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Fall Guys Test: Das Phänomen dieses Sommers - aber auch darüber hinaus?

Gute Laune und rasende Wut liegen dicht beieinander.

Fall Guys macht Spaß und lockt effektiv Spieler an. Die mangelnde Spieltiefe sorgt jedoch für Zweifel an seiner Langlebigkeit.

Fall Guys Test - Vor einer Weile spekulierte ich nach der Beta von Fall Guys: Ultimate Knockout noch, ob das putzige Battle Royale das Zeug zum Massenphänomen der Marke Rocket League hat. Nicht, weil das Spiel auch nur annähernd eine vergleichbare Tiefe hätte, nein. Sondern weil der Rückenwind, dem einen der Stempel "Kostenlos mit PlayStation Plus" ins Kreuz weht, bei launigen und schnell verstandenen Spielen ziemlich beachtlich ist.

Diesmal blies er sogar so feste, dass über Tage sowohl auf Steam als auch PlayStation 4 erstmal gar nichts oder nur kaum etwas ging. In einem Titel, in dem sich bis zu 60 Spielerinnen und Spieler auf einer Karte rumtreiben, haben die Server ohnehin schon eine Menge zu tun - und wenn sich dann auch noch Millionen an PS Plus Abonnent*innen und viele von der PlayStation-Publicity angelockte Steam-User gleichzeitig auf das Spiel stürzen, ist schnell mal Sense - nicht, dass das vorher nicht abzusehen gewesen wäre, aber okay.

Technische Probleme, oder: Das konnte ja keiner ahnen!

Eine geschlagene Woche voller technischer Probleme ist nicht gerade eine optimale Voraussetzung dafür, ins Massenbewusstsein vorzudringen und auf Dauer dort zu bleiben. Vielerorts sorgten sie für böses Blut und nicht gerade wenig. Aber hey, selbst auf Reddit sieht man die Memes mittlerweile eher ins Positive umschlagen und sich mehr aufs eigentliche Spiel beziehen als auf die Server-Wehen zum Start. Das ist eigentlich immer ein guter Gradmesser, dass es langsam besser läuft und auch mein Spielerlebnis lief zuletzt deutlich runder, nachdem ich letzte Woche teilweise in der dritten oder vierten von fünf Spielrunden ohne Warnung oder Erklärung aus zwei Matches gekegelt wurde.

Die Wippen - Hassobjekt vieler Fall-Guys-Fans (Fall Guys Test)

Deshalb lohnt es sich, einen Blick auf die inneren Werte von Fall Guys zu werfen. Worum geht's also? Ganz einfach eigentlich: 60 der bunten Jelly-Bean-Wesen gehen rein, nur eines kommt wieder raus. Und zwar als Champ. Wo rein? Nun, in eine Serie aus fünf geschicklichkeitsbetonten Minispielen, die jeweils eine gute Portion von Teilnehmer*innen aus dem Match kugelt, manchmal buchstäblich. Takeshi's Castle eben, falls das noch jemand kennt. Und wer es noch nicht kennt, sollte das dringend nachholen.

Diesen Minigames hat das Spiel seinen Namen zu verdanken

Aktuell sind es gut 25 Spielchen, die meisten davon eine Art von Hindernislauf mit regelmäßigen Checkpunkten, zu denen man zurückgesetzt wird, wenn man mal wieder einen Sprung versemmelt hat, von einer Wippe gekullert ist oder sich von einem Ventilator durch die Luft hat schießen lassen. Andere Spiele geht man im Team an, etwa wenn man der Konkurrenz Schwänze abzupfen und diese möglichst bis zum Ablauf eines Zeitlimits halten muss und die Mannschaft mit den wenigsten Schwänzen beim Schlag des Gongs samt und sonders aus dem Match scheidet. Andernorts versucht man nicht von der Außenseite einer gigantischen Walze zu fallen, deren diverse Segmente sich allesamt unterschiedlich drehen.

Wer mag, startet ein Spiel mit bis zu drei Freund*innen. Auch wenn prinzipiell immer noch nur einer gewinnen kann, macht es Spaß, nach seinem Ausscheiden noch mitfiebern zu können. (Fall Guys Test)

Auch Eier klaut man und trägt sie in sein Nest, bugsiert riesige, wie aus Rocket League geliehene Fußbälle in den Spielfeldbereich seiner Farbe und hält sie möglichst dort oder rennt einen Geschicklichkeitskurs so schnell es geht hinauf, um nicht vom ansteigenden Schleim geschluckt zu werden. Nett ist auch der Jump Club, bei dem die Entwickler das Konzept Seilspringen neu gedacht haben und auch die Bauchplatscher durch Ringe, um möglichst viele davon für sein Team zu sichern, machen durchaus Spaß. Auch mehrmals. Besonders cool ist Hex-A-Gone, bei dem die Hexfelder unter den Füßen der Fall Guys wegbrechen und man versuchen muss, jede einzelne Sechseck-Etage so auszukosten, dass man sich als letzter über der kaugummirosa Suppe aus Rotz hält.

Fall Guys = Battle Royale mal anders

Die Qualität der Disziplinen ist stark schwankend, auch wenn es im Grunde keinen kompletten Totalausfall gibt. In einigen wäre ein wenig mehr Lesbarkeit hilfreich, die signalisiert, wie man sich gerade schlägt und so vielleicht die Spannung noch etwas anzieht. Andernorts sind es Balance-Fragen. Das Memory-Spiel, bei dem man sich bestimmte Felder merken muss und dann ein paar Sekunden Zeit hat, sich auf das richtige zu stellen, eliminiert aktuell zum Beispiel noch viel zu wenige Fall Guys und ich kann ein Liedchen davon singen, wie unbefriedigend es sich anfühlt, meinen Schwanz geradezu heldenhaft eine komplette Runde zu verteidigen und am Ende trotzdem auszuscheiden - weil meine Nebenleute weniger Erfolg hatten als ich.

Bleib' mir bloß weg, Phillo! (Fall Guys Test)

Ich bin immer noch unschlüssig, ob das Spiel nicht doch davon profitieren würde, wenn die Fall Guys ein wenig beweglicher wären beziehungsweise Mario-artig auch sprinten könnten. Aber das steht auf einem anderen Blatt - dem, auf dem man wieder darüber sinniert, wie wichtig physikgetriebene Spieltiefe der Art ist, wie sie eben Rocket League liefert und feiert. Fall Guys hat einen anderen Weg gewählt und ich muss das akzeptieren. Weniger akzeptieren kann ich, dass man nur auf Steam die Y-Achse der Steuerung invertieren kann. Auf PS4 fehlt dazu schlicht die Option. Patch, bitte!


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Im Großen und Ganzen geht das Konzept von Fall Guys auf: Oft genug kann ich über meine eigene Unfähigkeit lachen, werde jedes Mal nervös, wenn sich eine Runde dem Ende neigt, verdrehe manches Mal aber auch die Augen, wenn ich mal wieder im Team Schweife schnappen oder reihenweise gegen verschlossene Türen rennen muss. Der "Nur-noch-ein-Versuch"-Faktor hält sich noch ein wenig in Grenzen, was vielleicht anders wäre, wenn Mediatonic irgendwann vielleicht einen Weg findet, die Spannung von Disziplin zu Disziplin ein wenig eskalieren zu lassen. Die mehr oder weniger zufällige Aneinanderreihung von Minispielen erzählt eben nicht in gleichem Maße Geschichten, wie es zum Beispiel ein klassisches Battle Royale tut.

Alex' Video-Ersteindruck aus der BetaAuf YouTube ansehen

Fall Guys Test - Fazit

Obwohl ich also mittlerweile schneller Matches finde (und auch drinbleibe), lautet mein vorläufiges Urteil: Nein, das hier wird kein Massenphänomen, sondern ein kurzer, aber heftiger Ansturm, der dank PS Plus auf PS4 noch etwas länger anhalten wird, dann aber abflaut. Unterm Strich fehlt einfach ein wenig Raffinesse - die durch neue Minigames in der Rotation noch hinzukommen kann, sicher - und ist der Glücksfaktor noch zu hoch, als dass sich Triumphe wirklich verdient und Niederlagen durchweg fair anfühlten. Dass sich um Fall Guys eine überschaubare, aber treue Fangemeinde versammelt, die immer mal wieder reinschaut und dafür sorgt, dass man problemlos eine Runde hinlegen kann, ist aber alles andere als unwahrscheinlich.

Es ist einfach herrlich unverbindlich und ansteckend gut gelaunt, dieses Spiel. PS-Plus-Mitglieder haben keine Entschuldigung, sich dieses, zum aktuellen Wetter passend gekleidetes Spielchen nicht mal anzuschauen. Steam-User lassen sich Zeit, bis der Preis auf einem Niveau angekommen ist, das dem Für-Zwischendurch-Charakter von Fall Guys angemessener ist.


  • Entwickler / Publisher: Mediatonic
  • Plattformen: PC, PlayStation 4 (getestet auf PC und PS4)
  • Release-Datum: erhältlich
  • Sprache: Deutsch, Englisch und weitere
  • Preis: ca. 20 Euro, kosmetische Mikrotransaktionen

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Alexander Bohn-Elias Avatar
Alexander Bohn-Elias: Alex schreibt seit über 20 Jahren über Spiele und war von Beginn an bei Eurogamer.de dabei. Er mag Highsmith-Romane, seinen Amiga 1200 und Tier-Dokus ohne Vögel.

Informationen zu unserer Test-Philosophie findest du unter "So testen wir".

In diesem artikel

Fall Guys

PS4, Xbox One, Xbox Series X/S, PC, Nintendo Switch

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