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Assassin's Creed 2

All killer, no filler?

Dazu muss man sagen, dass Ubisoft endlich einen weit weniger restriktiven und wiederholungsanfälligen Missionsablauf bietet, der sich allein aus den Umständen der Story ergibt. Das fühlt sich diesmal deutlich natürlicher und sinniger an als das etwas egale Killfest von vor zwei Jahren. Darüber hinaus erhielt Ezio einige neue Fähigkeiten, die das Repertoire des geneigten Assassinen größtenteils sinnvoll ergänzen. Speziell die Kills aus hängender oder versteckter Position und die neuen Verbündeten, die Gegner ablenken (Kurtisanen, Diebe) oder in Kämpfe verwickeln (Söldner), sind hier zu nennen.

Besonders angetan hat es mir aber das Bad in der Menge, das endlich die Anonymität gewährt, die der erste Teil versprach. Am Ende konnte man sich in Assassin's Creed 1 aber nur inmitten einer der sporadischen Mönchsgruppen für die Wachen unsichtbar machen. Im Sequel schlüpft ihr hingegen einfach in einen Pulk der zahlreich umherspazierenden Passanten hinein, begleitet ihn und seid damit effektiv unsichtbar. Diese Dinge geben Assassin's Creed 2 einen durchaus frischen Anstrich.

Weniger frisch sind hingegen die Nebenaufträge. Die sind nun zwar deutlich breiter gefächert, vertrauen aber immer noch darauf, dass der Spieler den immer wiederkehrenden optionalen Standards nicht überdrüssig wird. Ich habe die Dienstbotengänge- oder Auftragsmorde wegen ihrer identischen Beliebigkeit so gut wie gar keine Beachtung geschenkt. Zum Glück hat man aber auch so genug zu tun.

Auch die Story-Missionen lassen sich für meinen Geschmack immer noch zu oft auf die Basiselemente „finden, klettern, killen" reduzieren, wobei diese Reihenfolge ab und zu variiert. Gelegentlich wird auch eine der drei Komponenten ausgelassen, durch einen Taschendiebstahl oder eine Eskorte ausgetauscht. Das ist okay, aber lange noch nicht optimal. Es ist einfach ein bisschen schade, dass sich das Spiel spätestens mit dem Ende des zweiten Drittels ein bisschen zu sehr zurücklehnt und sich auf die Sogkraft seiner unnachahmlichen Städte verlässt.

Assassin's Creed 2 - Gameplay-Trailer

Es hört irgendwann auf, den Spieler in neuartige, spannende Spielsituationen zu werfen, wie in der Mitte des Spiels, als in San Gimignano gleich vier nah beieinander stehende, riesige Türme erobert werden wollen. Oft tauscht Ubisoft einfach nur den Schauplatz und die Tageszeit aus und lässt Ezio sein übliches Ding machen. Das ist, wie gesagt, vollkommen in Ordnung (und lange nicht so desaströs langweilig wie der erste Teil stellenweise war), weil das Spiel an sich recht gut funktioniert, aber auch nicht immer besonders aufregend.

Wie wäre es mit etwas mehr Verrat, Tod und Überraschungen innerhalb der Aufträge? Situationen, die die gewohnten Abläufe durcheinander würfeln? In denen man einen lichterloh brennenden, zusammenstürzenden Turm erklimmen muss oder sich tödlich getroffen aus einem sinkenden Schiff hinauskämpft? Oder eine Mission, in der die Templer den Spieß umdrehen und auf euch einen tödlichen Attentäter ansetzen, der vielleicht in diesem Moment in der Menschentraube hinter euch zum Todesstoß ausholt? Pustekuchen. Finde, klettere, töte!

Gemessen an der stattlichen Spieldauer, erlebt man spannende Twists in Assassin's Creed 2 demnach ein bisschen zu selten. Fast jede Situation lässt sich mit den Tricks bewältigen, die man in den ersten Stunden lernt und mit denen man sich schon durch den ganzen Rest des Abenteuers schlägt. Das funktioniert über 25 Stunden durchaus unterhaltsam, eben weil Ubisoft dieses Mal endlich in angemessenem Umfang Inhalte liefert. Unerwartete Höhepunkte bleiben aber gerade in der hinteren Hälfte weitgehend aus.