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Minute of Islands hatte leider ein verdammt schlechtes Timing!

Ich hab' gerade genug von Depri-Adventures!

Es tut mir leid, Studio Fizbin, aber Minute of Islands hatte ein ganz mieses Timing ... und damit meine ich nicht den Wirbel um die E3 und zahlreiche Livestreams, zwischen denen der Release des 2D-Puzzle-Platformers nach einer Verschiebung fast unterging.

Nein, es geht eher um den Inhalt des Spiels. Die Story trifft im Augenblick nämlich nicht gerade meinen Nerv - oder zu sehr, denn lasst euch von der bestechend schönen Comic-Optik des fantasievollen Abenteuers nicht täuschen: Diese Geschichte ist unerwartet harter Tobak! Da muss ich leider zugeben: Das melancholische Puzzle-Spiel ist genau das, was meine Nerven in der Pandemie eben nicht brauchen.

Gleich mal vorweg: Ich habe Minute of Islands angezockt und fand es kein schlechtes Spiel und vor allem ist es ein Fest für die Augen. Aber es ist leider genau die Art von Spiel, die ich gerade eigentlich nicht spielen will und das wurde mir schon zu Beginn klar. Denn - und das ist eine sehr coole Aktion von Studio Fizbin - es gibt am Anfang eine Inhaltswarnung für emotionale und belastende Themen. Da ahnte ich schon, dass Minute of Islands vielleicht nicht die wohlige Zerstreuung werden dürfte, die ich mir gewünscht hätte.

Sturz in den Abgrund und das ohne Luft zum Atmen - so wunderschön, so belastend

Die Hauptfigur und Mechanikerin Mo muss sich in Minute of Islands nämlich gegen eine giftige Spore behaupten, die das Leben, wie es einmal auf ihrer Heimatinsel war, komplett verändert und alle sozialen Aktivitäten beendet hat. Hinzu kommen Themen wie Verlustangst, Familienkonflikte und Vergangenheitssehnsucht... puuuh, Gänsehaut. Das ist einfach sehr, sehr nah an den Urängsten und der Unsicherheit, die sicherlich für viele in der Pandemie eine Rolle spielten und holte bei mir die Lockdown-Resignation wieder hervor, die vermutlich viele nachempfinden können.

Keine Sorge, das heißt natürlich nicht, dass ich im Moment nur Regenbogen-Fluff und Rosarote-Brille-Spiele zocke, es darf ruhig auch zur Sache gehen oder Emotionen wecken, aber Minute zeigt eine melancholische Welt, die nun einmal ähnliche Gefühle anspricht wie drei Wochen Quarantäne.

Ich wette, es gibt auch Leute, die es genau umgekehrt sehen und die Themen in Minute of Islands hochaktuell empfinden, sich darin aktuell besonders sehen können. Irgendwie ist es ja auch beeindruckend, wie Studio Fizbin es schafft, genau diese Emotionen auf den Punkt zu bringen.

Es spricht für mich auch nichts gegen politisch aktuelle Themen im Videospiel, vor allem, wenn die Medien Aufmerksamkeit auf ein verkanntes Problem lenken. Die Corona-Situation ist aber ohnehin allgegenwärtig und für den Einzelnen gerade nur schwer zu ändern. Man kann höchstens irgendwie weitermachen und versuchen, den Mut zu bewahren. Die Pandemie war emotional eine ziemliche Achterbahn für mich (und sicher auch für viele andere!), da will ich mich in meiner Freizeit lieber nicht schon wieder der ganzen Negativität des Themas aussetzen.

Auch in Minutes herrscht Maskenpflicht wegen giftiger Sporen - und die Nerven der Betroffenen liegen alle blank!

Daher tut es mir leid, Minute of Islands. Deine einzigartige Zeichentrick-Optik ist bestechend, deine Erzählweise tiefgründig und deine fantasievolle Welt besitzt eine nicht wegzudiskutierende Sogwirkung, aber ich werde lieber noch etwas auf dich warten. Vielleicht schlägt die Story auch im Laufe des Spiels einen positiveren Ton an und beginnt Mut zu machen, das werde aber erst später herausfinden - sorry!

Falls ihr allerdings ein dickeres Fell habt, auf eine emotionale, subtile Geschichte steht und kein Problem mit repetitiven Gameplay-Elementen habt, ist das Adventure vielleicht etwas für euch. Wie geht es euch denn im Augenblick mit derart emotionalen Themen in den Medien?

Für alle mit etwas dickerer Schale als ich gibt es den 2D-Platformer aus deutschem Hause für PC, Nintendo Switch, Xbox und Playstation - ein optischer Augenschmaus mit dichter Atmosphäre.

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