Avowed fühlt sich an wie The Outer Worlds - Und ich finde, das ist definitiv eine gute Sache
Dialoge, Entscheidungen, Humor.
Was soll bei einem Rollenspiel von Obsidian schon schiefgehen? Nun, dass Dinge nicht bestens laufen, kann immer mal vorkommen. Doch in der Vergangenheit hat das Studio häufig genug bewiesen, wozu es in der Lage ist, nicht zuletzt durch Fallout: New Vegas oder in jüngerer Vergangenheit mit The Outer Worlds. Und genau in die gleiche Kerbe schlägt auch das kommende Avowed.
Dabei ist dessen Welt alles andere als unbekannt, schließlich ist Eora gleichermaßen der Schauplatz von Obsidians Pillars-of-Eternity-Spielen. Aber keine Sorge, ihr müsst die nicht gespielt haben, um im Februar 2025 euren Spaß mit Avowed haben zu können. Habe ich nämlich auch nicht und ich hatte zumindest beim Anspielen auf der gamescom 2024 nicht den Eindruck, etwas Wichtiges zu verpassen.
Lore, Humor und viel Fantasy
In Avowed geht es darum, dass Eora von einer magischen Plage heimgesucht wird. Ihr kommt wiederum aus einem nahegelegenen Imperium und stellt Untersuchungen an. Auf der gamescom ließ man mir dabei die Wahl, ob ich eine Quest als Barbarian, Ranger oder Mage spielen wollte. Ich entschied mich für den Ranger, der mit Bogen und zwei Pistolen bewaffnet ist. Meine Aufgabe: In einem Dungeon eine vermisste Expedition finden.
Begleitet werde ich von Kai, der mich im Kampf unterstützt und immer mal einen Kommentar von sich gibt oder in Dialogen zum Zug kommt. So etwa, als wir einem schwer verletzten, zurückgelassenen Mitglied der Expedition begegnen. Hier zeigt sich dann schon, dass ihr regelmäßig viele Möglichkeiten habt. Ihr könnt das komplett ignorieren oder aber ihm helfen und ihn heilen.
Immerhin will der Zurückgelassene "nicht als Jungfrau sterben", wie er betont. Also frage ich kurzerhand Kai, ob er ihm helfen kann. Der das zuerst einmal vehement verneint, bevor ihm doch der Gedanke kommt, dass ich damit meine, ihn zu heilen. Nicht das andere. Kann er später aber auch machen, wenn er will, ist mir egal. Jedenfalls ist es ein gutes Beispiel für den Humor, mit dem ihr in Avowed rechnen könnt. Es nimmt sich nicht immer selbst so ernst. Freundlich, wie ich bin, heile ich den guten Mann also, bevor er uns weiter in den Untergrundbereich schickt. Genau sagen, wo sich die Expedition befindet, kann er jedoch auch nicht.
Auf dem Weg tiefer in diesen Dungeon hinein fällt auf, dass hinter Avowed viel World-Building steckt. Wiederholt findet ihr Botschaften, Bücher und dergleichen mit Hintergrundinfos, die euren Kodex Stück für Stück ergänzen. Jeder, der wirklich tief eintauchen möchte, kann das auf diese Art tun, genauso gut müsst ihr das jedoch nicht tun, um irgendwie weiterzukommen.
Ein Fantasy-Game ohne Skelette? Das geht doch nicht
Ein Stück weiter treffen wir auf Sargamis, ein Orakel mit einem goldenen Körper. Er sucht nach einem Relikt namens Splinter of Eothas, hinter dem wohl auch die Expedition her war. Natürlich willige ich ein, danach zu suchen und finde das gute Stück kurze Zeit später. Als ich es aufnehme, triggert das – wie sollte es anders sein? - einige Feinde. Eine Reihe von Skelettkriegern will nicht, dass wir das Relikt mitnehmen. Darunter sind nicht nur Nah- und Fernkämpfer, sondern auch eine Art Priester, der andere heilen kann, sowie ein besonders starkes Skelett. Idealerweise räumt man also zuerst den Heiler aus den Weg, bevor man sich um den Rest kümmert.
Mit vielen Fähigkeiten ist mein Level-5-Charakter in dem Moment noch nicht gesegnet, ich kann mich aber unsichtbar machen oder Wurzeln beschwören, die Gegner für kurze Zeit an Ort und Stelle halten. Später probierte ich auch noch kurz den Magier aus, der wiederum eine schützende Frostbarriere oder zielsuchende, magische Geschosse aktivieren kann, die beim Einschlag explodieren. Ganz allgemein gibt es übrigens einen Fähigkeitenbaum für den eigenen Charakter, für Begleiter und dann auch noch die Godlike Skills. Zu Letzteren zählt unter anderem Divine Thorn, eine Stealth-Attacke mit massivem Schaden, die ihr auslösen könnt, wenn ihr euch von hinten an euren Gegner heranschleicht.
Nach diesem kleinen Scharmützel geht es zurück zu Sargamis, dem ich das Relikt übergebe. Er ist sichtlich zufrieden und möchte damit und mithilfe einer von ihm konstruierten Maschine den God Eothas zurückholen. Ob das jetzt grundsätzlich so eine gute Idee ist, sei mal dahingestellt, ich helfe ihm aber einfach mal. Wenngleich es keinen Erfolg hat. Eothas bleibt, wo er ist, und Sargamis ist enttäuscht. Im abschließenden Gespräch kann ich ihm verschiedene Dinge raten, etwa den Leuten in den Living Lands oder in Deadfire helfen, oder ihm die Entscheidung selbst überlassen. Ihr könnt auch Kai nach seiner Meinung fragen.
Und nach getaner Arbeit war es das auch schon mit dieser Aufgabe und mit meiner Anspielsession. Letztlich hinterlässt Avowed dabei ein gutes Gefühl. Die Erkundung der Spielwelt aus der Ego-Perspektive funktioniert bestens, es gibt viel zu entdecken und zumindest Ranger und Mage spielen sich zwar durchaus ähnlich, aber doch unterschiedlich genug. Es hat etwas Magisches (ha!) an sich, mit einem Zauberbuch in der linken und einem Zauberstab in der rechten Hand zu kämpfen.
Optisch hinterlässt Avowed dabei einen sehr guten Eindruck. Es versucht auf jeden Fall seinen eigenen Stil zu finden, wenngleich vereinzelt das Gefühl entsteht, dies und das könnte aus anderen bekannten Fantasy-Universen stammen. Aber man kann ja auch nicht immer das Rad neu erfinden. Es wirkt – zumindest in dem Abschnitt, den ich spielte – nicht trist, sondern farbenfroh und lebendig. Eine Schöne Abwechslung zu "gritty and dark".
Auf jeden Fall hat es mich neugierig gemacht. Ich denke nicht, dass man sich bei Avowed große Sorgen machen muss. Soweit ich das beurteilen kann, wird es einfach ein typisches Obsidian-Spiel. Gefällt euch das, dürftet ihr damit sehr wahrscheinlich eure Freude haben. Und wenn ihr noch keine Erfahrungen damit habt, schaut doch mal rein. Euch erwartet hier kein ausuferndes Monster à la Skyrim, sondern etwas, das euch zwar eine Weile beschäftigen wird, aber dennoch überschaubar bleibt. Eben wie The Outer Worlds.