präzision, Dynamik, Räumlichkeit und genug Wärme auf einen idealen Nenner, der praktisch jedem klanglichen Stil nicht nur entgegenkommt, sondern ihn ganz höflich abholt, um zu zeigen, was möglich ist. Das, zusammen mit der recht ungewöhnlichen Dipol-Option, ergibt einen Traum von einem Regal-Lautsprecher, der noch einen wortwörtlich kleinen Bonus mitbringt: Die nuVero 30 sind so handlich, dass sie in praktisch jedem Zimmer einen Platz finden können und sollten.