Assassin's Creed: Brotherhood
Knietief im Blut der Beta-Tester
Keine drei Meter gegenüber von den sich rege unterhaltenden Schmuggler-Fünflingen nahm ich lässig auf einer Bank Platz und wartete darauf, dass sich der "Klient" verraten würde. Und tatsächlich: Als einer der Renaissance-Doktoren mit ihren Schnabelmasken an der Gruppe vorbeizieht, streckt ihn einer der Brüder mit seiner versteckten Klinge nieder. Ich stehe auf, ziehe meinen geschärften Händler-Zirkel und steche zu. Das Gefühl dieses erarbeiteten Triumphs lässt sich nur schwer in Worte fassen.
Und das, obwohl es per se kein Kampfsystem gibt, das zu beherrschen wäre. Lediglich die für gewöhnlich von mir sehr argwöhnisch betrachtete "Kill-Taste", die eingeblendet wird, sobald ihr nah genug seid. Brotherhoods Multiplayer-Modus ist eben kein Kampfspiel, sondern eines, in dem es um Täuschung, Taktik und den Reiz der Jagd geht. Dennoch hat das Opfer für den Bruchteil einer Sekunde die Chance, die Attacke per Kreis-Taste zu kontern und sich mithilfe einer betäubenden Rauchbombe aus dem Staub zu machen.
Mir ist das bisher erst einmal gelungen. Bei Hunderten Toden in der Beta eine magere Quote und das soll wohl auch so sein, um die Jäger bei einem besonders gelungenen Approach nicht auch noch bibbern zu lassen. Wer früher die Witterung seines Jägers aufnimmt, kann ihm natürlich auch auf gewohnte Hasenfuß-Variante entgehen. Man sprintet daraufhin durch bestimmte, sich schließende Türen oder zweckentfremdet Lastenaufzüge aufs Dach, um genug Meter zwischen sich und seinem Häscher zu bringen. In einem Busch, Heuhaufen oder einer Menschenmenge wird man anschließend wieder anonym.
Interessant ist auch die Punkteverteilung, nach der man seinen Zähler für überlegtes und unentdecktes Vorgehen locker in stabile vierstellige Bereiche gelangt. Hier werden Sorgfalt, Geduld und Levelkenntnis angenehm gefördert, nicht aber unabdinglich gefordert. Es gibt in der Beta aber immer noch genügend Spieler, die wie von der Tarantel gestochen über die Dächer huschen und sich damit für alle ersichtlich zum Ziel machen.
Wer diese Typen zum Ziel hat und sich nicht selbst verraten will, hat bisher noch ein kleines Problem, wird hier doch nicht selten eine Kettenreaktion aus entdecken und entdeckt werden in Gang gesetzt, die nicht viel mit dem heimlichtuerisch-spannenden Kern der Spielmechanik zu tun hat. Aber vielleicht arbeitet Ubisoft hier noch etwas an der Balance, etwa indem es diesen Spielern gleich mehrere Attentäter auf den Hals schickt. Auch die Perks, die man durch die Levelaufstiege verdient, dürften solchen Spielern in der Zukunft etwas entgegenwirken. Neben Fernkampfwaffen sind hier auch Gift und Verkleidungen im Angebot.
In der Beta konnte ich bislang zwei Maps anspielen: Ein offenes Areal in Rom mit reichlich Vertikalität und abwechselnden Plätzen und Gassen sowie das Castel Gandolfo. Hier geht es vornehmlich im verschachtelten Innenbereich eines Anwesens zur Sache. Doch auch einen Hof mit Balustraden und Balkonen gibt es. Eine dritte Map, Siena, soll im Laufe der Beta von der Community freigeschaltet werden und konnte von mir noch nicht angespielt werden. Gleiches gilt für den zweiten, teambasierten Modus namens Allianz, in dem sich drei Zweierteams auf die Schliche kommen, bis nur noch eines am Leben ist.
Viel mehr muss ich aber auch gar nicht wissen oder gespielt haben, um euch zu sagen, dass die Begriffe Assassin's Creed und Mehrspieler-Vergnügen durchaus kompetent und interessant Hand in Hand gehen können. Einzig und allein die Abwechslung steht noch zur Diskussion. Neue Taktiken entwickeln kann man zwar, zumindest in Wanted läuft es aber doch stets auf das Gleiche Wechselspiel aus verstecken, jagen, verstecken hinaus.
Das gelingt Brotherhood aber immerhin ziemlich gut. In seinen besten Momenten vermittelt der Titel eine spezielle Form von Mehrspieler-Intensität, wie sie einem nur wenige Exoten-Modi bisher zu bieten im Stande waren. Man denke da nur an den Counter-Operative-Modus aus Perfect Dark oder Agenten vs. Söldner aus dem zweiten Splinter Cell. Hm... noch so ein Spiel, bei dem ich froh sein kann, damals nicht auf einer Präsentation gewesen zu sein...
Assassin's Creed Brotherhood erscheint am 18. November für Xbox 360 und PS3, im 1. Quartal 2011 folgt die PC-Version.