Total War Warhammer 3 - Test: Chaotisch in mehrerer Hinsicht
Wer ein Strategiespiel im Warhammer-Fantasy-Universum sucht, wird hier glücklich.
Das Chaos regiert in Total War Warhammer 3. Und das auf mehrere Arten. Zumindest könnten es Einsteiger und Einsteigerinnen vermutlich sehr schwer haben, sich in dieser Welt zurechtzufinden. Was zum einen an den zahlreichen unterschiedlichen Fraktionen liegt, zum anderen an den vielen Spielsystemen, die die Total-War-Reihe - egal ob in den Hauptspielen oder Ablegern wie hier - mittlerweile ausmachen. Ich kann jeden verstehen, der das ein wenig einschüchternd findet.
Umso besser, dass es für Neulinge ein Tutorial gibt. Und nicht ohne Grund empfehlen die Entwickler auch Veteranen, einen Blick auf diese vorbereitende Kampagne zu werfen. Gleichzeitig ist es exakt das richtige Spiel für alle, die sich einen Titel à la Total War im Fantasy-Szenario wünschen. Ihr habt die üblichen Armeen, wie ihr sie aus Rome, Three Kingdoms und Co kennt, hinzu kommen aber Magie, Feuerbälle, Schilde und solche Spielereien. Gut, es sind tödliche Spielereien und sie sind ganz schön nice. Zumindest dann, wenn ihr auf der richtigen Seite steht.
Tutorials nerven häufig, in Total War Warhammer 3 nicht
Wie erwähnt, das Tutorial ist in dem Fall eine tolle Sache. Und das sage ich als jemand, der aufgezwungene Erklärungen in vielen Spielen einfach lästig findet. Gut, zum einen wird's euch hier nicht aufgezwungen - ihr könnt diese Kampagne spielen, ihr müsst aber nicht. Auf der anderen Seite ist das ausnahmsweise ein Spiel, bei dem es nötig sein könnte. Denn in manchen Situationen können einen die ganzen Hinweise auf dem Bildschirm, die riesigen Fähigkeitenbäume und weitere Informationen beinahe erschlagen.
Klar, dahinter steckt eine Menge Warhammer-Fantasy-Lore, was Fans freuen wird. Aber wer sich hier zum ersten Mal mit einem Total War Warhammer befasst, sollte sich darauf einstellen, ein wenig mehr über die Hintergründe zu lernen. Und dabei leistet die Tutorial-Kampagne gute Dienste, führt euch in die Geschichte und in die Grundlagen des Spiels ein und bereitet euch gewissenhaft auf das vor, was euch später erwartet.
Wie ihr es von der Serie kennt, entfaltet sich eine ausufernde und wunderschön gestaltete Map vor euch, die eine angemessen düstere Fantasy-Stimmung verbreitet. Hier könnt ihr euch durch die Welt bewegen und nach und nach alles erobern, was in eurem Weg liegt, sofern euch der Sinn danach steht. Zwischendurch kümmert ihr euch um Zwischenziele und eure Hauptaufgabe, die diesmal darin besteht, Ursun zu erreichen. Wie? Ganz einfach: Begebt euch in die vier Chaos-Reiche, kämpft euch durch sie hindurch und besiegt den jeweiligen Boss. Wenn's sonst nichts ist.
Betreten könnt ihr die Chaos-Reiche durch Risse, die sich immer wieder auf der Map öffnen und nach mehreren Runden wieder verschwinden. Aber ihr betretet somit nicht allein ein Chaos-Reich, nein, ihr könnt auch eine Armee durch einen Riss zu einem anderen schicken und so eine riesige Distanz schnell überbrücken. Eine gute Verwendungsmöglichkeit, ja, allerdings spucken die Risse zugleich Chaos-Streitkräfte aus, um die ihr euch ebenso kümmern müsst. Da gilt es, genauestens abzuwägen, was ihr tun möchtet und ob ihr mit den einfallenden Horden zurechtkommt, wenn ihr einen Riss offen lasst.
In der Welt von Total War Warhammer 3 ist die Hölle los
In jedem Fall ist auf der Karte eine Menge los. Wenn es keine Risse sind, dann habt ihr zahlreiche andere Fraktionen um euch herum und müsst stets schauen, wo ihr eure militärischen Ressourcen verteilt und ob euch nicht auf einmal eine andere Partei in den Rücken fällt. Mitunter artet das in ein wenig Stress und Hektik aus, aber keine Sorge, das ist hier ziemlich normal. Es gibt so vieles zu handhaben, zu beachten und zu verwalten... Gut, dass das hier ein Rundenstrategiespiel ist und ihr euch so viel Zeit wie nötig lassen könnt!
Am wichtigsten ist, dass ihr eine Hauptarmee mit eurem Anführer habt, die ihr normalerweise zu den Hauptzielen schickt. Was allein nicht reicht, ihr braucht einfach mehr. Und da kommt es auf die Organisation an. Mehr Kommandanten und mehr Einheiten verlangen nach Unterhalt, den ihr erst einmal generieren müsst, wenn ihr nicht ständig Geld verlieren möchtet. Sorgfältige Planung und Expansion sind ebenso wichtig wie ein guter Überblick über euer Reich mit allen möglichen Stärken und Schwachstellen, die euch gefährlich werden könnten. Eine Aufgabe, die Zeit und Sorgfalt verlangt. Wo expandiert ihr, mit wem geht ihr Bündnisse ein, mit wem legt ihr euch an und mit wem besser nicht? Das Herrscherleben befasst sich mit den wichtigen Fragen.
Greift ihr ein oder schaut ihr nur zu?
Chaotisch geht es zuweilen auch in den Echtzeitschlachten zu. Wenn ich ehrlich bin, überspringe ich die in den meisten Fällen, wenn meine Chancen vor dem Kampf ohnehin bestens eingeschätzt werden. Versteht mich nicht falsch, es macht so viel Spaß wie immer, sich in diese Gefechte zu stürzen, zu planen und zu sehen, wie die eigene Strategie Erfolg hat und den Feind dezimiert. Aber in jeder Situation brauche ich das nicht, da sie für sich selbst einiges an Zeit verschlingen, wenn ihr jede einzelne davon absolviert.
Gleichzeitig habt ihr hier mehr zur Verfügung als das üblicherweise im Mittelpunkt stehende Dreigestirn aus Nahkämpfern, Kavallerie und Fernkämpfern, neue Einheiten rücken den Fokus noch ein wenig mehr auf Flankenangriffe. Letztlich hat jede der insgesamt acht Fraktionen ihre Eigenheiten und Vorzüge. Vorzüge, die nicht immer einfach zu handhaben sind. Nehmen wir das Großkaiserreich Cathay. Deren Einheiten erhalten einen Buff, der sie deutlich stärkt. Aber nur, wenn sie gut organisiert in einer Formation stehen. Viel Glück dabei, das im Kampfgetümmel aufrechtzuerhalten. Hinzu kommen, wie anfangs erwähnt, etwa Zaubersprüche und es sind unterschiedliche Rüstungs- und Schadensarten, Größen, Items und so weiter zu beachten. Ihr versteht, warum sich das Tutorial lohnt, oder? Es ist eine gute Gelegenheit, sich mit ein paar ersten Echtzeitkämpfen zu befassen, bevor ihr euch in eine der Kampagnen stürzt, viele Schlachten überspringt und am Ende, wenn ihr manuell eingreift, keine Ahnung habt, was ihr da tut.
Aber es ist sehr wahrscheinlich, dass die echten Warhammer-Nerds da von Haus aus mehr Durchblick haben als ich, der sich mit der ganzen Materie eher ein wenig oberflächlich beschäftigt. In diesem Sinne ist das Spiel zugleich eine Lernerfahrung für alle, denen es ähnlich geht wie mir. Ihr erfahrt beim Spielen Stück für Stück mehr über die Fraktionen, die Einheiten, die Welt und die Lore.
Total War Warhammer 3 Test - Fazit
Und primär für die Fans, aber eben nicht nur für die, ist das hier gemacht. Für alle, für die nichts über Warhammer Fantasy geht, ist das hier ein Fest. In seinen besten Momenten ist es ein fantasievolles Spektakel und zugleich der beste Beweis dafür, wie viel Spieltiefe nach wie vor in diesem Konzept steckt. In manchen Momenten fühlt ihr euch überfordert und erschlagen, in anderen Momenten genießt ihr es, wenn eure Armeen den Feind geradezu überrennen, weil ihr euch wie der größte Feldherr aller Zeiten fühlt. Es ist ein Wechselbad der Gefühle, von Stress zu Freude und wieder von vorne. Das macht irgendwo den Reiz der Reihe aus, sowohl für die beinharten Fans als auch für alle, die eher allgemeiner an Strategiespielen interessiert sind. Total War Warhammer 3 mag auf den ersten Blick einschüchternd wirken, aber es ist nichts, wovor Neulinge zurückschrecken sollten. Das Tutorial ist hier wirklich sinnvoll und bereitet euch auf die späteren Aufgaben vor. Ein Blick darauf lohnt sich allemal. Was die Serien-Veteranen anbelangt: Wenn euch die beiden Vorgänger gefallen haben, dann gibt es nichts, was gegen den dritten Teil spricht. Kaufen und damit glücklich werden.