Assassin's Creed Mirage: Wie viel Nostalgie habt ihr für "altes Assassin's Creed"?
Und wie mir AC: Syndicate die Antwort gab.
Da ist also Assassin’s Creed Mirage. Das Spiel für Leute, die sich nach einem Assassin’s Creed nach altem Strickmuster zurücksehnen. Eines, das sich auf den Dächern dicht bebauter Städte am wohlsten fühlt. Eines, das die Jagd nach Zielen, die es auszuschalten gilt, in den Vordergrund rückt und sich noch an den Begriff “Social Stealth” erinnern kann, den Ubisoft einst Marketing-wirksam erfand.
Aber wie viele dieser Leute gibt es heute noch? Valhalla, Odyssey und Origins wirkten wie ein Befreiungsschlag von einer schal gewordenen Formel, in den sich viele Fans mit Schwung hineingelehnt haben. Allem Anschein nach hat Ubisoft große Lust, es herauszufinden. Bei Ubisoft Bordeaux und 11 ihm zuarbeitenden Studios werkeln insgesamt fast 500 Leute an einem Assassin’s Creed im mittleren Preissegment, das in seinem Fokus und Szenario an den ersten Teil erinnert, der mittlerweile über 15 Jahre her ist.
Was es bedeutet, ein Assassine zu sein, das ist der leitende Gedanke, wenn man sich als Basim, bekannt aus Assassin’s Creed Valhalla, im Bagdad des 9. Jahrhunderts auf der Jagd nach Zielen unter die Leute mischt. Ihr geht automatisch in der Menge unter, sobald ihr euch in eine Traube Menschen bewegt und sucht den kürzesten Weg eine Wand hinauf, um Verfolger abzuhängen und den Blicken anderer zu entgehen. Denn das Hochschauen erfanden erst die Franzosen im 30-Jährigen Krieg, viele Hundert Jahre später.
Ubisoft demonstrierte vertrautes Klettern, Auskundschaften und Kämpfen, eine Pinnwand, an der man sich seinen Auftrag aussuchen konnte und zeigte dann eine Mission, bei der Basim zunächst das Zielgebiet mit seinem Adler Enkidu ausspionieren wollte. Mir gefiel der Twist sehr gut, dass man sich in dieser Mission nicht auf den fliegenden Verbündeten verlassen konnte, weil Schützen auf dem Dach offensichtlich schlecht auf Geflügel zu sprechen sind. So ist dezentes Umdenken gefordert.
In der Folge sah man dann zwar nichts, was man nicht schon vielfach in vielen der anderen alten und neuen Assassin’s Creeds gemacht hätte. Die alten Abläufe mit einer Handvoll neuer Tricks und vor allem – so hoffe ich jedenfalls – neuer Steuerungsleichtigkeit neu zu erlernen, könnte aber tatsächlich ganz reizvoll sein. Nicht alles hat mir jedoch wahnsinnig gut gefallen: Die Szene, in der Basim eine Reihe an Gegnern markiert, um sie dann in einer Kill-Sequenz auszuschalten, wirkte mir doch sehr automatisiert. Wie eine Krücke, weil das Spiel an sich derart fließende Manöver eigentlich nicht ermöglicht.
Ein anderer Ausschnitt zeigte Basim auf der Flucht ein Gerüst einreißen, da es sich aber um eine Zwischensequenz handelte, bin ich mir nicht sicher, ob solche Momente auch Teil des restlichen Gameplays sein werden. Ubisoft verspricht aber “ein herausforderndes und sich belohnend anfühlendes Stealth-Erlebnis” mit einer gewitzten KI. Das Klettern per Parkour soll einfach zu lernen sein, aber auch Raum geben, es zu einer gewissen Meisterschaft zu bringen. Schaut man sich die Kämpfe in den neuen Gameplay-Szenen so an, scheint es zudem, als hätte Assassin’s Creed wieder eine größere Lust daran, nach parierten Angriffen kurzen Prozess mit dem Feind zu machen – ein Feature, das ich seit alten AC-Tagen tatsächlich irgendwie vermisse.
Damit wären wir wieder bei der Frage vom Anfang: Nach der Pressevorführung letzte Woche war ich wirklich ratlos, ob irgendwer nach einem AC alter Machart gefragt hat. Ohne das hier angespielt zu haben, bin ich jedoch nicht mal sicher, ob das die richtige Frage ist, oder ob es überhaupt fair ist, sie an Mirage zu richten. Ein Hands-on dürfte hier wahrhaft augenöffnend wirken. Ein Abend mit Assassin’s Creed Syndicate zur Auffrischung, das ich vor acht Jahren weitestgehend ignoriert hatte, ergab aber, dass hier sehr wohl noch Leben drinsteckt. Ich habe deutlich länger gespielt, als ich eigentlich vorhatte und herausgefunden: Ein Assassinen-Spiel, das weniger von seiner Weite zur Erkundung getrieben wirkt, als vom Erreichen konkreter Ziele auf enger definiertem Raum (Bagdad soll in etwa so groß wie Paris aus AC: Unity sein), scheint mir aktuell als Gegenmittel zur allmählich einsetzenden Reisemüdigkeit der gigantischen neuen Assassin’s Creeds recht reizvoll. Auf seine Art befriedigend.
Kurzum: So etwas kann man schon gut machen. Es sei denn, sie machen nur das Nötigste und wir erinnern uns nach einer Handvoll Missionen wieder kollektiv daran, warum die versammelte Gaming-Community 2015 die Nase voll von Assassinen hatte. Die Schwelle, es herauszufinden, wird nicht allzu hoch sein, denn in der Basisversion kostet Assassin’s Creed Mirage 50 Euro, wenn es auf Current Gen, Last Gen sowie dem PC am 12. Oktober 2023 erscheint.