Aus für Silent Hills? Konami entfernt P.T. aus dem PSN
Das Verschwinden des "playable Teasers" ist ein Warnsignal für das Medium.
Zugegeben: Für Panik ist es noch zu früh, nicht? (Update: Ist es nicht! Zumindest del Toro und Reedus sind wohl nicht mehr am Projekt beteiligt) Nachdem man sich aber wochenlang fragte, wie es nach Kojimas zunächst verdächtig stichhaltig kolportierten und schließlich offiziell bestätigten Abgang bei Konami zum Ende des Jahres um das Projekt bestellt ist, sorgt die Mitteilung schon für eine kurze Schockstarre: Auf der offiziellen Seite von Konamis "playable Teaser" (P.T.) für Silent Hills steht zu lesen, die Vertriebsperiode des Titels werde am 29. April enden. Das Spiel, das im letzten Sommer für Rätselraten, Nägelkauen und einige der effektivsten Horrormomente des Mediums sorgte, verschwindet allem Anschein nach aus dem PlayStation Store.
Bislang ist nicht bekannt, weshalb, denn offiziell ist Silent Hills noch in der Entwicklung. Ebenfalls wissen wir nicht, ob P.T. nur vorübergehend entfernt wird, für welche Dauer und ob womöglich eine überarbeitete Fassung seinen Platz einnimmt. Wann auch immer. Ungeachtet des Schicksals der Kollaboration von Hideo Kojima und Guillermo Del Toro wäre das Verschwinden des absolut erschütternden Grusel-Phänomens vom letzten August jedoch an und für sich schon eine Tragödie. Ein erneutes Warnsignal, das überdeutlich auf die Gefahren des eigentlich als so komfortabel und praktisch empfundenen digitalen Zeitalters aufmerksam macht.
Ein Titel, der nur digital erhältlich war, hält sich noch ein paar Jahre auf diversen Laufwerken, um irgendwann, wenn die letzte Kopie mitsamt ihrer Heimat-Festplatte abgeraucht ist, nur mehr bloße und verblassende Erinnerung zu werden. Kommt P.T. nicht in irgend einer Form zurück, streicht Konami ein Stück Videospielgeschichte einfach aus dem Netz. Projekte wie Silent Hills starten und zerfallen am laufenden Band, wenn sich die Wege der Verantwortlichen trennen oder sich gegenläufige Visionen nicht vereinbaren lassen. Dafür kann niemand etwas, damit muss man leben, es akzeptieren, den Rotz hochziehen und weitermachen.
Was man jedoch nicht akzeptieren sollte, ist das Vergessen bereits ge- und erlebter Werke. Nie zuvor in der Menschheitsgeschichte mussten wir derart um unser Vermächtnis für die Nachwelt bangen. Filme, Musik, Spiele und zunehmend auch Literatur werden digitalisiert und nehmen eine Form an, die man ohne spezifische technische Hilfsmittel weder sehen noch anfassen kann. Werden zu vergänglichen elektrischen Impulsen von denen nichts mehr bleibt, wenn der letzte Datenträger irreparabel beschädigt wird oder der letzte User mit Download-Rechten das Zeitliche segnet. Hier versteinert nichts, wird nichts in Bernstein oder Salzwasserschlacke konserviert, was in ein paar Tausend Jahren mal Rückschlüsse auf seinen Nutzen oder Wert für unsere längst zu Asche reduzierte Zivilisation zulässt. Teile unserer Kultur verwandeln sich unter unseren Augen in Schall und Rauch.
Die voranschreitende Digitalisierung ist einfach der Gang der Dinge, daran ist nicht zu rütteln. Und zu weiten Teilen macht jeder von uns da aus diversen guten Gründen gerne mit. Bis Entscheider weltweit ungeachtet von DRM- und Nutzungsrechtefragen jedoch den einen, mehrfach gesicherten, "globalen Weltkultur-Archivserver" einrichten, geht mit diesem Luxus aber irgendwo auch eine Pflicht daher. Die Pflicht, sich ein bisschen fester an die Dinge klammern, die auf der Kippe stehen. Also, was auch mit P.T. passiert, ob es nun zurückkommt, ausgebaut wird oder sich gar in Teilen in einem Silent Hills wiederfindet, das sich trotz aller bedenklicher Personalien bester Gesundheit erfreut: Sicher ist sicher, werft in jedem Fall vor dem 29. April den Download an! Wer weiß, vielleicht betätigt ihr euch - zumindest temporär - als Archivar eines kleinen Stückes Videospielgeschichte. Die paar Gigabyte sollte es euch wert sein.