Assassin's Creed 2
Venedig sehen und sterben
Von wegen versinkendes Kleinod. Meine Erinnerungen an Venedig haben mehr mit Gestank, unsäglichen Touristen-Massen und abzockenden Italienern zu tun. Trotzdem gibt es wohl keinen besseren Ort, um die Geschichte von Assassin's Creed fortzuschreiben. Schließlich war die Stadt an der Adria mit ihren prächtigen Palastbauten, dunklen Kanälen und 444 Brücken in der Renaissance das intellektuelle Zentrum der Welt fernab stetig klickender Japaner, die das Kulturdenkmal heute in einen ermüdenden Zirkus verwandeln.
Künstler wie Michelangelo, Schriftsteller wie Dante Aligheri oder Wissenschaftler wie Leonardo da Vinci schufen praktisch täglich Weltbewegendes und die Macht der Kirche kam zum ersten Mal ins Wanken. Das ideale Zeitalter für den Assassinen Ezio Auditore di Firenzi, um seinem blutigen Handwerk nach zu gehen. Gehüllt in zeitgenössische Kleidung und mit dem unverkennbaren Altair-Look, schlägt sich der nächste Vorfahre des Templer-Gefangenen Desmond durch die sinkende Stadt.
Wie sein Vorgänger mit dem DNA-Lesegerät Animus virtuell zum Leben erweckt, soll Ezio neben dem neuen Spielgefühl auch die Atmosphäre dieser einmaligen Epoche vermitteln. Einer Zeit, die für Freiheit, Wissenschaft und Kreativität stand und die Menschen aus dem Kerker des düsteren Mittelalters befreite.
Im Zentrum von Assassin's Creed 2 stehen, laut Ubisoft, aber die umwälzenden Gameplay-Veränderungen. „Ja, wir haben verstanden, was bei Assassin's Creed falsch lief, deshalb haben wir die komplette Missionsstruktur über den Haufen geworfen“, betont Patrice Desilets in unserem Interview. Während sich beim Vorgänger alles, wirklich alles um die Tötungsaufträge drehte, werden diese beim zweiten teil nur ein Teil der Story sein. Das Spiel verlagert seinen Schwerpunkt und wird so hoffentlich mehr Abwechslung als der Erstling bieten – damals einer der Hauptkritikpunkte.
Natürlich wird es weiterhin Mord-Mission geben, diesmal sogar von unterschiedlichen Auftraggebern, wie der Diebesgilde, Söldnern oder Kurtisanen. Doch Ihr müsst Euch auch als Bodyguard, Dieb, Bote und Geldeintreiber verdingen. Satte 16 unterschiedliche Auftragstypen mit jeweils einer Mini-Geschichte a la GTA IV warten auf Ezio, führen ihn von Venedig über Florenz, bis in die Toskana. Eine Art Kingdom, getreu dem Teil, ist allerdings nicht mehr eingeplant.
Stattdessen wurden die Städte kräftig erweitert und mit deutlich mehr Details versehen. Prunkvolle Bauten, glitzernde Kanäle und eine fast 1zu1-Umsetzung des Markusplatzes bieten beste Postkarten-Atmosphäre. Zwischen den Städten bewegt Ihr Euch wie gehabt per Pferd. Um die Bewegungsmöglichkeiten zu erhöhen, könnt Ihre erstmals schwimmen und tauchen – eine wirklich hilfreiche Fähigkeit im Kanal-durchzogenen Venedig.
Dreh- und Angelpunkt der Missionen ist diesmal nicht das Assassinen-Büro, sondern Leonardo da Vincis Werkstatt. Der Meister-Ingenieur stellt allerlei Spezial-Gerät für Euch her, das Ihr nebst austauschbaren Schwertern, Spezial-Klingen und Wurfwaffen einsetzen könnt. Dazu gehört auch die Handschuh-Pistole, die zwar nur jeweils eine Kugel abfeuern kann, aber selbst die stärksten Ritter umhaut. „Die Munition der Waffe wurde bewusst limitiert, um Assassin's Creed 2 nicht in einen Shooter zu verwandeln“, verrät uns Associate Producer Vincent. Ein weiteres außergewöhnliches Hilfsmittel gab es dann in der E3-Demo zu sehen, die uns in den Karneval von Venedig führte.