Assassin's Creed: The Rebel Collection - Test: Zwei der besten Serienteile endlich auf der Switch
Hisst die Piratenflagge und lasst uns plündern!
Assassin's Creed 4: Black Flag stellt für mich nach wie vor den bisherigen Höhepunkt der Reihe dar. Zugeben, weder Origins noch Odyssey habe ich bis dato gespielt, daher vermag ich über diese kein Urteil zu fällen. Beim erneuten Reinspielen in das Piratenabenteuer, das es jetzt für die Switch gibt, hat es mich direkt aufs Neue gepackt. Ich liebte es, damals mit dem Schiff übers Meer zu fahren, die Häfen anzusteuern, Schiffe zur versenken und zu plündern und hier und da der Crew beim Trällern eines Seemannsliedchens zuzuhören. Und tue es weiterhin.
Mit Edward Kenway das Ruder zu übernehmen, ist immer eine Freude und wird nie alt. Mit ihm absolviert ihr eine umfangreiche Kampagne und massenhaft andere Aktivitäten in der Karibik, die euch eine ganze Weile bei Laune halten. Edward ist zugleich einer der besten Hauptcharaktere, die die Serie bis dato hervorbrachte. Unterhaltsam, charismatisch, ein echter Pirat. Allein die Seekämpfe sind so wunderbar wie vor einigen Jahren, als ich es erstmals auf der Xbox spielte. Vor allem, wenn ihr es mit den legendären Schiffen aufnehmt - wahrhaft furchterregende Feinde!
Der Parkour-Aspekt an Land und auf Schiffen fällt ab und an ein wenig fummelig aus, das hat sich bei der Portierung auf die Switch nicht geändert. In einzelnen Situationen ist es nervig, zum Beispiel, wenn Edward einfach nicht das tut, was ihr mit ihm vorhattet, oder sich in Stealth-Missionen unfreiwillig zu erkennen gibt. Passiert und ist vereinzelt ärgerlich, aber kein Drama.
De facto eignet sich Black Flag vorzüglich, um es unterwegs zu spielen. Zum einen habt ihr die riesige Spielwelt, in der ihr zwischendurch eine halbe Stunde im Zug oder im Bus ein wenig die Inseln abgrast. Oder eine Mission spielt, die häufiger kurz als ausufernd lang ausfallen. Perfekt für Abenteuer in kleinen Dosen, aber natürlich ebenso in längeren Sessions, ganz wie ihr möchtet. Und dann heißt es einmal mehr: "What will we do with a drunken sailor? What will we do with a drunken sailor? What will we do with a drunken sailor? Early in the morning!", während ihr dem Sonnenuntergang entgegen segelt und euch den Duft und die steife Brise des Meeres vorstellt. Abenteuerurlaub auf einem echten Piratenschiff, das wäre noch eine Marktlücke ...
Und wenn ihr Black Flag durchgespielt habt, warten da zum einen noch zwei DLCs auf euch. Und zum anderen Black Flag 1.5 aka Rogue, das damals zeitgleich mit Unity erschien. Während Unity die neuen Konsolen bediente, machte es sich Rogue auf den Last-Gen-Konsolen bequem und war zugleich das bessere der beiden Spiele. Es nimmt das, was Black Flag so großartig machte, und gibt euch mehr davon! Prima, passt. Ist zwar nicht mehr die Karibik, aber der Nordatlantik ist ebenso okay.
Hier geht es um Shay Patrick Cormac, mit dem ihr in einem insgesamt ein wenig kürzeren Abenteuer eine andere Seite des AC-Universums kennenlernt. Mit ihm kehrt ihr nämlich den Assassinen den Rücken. Zu viel möchte ich indes nicht verraten, falls ihr Rogue bis jetzt nicht gespielt habt.
Ubisoft ist zugute zu halten, dass Assassin's Creed 3 Remastered für Switch in diesem Jahr anscheinend einen Eindruck hinterließ. Zu Anfang vor allem bei den Spielern, weil es einige (Performance-)Probleme gab, die das Unternehmen mit der Zeit behob. Und Ubisoft dazu brachten, es bei der Rebel Collection besser zu machen. Mit Erfolg, denn Black Flag läuft nicht nur weitestgehend einwandfrei, es sieht dabei nach wie vor schön aus. Im Handheld-Modus läuft das Spiel in 720p, im Dock in 1080p, die Framerate verhält sich überwiegend stabil und macht keine großen Anstalten, in den Keller zu gehen. Natürlich gibt es Unterschiede zu PS4, Xbox One und PC, wenngleich die auf einem großen Bildschirm mehr ins Auge fallen als unterwegs. Mit ein paar grafischen Abstrichen ist es Black Flag, wie ihr es kennt.
Aufgrund seiner Last-Gen-Wurzeln sieht das Remaster von Rogue optisch nicht ganz so gut und detailliert aus wie Black Flag, ist aber auf jeden Fall ansehnlich. Beim mobilen Spielen bleibt die Framerate gleichermaßen stabil und auch hier zeigen sich im Dock die grafischen Abstriche deutlicher, die Ubisoft vornahm, um es auf die Switch zu bringen. Zugleich hat die Framerate dort ein wenig mehr zu kämpfen als im Handheld-Modus, problematisch oder unspielbar wird's nie.
Ein wenig verwirrt hat mich die Tatsache, dass ich nach dem Download der Collection zuerst gezwungen war, die deutsche Sprachausgabe extra als kostenlosen DLC noch herunterzuladen - andere sind obendrein verfügbar. Zuvor wunderte ich mich, dass die Protagonisten kein Wort sprachen, dachte hier zuerst an einen Bug. Nachdem weder Neustart noch andere Dinge halfen, brachte ein Blick in den eShop die Erkenntnis. Wenn es euch ähnlich ergeht, guckt dort nach.
Summa summarum lässt sich sagen, dass Ubisoft sich bei der Portierung beider Spiele auf die Switch sichtlich Mühe gegeben hat. Sie laufen überwiegend prima, sie sehen gut aus und vor allem sind sie intakt und komplett (DLCs inklusive). Es sind Black Flag und Rogue, wie ihr sie kennt, ohne große Einschnitte. Wer diese Spiele jetzt auf der Switch spielt, verpasst außer mehr grafischen Feinheiten auf stärkeren Plattformen nichts. Und wenn ihr Black Flag ausgelassen gespielt habt und gleichzeitig Piraten nicht abgeneigt seid: Spielt dieses Spiel. Große Kenntnisse der Reihe sind ebenso wenig erforderlich, genießt einfach den Ausflug in die virtuelle Karibik und seid für eine Weile Pirat und Assassine! Und wenn ihr daran Freude findet - und glaubt mir, das werdet ihr! -, verspürt ihr die anschließend bei Rogue ebenso.
Entwickler/Publisher: Ubisoft - Erscheint für: Switch - Preis: zirka 50 Euro - Erscheint am: erhältlich - Getestete Version: Switch - Sprache: Deutsch, Englisch und andere - Mikrotransaktionen: nein