Alan Wake Remastered - Test: Schön und gut, aber wann kommt Alan Wake 2?
Alan Wake zieht euch auch im Remaster in seine mysteriöse, rätselhafte Welt. Ein Ausflug, der sich lohnt.
Ah, Alan Wake, eines meiner liebsten Xbox-360-Spiele. Wenn ich mich korrekt entsinne, hab ich es zwar am Ende wahrscheinlich nicht so ganz zu 100 Prozent verstanden, aber egal, zuvor hatte definitiv meinen Gruselspaß im Kampf gegen schattenhafte Gegner. Ich stand ständig unter Anspannung in der Dunkelheit, die wunderbare Survival-Horror-Atmosphäre des Spiels triefte geradezu aus dem Bildschirm. Und jetzt im Remaster ist es erneut so. Ich vertiefe mich in diese Spielwelt, sauge alles darin auf und freue mich darüber, Remedys Werk mit Alan Wake Remastered noch einmal zu erleben - alles in der Hoffnung, endlich doch noch eine echte Fortsetzung zu bekommen.
Die entscheidende Frage ist: lohnt sich denn das Remaster? In großen Teilen würde ich diese Frage mit einem ja beantworten, wenngleich nicht alles an der Neuauflage perfekt gelungen ist. Creative Director Sam Lake bemüht sich im neuen Audio-Kommentar darum, die Erwartungen in die richtigen Bahnen zu lenken. Es ist ein Remaster, kein Remake, erwartet technisch gesehen daher keine Wunder. Aber: die höhere Auflösung, die bessere Framerate und weitere Optimierungen machen definitiv was aus und leisten ihren Beitrag zu einem insgesamt angenehmeren Spielerlebnis und dazu, dass Alan Wake im Jahr 2021 noch ansehnlich aussieht.
Alan Wake hält sich technisch ganz gut, verzichtet aber auf moderne Spielereien
Auf hübsches HDR oder Raytracing müsst ihr leider verzichten und im Allgemeinen hält sich Alan Wake vor allem in seinen dunkleren Szenen ganz gut, während die helleren Abschnitte des Spiels dann doch schon eher zeigen, wie alt das Spiel ist, vor allem im Hinblick auf die Geometrie sowie auf die Charaktere und ihre Mimik. In den Schatten liegt gewissermaßen die Stärke von Alan Wake und zum Glück gibt's genug davon. Obendrein gibt's Unterschiede zwischen der Survival-Horror-Action und den Zwischensequenzen. Letztere laufen in einer niedrigeren Framerate als das Gameplay, was im Wechselspiel ein wenig inkonsistent wirkt.
Leider baut das Remaster in der deutschen Fassung ebenso auf die alte Vertonung, die... sagen wir mal, sie zählt nicht zu den besten Synchronarbeiten, die ich bis dato in Videospielen zu hören bekam. Sie ist kein Totalausfall, aber auch nicht mehr als okay. Und hier und da passt die Lippensynchronisation nicht. Ein paar mehr Gedanken hätten sich die Entwickler noch bei den Audiokommentaren machen können. Es gibt wie erwähnt einen neuen von Sam Lake und einen aus der ursprünglichen Collector's Edition. Das Timing ist dabei nicht immer perfekt gelungen, wenn zum Beispiel Kommentare in Szenen einsetzen, in denen ihr euch eher auf den Kampf konzentrieren solltet. Was schade ist, denn interessant sind die Anmerkungen definitiv.
Das Gameplay reißt keine Bäume aus, aber die Stimmung gleicht das aus
Was sich Alan Wake spielerisch ein wenig ankreiden lässt, ist, dass es nicht Remedys bestes Kampfsystem darstellt. Aufgrund der wenigen vorhandenen Waffentypen habt ihr euch schnell auf die richtigen Taktiken eingestellt, wisst, wie ihr mit den Gegnern umzugehen habt. Und das wiederholt ihr dann immer und immer. Hübsch anzuschauen ist es dabei aber allemal, wenn ihr zum Beispiel ein Geschoss grelle Leuchtmunition durch die Dunkelheit in eine Gruppe Gegner feuert und sich alle von ihnen nach einem großen Knall effektvoll in Luft auflösen.
Zugegeben, das Gameplay ist im Großen und Ganzen simpel gehalten, vielmehr sind es die Stimmung, die Mysterien und der ganze Aufbau des Spiels, die mich konstant vor den Bildschirm fesseln. Egal, ob ich mir gerade eine weitere Radioshow anhöre oder eine der Episoden von Night Springs auf einem Fernseher im Spiel angucke, ich merke zu jeder Zeit, dass sich Remedy hier einige Gedanken um das ganze Drumherum gemacht und einfach Spaß dabei hat, mit all diesen Elementen und letzten Endes mit euch zu spielen.
Im Spielverlauf wird alles nur noch noch merkwürdiger und rätselhafter - und spaßiger! Mir gefiel damals bereits die Unterteilung in einzelne Kapiteln und Episoden mit Cliffhangern und einem Song am jeweiligen Ende, ähnlich wie bei einer TV-Serie. So lässt es sich spielerisch gut einteilen und gibt euch die Möglichkeit, zwischendurch Pausen einzulegen. Und das inklusive Recap, wenn ihr am nächsten Tag mit dem nächsten Kapitel weitermacht. Wenn es kein Spiel geworden wäre, es gäbe mit Sicherheit eine gute Serie ab.
Alan Wake Remastered Test - Fazit
Wie gesagt, alles perfekt? Nope, ist es nicht. Aber es ist eine insgesamt hübsche Neuauflage zu einem vernünftigen Preis geworden, die ich gerne ein weiteres Mal spiele und die mich ebenso sehr begeistert und in seine rätselhafte, mysteriöse Welt zieht, wie es einst das Original auf der Xbox 360 tat. PC-Spieler und -Spielerinnen sehen dabei von allen wahrscheinlich am wenigsten Unterschiede. Aber für den Rest lohnt sich der erneute Ausflug in die Welt rund um Bright Falls. Auf Xbox, wenn ihr Alans Geschichte noch einmal hochauflösend und mit scharfen Texturen erleben möchtet. Und auf PlayStation so oder so, weil das Spiel mit dem Remaster sein Debüt auf Sonys Plattformen gibt. Und Remedy, jetzt aber bitte Alan Wake 2 nachlegen, ja?