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Assassin's Creed: Liberation HD - Test

Gelungene Portierung ohne Multiplayer, aber wer braucht den schon?

Eine gelungene, kleine Geschichte am Rande mit einer starken weiblichen Hauptrolle. Technisch leider nicht ganz auf der Höhe.

Ich wollte Assassin's Creed 3: Liberation damals auf der Vita wirklich mögen. Und ich mochte es, jedenfalls bis zu dem Zeitpunkt kurz vor Schluss, als ein Savegame-Bug zuschlug und ich nicht mehr weiterspielen konnte. Der wurde zwar später per Patch behoben, mein Spielstand wurde dabei jedoch leider nicht repariert. Also 15 Stunden für die Katz. Und seitdem verspürte ich auch nicht mehr wirklich die Lust, das Ganze nochmals auf der Vita in Angriff zu nehmen.

Aber die HD-Version des Spiels - Liberation HD genannt - ist nun ein guter Zeitpunkt, doch noch mal einen Anlauf zu wagen. Ubisoft hat das Spiel für die Veröffentlichung auf PC, 360 und PS3 natürlich etwas aufpoliert, insbesondere in puncto Grafik.

Schick, aber nicht todschick

Bleiben wir also gleich bei der Technik. Wenn ihr die Vita-Version gespielt habt, werdet ihr dem Titel sofort anmerken, in welchen Bereichen er verbessert wurde. Die Charaktermodelle sehen deutlich besser und detaillierter aus, was auch für die Landschaften und alles andere in der Spielwelt gilt. Und doch solltet ihr euch im Klaren sein, dass es sich hierbei um die Portierung eines Handheld-Spiels handelt. Soll heißen: Die Qualität, die man vielleicht von den Konsolen-Teilen der Reihe gewohnt ist, zuletzt etwa Black Flag, wird mit Liberation HD nicht erreicht. Bei einer Download-Größe von unter 2 GB war das aber auch nicht unbedingt zu erwarten.

Nichtsdestotrotz stellt das Ganze gegenüber der Vita-Fassung ein deutlich spürbares visuelles Upgrade dar, das dem Spiel gut zu Gesicht steht. Das gilt zum Beispiel auch für den Bayou, eine Region, die auf der Vita durch ihre grau-braune Eintönigkeit im Zusammenspiel mit dem fast schon N64-artigen Nebel eher für Langeweile und Tristesse sorgte. In der HD-Version wirkt das alles nun viel freundlicher. Es gibt mehr Farben, mehr Grün, die Sichtweite ist höher, alles erweckt einen etwas einladenderen Eindruck. Abseits davon hat Ubisoft für den Re-Release auch Musik und Sprachausgabe überarbeitet. Beides klingt nun besser als auf der Vita. Aber das ist eigentlich auch das Mindeste, was man erwarten kann.

Sieht gleich viel einladender aus.

Frauenpower

Liberation HD gelingt nach wie vor, zu zeigen, dass auch eine Frau als Assassine die Hauptrolle gut ausfüllt. Ich warte ja immer noch darauf, dass Ubisoft in einem der Konsolenspiele mal auf einen weiblichen Hauptcharakter setzt. Zugleich verfügt das Spiel über Mechaniken, die eben genau darauf ausgerichtet sind. Ihr könnt beispielsweise in Umkleidekammern, die ihr in der Stadt nach und nach kauft, die Kleidung wechseln - Assassine, Dame, Sklavin -, was in manchen Missionen auch zwingend nötig ist.

Leider habt ihr oftmals aber nicht die Freiheit, eine eigene Vorgehensweise zu wählen - leise als Dame oder aggressiv als Assassine zum Beispiel -, sondern seid an die Vorgaben gebunden, die euch das Spiel hier auferlegt. Die Kostüme haben zudem gewisse Einschränkungen. Im Assassinen-Outfit erweckt ihr etwa ständig Aufmerksamkeit, während ihr als Dame unauffällig agiert, aber wiederum nicht klettern könnt. Das Sklaven-Outfit ist mehr oder weniger eine Mischung aus beidem. Ihr seid nicht sofort auffällig und könnt klettern, dafür steigt euer Bekanntheitsgrad schneller und ihr könnt eure Pistole nicht nutzen.

Alles in allem kann ich hier aber nur das wiederholen, was ich schon zur Vita-Version gesagt habe. Es sind grundsätzlich nette Ansätze, die sich Ubisoft hier für Liberation ausgedacht hat, nur hätte man sie noch ein Stück weit konsequenter umsetzen können.

"Es sind grundsätzlich nette Ansätze, die sich Ubisoft hier für Liberation ausgedacht hat, nur hätte man sie noch ein Stück weit konsequenter umsetzen können."

Als Dame agiert Aveline eher leise und unbemerkt.

Kurz und knapp

In seiner Gesamtheit spielt ihr Liberation HD zwar nach klassischem Assassin's-Creed-Muster, jedoch ist das Spiel wohl aufgrund seiner Handheld-Natur etwas direkter gehalten. Ihr habt insgesamt weniger Freiheiten, die Schauplätze sind zwar ausufernd, aber auch nicht ganz so groß wie auf den Konsolen und es gibt weniger zu entdecken. Alles ist etwas geradliniger gestaltet, dementsprechend kann das Spiel mit seinen großen Brüdern in puncto Spielzeit - mit Black Flag verbrachte ich zuletzt knapp 50 Stunden - nicht gänzlich mithalten. Gut 15 bis 20 Stunden könnt ihr aber locker aus Liberation rauskitzeln.

Weiterhin hat sich Ubisoft bemüht, der Hintergrundgeschichte in der HD-Version etwas mehr Klarheit zu verschaffen, was den Machern aber nur bedingt gelungen ist. In den Ladebildschirmen gibt es nun etwa kleine Texte mit Erklärungen und es wurden eine Reihe weiterer Missionen hinzugefügt, die ein wenig bei den zeitlichen Sprüngen in der Story helfen sollen. Zwischen Sequenzen vergehen nämlich schon mal ein paar Jahre, sogar zwischen einzelnen Missionen hat man mitunter das Gefühl, etwas zu verpassen. Trotz dieser kleinen Verbesserungen wirkt die Handlung aber nach wie vor nicht ganz so gut durchdacht, wie sie es hätte sein können. Es ist jedoch kein dramatisches Problem, das das Spielerlebnis ruiniert. Zusätzlich habt ihr die Möglichkeit, euch noch in die Animus-Datenbank und -Charakterprofile zu vertiefen, um mehr zu erfahren.

"Gestrichen wurde bei der HD-Version von Assassin's Creed: Liberation übrigens der in der Vita-Fassung noch enthaltene Multiplayer-Modus."

Gut zur Wehr setzen kann sie sich aber auch.

Gestrichen wurde bei der HD-Version von Assassin's Creed: Liberation übrigens der in der Vita-Fassung noch enthaltene Multiplayer-Modus. Nicht, dass ich darüber großartig traurig wäre oder ihn in irgendeiner Weise vermissen würde, aber falls ihr tatsächlich zu denjenigen gehört, die ein AC auch wegen dem Multiplayer spielen, will ich euch diese Information natürlich keineswegs vorenthalten.

Alles in allem ist Liberation HD also ein reines Singleplayer-Vergnügen und eine gelungene Portierung der Vita-Version, die zwar optisch nicht an die Hauptteile der Reihe heranreicht, aber dennoch spürbar verbessert wurde und in Sachen Spielbarkeit den anderen Teilen in nichts nachsteht. Und auch wenn Liberation abgesehen von einigen Spielelementen eher den bekannten Serientraditionen und dem gewohnten Gameplay folgt, lohnt es sich doch als Fan, einen Blick nach New Orleans zu werfen, sofern ihr den Titel bislang mangels Vita nicht spielen konntet. Mich persönlich hat die HD-Version nach den Savegame-Ärgernissen auf der Vita jedenfalls wieder versöhnt. Jetzt wird es Zeit, dass Ubisoft auch mal in einem der großen Konsolen-Titel auf einen weiblichen Hauptcharakter setzt. Dass das funktioniert, beweist Aveline wirklich gut. Ihr seid am Zug, liebe Entwickler ...

7 / 10

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