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Star Wars Squadrons Test - Meinen Träumen so nah

Ein X-Wing für zuhause.

Eurogamer.de - Empfehlenswert Badge
Nicht ganz eine Weltraum-Oper wie in den 90ern, aber ein detailversessenes, involvierendes Raumkampfspiel, wie es lange keines gab.

Star Wars Squadrons Test - Reden wir nicht zu lange um den heißen Brei herum: Star Wars Squadrons konnte im ausgedehnten Test über das Wochenende und den gestrigen Montag hinweg seinen nostalgisch-schönen Ersteindruck voll und ganz bestätigen: Das hier ist nah dran an dem Spiel, das wir Fans der Weltraum-Opern der 90er immer wünschten, wenn wir in Erinnerungen an Tie Fighter schwelgend bei uns dachten: "ein richtiges Star Wars Spiel - das wäre mal wieder was!" Insofern: Wenn auch ihr euch bei einem solchen Gedanken schon mal ertappt habt, ziehet los und holt euch dieses Spiel! Viel besser wird es auf absehbare Zeit nicht mehr, wenn es darum geht, X-Wing-Feeling in zeitgemäßer Optik zu bekommen.

Gleichzeitig muss man sagen: Man merkt Star Wars: Squadrons an, dass dieses Genre nicht mehr der neue Computer verkaufende Gassenhauer ist, wie man es vor 25 Jahren gewohnt war. Hier steckt - abseits der exzellenten Technik und der liebevollen Nachbildung der Cockpits und Schiffe - längst nicht der gleiche Eifer, nicht derselbe Mittelaufwand, wie sie die Spielehersteller seinerzeit in Titel dieser Art steckten. Das macht sich in erster Linie am Umfang bemerkbar und daran, dass sich die Kampagne über weite Strecken, trotz prinzipiell interessanter Missionen und Charaktere, wie eine Beilage anfühlt.

In VR eine Wucht!

Als wäre Squadrons von den Geldleuten bei EA als Pflichterfüllung ein bisschen lustlos und ohne großen Mut in Auftrag gegeben worden - aber dann in den Händen von fähigen Leuten gelandet, die wahnsinnig Lust auf und ein paar tolle Ideen für das Projekt hatten. Das ist schon ein Glücksfall, wie das hier gelaufen ist und ich bin dankbar dafür, denn das waren trotz allem Potenzial, das man hier liegen ließ, vier wunderschöne Tage mit Star Wars Squadrons.

Ein Schiff cooler als das das letzte. Der Tie Interceptor macht dem X-Wing Konkurrenz.

Vor allem, was die Anschlussfreudigkeit angeht, ist das hier ein bemerkenswertes Spiel. Schon mit dem Controller fliegt es sich hier ziemlich ordentlich, aber mit Hotas und VR-Brille - in meinem Fall ein Oculus Rift der ersten Generation - kommen Leuten, die bereits seit ihrer Kindheit X-Wing- oder Tie-Pilot sein wollten, schon mal die Tränen. So überzeugend ist die Cockpit-Illusion. Besser ginge es eigentlich nur noch in einem hydraulischen Sessel, der seinen User schüttelt und bei Barrel Rolls um die Bauchnabelachse rotiert, so echt sieht das hier aus. Ein Stück weit löst Squadrons damit das Versprechen ein, das die X-Wing-Reihe damals machte: "Genau wie im Film! Jetzt kannst auch du mal Skywalker sein!"

Dieses Wochenende war ich Skywalker. Auch wenn die Missionen im Solo-Modus zwar recht spektakulär waren, wenn es um die Schauwerte ging, gleichzeitig aber sehr gradlinig und ohne jede Freiheit verliefen - abseits der, sich das Ziel, das man abballerte, selbst auszusuchen. Ich war sehr zufrieden mit dem, was ich spielte, denn tatsächlich machte sich EA Motive ein paar Gedanken, wie sich das Spiel ein wenig moderner und involvierter anfühlen könnte, als es damals der Fall war, wenn wir virtuelle Raumschlachten schlugen. Man muss aktiver mit den Gegenmaßnahmen arbeiten, sobald mal eine Rakete im Anflug ist und die Art seines Schiffes berücksichtigen, denn ein Y-Wing-Bomber ist nun mal kein geborener Dogfighter und ein A-Wing nicht mal eben abgehängt.

Hat was von Battlefield, wie das Team vor und nach einem Match zusammenkommt.

Einfach, aber gehaltvoll

Es ist jetzt kein besonders komplexes System, aber in der Hitze des Gefechts muss man in Squadrons zudem gefühlt deutlich mehr mit der Energieverteilung spielen als in den Spielen der goldenen Origin-Ära. Es macht einfach einen gewaltigen Unterschied, ob nun die Schilde, die Waffen oder der Antrieb maximiert sind: Nicht nur ist man bei vollem Antrieb schneller und wendiger, es lädt sich zum Beispiel auch der Nachbrenner auf, während man seine Schilde, sind diese auf Anschlag mit Energie versorgt, überladen kann. In jeder Situation gedankenschnell all seinen Saft in das richtige System zu stecken, das macht daher oft den Unterschied zwischen dem Piloten aus, der explodiert, und dem, der zu John-Williams-Fanfaren durch seine Wolke lodernder Trümmer hindurchrauscht.

Gerade die großen Flottenkämpfe im Multiplayer, von dem es gerade mal zwei Modi gibt, fangen vor ihren leider nur sechs bildhübschen Maps bestens das epische Star Wars-Gefühl ein und dürften Fans eine Weile bei der Stange halten. Zu gut ist das Mittendringefühl und zu stimmig die eigentlichen Dogfights, als dass man hiervon allzu früh loslassen wollen würde. Dennoch gibt es auch Anlass zur Kritik, abseits des aktuell noch recht schmal bemessenen Umfangs. Ich mag das zermürbende Hin und her der Flottenkämpfe, aber manches Mal zieht sich eine Schlacht dann doch etwas zu lange hin. Auf der anderen Seite hat das Flugmodell gerade genug Anspruch, um nicht trivial zu sein, was vor allem auf Schlachtfeldern mit mehr Hindernissen oder Flugkörpern deutlich wird. Gleichzeitig ist die geringe Trägheit der Schiffe schon ein wenig befremdlich.

Das Sperrfeuer der imperialen Kleinflotte erzeugt gleich bestes Kino-Flair.

Beschleunigen und Abbremsen gehen gefühlt ein wenig zu flott. Allzu oft wird man auf dem sprichwörtlichen Bierdeckel ausgetanzt, was nicht immer ganz richtig aussieht. Das ist sicher auch der sagen wir mal zerbrechlichen Konstruktion aller Jäger hier geschuldet, denen man wohl die Chance einräumen wollte, aus dem Fadenkreuz ihrer Gegner zu entkommen, wirkt aber ein wenig seltsam. Sicher ein Fall für weitere Spielbalance-Politur, während die Entwickler das Feedback der Spieler auswerten. Doch auch technisch ist nicht alles perfekt. Die Filmsequenzen liegen in verhältnismäßig niedriger Auflösung vor, ab und an stürzt das Spiel ab und die Bildrate muss man am PC immer noch auf 60 drosseln, damit es nicht ruckelt. Davon abgesehen ist Star Wars Squadrons aber ein wirklich bildhübsches Spiel.

Star Wars Squadrons Test - Fazit

Trotzdem muss man Squadrons einfach sympathisch finden! Nicht nur, weil es endlich mal wieder ein Bedürfnis befriedigt, das die Branche lange ignorierte, und sich dabei auch noch ziemlich gescheit anstellt. Auch weil es von vorneherein ohne Service-Game-, DLC- oder Mikrotransaktionen-Ambitionen designt wurde. "What you see is what you get", noch dazu zum Nice Price von oft genug wenig mehr als 30 Euro, wenn man sich so umschaut. Sicher nicht das umfangreichste Paket des Jahres, aber immerhin ein ehrliches, gut gemachtes Spiel über ikonische, auch im luftleeren Raum noch ohrenbetäubend brüllende Raumschiffe - und den glühenden Schrott, in den sie sich verwandeln, wann immer Imperium und Rebellen aufeinandertreffen.

Kein Klassiker für die Ewigkeit wie die Titel, die vor ihm kamen. Aber das richtige Spiel zur richtigen Zeit, für Leute, die genau das jetzt gut gebrauchen können.


  • Entwickler / Publisher: EA Motive / EA
  • Plattformen: PC, Xbox One, PS4 (getestet auf PC und PS4)
  • Release-Datum: erhältlich
  • Sprache: Deutsch, Englisch und weitere
  • Preis: ca. 40 Euro, keine Mikrotransaktionen

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