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Tamarin Test - Die Rare-Wiederbelebung wird erneut vertagt

Kein moderner Klassiker.

Ein niedlicher Affe in einem Mix aus Platformer und Third-Person-Shooter, der in keinem Bereich brilliert und viel Potenzial verschenkt.

Tamarin Test - Bei der heutigen Masse an Spielen verwundert es nicht, dass gerne Namedropping bei der Ankündigung mancher Indie-Projekte betrieben wird. Häufig ist zu lesen, dass hinter einem neuen Titel ehemalige Entwickler von Spiel X, Y oder Z stecken. Was nicht zwingend viel bedeutet. Ein gutes Beispiel dafür ist Tamarin, das euch mit einem "All-Star-Cast aus Rares goldener Ära" locken soll.

Was auf den ersten Blick nicht verkehrt klingt. Wobei die Rare-Namen sich hier eher auf die künstlerischen und weniger auf die spielerischen Aspekte beziehen: Character Designer, Character Concept Artist, Art Production und Musik. Leute, die wissen sollten, wie sich Rares goldene Ära anfühlte. Und Tamarin möchte gerne in diese Richtung gehen, wenngleich es ihm nicht gelingt.

Der niedlichste Affe aller Zeiten!

Von nicht weniger als dem "niedlichsten Affen aller Zeiten in der Hauptrolle" ist hier die Rede und ja, niedlich sind Tamarin und seine befreundeten Affen ja, das gestehe ich gerne ein, aber das allein macht ja noch kein gutes Spiel aus. Worum geht's? Tamarin und die anderen Affen leben friedlich vor sich hin, aber sich ausbreitende Insektenhorden und Umweltverschmutzung machen ihnen das Leben schwer.

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Und nachdem schwer bewaffnete Ameisen und andere böse Tiere Tamarins Heimat in Schutt und Asche legen, liegt es an euch, eure Familie zu retten und die Eindringlinge zurückzudrängen. Bei all der Niedlichkeit verbirgt sich dahinter indes kein familienfreundliches Spiel. Mithilfe eines Igels gelangt ihr an verschiedene Waffen wie Uzi, Maschinengewehr, Ninjasterne und mehr, mit denen ihr euren Rachefeldzug startet. Ihr metzelt euch durch die gegnerischen Horden, lasst Ameisen zerplatzen, während (grünes) Blut spritzt und Köpfe rollen. Niedlich ist das in den Momenten nicht mehr, vielmehr komplett over the top. Das hat ebenso seinen Reiz, aber hier wirkt es... fehl am Platz.

Kämpfen, springen und klettern, aber nichts davon brillant

Wenn ihr nicht gerade kämpft, absolviert ihr den ein oder anderen Platforming-Abschnitt. Das hätte im Endeffekt einen schönen Mix ergeben können, diese Sequenzen lassen allerdings zu wünschen übrig. Zum einen sind die Bewegungen von Tamarin eingeschränkt. Das Äffchen ist in der Lage, zu springen und sich zu rollen, bei größeren Hüpfern an vorgegebenen Stellen haltet ihr den linken Trigger gedrückt und Tamarin springt dann auf Knopfdruck automatisch. Dann krabbelt ihr noch hier und da an Wänden herum, an denen ihr zum Beispiel Gegnern ausweicht, mega spannend präsentiert sich das nicht.

Euer stacheliger Freund versorgt euch mit Waffen. (Tamarin Test)

Nach und nach bekommt ihr dabei Upgrades für eure Waffen oder vergrößert euer Arsenal bei eurem Igel-Freund, wenn ihr ihm gesammelte Ameisenmedaillons bringt, die einige von ihnen bei ihrem Ableben fallen lassen. Weiterhin findet ihr Upgrades für eure maximale Munition und Gesundheit und befreit in den einzelnen Levels Vögel, die ihr dann in Vogelhäuser setzt. Damit bekommt ihr einige der komischen Käfer, die ihr fangt und euch weitere Wege eröffnen.

Ein Affe auf Kriegsfuß

Der Großteil von Tamarin besteht aus Kämpfen. Und egal ob ihr ballert oder hüpft, die Kamera macht's euch dabei nicht einfach. Zum Glück für das Spiel nie so weit, dass es Tamarin unspielbar machte, in Sachen Flexibilität und Beweglichkeit ist hier aber noch deutlich Luft nach oben. Das gilt ebenso für die schwammige Controller-Steuerung, die eurem Mund garantiert den einen oder anderen Fluch entlockt. Hier zeigen unzählige andere Spiele, wie es besser geht. Und auf dem PC lässt es euch nicht einmal auf Maus und Tastatur ausweichen, ihr braucht zum Spielen zwingend einen Controller.

Ihr ballert die Insekten über den Haufen. (Tamarin Test)

Die gemischten Gefühle erstrecken sich obendrein bis hin zur Technik. Protagonist Tamarin, die anderen Äffchen und ihr Igel-Freund sehen echt niedlich aus. Eure Gegner versprühen das Gefühl, eine Bedrohung zu sein, optisch einzigartig ist an ihnen oder an der Umgebung aber wenig. Wenn mir beim Spielen der Gedanke kommt, ob das hier aus generischen Assets zusammengebastelt wurde, spricht das nicht fürs Design. Und ganz ehrlich: von früheren Rare-Charakter-Designern erwarte ich mehr als ein paar überdimensionale Ameisen oder noch größere Ameisen mit Raketenwerfern. Und dass euch das Spiel häufig in Höhlen, Fabriken oder andere Innenräume steckt, spielt der Kamera nicht in die Karten.

Tamarin Test Fazit

Tamarin hätte das Potenzial zu einem echt niedlichen Platformer, am Ende ist mir nicht ganz klar, was es sein möchte. Abseits der vor Niedlichkeit strotzenden Hauptcharaktere wirkt hier nichts einzigartig oder großartig ansprechend. Nichts von dem, was es versucht, wirkt brillant umgesetzt. Es gibt da draußen weit bessere Optionen, wenn ihr einen guten Platformer oder Third-Person-Shooter haben möchtet, vor allem wenn ihr Tamarins Spielzeit (zirka sieben bis acht Stunden) sowie den Preis von rund 40 Euro bedenkt. Das Spiel hat das Glück, dass es abseits von einigen Problemen mit der Kamera funktioniert, für den Preis kann ich es aber keinem ans Herz legen. Wenn ihr alle anderen Platformer da draußen durchgespielt und trotz allem Interesse habt... dann spielt sie noch einmal. Oder wartet bei Tamarin auf einen Sale. Ich habe das Gefühl, das dürfte nicht lange dauern.


Im PlayStation Store für PS4 kaufen: Tamarin (39,99 Euro) oder Tamarin: Deluxe Edition (49,99 Euro).


  • Entwickler / Publisher: Chameleon Games / Chameleon Games
  • Plattformen: PC, PlayStation 4
  • Release-Datum: Erhältlich
  • Sprache: Deutsch, Englisch und weitere
  • Preis: zirka 40 bis 50 Euro

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