Baja: Edge of Control
Freiheit für Off-Road-Fans?
Freiheit ist ein großes, mächtiges Wort. Es ist ein Bestandteil der menschlichen Seele und die Sucht nach immer neuen, unbekannten Erfahrungen. Selbst bei so etwas unbedeutendem wie einem Videospiel kann es eine Revolution auslösen. Vielleicht keine Umwälzung, die das Gefüge der Welt aus den Angeln hebt, sondern eher eine gänzlich neue Spielerfahrung, die ein ganzes Genre im Mark erschüttert oder gleich ein neues generiert.
Es war die Geburtsstunde der Open-World-Games, die mit Grand Theft Auto, Midnight Club oder Far Cry Maßstäbe setzten und mit der aktuellen Generation fast zum Standard wurden. Es war die scheinbare Befreiung des Spielers von dem Diktat des Game Designer und ein frischer Wind, der nicht umsonst die Branche im Sturm eroberte. Es war ein Versprechen auf unbekannte Weiten, eine reale, lebende Welt und immer neue, spannende Herausforderungen. Ideal also, um damit eines der brutalsten Offroad-Rennen der Welt zu simulieren: Die Baja 1000 Rennserie.
Im Unterschied zu klassischen Rally-Veranstaltungen, in denen Ihr vorrangig gegen die Zeit kämpft, verlagert sich beim Rennen durch die mexikanische Wüste die Auseinandersetzung auf die Bewältigung der Strecke. Abseits normaler Pisten verwandeln sich nämlich selbst gemütliche Geraden in ein ständiges, kontrolliertes Fallen, das ohne wohldosierte Lenkbewegungen unweigerlich in den Abgrund führt. Außerdem bleibt es den Fahrern überlassen, wo und wie sie das Ziel erreichen.
Die Spur des Hauptfelds gibt zwar eine ungefähre Richtung vor, doch es bleibt viel Raum für ungewöhnliche Strategien. Das macht die Baja 1000 zu einer so einmaligen Renngeschichte, die in der brütenden Hitze schnell zum Überlebenskampf wird.
Schade nur, dass die Entwickler von 2XL Games (Ehemalige von ATV Offroad Fury) nicht die Chance und ihre gelungene Open-World-Engine genutzt haben, um diese Rennerfahrung glaubhaft zu simulieren. Baja präsentiert Euch zwar einen Free Ride Modus, in dem Ihr nach Lust und Laune auf den gewaltigen Karten herumfahren könnt und es einige Überraschungen gibt, doch bei allen Rennen, auch beim Baja 1000, bedeutet ein Ausflug abseits der Piste früher oder später den Reset. Am schnellsten passiert dieses zeitintensive Zurücksetzen wenn Ihr eine Kurve schneidet. Innerhalb 1 Sekunde werdet Ihr gnadenlos bestraft und landet damit ein ganzes Stück weiter hinten.
Verlasst Ihr auf einer Geraden die vorgegebene Strecke, bleiben Euch bis zu 8 Sekunden, um wieder den Streckenkorridor zu erreichen, sonst greift das Spiel erneut ein. Statt Euch also wie beim realen Vorbild einigermaßen selbst den Weg zu suchen, bleibt Euch bei Baja so nur eine Strecke. Gut, dass diese wenigstens sehr abwechslungsreich gestaltet wurden, sonst würde das ganze Konzept den Bach herunter gehen.
Auch die Streichung der Motorräder, die das Original in den letzten Jahren immer wieder diktiert haben, ist ein herber Rückschlag. Stattdessen werden 10 Vierrad-Fahrzeug-Klassen angeboten, die von kleinen Funmobilen bis hin zu hochgezüchteten Rally-Monstern reichen.
Immerhin fällt die Strecken- und Modus-Wahl umfangreich aus und auch die Baja-Karriere macht ihrem Namen alle Ehre. In verschiedenen Renn-Klassen müsst Ihr Euch nach oben kämpfen und mit Sponsoren und Tuning die Königsklasse des Baja 1000 erreichen. Die Fahrdauer dieser Monsterstrecke wurde von den realen ca. 27 Stunden auf ca. 3 reduziert, trotzdem kein Modus für Sitzpinkler, Warmduscher und Frauenversteher – wie zum Beispiel mich. Dabei bietet der Titel einen interessanten Twist: Wenn Ihr zu verdreckt am Ziel ankommt und die Sponsoren-Aufkleber nicht mehr zu sehen sind, gibt es weniger Geld.