Obscure: The Aftermath
Getarnte Umsetzung
Bevor nun irgendjemand jubelnd von seinem Stuhl aufspringt, weil ihm Obscure seinerzeit gut gefallen hat und er sich über einen neuen Teil freut, muss ich ihn enttäuschen. Der Untertitel The Aftermath ist bloß ein guter Trick, um ahnungslose Kunden zum Kauf zu verleiten. Anstatt ein ganz neues Spiel auf die UMD zu pressen, handelt es sich hierbei um einen Port von Obscure 2, das bereits 2007 für die PS2, Wii und PC erschienen ist. Davon ist auf der Verpackung allerdings keine Rede und auch das Cover ist neu. Eine Warnung also an alle, die bereits eine der älteren Versionen besitzen.
Im Grunde erhaltet ihr das exakt gleiche Spiel mit derselben unglaublich trashigen Story. Zwei Jahre nach den unheimlichen Vorfällen an der Leafmore Highschool befinden sich die Überlebenden an der Fallcreek Universität und sind sich sicher, den Terror endgültig überstanden zu haben. Bis hierhin klingt die Geschichte im Rahmen der Ereignisse ziemlich normal. Richtig bescheuert wird es erst mit der Einführung der bösen Pflanzen, die Menschen in Monster verwandeln können. Das lästige Unkraut gedeiht an der Uni, wo es die minderbemittelten Studenten sofort als Droge verwenden. Und als ob das nicht schon verrückt genug wäre, überträgt sich das Gift durch ungeschützten Geschlechtsverkehr auf dem gesamten Campus.
Euer Ziel dabei ist simpel: Überleben. Dazu steuert ihr alles in allem sechs Charaktere, die immer im Zweier-Team unterwegs sind, was direkt zu dem markantesten Feature von Obscure führt. Das gesamte Spiel lässt sich ebenfalls im Koop bestreiten. Und mittels der Neuerung der PSP-Umsetzung kann sich zu jeder Zeit ein zweiter Spieler, der sich in eurer Nähe befindet, der laufenden Sitzung beitreten. Beide Protagonisten lassen sich unabhängig von einander bewegen und ihr müsst nicht ständig aufpassen, dass die Kamera nur einem Charakter folgt. Das erleichtert vor allem die Kämpfe. Einziger Wermutstropfen sind die vermehrten Ladezeiten.
Bis auf diese Änderung des Multiplayers ist alles beim Alten geblieben. Noch immer lotst ihr die unerfahrenen Teenager durch kleinere Areale, bekämpft Monster und löst Rätsel. Bei letzteren kommen die besonderen Fähigkeiten der einzelnen Figuren ins Spiel. So kann sich Corey als Extremsportler an Kanten entlang hangeln und erhöhte Plattformen erklimmen, Mei hackt sich dagegen in Computersysteme ein. Viele der Rätsel sind mit kleinen Minispielen verknüpft. Sie werden sicherlich nicht viele eurer Gehirnzellen beanspruchen, sorgen aber dennoch für die nötige Abwechslung.
Nervig wird es nur, wenn ihr euer Team selbst wählen müsst. Man kann nämlich nie wissen, welche Figur beim nächsten Hindernis benötigt wird. Bei einer falschen Entscheidung lauft ihr mehrere Räume zurück, nur um jemanden zu holen, der eine Kiste schieben kann. Wenigstens besitzen alle Gruppen dasselbe Inventar. Das ist zwar etwas unlogisch, wenn ihr mehrere Kilometer auseinander seid, kommt aber dem Spielfluss zu Gute.
Ein weiterer Störfaktor ist die Kamera. In größeren Arealen lässt sie sich frei bewegen. Wenn ihr aber in einem engen Raum oder Gang seid, müsst ihr hoffen, dass die Kamera bald in die gewünschte Richtung zeigt. Sehr schmerzhaft wird es bei den Schieberätseln, weil hier der Fokus auf den Boden gerichtet wird, anstatt zu zeigen, was genau vor euch liegt.
Ansonsten gibt es nicht viel zu bemängeln. Ja, Story sowie Synchronisation entsprechen einem schlechten B-Movie, der erste Durchgang wird euch nicht länger als sechs Stunden beschäftigen und auch die KI eures Mitstreiters ist in den Kämpfen kein Paradebeispiel. Trotzdem versetzt euch Obscure: The Aftermath genau wie sein Vorgänger in die richtige Stimmung. Egal ob ihr euch in einem verlassenen Waldstück oder in den Ruinen einer Schule befindet. Gruselige Atmosphäre ist garantiert.
Dafür sorgt allen voran die ausgezeichnete Grafik. Die Charaktermodelle sind hervorragend modelliert und überall erwarten euch kleine Details in den Arealen. So findet ihr im Flur der Wohnräume einen großen Turm aus Bierdosen und im Haus der Studentenverbindung liegt einiges herum. Bloß die Zwischensequenzen sind weiterhin ein Verbrechen für die Augen. Das liegt hauptsächlich an dem schrecklichen Stil, der die Figuren wie Karikaturen ihrer selbst aussehen lässt.
Zusammenfassend ist Obscure: The Aftermath auch in der PSP-Umsetzung ein netter Vertreter des Survival-Horror-Genres, der allerdings weit hinter seinen Möglichkeiten zurück bleibt. Es sieht schaurig schön aus, steuert sich recht gut und bietet genügend Abwechslung für die wenigen Stunden Spielzeit. Leider sind neben den zu leichten Rätseln weiterhin dieselben Probleme der anderen Versionen enthalten. Die Kamera zeigt oft Stellen an, die ihr nicht sehen wollt, und auch die Intelligenz eures Partners ist nicht höher als die einer Spreewaldgurke.
Zum Glück gibt es ja noch den Koop-Modus. Denn hier zeigt der Titel, das er was aus dem Kasten hat. Und dank der PSP-Version dürft ihr das sogar außerhalb der eigenen vier Wände tun. Somit sollte eure Kaufentscheidung hauptsächlich davon abhängen, ob ihr jemanden findet, der mit euch gemeinsam gegen die Monster kämpft. Ist dies nicht der Fall, greift ihr besser zu gleichwertigen PS2-Fassung, die mittlerweile knapp die Hälfte kostet.
Obscure: The Aftermath ist für die PSP im Handel erhältlich.