Monster Hunter Stories 2: Wings of Ruin - Test: Warum Monsties die neuen Pokémon sind!
Auf Eierjagd in der Monsterwelt.
Erschien nicht erst im März ein Monster Hunter für die Nintendo Switch? Und jetzt schon wieder eins?! Keine Sorge, eine Übersättigung ist an dieser Stelle nicht zu befürchten, denn trotz des Monster Hunter im Namen unterscheiden sich beide Projekte doch derart deutlich voneinander, dass es kein Problem darstellt, wenn sie zeitnah zueinander um die Gunst der Spieler und Spielerinnen buhlen. Beide haben verschiedene Zielgruppen im Blick, eine andere Ausrichtung, es gibt mehr als genügend Alleinstellungsmerkmale. Die Frage ist: lohnt sich ein Ausflug in die Welt von Monster Hunter Stories 2, wenn ihr im März Monster Hunter Rise gekauft habt?
Die kurze Antwort darauf lautet: ja, definitiv! Monster Hunter Stories 2 dreht sein komplett eigenes Ding. Das fängt bereits bei der Konzeptionierung und beim Stil an. Normalerweise wirkt die Monster-Hunter-Reihe eher realistisch angehaucht, was zum Beispiel Farbgebung und Look anbelangt. Stories driftet hier in Stories (noch) mehr in den Anime-Bereich ab, ist insgesamt leuchtender, farbenfroh und stilisierter. Das zeigt sich ebenso in den Attacken, die zum Teil völlig übertrieben - aber cool - inszeniert sind, wenn Monster und Charaktere wild durch die Luft fliegen und bildschirmfüllende Explosionen auslösen, die theoretisch alles im näheren Umkreis in Stücke reißen müssten. Konsequent geht das dann mit dem Design bei den Charakteren weiter. All das schreit nach Anime und ist wohl eher auf das jüngere Publikum ausgerichtet. Aber hey, das heißt ja nicht, dass nicht jeder seinen Spaß damit haben kann.
In Monster Hunter Stories 2 werden Monster nicht nur gejagt
Ähnlich wie in den Hauptspielen bewegt ihr euch durch verschiedene Areale, die alle eine offenere Struktur haben, wenngleich Stories 2 nicht so mit der Vertikalität spielt wie zuletzt Rise, sondern vielmehr auf bodenständigen Pfaden wandelt. Hier und da könnt ihr Flüsse überqueren, Ranken erklimmen oder durch Löcher im Boden abkürzen, wenn ihr das richtige Monster dabei habt. Moment... Monster dabei?! Richtig, in Monster Hunter Stories 2 geht's nicht allein um die Monsterjagd, Capcom schneidet sich hier ein Scheibchen von Pokémon ab.
In einem Monster-Bau oder an anderen Stellen könnt ihr Nester der Monster finden und dort Eier einsammeln. In den Dörfern brütet ihr diese dann in den Stallungen aus und erhaltet so kleine Monsties, die euch unterstehen und nicht nur als Reittier dienen, sondern euch obendrein im Kampf unterstützen. Gleich mehrere davon lassen sich in eurer Gruppe mit den aktiven Monsties unterbringen und ihr könnt sie im Kampf nach Bedarf austauschen.
Runde für Runde dem Sieg entgegen
Das führt uns dann auch zu einem der größten Unterschiede gegenüber dem normalen Monster Hunter. Während ihr in World oder Rise in Echtzeit kämpft, laufen die Konfrontationen mit den Gegnern hier in rundenbasierter Form ab. Sobald ihr in der Spielwelt mit einem Monster in Kontakt geratet, wechselt das Spiel zum Kampfbildschirm und ihr wählt Runde um Runde neue Aktionen. Das Kampfsystem folgt dabei einem einfachen Muster, ist in Kraft-, Technik- und Geschwindigkeitsangriffe aufgeteilt. Kraftangriffe schlagen Technikangriffe, die wiederum Geschwindigkeitsangriffe schlagen. Und Geschwindigkeit ist effektiv gegen Kraft. Der Kreislauf des Leb... Kämpfens. Das ist die wichtigste Grundlage, die ihr berücksichtigen müsst.
Hinzu kommen andere Aspekte wie verschiedene Formen von Waffen, die gegen unterschiedliche Körperteile der Monster (sofern sie anvisiert werden können) effizient einsetzbar sind oder nicht. Ihr setzt verschiedene Objekte wie Heiltränke, Bomben und Co sowie Spezialattacken ein und steigert mit jedem erfolgreichen Angriff die Bindung zu eurem Monster. Ist dieser Kreis gefüllt, könnt ihr auf dem Monster reiten und eine besonders starke Attacke ausführen. Noch mächtiger ist es, wenn euer Begleiter oder eure Begleiterin ebenfalls gerade auf dem Monster reitet, dann eskaliert das Geschehen und scheppert es mächtig beim Gegner.
Es ist ein durchdachtes Kampfsystem mit einer Menge Feinheiten und Optionen, die es zu beachten gilt. Wie in jedem Monster Hunter lohnt es sich, die Schwachstellen eures Gegners zu kennen und sie gezielt auszunutzen, auf die richtigen Angriffe zu setzen und zu wissen, wann ihr was am besten verwendet. Wobei ihr euch nicht mit Leichtigkeit durch eure Gegner schnetzelt, regelmäßig stoßt ihr auf anspruchsvolle Feinde, die euch das Leben schwer machen können, wenn ihr das Kampfsystem nicht beherrscht. In dem Fall hilft es dann, hier und da noch ein wenig zu grinden, den eigenen Level und den eurer Monsties zu erhöhen, neue Ausrüstung oder Objekte herzustellen.
Monster Hunter Stories 2 ist anders, aber kein Spiel ohne Anspruch
Herausforderungen gibt's somit immer und abseits des Hauptpfades hat das Spiel noch jede Menge optionale Nebenmissionen und Prüfungen anzubieten, die euch dabei helfen, Erfahrung, Material und Geld zu sammeln, das ihr braucht, um euch zu einem starken Krieger oder einer Kriegerin zu machen. Hapert es an einer Stelle in der Hauptstory, beschäftigt euch einfach ein kleines Weilchen damit und versucht es noch einmal, dann klappt's garantiert.
Und so einfach und einsteigerfreundlich Monster Hunter Stories 2 auf den ersten Blick erscheinen mag, dahinter stecken doch zahlreiche verschiedene Systeme, die es euch erlauben, euch tiefgehend mit ihnen zu befassen. Das sind jetzt keine Talentbäume oder sowas in der Art, aber es gibt wie gesagt verschiedene Rüstungen und Waffen, für die ihr zuerst einmal die benötigten Teile heranschaffen müsst - und das nicht allein zum Herstellen, sondern auch zum Verbessern. Manches davon ist nicht auf den ersten Blick ersichtlich, weil es noch mit Fragezeichen versehen ist, aber ihr könnt hier und da abschätzen, dass es zu bestimmten Monstern gehört, weil andere, bereits bekannte Materialien dafür benötigt werden. Und dann geht's auf die Jagd danach.
Dahingehend bietet Stories viele Optionen zur Optimierung und Verbesserung eures Loadouts und auch hinter den Monsties steckt mehr, als es auf den ersten Blick den Anschein hat. Zum einen, weil sie genauso in die drei verschiedenen Angriffskategorien (Kraft, Technik, Geschwindigkeit) eingeteilt sind. Es lohnt sich also, in den Gefechten darauf zu achten und bei Bedarf à la Pokémon den optimalen Konter herbeizurufen. Wichtig ist somit natürlich gleichzeitig eine ausgewogene Zusammenstellung eures Monstie-Teams, um für alle Situationen gerüstet zu sein.
Schnapp' sie dir alle, auch in Monster Hunter Stories 2
Mehr Tiefgang erhalten die Monsties dadurch, dass ihr zum Beispiel Eier mit verschiedenen Seltenheitsstufen finden könnt, die euren Monstern bessere Fähigkeiten bescheren. Und ihr könnt sie mithilfe des so genannten Ritus der Überlieferung stärken, indem ihr Gene von einem Monstie der gleichen Art auf ein anderes übertragt. Die erbende Kreatur erhält dadurch eine neue Fähigkeit oder stärkt eine bereits vorhandene, während das überliefernde Monstie nach dem Ritual verloren geht. Es ist aber eine gute Option, um seine Begleiter zu stärken und gibt euch auch einen Anreiz, was mit mehreren Eiern des gleichen Monsties anzufangen statt sie wegzuwerfen, wenn ihr diese aus einem der Nester entführt. Was im Grunde nicht nett ist, aber dieser verdammte Sammeltrieb ...
Addiert dazu noch das Crafting von Gegenständen, das Sammeln von Materialien und die Nutzung von Objekten und ihr habt Mechaniken, die im Kern nicht viel weniger komplex und ausufernd sind als in der Hauptreihe - es gibt mehr als genug zu tun. Wobei es hier aufgrund des rundenbasierten Kampfsystems nicht so etwas wie Erschöpfung gibt. Ihr und euer begleitendes Monstie habt drei Herzen, das heißt, dass im Kampf zwei K.O.s möglich sind, bevor das Gefecht beim Verlust des dritten Herzens verloren geht. Mithilfe von seltenen Tränken lassen sich zwar die Herzen zwischendurch wieder steigern, aber darauf solltet ihr euch nicht verlassen. Ebenso wenig nutzen sich eure Waffen ab, die aus der Serie bekannten Wetzsteine verschaffen euch stattdessen zum Beispiel vorübergehend einen Bonus.
Insgesamt nimmt euch ein Monster Hunter Stories 2 mehr an die Hand, als es ein Rise tut. Es gibt sehr viel mehr Zwischensequenzen und Dialoge. Wenn ihr möchtet, führt euch die Geschichte mit Tempo durch das Spiel. Oder ihr lasst euch Zeit und erkundet zwischendurch die Areale, geht auf Monsterjagd und sammelt Sachen ein. Das liegt am Ende dann an euch, wie sehr ihr euch durch die Spielwelt geleiten lassen möchtet oder ob ihr inmitten dessen die Freiheiten genießt, die es euch bietet. Trotz der eher ernsteren Thematik rund im eine Prophezeiung im Hintergrund verbreitet Stories 2 mit seiner Geschichte gute Laune, streut immer eine Prise Humor mit ein und lässt dadurch alles leichtherzig und charmant wirken. Es ist einfach gute Unterhaltung und immer für einen Lacher gut.
Technisch gesehen gefällt mir wie erwähnt die farbenfrohe Optik des Spiels. Wenngleich ich vor allem im TV-Modus ab und an den Eindruck hatte, dass das Spiel nicht ganz optimal läuft. Es ist kein krass spürbares Ruckeln, aber es fühlt sich nicht einfach ganz sauber an, wie ich es von konstant stabilen 30 fps erwarten würde. Im Handheld-Modus war das für mich weniger ein Problem beziehungsweise fiel es mir dort seltener auf. Es ist in seiner Gesamtheit nicht groß störend, wirkt aber unschön und rückblickend fühlte sich Rise dezent flüssiger an als Stories 2. Es kommt auch eher in den offeneren Arealen des Spiels vor, in geschlossenen Bereichen wie einem Monster-Bau merkte ich nichts davon.
Monster Hunter Stories 2: Wings of Ruin Test - Fazit
Eignet sich Monster Hunter Stories 2 für die knallharten Monster-Hunter-Veteranen? Ja! Wenn ihr es ein wenig leichtherziger und mit mehr Story haben möchtet, ist das Spiel exakt das Richtige. Keiner sollte davor zurückschrecken, es ist ein durch und durch überzeugender Ableger der Hauptreihe, der sein eigenes Ding konsequent durchzieht. Gleichermaßen macht es das für alle interessant, die den üblichen Monster-Hunter-Spielen wenig abgewinnen können, weil sie zu komplex, zu steif sind oder was auch immer. Probiert das hier aus, es könnte euch tatsächlich mit seinem Charme überzeugen. Stories 2 bietet dabei immer noch ausreichend Mechaniken und Tiefgang, ohne zu oberflächlich und zu einfach zu wirken, ihr habt mal mehr, mal weniger niedliche Monsties zum Sammeln und Verbessern und für rundenbasierte Kämpfe bin ich so oder so immer zu haben. Kurz gesagt: Monster Hunter Stories 2 ist für Erfahrene wie auch für Neulinge auf jeden Fall einen Abstecher wert.