Assassin's Creed: Origins auf der E3 2017: Sieht so die "Revolution" aus?
Der erste Eindruck zeigt ein sehr bekannt wirkendes Action-Adventure.
So sieht es also aus, wenn sich Ubisoft hinsetzt und seiner wichtigsten Marke der vergangenen Generation eine Ruhepause und gut vier Jahre Entwicklungszeit für den nächsten Serieneintrag gönnt. Yves Guillemot sprach schon vor einer Weile von einer "Revolution der Reihe" und die entspannte Einstellung, dass dieses Spiel alle Zeit der Welt bekommt, sich gerne auch über 2017 gesundschlafen darf, ließ Großes erhoffen für die Zukunft einer prägendsten, zuletzt aber überaltert wirkenden Spielereihen.
Doch wie das mit dem Kontrast zwischen Außen- und Eigenwahrnehmung häufig so ist, wirkte das, was Ubisoft auf der Microsoft-Pressekonferenz am gestrigen Sonntagabend zeigte, erstaunlich auf Nummer sicher. Es ist nach knappen sechs Minuten Gameplay sicher zu früh, aber die doch sehr vertraute DNS der Reihe blitzte in jeder Bewegung und im allgemeinen Ablauf der gezeigten Assassinationen für meinen Geschmack noch ein wenig zu stark durch.
Es war alles ein wenig zu transparent, zu "kenn ich!", zu automatisch. Die Art, wie der Charakter sich in eigens dafür platziertes Stealth-Gras duckt, wie man die Y-Form erklimmbarer Bäume, Kistenstapel und Handgriffe zum Klettern kaum übersehen kann, wie die Bevölkerungsautomaten ein wenig roboterhaft ihre Kreise ziehen - das Gefühl, man wüsste genau, wie das hier ablaufen wird, wurde der opulent inszenierte Spielausschnitt nicht los, obwohl man RPG-artig Crafting-Zutaten und bessere Waffen aufklauben darf.
Selbst der neue, frei steuerbare Adler - an und für sich ein tolles Werkzeug, sich ohne zähes Auf-die-Lauer-legen eine Übersicht über die Situation zu verschaffen - vermag nicht mehr so recht zu locken. Aus derartigen mal mehr, mal weniger buchstäblichen Vogelperspektiven hat man bereits in Far Cry: Primal, Watch Dogs 2 und Ghost Recon: Wildlands zu genüge Feinde markiert.
Riesenschlange am Schluss.Auf der anderen Seite: Das Szenario und die Periode sind in jedem Fall ein echter Knüller, alleine für den virtuellen Tourismus werde ich wohl wieder einen Abstecher hierher wagen. Technisch sah das alles sehr poliert aus (auch wenn Biowares Anthem in Sachen grafischer Open-World-Brillanz ihm die Schau stahl) und wie sich das hier zwischen den Missionen in Struktur und Vorankommen gestaltet, ist das große, wichtige Fragezeichen. Es war zudem recht spannend, dass der Hauptcharakter Bayek anscheinend stellenweise das Spielgeschehen in Echtzeit kommentiert. Der Spieler legt in einer Szene mit dem Bogen auf Gegner an, schießt dann aber doch nicht. "Zu gefährlich, ich gehe lieber vorbei" - es sei denn, diese Art Flair wurde nachträglich über das Spielgeschehen gelegt, was schade wäre.
Und dann ist da noch das, was ein Video nie vermitteln kann: Wie sich dieser neue, eigentlich aber erste aller Assassinen anfühlt, wird entscheidend darüber mitbestimmen, wie wir diesen Herbst über Assassin's Creed: Origins denken. Sehr gut möglich, dass die lange Zeit, in der hieran gearbeitet wurde, auch und vor allem in das Entschlacken der zuletzt überladenen und träge wirkenden Steuerung geflossen ist. Steuert sich Bayek endlich so flink und behände, wie man sich einen Assassinen vorstellt, wäre das die halbe Miete.
Ist die Frage, ob das reicht, nach all der Wartezeit und den großen Worten? Ich habe diese Pause dringend gebraucht, wollte der Serie aber trotzdem nie so recht ade sagen und verspürte zuletzt sogar einiges an Vorfreude und Neugierde im Anlauf auf diese Enthüllung. Denn es stimmt, wenn Guillemot sagt, die Serie besäße fantastisches Potenzial. Ich freue mich auf heute Abend, wenn Ubisoft auf seiner Pressekonferenz hoffentlich mehr aus dem Spiel zeigt, das mich diese Vorfreude konservieren lässt. Für den Moment hat die nämlich - ob ich will oder nicht - einen kleinen Dämpfer erhalten.
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