Assassin’s Creed 3: Die Tyrannei von König George Washington - Der Verrat – Test
Flügel helfen gegen die undankbare Mitte der Trilogie
Runde Zwei im Kampf gegen einen machtgierigen, grausamen König Washington. Und sofern ihr nicht wisst, was in Teil eins der Download-Trilogie zu Assassin's Creed 3 passierte, solltet ihr hier erst mal nachlesen, denn es wird direkt daran angeknüpft.
Mehr oder weniger, ihr könnt den zweiten DLC auch getrennt und erneut für 10 Euro kaufen - sofern ihr keinen Season-Pass und damit eh das ganze Paket habt. Nach einer kurzen Einleitung, was zuvor passierte und einem recht unspektakulären Gefängnisausbruch erhaltet ihr nun die zweite der drei indianischen Superkräfte. Ihr könnt nun fliegen. Nicht frei, sondern indem ihr erst die Adler-Kraft anwählt. Dann wird euch jede erreichbare Kante, die ihr anseht, markiert und ein Knopfdruck befördert euch elegant dorthin. Etwa 50 Meter Reichweite habt ihr und könnt es nutzen, um schnell durch die Stadt zu kommen, eure Feinde abzuhängen oder euch im Kampf in eine bessere Position zu bringen.
Diese zweite Kraft ergänzt die Wolfs-Powers des ersten Teils, die ihr nach wie vor zur Verfügung habt. In Kombination habt ihr nun ein wirklich mächtiges Set an Fähigkeiten, mit denen auch große Gegnerhorden kein Problem sind. Die Stealth-Angriffe in der Wolfstarnung eröffnen die Runde zusammen mit dem Dreierpack der rufbaren Killer-Wölfe. Fliegt dann auf einen Sims, um etwas zu regenerieren und ein paar Pfeile abzufeuern. Dann wechselt ihr wieder ein paar Mal schnell die Position und erledigt gut positioniert, was vom Feinde übrig blieb. Noch nie hattet ihr in Assassin's Creed so viel Macht.
Die werdet ihr auch brauchen, denn Boston, wo diese Runde sich komplett entfaltet, ist eine besetzte Stadt und Wachen patrouillieren durch jede Straße. Die Dichte ist viel höher, im Gegenzug gehören euch jedoch weitestgehend die Dächer, sodass ihr mit der Adler-Kraft recht einfach herumkommt. Das ist wichtig, um ein paar der neuen, eher unspektakulären Nebenaufgaben zu lösen - hungernden Bürgern zu helfen heißt, ihnen etwas abzukaufen, große Taten wahrlich - aber auch um schnell einer Entdeckung aus dem Weg zu gehen.
Der eigentliche Plot hat dabei seine Höhen und Tiefen, kommt letztlich aber nicht dagegen an, dass es die Mitte einer Trilogie ist. Zwischen dem starken Anfang - Traumsequenz inklusive - und Ende plätschert es ganz schön. Letztlich ist Boston nur eine Zwischenstation auf dem Weg zu König Washington. Um das Ganze positiv zu sehen: Auf diese Weise habt ihr Zeit, mit euren neuen Fertigkeiten in Boston herumzumarodieren, was für ein Weilchen zwar eher sinnfreien, aber unschuldigen Spaß bringt. Einfach als Wolfman die Straßen unsicher zu machen, hat gerade nachts eine Menge Charme.
Neben den Phasen inhaltlichen Leerlaufs gibt es leider auch ein paar Abschnitte, die wieder alle Schwächen von Assassin's Creed praktisch gewollt hervorzerren. Eine Kneipenschlägerei verdeutlicht, wie banal der waffenlose Kampf abläuft. Der Kampf zum Showdown hin torpediert eure neuen Fähigkeiten, weil ihr nie zu weit von einem bestimmten Bereich entfernt sein dürft. Immer noch machen die neuen Fertigkeiten einige Abschnitte fast zu einfach. Ohne sie wäre es eine fast unlösbare Aufgabe, eine Leiche ungesehen durch streng bewachte Straßen zu tragen. Wolf und Adler jedoch ermöglichen dies nicht nur, sie verwandeln es trotz eines Zeitlimits zu einem reinen Sonntagsausflug.
Das sind zwar keine unwesentlichen Mängel, aber trotzdem bleibt auch die zweite Runde im Kampf gegen König Washington in seinen guten und derer zum Glück zahlreichen Momenten ein weit spannenderes Assassin's Creed als das Meiste, was die Serie sonst in den letzten Jahren zu bieten hatte. Dadurch, dass ja alles nur ein Traum zu sein scheint, warf man zumindest ein paar Fesseln ab, bietet eine gute Show und ein paar mitunter vielleicht ein wenig zu mächtige, aber sehr unterhaltsame Mechaniken. Die Geschichte ist nach ein paar Flauten zum Ende jedenfalls auf Kurs zu einem großen Finale. Hoffentlich. Wäre sonst wirklich schade um all das hier.