Assassin's Creed: Brotherhood
Hasch mich, ich bin die Renaissance
Hinweis: Mittlerweile ist das Spiel erschienen. Falls ihr Probleme habt und Hilfe benötigt, schaut doch mal in unsere Komplettlösung zu Assassin's Creed: Brotherhood.
Die schlechte Nachricht vorweg: Die Villa in Montereggioni, die Hobby-Attentäter im zweiten Assassin's Creed nach eigenem Gutdünken von einer leer gefegten Bruchbude zu einer florierenden Bastion aufwerteten, ist Geschichte. Auf den mit motivierendsten Aspekt von Ezios erstem Abenteuer müsst ihr in Brotherhood demnach verzichten. Die gute Nachricht: Ubisoft Montreal hat für Ersatz gesorgt.
"Im Grunde haben wir das gesamte Konzept genommen und es auf Steroide gesetzt", verrät Steven Masters, der Lead Game Designer, als wir auf unserem Lokaltermin in Düsseldorf für einige Stunden selbst Hand an die neuen (H)Ausbau-Aspekte des Titels legen dürfen. Und diese Beschreibung zielt durchaus ins Schwarze. Allerdings finden wir Masters zweite Erklärung besser: Der Spieler bringt als Ezio die Renaissance nach Rom.
Die ewige Stadt, die nach Angaben von Masters aufgrund von antiken Karten rekonstruiert wurde, die in etwa 20 Jahre nach den Ereignissen des Spieles entstanden sind, steht nämlich gefährlich auf der Kippe und könnte eine "Wiedergeburt" gut vertragen. Im Gegensatz zu Florenz und Venedig ist Rom baufällig, runtergekommen und grau. Das liegt natürlich an Ezios Nemesis in Form der Familie Borgia. Sie herrscht mit harter Hand, tyrannisiert das Volk und fährt ganz allgemein den Karren ordentlich vor die sprichwörtliche Wand. Die Leute schlendern trostlos durch die von Bettlern gesäumten Gassen, Läden sind verbarrikadiert und städtische Anlagen liegen in Trümmern.
Zeit für Ezio, Rom aus den Klauen der Borgia zu befreien. Dabei wählt ihr selbst, wie ihr vorgehen wollt: Die Stadt ist in zwölf Bezirke unterteilt. In jedem Bezirk steht ein Borgia-Turm, der den Einflussbereich der despotischen Familie aufrecht erhält. Hier wohnt je ein Hauptmann, mit eigenem Charakter, der euch bei eurer letztendlichen Konfrontation mehr (tapfer) oder weniger (feige) entgegenzusetzen weiß. Erst wenn ihr den Turm erklommen, seine Bewohner erledigt und den Vorposten des Bösen gesprengt habt, könnt ihr euch daran machen, den entsprechenden Bezirk wieder aufzubauen.
Ihr kauft Läden, Schneider, Kunsthändler und rüstet sie auf, setzt Aquädukte und andere Notwendigkeiten wieder in Stand und startet damit einen zauberhaften Wandel. Eine fast unmerkliche Entwicklung setzt ein – kein Wunder angesichts der vergleichsweise kurzen Zeit, die ich mit dem Spiel hatte: Das Straßenbild hellte sich leicht auf, ähnlich wie es in Montereggioni nach dem Wiederaufbau bestimmter Gebäude der Fall war, und die Bevölkerung machte eine kleine, aber feine Veränderung durch.
Je mehr der Spieler seinen Einfluss geltend macht und je weiter er seinen Geldbeutel in einem Bezirk öffnet, desto prachtvoller wird es auch. Masters führt als Beispiele etwa an, dass zunächst die Bettler verschwänden und später Händler, Künstler und sogar Entertainer der Stadt ihren Stempel aufdrücken würden. Später will Ubisoft sogar den Himmel von einem trüben Grau in eitel Sonnenschein verwandeln. Ein optisches Merkmal, das stark an das ambitionierte, aber etwas missglückte Saboteur erinnert – nur eben ohne Nazis.
Selbst neben eurem Auftrag, die Templer aus Rom zu vertreiben und eure Rache an den Borgia zu Ende zu führen, gibt es also erneut genug für euch zu tun. Wer schon im Vorgänger Stunde um Stunde in die Aufbau-Aspekte gesteckt hat, dürfte ein noch bedeutend gewichtigeres Projekt wie dieses durchaus zu schätzen wissen.
Doch nicht nur für das Allgemeinwohl setzt sich Ezio ein. Natürlich haben die Assassinen auch in Rom ein eigenes Hauptquarter, in das bedeutende Kunstwerke der Renaissance und davor wandern, und natürlich kehrt ebenso die Waffenkammer zurück, um die Sammlerfreuden abzurunden. Ubisoft Montreal weiß, dass diese Bereiche von Assassin's Creed II die Reihe um Herz und Substanz bereichert haben und tut gut daran, an ihnen festzuhalten.
Ein weiteres bewährtes Element sind die Romulus-Gruften, die die Assassinen-Gruften aus dem zweiten Teil ersetzen, und auch die Glyphen, die an diversen historischen Sehenswürdigkeiten prangen, sind wieder mit von der Partie. Dieses Mal sind es zehn an der Zahl und das "Die-Wahrheit"-Video, zu dem sich die hinter ihnen versteckten Daten-Schnipseln ergänzen, soll etwas Licht in die Geschichte von "Nummer 16" werfen – dem Assassinen, der vor Desmond in den Abstergo-Räumen sein Leben ließ und dem wir die schönen Graffitis dort zu verdanken haben.
Zurück zu den Türmen: Sie sind direkt mit dem Wachstum eurer Bruderschaft verbunden – immerhin rekrutiert ihr pro gefälltem Borgia-Vorposten einen neuen Assassinen in eure Gefolgschaft; ein Mechanismus, den Benjamin in seiner letzten Vorschau in der gebotenen Ausführlichkeit beschrieb. Im nächsten Sinnesschritt verdient ihr euch dabei neben neuen Management-Aspekten, die nicht nur mit dem Aufrüsten der Stadt, sondern auch eurer Gefolgschaft zu tun haben, zusätzlich an Optionen für euer Vorgehen bei den Attentaten.