Asterigos: Curse of the Stars erinnert mich auf die beste Art an eine einfachere, unschuldigere Videospiel-Ära
Die Rückkehr des Double-A-Spiels ist komplett.
Das ist jetzt sicher die wahnsinnig subjektive Sicht eines Mittvierzigers mit turbulenter Gaming-Laufbahn, aber ein paar Worte über Asterigos würde ich schon noch gerne verlieren: Mit diesem Action-RPB aus Taiwan ist nämlich endgültig der Punkt erreicht, an dem ich mich wieder in die wundervolle PS2-Ära zurückversetzt fühle. Eine Zeit, in der das nächste Lieblingsspiel ein unter mittelmäßigem Budget entstandener Zelda- oder Mario-Klon sein konnte, oder ein Third-Person-Shooter, von dem man nichts weiter kannte, als viel zu oft angeschaute, kleine Screenshots in der Randspalte eines abgegriffenen Print-Magazins.
Spiele wie Sphinx and the Cursed Mummy oder Psi-Ops: The Mindgate Conspiracy. Also das, was gemeinhin als AA-Ware bekannt war und oft den Vorteil hatte, dass man frisch und unvoreingenommen ins Erlebnis gehen konnte, weil sie unbekannte Größen waren. Oft hatte man das Gefühl, die Fachpresse war von diesen Games genauso überrascht wie man selbst. Mit dem Aufstieg der Indies – und den immer potenteren Entwickler-Tools, auf die sie setzen können – sprießt diese Sorte unvermittelter Geheimtipps von Klein-Teams mit gefälligem, aufwendig-modernem Anstrich jetzt wieder reichlich aus dem Boden. Kena war zuletzt eins von der Sorte und Asterigos passt nun sogar noch ein wenig besser in diese gefühlte Kategorie.
Denn – und das sollte man nicht vergessen – Spiele wie die oben erwähnten zeichnete immer auch aus, dass ihre grundsätzlichen Bausteine in gewisser Weise derivativ waren und es hier und da an der Politur der Großen mangelte. Irgendein Problem gab es eigentlich immer, sei es ein unsicheres Pacing, eine wankelmütige Art-Direction oder andere spielerische Schwächen machten sich hier und da bemerkbar, waren aber zu verschmerzen. Denn in erster Linie taten sie sich dadurch hervor, dass sie fast so gut waren, wie die Vorlage, deren Erfolg sie zu imitieren suchten. Oder eben heute: Gut genug, um mal eine erholsame Pause von dem Original zu machen. Wie ein guter Remix eures Lieblingssongs.
Sicher, damals war diese Hingabe oft auch aus der Not geboren, sich nur eine der Konsolen leisten zu können. Und wenn das nun mal keine von Nintendo war, musste man auf Link oder die Klempner verzichten. Ein Halo war als PS2-User genauso wenig in Sicht, wie ein wirklich hochklassiger Plattformer, wenn man eine Xbox besaß oder coole Rollenspiele, wenn man nicht zum PC gegriffen hatte. Auch ich lernte also Spiele wie Kya, Drakan oder Summoner 2 lieben – und Asterigos knüpft an diese Tradition nahtlos an.
Sicher, optisch ist das bisweilen arg nah an diversen anderen Titeln. Heldin Hilda gemahnt ein wenig zu sehr an Fenyx aus dem unterschätzten Immortals: Fenyx Rising, das Welten-Design mixt ebenfalls Fenyx-Zuckerwatte mit From-Soft-Verfall zu einer Mischung, die irgendwo zwischen Stilisierung und erwachsenem Action-RPG nicht immer per se interessant aussieht. Im weiteren Verlauf wird Asterigos zudem es ein wenig eintöniger als es sein müsste. Aber es beherrscht seine Souls-Light-Basics – wohlgemerkt nicht “Soulslite” – ausgezeichnet, befriedigt mit einem knackigen, aber nicht frustrierenden Anforderungsprofil und motivierendem Aufbau, während man die Geheimnisse einer verfluchten Stadt aufzudecken versucht und Hilda immer weiter spezialisiert.
Brot und Butter sind die Kämpfe, die schneller sind als in den meisten Titeln und vergebender, was eure Ausdauer angeht. Die Stamina-Leiste leert sich bei Standardattacken nicht, sondern nur, wenn ihr blockt, ausweicht oder Spezialangriffe zündet. Die Taktiken für einzelne Gegner unterscheiden sich jetzt nicht wahnsinnig stark, aber ein Buttonmasher ist es bei Weitem nicht. Ich warf mich gern in jedes einzelne Gefecht und freute mich über das schöne Treffer-Feedback, das viel Kraft und Energie vermittelt.
Asterigos: Curse of the Stars ist die Definition eines soliden Ausweichtitels, ein relaxtes Feierabend-Souls und als Spiel, das man von nirgends so richtig kommen sah, eine frische Brise in meiner abseits von kleiner angelegten, smarten Indies vorhersehbar-muffigen Games-Bibliothek. Dieses Spiel ist seine 35 Euro so schon wert. Und wenn man sich – wie ich – in die goldene PS2-Ära zurückversetzen lassen möchte, von einem modernen Titel noch dazu, wirken sie geradezu wie geschenkt. Insofern: Danke, Acme Gamestudio, für diese Erinnerung an eine einfachere, unschuldigere Zeit!
Entwickler: Acme Gamestudio - Publisher: tinyBuild - Plattformen: PC, PS4, PS5, Xbox One, Xbox Series - Release: erhältlich - Genre: Action-RPG - Preis (UVP): ca. 35€