Mit Monster Hunter Rise endlich richtig auf der Switch angekommen - Test
Mit Katz und Hund auf Jagd.
Natürlich, Rise ist nicht das erste Monster Hunter auf der Switch. Vor ein paar Jahren gab es Generations Ultimate, das der Plattform aber nicht gerecht wurde. Einst für den 3DS entwickelt, bewegte es sich strikt innerhalb der Grenzen von Nintendos altgedientem Handheld. Heißt: viele Ladepausen zwischen kleinen Regionen, während Monster Hunter World auf anderen Plattformen in große, weitläufige Welten aufbrach. Diese neue Art von Monster Hunter hält mit Rise jetzt auf der Switch Einzug - und das war mehr als überfällig!
Inhalt:
Nicht, dass euch hier komplett revolutionäres Gameplay erwarten würde. Es ist Monster Hunter, macht euch da nichts vor. Warum viel an der Erfolgsformel ändern, wenn sie funktioniert? Nach wie vor bastelt ihr euch euren eigenen Jäger zusammen - meiner ist übrigens über 90 Jahre alt und immer noch ein agiler Monsterjäger -, erkundet nach und nach die Regionen, die das Spiel zu bieten hat, bringt kleinere und größere Monster um die Ecke und verbessert nach und nach eure Ausrüstung und Fähigkeiten, um es mit immer gefährlicheren Gegnern aufzunehmen.
Einfaches Konzept, spannende Ausführung
Auf der einen Seite ist das ein simples Spielkonzept - geht auf die Jagd und tötet Monster. Auf der anderen Seite: nun, es funktioniert. Und motiviert. Vor allem die größeren Viecher, mit denen ihr es zu tun habt, sind nichts, was ihr mit ein paar schwereren Angriffen niedergestreckt habt. Sie wissen sich zu wehren und wenn ihr nicht aufpasst, geht das für euch ganz schön und vor allem ganz schnell in die Hose. Jeder der größeren Gegner zeigt sein eigenes Verhalten, individuelle Attacken und jeder Kampf zieht sich über mehrere Phasen hinweg, in denen ihr den Biestern über die Map folgt.
Gerade das macht die Kämpfe gegen die gefährlicheren Monster so spannend. Was bei dem einen funktionierte, ist bei dem anderen unter Umständen eine weniger effektive Vorgehensweise. Manche sind langsam, andere schnell. Die einen versuchen sich im Nahkampf auf euch zu stürzen, die anderen streuen Attacken aus der Distanz mit ein, um euch zu schaden oder zu verlangsamen. Rise verlangt von euch erneut, die Verhaltensmuster und Attacken eures Ziels stets aufs Neue zu analysieren und darauf zu reagieren. Und das ist das Entscheidende, um nicht ständig vom Heiltrank naschen zu müssen, denn davon habt ihr ja nicht unbegrenzt viele in der Tasche stecken.
Zudem sind die Jagden bis zu einem gewissen Grad unberechenbar. Ihr stürzt euch zum Beispiel auf einen Tetranadon in den Frostinseln und verfolgt ihn durch die Landschaft. Am nächsten Ort, wo er nach seiner Flucht zur Ruhe kommt, begegnet er einem Lagombi, einem anderen der größeren Monster im Spiel. Beide Kreaturen geraten in einen Revierkampf und ignorieren euch auf einmal, sind mit sich beschäftigt. Ihr könnt euch das Schauspiel angucken, während sie sich gegenseitig Schaden zufügen, oder ihr greift ein, fesselt eine der Kreaturen am Boden und reitet sie, um mit ihr dann vorübergehend Schläge auszuteilen. Kein Kampf gleicht dem anderen, auch kleinere Gegner können immer wieder in die Scharmützel eingreifen und die Situation ändern. Es geht immer darum, als Jäger aufmerksam zu sein und die Umgebung im Auge zu behalten - ihr möchtet ja nicht so enden wie Robert Muldoon in Jurassic Park.
In Monster Hunter Rise gibt's jetzt auch Hunde
Geht ihr als alleiniger menschlicher Jäger auf die Jagd, dann diesmal als Trio. Ihr habt nicht allein euren getreuen Katzenfreund an eurer Seite, sondern noch einen anderen, felligen Vierbeiner. Neu sind die Hunde, hier Palamute genannt. Sie unterstützen euch ebenso im Kampf und dienen zugleich als Reittier, um sich schnell durch die verschiedenen, von Japan inspirierten Regionen zu durchqueren. Zumindest sind sie das zum Teil, denn ich denke nicht, dass es im alten Japan Bauwerke gab, die mehr an einen Aztekentempel erinnern. Und wenn doch, lasse mich gerne eines Besseren belehren.
Zurück zum Palamute... ein nützlicher Neuzugang, nein, eine echte Bereicherung! Sie bringen euch deutlich schneller durch die weitläufigen Areale. Seid ihr einmal in diesen drin, kommen sie wie erwähnt komplett ohne Ladezeiten aus. Sehr angenehm, vor allem, wenn ihr zuvor Generations Ultimate auf der Switch gespielt habt. Und die Gebiete sind durchaus... sagen wir komplex aufgebaut. Ihr folgt nicht allein geraden Wegen durch die Landschaft. Vertikalität spielt ebenso eine große Rolle. Ihr erklimmt höhergelegene Bereiche, wobei euch die Seilkäfer helfen, an denen ihr euch mithilfe eures Greifhakens nach oben oder schnell durch die Level zieht. Das verpasst dem Spiel nochmal eine andere Dynamik, fördert das Erkunden der Maps, auf denen es reichlich Dinge zu entdecken gibt und beschränkt euch nicht allein auf die ersichtlichen Pfade.
Ihr habt hier so viele Möglichkeiten, die Kämpfe zu bestreiten, Objekte und Umgebung zu eurem Vorteil einzusetzen und einfach die Gegend zu erkunden. An jeder Ecke wartet irgendeine Pflanze, ein Förderplatz, ein Gegner oder sonst was auf euch. Und Capcom macht's euch dabei noch einfacher, denn manche Objekte und Hilfsmittel lassen sich jetzt im Laufen einsetzen - hui! Nicht mehr anfällig in der Gegend herumstehen, während ihr einen Trank schluckt. Indes sind Dinge wie der Wetzstein jetzt dauerhaft in eurem Rucksack und kein Verbrauchsgegenstand mehr. Noch besser: Hockt ihr euch auf eurem Palamute, lässt sich der Wetzstein in Bewegung einsetzen, ansonsten würde sich euer Protagonist dafür hinknien. Klingt irgendwie nach einer Selbstverständlichkeit, dass das möglich ist, aber wir wissen ja, dass japanische Entwickler ab und an etwas eigen sind und es euch nicht ganz so einfach machen, wie ihr es aus anderen Spielen kennt. Und wisst ihr was? Das ist gut so.
Inmitten all dessen befindet sich erneut euer Dorf als zentrale Anlaufstelle. Hier habt ihr euren Unterschlupf, nehmt Quests an, besucht Händler, stellt Ausrüstung her und verbessert diese, schickt eure Buddys auf Reisen und, und, und... Allein hier alle Möglichkeiten zu ergründen und zu entdecken, nimmt ein wenig Zeit in Anspruch. Aber es ist ja nicht so, als würdet ihr wenig Zeit in Monster Hunter Rise verbringen...
Ein Monster Hunter, wie es sein soll
Im Kern ist das hier also absolut ein Monster Hunter, wie es die Fans lieben - mit sinnvollen Verbesserungen und Erweiterungen -, und keine abgespeckte Wischiwaschi-Version. Es dauert nicht lange, bis ihr in diesen Flow kommt, auf die Jagd nach Bestien geht und erste Erfolge einheimst. Ihr fühlt euch gut, wenn ihr vor allem die größeren Gegner zur Strecke bringt, weil ihr echt das Gefühl habt, nach hartem Kampf was geleistet zu haben. Ihr sammelt zudem eine Menge Zeugs ein, mit der ihr euch tödlichere und standfeste Ausrüstung zusammenbastelt.
Es ist ein (fast) nie endender Kreislauf, der euch in seinen Bann zieht und Stück für Stück stärker macht, euch den Eindruck vermittelt, dass ihr euch permanent weiterentwickelt und es mit immer furchteinflößenderen Bestien aufnehmen könnt. Ihr hakt eine Quest, eine Schwierigkeitsstufe nach der anderen ab, dringt in neue Regionen vor, wo neue Gefahren auf euch lauern - von grünen Dschungeln über frostige Bereiche bis hin zu trockenen Wüsten und heißen Vulkanregionen. So weit, bis ihr euer Vorgehen, eure Ausrüstung, eure Taktik perfektioniert, um die wirklich gefährlichen Biester in Angriff zu nehmen, bei denen das Spiel dazu rät, sie nur mit entsprechender Kampferfahrung alleine zu versuchen. Oder mit Unterstützung. Klappt's nicht, holt ihr euch Hilfe in Form anderer Spieler und Spielerinnen an die Seite. Wobei ihr dann nur noch zu zweit unterwegs seid, ihr müsst euch zwischen Katze und Hund als Buddy entscheiden.
Zugegeben, Rise öffnet sich mit seinen ganzen Änderungen noch ein wenig mehr dem Mainstream als World es tat - und dessen enormer Erfolg im Vergleich zu früheren Teilen gibt Capcom Recht, es exakt so zu machen. Was nicht heißt, dass hier alles kinderleicht wäre. Im Gegenteil, es ist und bleibt eine Herausforderung, vor allem für Neueinsteiger. Ihr habt es aber auf jeden Fall ein wenig leichter als in früheren Teilen, ihr seid mächtiger (nicht zuletzt dank der zwei Begleiter), aber am Ende hängt immer noch alles davon ab, dass ihr wissen müsst, wie ihr euch in den Kämpfen zu verhalten habt, um am Ende als Sieger daraus hervorzugehen. Dieser Lernprozess fühlt sich in Rise aber angenehmer an und führt euch entlang einer gut ausgearbeiteten Lernkurve.
Monster Hunter Rise Test - Fazit
An Monster Hunter Rise gefällt mir im Großen und Ganzen das, was an anderen Teilen der Serie begeistert: Dass es euch nicht alles vor die Füße legt, was ihr braucht. Ich habe das Gefühl, für meine Erfolge was leisten zu müssen. Ich gehe nicht einfach zum vorgegebenen Questmarker, teile ein paar Schläge aus und das war's. Nein, ich nehme die Spur der Bestien auf, attackiere sie, lerne ihr Verhalten und verfolge sie durch die weitläufigen Regionen. Nach erfolgreicher Jagd gehe ich nach Hause, verbessere gegebenenfalls meine Ausrüstung und dann wartet die nächste Herausforderung auf mich. Es ist ein enorm motivierender Kreislauf, der immer aufs Neue dazu anspornt, seine Leistung zu steigern, nicht nachzulassen, im Kampf stets aufmerksam zu sein, damit das Monster nicht die Oberhand gewinnt.
Und das alles jetzt ohne die kleinen Regionen mit nervigen Ladezeiten dazwischen, wie es noch in der Switch-Portierung von Generations Ultimate der Fall war. Es macht das Spielerlebnis flüssiger, frei von Unterbrechungen und das zieht euch schnell in seinen Bann. Es gibt so viel zu erkunden, zu sammeln und herzustellen, nicht allein in den jeweiligen Regionen, ebenso in eurem Dorf. Fans brauchen Rise so oder so, zumal es keine abgespeckte Version, sondern ein vollwertiger, neuer Teil ist. Darüber hinaus ist Monster Hunter Rise dank seiner etwas vergebenderen Natur eine wunderbare Gelegenheit für Besitzer und Besitzerinnen einer Switch, sich erstmals mit der Serie zu beschäftigen und erste Gehversuche darin zu unternehmen. Ihr werdet diese nicht bereuen!
- Entwickler / Publisher: Capcom / Capcom
- Plattformen: Nintendo Switch
- Release-Datum: 26. März 2021
- Sprache: Deutsch, Englisch und weitere
- Preis: zirka 60 Euro