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Asus ROG Harpe Extreme zeigt sich im Test als der Bugatti unter den Gaming-Mäusen. Nur, dass ihr keine unerträglichen Narzissten sein müsst, um eine haben zu wollen

Was kostet die Welt?

Traumhaft verarbeitet, bildhübsch und sehr leicht, ohne auf viele Features zu verzichten: Die Asus Harpe Ace Extreme ist nicht nur extrem teuer, sondern auch extrem gut.

Es ging mit Skepsis los. 300 Euro soll die neue noble, kabellose Maus von Asus kosten und weil dieser Tage alles teurer zu werden scheint, hatte ich eigentlich erwartet, die landläufig übliche, offenbar kompulsive Preissteigerung aktuell wäre nun einfach bis ins ohnehin schon teure Premium-Segment hinauf geschwappt. Nach guten zwei Monaten mit der Asus ROG Harpe Ace Extreme halte ich sie allerdings für die beste Maus, die ich je benutzen durfte. Das hier ist tatsächlich mehr Leistung für das Mehr an Geld, das Asus verlangt.

Tatsächlich gefällt sie mir in Haptik und Spielgefühl so gut, dass sie meine Standard-Maus – die Razer Basilisk V3 Pro, die seit fast zweieinhalb Jahren alle Wettbewerber auf meinem Schreibtisch weggebissen hat, jetzt beerbt hat. Gut, die kostet auch nur noch die Hälfte – Straßenpreis 140 Euro gegenüber den mittlerweile 280 Euro des vorliegenden Testgeräts. Aber das Überraschende war für mich eher, dass es ein paar Dinge gab, die für mich eigentlich gegen das Asus-Produkt sprachen.

Design und Verarbeitung Asus ROG Harpe Ace Extreme

Teile ihres Designs kamen einfach nicht meinen Spielgewohnheiten entgegen. Ich mag eigentlich Mäuse mit vielen Tasten, habe mich in all den Jahren dermaßen an die dritte Daumentaste der Basilisk so gewöhnt, dass ich sie nicht mehr missen wollte. Ich mag auchMausräder, die ich nach links und rechts kippen kann als zusätzliche Buttons. Jetzt muss ich mit nur fünf Tasten auskommen, was zu Beginn arg gewöhnungsbedürftig war.

Außerdem stand ich sehr leichten Mäusen zuletzt skeptisch gegenüber – und die Ace Extreme ist mit nur 47 Gramm so leicht, dass ich befürchtete, mit ihr buchstäblich übers Ziel hinauszuschießen. Nicht zuletzt, weil in der Produktbeschreibung etwas von Glasfüßen stand. Geringes Gewicht und kaum Reibungswiderstand waren für mich bisher kein Erfolgsrezept, auch wenn ich einsehe, dass es im Leistungsbereich durchaus seine Vorteile haben dürfte. Egal: Wie sich herausstellt, sind ab Werk handelsübliche Kunststoffgleiter unter der Maus installiert, die man auf Wunsch gegen beigelegte Glasfüße tauschen kann. Schön!

Asus ROG Harpe Ace - Bildergalerie

Und schön ist sie. Die gesamte Oberschale einschließlich der Tasten ist aus Kohlenstofffaser-Material gefertigt, das charakteristische Muster dieses Werkstoffes ist das einzige prominente Design-Element. Ansonsten gibt sich die Maus komplett schlicht und in klaren Linien gewandet. Ein graues Asus Logo auf dem Hintern ist mit dem einzigen beleuchteten RGB-Element, dem Mausrad, die einzige Eitelkeit, die sie sich leistet. Die Ace Extreme wirkt nackt, roh, irgendwie schlicht. In meinen Augen eben schön. Die Verarbeitung ist exzellent, alle Nähte liegen sauber aufeinander. Ich mag, dass die Aussparung für das USB-C-Kabel groß genug ist, dass wirklich jedes Kabel hineinpasst, das hier herumliegt, egal von welchem Hersteller.

Auch, dass zugunsten der Langlebigkeit auf Gummi-Einsätze für mehr Grip verzichtet wurde und stattdessen die Kunststoffflanken eine schraffierte, unverwüstliche Struktur aufweisen, ist nett. So leicht sie ist, so robust scheint sie auch. Sie sieht immer noch aus wie neu, obwohl ich sie täglich zwischen acht und zehn Stunden nutze. Zudem scheint sie keinerlei Fingerfett anzusammeln. Lediglich die gerillte Daumenauflage an der Seite (die wie die Unterseite aus Nylon besteht), fing nach einer Weile an zu glänzen. Mit ein bisschen Reinigungsalkohol sah sie aber wieder aus, wie am ersten Tag. So unverwüstlich war eine Maus selten.

Alles drin: Lieferumfang und Features

Auch die Ausstattung kann sich sehen lassen. Das klingt vielleicht albern jetzt, aber allein schon, wie die Verpackung die Maus präsentiert, ist ein schwer erbauliches Erlebnis. Die Umverpackung fällt wie ein Rückwärts-Origami einfach wieder in ihren Urzustand kreuzförmig gestanzter Pappe auseinander, um einer Fusion aus Schachtel und Präsentierstand preiszugeben. Zieht die Seiten auseinander, kommen, hochkant stehend, die Maus und ein praktisches Transport-Etui zum Vorschein.

Es sieht tatsächlich ziemlich cool aus, so albern es auch erscheint: Man merkt, dass Asus mit Liebe zum Detail dabei war und diese sündhaft teure Maus schon von Sekunde eins an – beim Auspacken – zu einem Erlebnis zu machen. Ich gebe zu: Es blieb nicht ohne Effekt. Ich werde nicht so weit gehen, den Ständer zum Nachtquartier dieses Nagers zu machen, aber ich würde niemals auf die Idee kommen, dieses Stück smarter Verpackung wegzuwerfen. So cool ist es.

Ebenfalls ein Schmuckstück ist das stoffbezogene Etui, das ist wahnsinnig schlank und das Profil der Maus zeichnet sich von außen sichtbar an, sodass man schon von Weitem sieht, was drin ist. Was man nicht sieht und trotzdem drin ist: Alles, was man so für den grundlegenden Betrieb der Ace Extreme braucht:

Das Kabel, das sehr leicht und flexibel in Textil daherkommt, der neue “Omni-Receiver”, der “Polling Rate Booster”, der den Nager von 1.000 Hz auf 8.000Hz bringt, und ein Dongle zur Verlängerung, falls der Rechner in der hintersten Ecke steht. Wer sich ohnehin im Asus-Ökosystem bewegt und eventuell auch eine Wireless-Tastatur des Herstellers nutzt, wird sich insbesondere über den Omni-Receiver freuen, mit dem man beide diverse Keyboards und Mäuse an nur einem Empfänger ohne Performance-Einbußen nutzen kann. Eine schöne Innovation. Hier die Liste der kompatiblen Asus-Geräte. Auf jeden Fall schön, um ein wenig Ordnung am Rechner zu halten.

Im Boden der Display-Schachtel verstecken sich neben den obligatorischen Stickern, die sich sämtliche Hersteller mittlerweile gerne sparen können, noch Ersatzgleiter aus PTFE (Teflon) und Glas, sowie Grip-Tape, die die Griffigkeit der Maustasten und der Flanken der Maus erhöhen sollen. Ich habe das Tape weggelassen, im Palm-Grip halten sich die Vorteile in Grenzen und in meinen Augen sieht die Harpe Extreme ohne deutlich hübscher aus. Außerdem befindet sich noch ein Cleaning Kit in der Schachtel, das wohl dazu da ist, die Oberflächen für die Gleiter so zu reinigen, dass sie optimal kleben bleiben.

Die Maus verbindet sich über 2,4 GHz, wie gesagt, mit bis zu 8.000 Hz Polling und tastet bis zu 42.000 dpi ab. Schnelleres Polling kostet allerdings auch Batterielaufzeit und nur die wenigsten merken den Unterschied zu 1.000 Hz, deshalb läuft sie auch bei mir auf 1.000. Dann erreicht die Harpe Ace Extreme die angegebenen 70 Stunden Batterielaufzeit (Licht aus!) problemlos, was für eine derart leichte Maus respektabel ist. Bei 8.000 Hz wird sie mindestens geviertelt. Weiterhin kann man die Maus per Kippschalter auf Kabel- und Bluetooth-Betrieb umschalten. Auch auf Glas funktioniert sie.

Erfreulich fand ich auch, dass Asus mittlerweile ein Einsehen hatte. Statt der aufgeblasenen Armoury Crate reichen nun die neuen Armoury Crate Gear Programme, die deutlich schlanker sind. Aber auch durch Tastenkombinationen der Maustasten und den Buttons an der Unterseite kann man Einstellungen wie das Umschalten der Polling Rate und der Lift-off Distance vornehmen, falls man mal an einem PC unterwegs ist, der die Software nicht installiert hat. Alles top!

ROG Harpe Ace Extreme in der Praxis

Abzüglich der Daumentasten ist die Maus perfekt symmetrisch und selbst als jemand, der eine Weile Mäuse um die 65 Gramm benutzt hat, fällt mir das reduzierte Gewicht noch deutlich auf. Schon mit den kleinen Standardfüßen gleitet sie wunderbar präzise über verschiedenste Oberflächen. Die Asus-eigenen optischen Mikroschalter klicken wunderbar satt und gleichmäßig. Die Daumentasten sind von der eher kleinen Sorte, aber bestens zu unterscheiden und zu erreichen. Auch ihre Klicks fühlen sich sehr befriedigend an. Das Mausrad rollt derweil schön ruhig über die Seiten des WWW (sagt das noch wer?). Als Palm-Grip-Spieler bin ich mit der Ergonomie sehr zufrieden und ich kann kaum genug loben, wie entspannt auch lange Sessions sind, wenn man eine fast schwerelose Maus über die Matte schiebt.

Besonders beeindruckend ist, wie hart die Außenschale wirkt, egal, wie verkrampft ich sie in Call of Duty Black Ops 6 quetsche, ganz gleich, wie viel Anspannung gerade in einem Stalker 2 Bunker herrscht, die Maus wirkt um einiges stärker als meine Hand. Selbst Ergonomie, Materialwahl, Laufruhe und Performance dürften höchsten Ansprüchen genügen. Ich habe sehr viel Freude mit diesem Gerät, das mit großer Sorgfalt designt und gefertigt scheint. Doch nun ist es ja so, dass es eine Menge Mäuse gibt, die viel vom Gleichen machen, was die Harpe Extreme tut, und deutlich günstiger sind. Einige davon heißen sogar auch Harpe Ace und kommen von Asus selbst. Razer hat ein paar verdammt schöne Vipe

Die Harpe Ace Mini habe ich zum Vergleich bekommen, sie unterscheidet sich im Baustoff und das beigelegte Zubehör. Insbesondere kommt sie ohne Etui, Omni-Receiver, Polling-Rate-Booster und Glasfüße daher. Alternative PTFE-Gleiter und Grip-Tape sind aber auch hier Teil des Pakets. Vor allem aber sind die Leistungsdaten beinahe identisch. Die 1cm kürzere und 2mm flachere Maus wiegt trotz eines schwereren Materials – biologisch basiertem Nylon – nur 2 Gramm mehr (49 Gramm insgesamt) und fühlt sich ebenfalls exzellent an. Zum Preis von circa 130 Euro eine echte Alternative. Zumal sie sich deutlich weniger “mini” anfühlt, als sie ist.

Die Harpe Ace Aim Lab ist mittlerweile um die 100 Euro zu haben und wiegt nur 7 Gramm mehr als die Extreme. Auch hier gibt es weniger Zubehör, aber wenn man auf die konkurrenzlose Leichtigkeit der Extreme, den Verarbeitungsbonus, das luxuriöse Zubehör und die geradezu verschwenderische Präsentation verzichten kann, ist auch das eine Spitzenklasse-Maus.


Die Asus ROG Harpe Extreme könnt ihr online für 279,90 Euro bei Alternate.de, Notebooksbilliger.de oder Amazon.de bestellen.


Asus ROG Harpe Ace Extreme - Fazit

Ganz eindeutig: Die Asus Rog Harpe Ace Extreme ist ein Luxusprodukt – aber eines, das man nicht zum Angeben kauft. Sie ist ein Schmuckstück in Sachen durchdachtes Produktdesign und beneidenswert gut verarbeitet. Der Feature-Umfang ist für eine so leichte Maus ebenfalls überraschend. Andere Nager, die versuchen, Gewicht zu verlieren, streichen Features wie Beleuchtung oder Bluetooth (nicht, dass ich es brauchen würde) oder stanzen Löcher in die Außenschale. Die Ace Extreme hat das nicht nötig und liefert trotzdem eine bemerkenswerte Leistung ab. Ihre Machart imponiert ebenso sehr, wie ihr Preis zunächst einschüchtert. Gleichzeitig umweht sie der Hauch des Unverwüstlichen, Ewigen. Irgendwie passend, dass ihre Schachtel wie ein Podest für ein uraltes, kostbares Artefakt gestaltet ist.

Die Harpe Ace Extreme also: Ganz sicher keine Maus, die man unbedingt braucht. Aber eine, über die man sich jeden Tag aufs Neue ein bisschen freut, wenn man eine hat.

Asus ROG Harpe Extreme
PROCONTRA
  • Wundervoll verarbeitet
  • Unfassbar leicht
  • Hübsches Design
  • Viel gutes Zubehör
  • 70 Stunden Akkulaufzeit bei 1.000 Hz sind für das Gewicht respektabel
  • Omni-Receiver lichtet Dongle-Konvolut
  • Verschlankte Armoury Crate Gear Software
  • Teuer, aber günstigere Varianten der Harpe sind ebenfalls zu haben

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