Master & Dynamic MG 20 Test - Das dezente Gaming-Headset für die Ewigkeit
Mit hochwertigen Materialien, zeitlosem Design und herausragendem Klang legt der Kopfhörer-Newcomer am Edel-Markt einen fulminanten Start hin.
Nachdem zuletzt Design-A/V-Hersteller Bang & Olufsen mit einem Edel-Gaming-Headset nahe der 500 Euro-Marke aufwartete, stößt nun ein neuer Bewerber in dieser Preisklasse dazu: Das MG20 von Master & Dynamic liegt ebenfalls bei stolzen 450 Euro. Wem Master & Dynamic nichts sagt, macht nichts. In Hi-Fi-Kreisen sind sie erst seit ein paar Jahren unterwegs und haben auf ihrer Wiki-Seite zumindest eine nette Gründer-Story parat. Gründer Jonathan Levine stolperte 2013 in einem Museum über einen Kopfhörer aus den 40ern, der dank hochwertiger Materialien wie Leder und Stahl trotz des Alters noch im Bestzustand war. Davon inspiriert schnappte er sich einen schwedischen Designer, weil das macht man heutzutage, und baute ein paar ebenso konstruierte Hörer, die ziemlich gut ankamen. Nicht nur dafür, vor allem auch, weil sie diese Hochwertigkeit mit gutem Klang verbinden. Und natürlich wahnsinnig gut aussehen.
In der Hi-Fi-Ecke sind 300+ Euro als untere Grenze für Kopfhörer auch nichts, was weiter erstaunt, im Gaming-Bereich sind 450 eine Ansage. Es erstaunt ein wenig, dass Master & Dynamic sich nicht für die einfachere Richtung entschied, eines ihrer preiswerteren Modelle ein wenig abspeckte und mit ein, zwei Gaming-Features anreicherte, um es in den 200-Euro-Bereich zu bekommen. Stattdessen muss nun geliefert werden und die natürlich nachhaltige reine Papp-Box offenbart Gutes in der Richtung. Ihr findet erst mal ein komplettes Set an Dingen, die man braucht. USB-C zu Audio, USB-A zu USB-C Ladekabel. Low-Latency-USB-Dongle, eine eher mäßige Stofftasche ohne Polsterung und das ansteckbare Mikrofon. Damit seid ihr gut ausgestattet.
Wertige Verabeitung, stabliler Bau, das MG20 kriegt man nicht so schnell klein.
Der Erstkontakt mit dem MG20 zeigt auf jeden Fall, dass die Firmenphilosophie der hochwertigen Materialien und Verarbeitung noch in vollem Gange ist. Das Over-Ear-Set verlässt sich auf viel Metall, angereichert mit ein wenig Stoff über dem Kopfband, Alcantara unter diesem und Lammleder als Ohrpolster. Damit ist das MG20 weder vegan noch vegetarisch und bisher sind keine Alternativ-Polster erhältlich. Da diese aber nur magnetisch sicher verankert und austauschbar sind, lassen sie sich zumindest leicht wechseln, sollten sie eines Tages nicht mehr so edel wirken. Auch nicht ganz preiswert versteht sich, ausgehend von den Wechselpolstern anderer Master & Dynamic Hörer werden um die 50 Euro fällig. Trotzdem, weit besser als ein teures Set wegen Abnutzung beerdigen zu müssen.
Diese Ohrpolster dürften auch das Einzige sein, was leidet, denn die dezent raue Aluminium-Form der Muscheln dürfte ziemlich untotbar sein. Plastik ist hier nur die Gummierung am Rand der Auswölbung. Ich nehme an, um den Griffkomfort zu erhöhen? Eine abgerundete Aluminiumkante wäre eigentlich die konsequentere Wahl gewesen. Aber nun denn, vor allem sind die Knöpfe alle auch aus Aluminium, so wie auch die beiden Rädchen für die Lautstärke von Hörer und Mikro. Nimmt man dann die Polsterung runter, kommt doch mal Plastik als Schutz für die dahinterliegenden 50mm-Berillium-Treiber zum Vorschein. Hier fällt einmal mehr auf, dass alles verschraubt und zugänglich ist, späteren eventuellen Reparaturen steht also keine Klebstoffhürde im Weg.
Die Alu-Aufhängung der für den Transport eindrehbaren Höher macht einen ausgesprochen soliden Eindruck und ich hätte keine Hemmungen mal zu gucken, ob man da was brechen kann und der Eindruck täuscht... Wisst ihr was? Ist ein Testmuster, hab es ja nicht bezahlt. Bin gleich zurück... Okay, da bricht nichts, da biegt sich nichts. Ihr habt ein wenig Spiel auf allen Achsen, damit sich der Hörer der Kopfform anpassen kann, aber sonst gibt es hier nichts, was sich auch bei grober Behandlung aus der Form bringen ließe. Selbst als ich den Bügel auseinanderzog und halb verknotete, fand er sofort wieder in seine Form zurück. Selbst teuren Gaming-Sets würde ich das nicht unbedingt zumuten wollen.
Die Anpassung des Sitzes beim Bügel erfolgt stufenlos, was ich sehr angenehm finde, da ich zu den Leuten gehöre, bei denen die ideale Position immer zwischen zwei Punkten zu liegen scheint. Der Mechanismus im Inneren des Bügels bietet validen Widerstand und fühlt sich fast "hydraulisch" an. Auch dieser ist verschraubt eingesetzt, sodass er sich wahrscheinlich, wenn er jemals ausleiern sollte, reparieren lässt. Der Andruck des mit 300 Gramm durchschnittlich schweren Hörers liegt angenehm ausbalanciert. Ich hatte mit dem schmalen Bügel erst Sorgen, aber mehrstündige Sessions verliefen ohne den geringsten Druckstress, weder auf den Ohren noch auf dem Kopf. Die Leder-Polster der Muscheln machten mir wärmetechnisch Sorgen, aber auch diese schienen unbegründet. Sicher, wer es gern luftig will, sollte sich nach wie vor kein geschlossenes Leder-Set angucken, aber für ein solches ist das MG20 das im Dauerlauf angenehmste, das ich für lange Zeit auf dem Kopf hatte.
Die Bedienung des MG20 ist aufgeräumt, aber ANC gibt es nicht.
Kommen wir zur Bedienung und hier ist man fast vorbildlich. Zuerst wäre die immer willkommene "Pick-up and Play"-Funktion zu nennen. Ihr legt den Hörer zur Seite und er geht in den Standby, ihr hebt ihn an und er geht an. Praktisch, funktioniert tadellos. Sonst gibt es nicht viele Elemente und sie sind klar abgeordnet. Links habt ihr den Lautstärkeregler, rechts den für das Mikro, der dieses auf Druck stumm schaltet. Wieder links einen leicht überbelegten Multifunktions-Button, rechts dann Power und BT-Connect in einem, plus noch eine 7.1-Taste. Alles lässt sich leicht mit den Fingern finden und die klare Trennung der beiden Seiten macht die Handhabung sehr einfach. Rechts wird auch das Mikro angesteckt - wenn nicht, gibt es immer noch das eingebaute Mikro als Fallback-Lösung - und ihr habt einen USB-C-Anschluss mit einer einsamen Lampe für den Lade-Stand des Akkus.
Dieser Akku ist fest verbaut - wenn auch mit ein wenig Geduld und Schrauberei generell zugänglich - und hält durchaus ein Weilchen. Etwa 20 Stunden weit kommt er im Kopfhörer-Funk-Betrieb, mit Mikro dürften es ein oder zwei weniger sein, aber auf jeden Fall im oberen Feld der Headsets. Dank Schnellladung werden etwa 50 % Ladung in etwa 30 Minuten erreicht und das MG20 merkt, wenn ihr es vom Kopf nehmt und geht in den Standby-Modus. Nebenbei Laden und Funken ist auch kein Problem.
Überhaupt ist der Master & Dynamic MG20 kontaktfreudig. Wie es sich heutzutage gehört, können der Funk-Dongle und Bluetooth gleichzeitig betrieben werden. Ihr seid im Gaming-Headset-Betrieb also nicht von eurem ebenfalls verbundenen Handy abgeschnitten, wenn das euer Wunsch ist. Das funktionierte auch tadellos. Manchmal sogar zu gut, weil ich schlicht vergaß, dass es sich ja auch mit dem Handy verbindet. Aber dafür kann das Headset ja nichts. Eher ein Zeichen, dass es alles klappt und die Reichweite ist sehr ordentlich. Sowohl mit Dongle wie mit USB waren erst 10 Meter und ein oder zwei Wände dazwischen die kritische Grenze, wo es langsam schwierig wurde. Wenn das MG20 über den Dongle verbunden ist, gibt es parallel nur eine normale BT-Verbindung, dafür aber Low Latency an den Dongle. Ist dieser nicht verbunden und ihr habt eine entsprechende BT-Quelle, beherrscht das MG20 aptX HD.
Was es nicht gibt und das ist für den Allround-Einsatz bei dem einen oder anderen durchaus ein Problem, ist, dass das MG20 keine aktive Geräuschunterdrückung beherrscht. Im Gegensatz zu ihren Nicht-Gaming-Headsets/Kopfhörern verzichtet Master & Dynamic beim MG20 auf ANC und setzt auf rein passive Abschirmung. Diese funktioniert gut und beim Test auf der Straße empfand ich die Abschottung gut genug, um moderat Musik zu hören und konnte immer noch problemlos die Feuerwehr schon von Weitem hören. Nicht das E-Auto, das mich aus der falschen Einbahn-Richtung kommend fast umkarrte, aber das hatte auch ohne Kopfhörer gute Chancen. Bitte fahrt nicht mit überhöhter Geschwindigkeit im Mietwagen in die falsche Richtung durch eine Einbahnstraße. Ich weiß, "Freedom" und so, aber es ist okay, wenn wir ein paar Normen einhalten. Nun, zumindest hätte es mich mit guter Musik und gutem Sound erwischt. Will sagen: Schade, dass es kein ANC beim MG20 gibt, ist aber nun mal so und Zeit, dass wir zum Klang kommen.
Ein eigenes Soundbild, das nah ranmöchte.
Als jemand, der einige sehr High-endige kabellose Kopfhörer genießen durfte und sich auch durch das obere Echelon des Gaming-Headset-Daseins arbeite: Meine Güte, das ist nicht nur das beste Gaming-Headset, das ich nicht (nur) für Gaming nutze, es ist im langfristigen Test über Wochen das erste, auf das das überhaupt zutrifft. Sicher, immer wieder war mal ein Set dabei, das völlig okay klingt, wenn man kein verwöhnter Snob ist. Das Bang & Olufsen war nicht schlecht. Das große Corsair ist weit besser als es sein sollte. Aber das MG20 konkurriert im Heimgebrauch mit meinem Amiron und dem großen Apple-Set. Beide sind am Ende noch einen Ticken besser - kosten auch noch mal deutlich mehr -, wobei ich das "besser" vielleicht relativieren sollte. In vielen Fällen ist "anders" das bessere Wort. Der MG20 hat ein recht eigenes Soundbild.
Da ein guter Kopfhörer immer eine gute Ausrede ist, um mal bei HDtracks ein wenig shoppen zu gehen, guckte ich rum, was es an guten Neuigkeiten so gibt. Da wäre zum Beispiel Adele 30, aber da ich ja gute Musik haben wollte, entschied ich mich für R.E.M.s vielleicht bestes Album, New Adventures in Hi-Fi. Eine VPN-Aktion später - von wegen in deinem Land nicht verfügbar - war ich sehr erstaunt über die dichte, aber nicht dichtgedrängte Stage des MG20, die das absonderliche How The West Was Won auf die Ohren legte. Der Bass ist tight und donnernd, wie es in diesem Stück sein muss, bewusst übersteuert, wie er ist. Niedere Kopfhörer geben da gern mal auf. Hier ergeben die dunkle Base mit den Drums eine dichte Kulisse für Stipes fast geisterhafte Projektion seiner Stimme in den Track, während das Piano stoisch seine Melodie kontra laufen lässt. Es ist ein brillant komponiertes Stück Indie-Rock und der MG20 lässt euch mit klarer, fester Bassgestaltung und präzisen Mitten, warum das so it.
Jetzt war mir aber mehr nach minutenlangen Mitten-Tests, in den eine bis in den letzten Ton perfekt gespielte Gitarre den Ton für die langweiligste Live-Metal-Band angibt, die ich je sah. Dream Theater, von mir hochgeschätzt, ist für solche Gelegenheiten wie gemacht. Was hier mit dem Master & Dynamic MG20 geliefert wird, sind sehr natürliche Mitten, die Stimme klingt organisch und nah, sehr direkt, aber nicht durch künstliche Überbetonung, sondern natürliche Platzierung. Da The Alien vom neuen Album aber vor allem aus minutenlangen, verschwurbelten Solos besteht, dürfen sich hier die Höhen beweisen und das tun sie. Mit Verve. Ohne Schärfe, aber mit enormer Klarheit und Präzision holt das MG20 jeden Akkord an euch heran. Es ist eine wahre Freude den Läufen zu folgen, die ineinander übergehen und ihr steht dabei mitten drin.
Die Stage des MG20 ist dabei interessant. Es ist ein sehr dicht geschlossenes Set, dicht an den Ohren und ohne die riesigen Muscheln mancher Hi-Fi-Sets. Daher bleibt die Bühne immer klein(er), aber das ist je nach Material auch mal ein Gewinn. Nehmt Metallicas Load, ein Album, das ich mag, aber bei dem ich die Songs von der Art der Produktion immer etwas "Stadion-entrückt" fand. Im Vergleich zu der sehr direkten und hämmernden ...And Justice For All zum Beispiel klang die weit aufgestellte Stage selbst härterer Tracks wie 2 x 4 oder Wasting My Hate mehr wie eine Kampfansage an eine Def-Leppard-Show, aber mit einem so direkten Set wie dem MG20 wirken sie näher dran. Die Stadion-Band hat sich zu einem Club-Gig hinreißen lassen, aber nichts an Wumms eingebüßt. Was die erneut beeindruckend präzisen und blitzschnell reagierenden Bässe des MG20 deutlich machen.
Um den Übergang zum Film zu schaffen, als Abschluss eine CD, die so ziemlich alles perfekt zusammenfasst, was ich an physischen Medien vergangener Tage liebe. Ein Typ names Brad Miller brachte Ende der 80er, Anfang 90er eine Reihe CDs mit dem dämlichen, aber sehr treffenden Namen Sonic Booms raus. Miller war der Gründer von Mobile Fidelity Labs - Legende - und war scheinbar besessen davon, Klang mit all seiner akustischen Wucht, aber auch all den Feinheiten aufzunehmen. Das tat er hier mithilfe seines Equipments, 40 Jahren Erfahrung und dem Colossus Digital Stereo System. Dieses ist bis heute leicht sagenumwoben und bringt analoge Aufnahmen brillanter auf CDs. Im Zeitalter von FLAC und Co. nicht mehr so spannend, aber das gilt auch für die Dinge auf den Sonic Booms: Unter anderem das Dröhnen einer SR-71 und des Space Shuttle. Diese Aufnahmen setzen darauf, die Wirklichkeit möglichst kraftvoll und exakt wiederzugeben und im Bassbereich weniger feinfühlige Sets übersteuern und dröhnen dann gern. Nicht so das MG20, das zeigt, wie tief und exakt sein Bass arbeiten kann, ohne dabei in Verlegenheit zu kommen.
Kein Atmos? Na und. Das MG20 klingt räumlicher als so manches Atmos-Set.
Etwas weniger esoterisch wird es dann auf Tidal mit Dolby-Atmos-Musik und hier merkt man das, was es hier häufig zu entdecken gibt: Erst einmal funktioniert das Ganze auch durchaus mit nicht Atmos-lizensierten Headsets - was das MG20 auch nicht ist - und es klingt, wenn es gut abgemischt ist, klasse. Das gilt für die richtigen Musiktracks wie auch alle anderen Inhalte und hier kommt auch der 7.1-Knopf am MG20 ins Spiel. Diesen solltet ihr bei Stereo-Inhalten nicht anfassen, denn das ist nur Matsch, was da kommt. Aber schon der Dolby-Atmos-Music-Trailer zeigt eindrucksvoll, dass das Master & Dynamic MG20 die Range, Kraft und Präzision hat, um diesen Boost angemessen rüberzubringen. Das gilt für alle 7.1-, Atmos- und sonstige Multikanal-Inhalte, die der DSP des MG20 gut umzusetzt.
Bei den 360-Aufnahmen wird es dann hakelig, denn während Bühne und Ortbarkeit erstaunlich hoch sind, hapert es ein wenig bei der absoluten Präzision. Der Vogel flattert dann nicht wirklich über den Kopf und ganz exakt um einen herum, während bei einer linearen von hinten nach vorn Bewegung wie einem vorbeischießenden Auto der Effekt präziser wirkt. Trotzdem, insgesamt wertet die 7.1-Funktion entsprechende Inhalte so gut auf, dass man das MG20 ruhig ein echtes 7.1-Set nennen kann und das nicht abfällig aussprechen muss. Ist keineswegs alltäglich bei Gaming-Headsets.
Entsprechend spielte ich dann Call of Duty: Black Ops nur in feinem 7.1 und ja, Ortbarkeit war vorhanden, die Räumlichkeit, die im 2.0 so nah an die Ohren heranrobbte und persönlich wurde, zieht ein gutes Stück weg. Das kommt zu einem Preis, denn das Bassvolumen ist im Stereo-Modus höher und präziser. Im 7.1 rumpeln Explosionen etwas weniger. Zwar gut ortbar und immer noch eindrucksvoll genug, aber eben nicht auf dem Niveau der Sonic-Booms-Tests.
Wer jetzt aber nicht nur für den wuchtigsten Bass lebt, sondern auch angemessene Bässe nimmt, der bekommt als kleinen Bonus eine beeindruckende Kulisse um einen herum. Assassin's Creed: Valhalla lebt in der Stadt geradezu auf, wenn ein Set so exakt mit fast neutralen Mitten jedes Geräusch mitnimmt und herausarbeitet. Im Kampf wird dann nicht mit schrillen und nervigen Höhen verzerrt, wenn man mal ein wenig aufdreht. Das MG20 bleibt hier erstaunlich entspannt und ihr bekommt ein akkurates Soundbild, dem es aber nicht an der Lebendigkeit fehlt. Wechsele ich hier auf den 2.0-Modus zurück, dann merkt man, wie gut der DSP das Multi-Channel-Signal aufgreift. Da habe ich selbst in oberen Preisklassen schon ganz andere Dinge gehört, aber der MG20 ist ein Set, bei dem ich - bei entsprechender Quelle - gern den Raum erweitere.
Das gilt auch für Filme. Wo andere Sets oft etwas zu bemüht sich mit ihrer 7.1-Abschmischung quälen, enttäuscht das MG20 - auf sehr hohem Niveau, aber trotzdem - mit der Stereo-Abmischung. Zu nah dran sind die endlosen Wüsten von Dune. Es ist schon cool, dass man einen so aktuellen Film direkt Streamen kann. Es ist ein schicker Film. Ich mag das "Original" lieber. Aber egal, hier geht es um Technik und epischen Sound und der Stereo-Mix des Films wird schon gut sein, aber die Wiedergabe ist ein wenig zu direkt. Die Sprache in den Mitten funktioniert hier auch schon ausgezeichnet, die Verständlichkeit ist ausgehend vom bisher Gehörten erwartungsgemäß perfekt. Auch die schönen, präzisen und weicheren Höhen stressen auch bei lauterem Hören nicht.
Aber wenn man dann auf 7.1 drückt, dann geht die Wüste auf. Sicher, ein offener Hörer kann hier mehr leisten als das MG20 und dedizierte Atmos- oder 3D-Sets werden da auch noch mal anders klingen, aber für ein geschlossenes Gaming-Set? Sehr beeindruckend. Schöne Stage, gute Ortbarkeit, ihr bekommt eine gute Räumlichkeit geboten, mit all den Qualitäten. Lediglich die Bässe werden auch im Film bei 7.1 vom MG20 etwas zurückhaltender bedient. Da könnte ein wenig mehr Wumms hinter, aber erneut, das ist Genöle auf hohem Level.
Zwei Mikrofone und einige Alternativen zum MG20
Wie schon zuvor erwähnt, gibt es im MG20 zwei Mikrofone, ein eingebautes und einmal die Ansteckvariante. Das Eingebaute ist natürlich für den dezenten Kopfhörergebrauch mit Gelegenheitstelefonie gedacht und diesen Zweck erfüllt es wunderbar. Klare Verständlichkeit wurde von mehreren Anrufern bestätigt, die solche Fragen schon kennen und ehrlich antworten. Nicht sehr dynamisch, nicht "aufregend", aber sogar bei mittelstarkem Wind draußen noch halbwegs verständlich. Tut, was es soll. Deutlich besser und lebendiger wird es mit dem Ansteckmikro. Hier bekommt die Gegenseite dann eure klare Stimme, wobei ihr aber den Schaumstoff-Filter aufsetzen solltet. Das Mikro des MG20 ist gut in der Lage auch lautere Geräusche, die einen halben Meter weg sind, zu filtern, aber es nimmt ohne den Schaumstoff gern mal hier und da eure Atmung mit. Die App bietet keine Gimmicks zur Sprachveränderung oder ähnliches, es funktioniert einfach nur alles sehr gut. Viel mehr will ich von meinem Mikro auch nicht, passt.
Was gibt es noch in der Liga? Nun, mittlerweile sind 500-Euro Gaming-Sets kein generelles Tabu mehr. Da wäre besagtes Bang & Olufsen Portal, das ironischerweise vor allem die eine Konsole bedient, die beim MG20 außen vor ist, die Xbox. Das muss die Nicht-Xboxler nicht kümmern, das MG20 ist preislich fast gleich, liegt aber in allen Aspekten ein wenig vorn. Über das Audeze Mobius höre ich viel Gutes, aber leider ging mein Testmuster auf dem Weg verlustig, also muss ich hier noch warten: Auf dem Papier bekommt ihr für auch um die 400 Euro ein faszinierendes Set, das vornehmlich über USB am PC laufen sollte, da es hier wohl perfektes 5.1/7.1 abliefert. Klingt spannend, ich muss noch warten, wie es wirklich klingt. Audeze baut aber sonst einige der besten High-End-Hörer, also darf man Kompetenz erwarten. Wenn es etwas preiswerter, aber auch hochwertig und anschlusstechnisch versatil sein soll, kann ich euch einmal mehr das Corsair Virtuoso RGB Wireless XT ans Herz legen, das gut aussieht, gut sitzt und ausgezeichnet klingt. Nicht so gut wie das MG20, nicht mal bei Atmos-Quellen, für die es im Gegensatz zum MG20 zertifiziert ist, aber dafür ist der Preis mit um die 250 Euro etwas niedriger. Minimal. Kleines bisschen.
Kaufen kann man das Master & Dynamic MG 20 unter anderen bei Master & Dynamic selbst und ... Das ist es auch aktuell weitestgehend. Ist halt neu und recht speziell.
Master & Dynamic MG 20 Test Fazit
Ehrlich gesagt, nachdem ich das restliche Portfolio von Master & Dynamic sah, in dem schicke Designer-Headsets mit teuren Leica-Kameras auf Instagram posen, erwartete ich nicht viel. Teures Spielzeug mit fragwürdigen Audio-Qualitäten. So kann man sich täuschen und nicht alle Poser sind auch Blender, das ist hier wohl die Lehre. Sicher, mit 450 Euro ist das MG20 das Gegenteil eines Schnäppchens. Es ist eines der teuersten Gaming-Headsets überhaupt, lässt man mal ein paar ganz absurde Exoten außen vor. Aber sein sehr zurückhaltendes, hochwertig gefertigtes Äußeres verbirgt anspruchsvollen Klang, der mich häufiger meine Hi-Fi-Sets liegen ließ. Etwas, das praktisch kein Gaming-Headset bisher schaffte. Musik kann der MG20 einfach richtig, richtig klasse. Solide, präzise Bässe, perfekte Mitten-Aussteuerung, großartige, sanft gerundete Höhen, die auch nach Stunden nie anstrengen, aber trotzdem kein Detail missen lassen. Dazu passend sitzt das nicht ganz leichte Set fantastisch, was diese Stunden auch anderweitig angenehm macht.
Dann geht es ins Spiel, die 7.1-Taste an und das MG20 zeigt sein zweites Gesicht: Es ist ein kompetenter Multi-Channel-Versteher, der zwar in der reinen Ortbarkeit echten 3D-Sets unterlegen sein mag, aber in der räumlichen Tiefe, klanglicher Präzision und Ausgestaltung mit den Besten mithält. Echte Kopfhörer, wohlgemerkt. Die meisten üblichen Verdächtigen im Gaming-Bereich träumen nur von so einem Klang, selbst wenn sie die Positionierung manchmal etwas besser hinbekommen. Dazu überzeugt das Ansteckmikro, ohne jetzt die Welt aus den Angeln zu heben und das eingebaute Mikro sorgt mit dem dezenten Äußeren noch dafür, dass dies einer für alle in allen Lebenslagen ist. Nun, fast. PC, Switch, Handy und PS4/5 lassen sich verbinden. Die Xbox will den Dongle leider nicht und für Bluetooth ist sie nach wie vor zu doof. Schade, aber da kann das MG20 jetzt nicht so viel für. Da auch alle anderen Aspekte passen und am Ende sogar der Preis im Rahmen dessen liegt, was vergleichbare High-End-Sets kosten, die das MG20 oft genug klanglich wie qualitativ übertrifft, ist das Urteil klar. Ihr zahlt für Qualität und beim Master & Dynamic MG20 bekommt ihr sie auch. Mein neues Lieblings-Gaming-Headset. Nein, aktuell sogar mein Lieblingskopfhörer. Und er hat hier eine Menge Konkurrenz.