Baja: Edge of Control
Endliche Wüste
Eines haben aber nahezu alle Modi gemeinsam: Verlässt man die Strecke für mehrere Sekunden, wird man gnadenlos auf die vorgegebene Piste zurückgesetzt. Das gilt gleichermaßen für Fahrzeuge, die eine Kurve zu sehr schneiden, wobei das System hier scheinbar inkonsequent arbeitet. Mitunter manifestiert sich nämlich der Eindruck, dass man bei einer Abzweigung für etwas bestraft wird, wofür man ein paar Kurven noch straflos davon kam. Ein allzu weiter Ausflug über den Streckenrand hinaus ist also eher weniger empfehlenswert.
Wer keine Lust auf Einzelrennen hat, tobt sich in der „Baja Career“ aus. Zu Beginn schnappt man sich mit kleinem Budget einen Renner der Kategorie „Baja Bug“ und arbeitet sich Stück für Stück in acht Ligen nach vorne, die jeweils einer der acht Fahrzeugklassen entsprechen. Durch Siege und gute Platzierungen sammelt man neben Pokalen und Erfahrungspunkten – nötig zur Freischaltung weiterer Events – auch Kohle. Die ist wiederum zum Erwerb neuer Vehikel und besserer Teile erforderlich. Letztere bescheren der Karre zuverlässigere Bremen, stärkeren Motoren oder eine effektivere Kühlung. Und obendrein darf man sogar selbst über das Tuning an diversen Einstellungen herumspielen, um etwa die Stärke die Bremsen manuell anzupassen.
Zumindest die Upgrades sind bitter nötig, denn ohne sie reißt man in vielen Wettbewerben nicht wirklich viel. Das Leben schwer macht dabei ebenso die Physik-Engine von Baja. Jede Bodenwelle hat Einfluss auf das Fahrzeug. Es bleibt praktisch kein Moment, in dem man mal seinen Finger von der Lenkung entfernen könnte. Ansonsten befindet man sich nämlich ganz schnell neben der Piste und verschenkt mitunter den Sieg. Schäden erleiden wird der Bolide auf jeden Fall. Egal, ob es nun durch einen zu übermütig überquerten Hügel und einen darauf folgenden Überschlag oder Kollisionen passiert. In solchen Situationen helfen je nach Spielmodus ein Helikopter, den man auf Knopfdruck anfordert, oder eine Werkstatt am Streckenrand. Kurz ein paar Sekunden parken und schon bringen die freundlichen Helfer das eigene Vehikel wieder in Schuss.
Im Großen und Ganzen will Baja: Edge of Control eher Simulation als Arcade-Racer sein. Die Spitzenpositionen in einem jeden einzelnen Event lassen sich nur schwer mal eben so nebenbei erreichen, sondern erfordern einerseits die Beherrschung des Fahrzeugs, andererseits eine kontinuierliche Aufrüstung der Einzelteile. Einsteiger werden eine ganze Weile damit beschäftigt sein, ihren fahrbaren Untersatz unter Kontrolle zu bringen. Und hat man erstmal den Dreh raus, lässt sich Baja ohne größere Schwierigkeiten steuern.
Wer zu denjenigen gehört, die sich gerne über Internet mit menschlichen Mitspielern messen, darf das gerne tun, allerdings ausschließlich in kurzen Einzelrennen mit jeweils acht Fahrern. Baja-Events und Free Ride stehen lediglich im Splitscreen-Modus (maximal vier Teilnehmer) oder via System Link zur Verüfung.
Das durch die riesige Spielwelt erzeugte Gefühl von Freiheit verpufft in Baja angesichts der vorgegebenen Streckenpfade leider recht schnell wieder, dabei ließen sich hier mit etwas Fantasie sicherlich allerhand spannende Rennen und Kurse aus dem Boden stampfen. Was bleibt, ist ein zumeist eher standardmäßiges Aufgebot an abgegrenzten Rennstrecken, sieht man mal von den extremen Steigungen in Hill Climb und dem Spielplatz Free Ride ab.
Das, was aus Baja ein einzigartiges Rennspiel hätte machen können, bleibt also ungenutztes Potential und hat sich scheinbar irgendwo in der Wüste verirrt. Gleichermaßen reicht die Optik mit ihren teilweise lächerlich wirkenden Streckenobjekten nicht an die heutigen Ansprüche heran. Wenigstens retten die anspruchsvollen KI-Recken und die dadurch fordernden und interessanten Rennen das Spiel vor dem völligen Absturz ins Mittelmaß.
Baja: Edge of Control erscheint am 26. September für PlayStation 3 und Xbox 360.