Google Stadia bedroht die Kreativität der Spieler-Communitys
Mods, Fan-Patches und andere Dinge.
Mit Stadia arbeitet Google an einem beeindruckenden Stück Technik, so viel gestehe ich dem Unternehmen zu. Wenngleich es in mir keine Begeisterungsstürme auslöst. Alleine die Schwankungen in der weltweiten Internetanbindung dürften vielen Kopfzerbrechen bereiten, denkt an den Netzausbau im hiesigen Internet-Neuland.
Mittlerweile habe ich mich an Dienste wie Netflix, Amazon Prime Video und Amazon Music gewöhnt, ich möchte sie nicht missen. Für mich sind sie mit Spiele-Streaming aber nicht vergleichbar. Bei den genannten Beispielen bin ich der passive Konsument, bei Spielen kommt die aktive Komponente hinzu, der Input-Lag ist unter Umständen ein Problem. Alex schrieb diese Woche ein wenig über das Thema und nennt für mich nachvollziehbare Pro- und Contra-Argumente.
Worüber ich mir ebenso Sorgen mache, ist, dass Stadia die Kreativität der Spieler-Communitys bedroht. Bei einem schnellen Blick auf den Steam Workshop zu Skyrim sehe ich dort dutzende Kategorien mit zehntausenden Einträgen. Spieler hatten definitiv ihren Spaß an der Erstellung von Mods für das Rollenspiel - von Detailänderungen bis hin zu riesigen Projekten ist alles dabei.
Und jetzt, gerade wo sich selbst die Konsolen vorsichtig den Mods öffnen, stellen wir uns kurz eine Zukunft vor, in der sich Stadia oder allgemein das Spiele-Streaming durchsetzt und die klassische Art des Spielens verdrängt. Spiele schweben in der Cloud und keiner hat mehr Zugriff auf den Client. Und dann erscheint The Elder Scrolls 7 und die Fans ... nun, die Fans sitzen dann da, spielen es durch und das war's dann. Auch wenn es noch so gut und technisch beeindruckend ist, ein Spiel wie Skyrim lebt von seinen Mods. Wie es damit aussieht? Darauf haben wir noch keine Antwort. Seit Jahren gehören Mods zur Spielkultur, es wäre schade, wenn sie durch die technische Entwicklung verschwänden.
Oder blicken wir auf manche Spiele, die ihren Erfolg allein der Mod-Szene zu verdanken haben. Denkt an den Hype rund um DayZ damals für Arma 2. Daraus ging ein weiteres, enorm erfolgreiches Spiel hervor. Brendan Greene arbeitete damals an DayZ: Battle Royale, einem DayZ-Ableger für Arma 2. Später gelang Greene mit PUBG der Durchbruch und er etablierte ein neues Genre, dessen Beispiel altbewährte, etablierte Spielereihen wie Call of Duty und Battlefield folgen. Den Unternehmen bringt dieses neue Genre viele Millionen ein. Hätte es das so ohne die Pionierarbeit durch Mods gegeben?
Was wäre ein Defense of the Ancients ohne WarCraft 3? Team Fortress ohne Quake beziehungsweise Half-Life? Und Counter-Strike nicht zu vergessen. All diese Spiel entstanden, weil Spieler ihrer Kreativität freien Lauf ließen und in der Lage waren, ihre Lieblingsspiele zu modifizieren. Und ich sehe momentan nicht, wie das noch möglich ist, wenn jeder seine Spiele streamt und keinen direkten Zugriff mehr darauf hat.
Und wir reden hier nicht alleine von Mods. Denkt darüber hinaus an Fan-Patches, die zum Beispiel Bugs in Spielen ausmerzen, die die Entwickler längst aufgegeben haben. Hier kümmern sich passionierte Fans darum, dass andere den Titel fehlerfrei erleben können. In einer Cloud-dominierten Zukunft sieht es damit ebenso schlecht aus.
Es gibt zahlreiche weitere Beispiele dafür, wie Spiele durch Modifikationen die Kreativität der Spieler befeuerten und den ein oder anderen von ihnen zum Entwickler, zum Star machten. Ein neues Elder Scrolls oder XCOM ohne Mods? Schwer vorstellbar. Bis es soweit ist, dass Cloud-Gaming komplett dominieren würde, ziehen mit Sicherheit noch viele, viele Jahre ins Land. Sofern es dazu kommt, wer weiß das schon? Neben anderer Bedenken, die zum Beispiel Alex nannte, bereitet mir das hier ebenso große Sorgen. Es wäre schade, wenn Google und andere Streaming-Anbieter die Spielkultur um diesen Aspekt berauben würden.